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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dunkle Erinnerungen


Erich Kykal
28.12.2012, 15:16
Wir lachen laut, um manches zu verbergen,
das an uns gräbt, wenn wir alleine sind
mit des Erinnerns ungeliebten Schergen,
genannt Gewissen, Reue und auch Scham,
und wirken hilflos wie dereinst als Kind,
wenn uns ein tiefes Wehtun überkam.

Wir drehen uns, wie in uns selbst gefangen,
nur immer ruhelos im gleichen Kreis,
aus dem wir lebenslänglich nicht gelangen,
gewachsen an der Schuld, doch unvergeben
vom eignen Selbst, das gleich der Hölle Kreis
uns grausam bindet, wo wir einsam leben.

Sind wir nicht andre lang, da wir doch lernten
aus allem Übel, das wir einst getan?
Aus nicht vergessenen, doch weit entfernten
Gefäßen alten Schmerzes tropft ein Schämen
in wunde Glut und facht sie tosend an,
uns Zuversicht und allen Mut zu lähmen.

Doch nur, wenn wir die Schatten auch umarmen,
die uns zu jenen machten, die wir sind,
wenn wir Vergebung finden und Erbarmen
auch vor uns selber, die wir menschlich fehlen,
kann endlich sein, dass all das Blut gerinnt,
und Wunden heilen, statt uns nur zu quälen.

Cebrail
30.12.2012, 17:07
Hallo Erich,
von meinem Verständnis her ein Stück darüber, dass es immer zwei Seiten gibt.

Deine Zeilen greifen tief und finden Anklang bei mir.

Hier lese ich von der Akzeptanz der dunklen Seite,
darüber dass man den eigenen Dämonen annehmen kann und
das Vis a Vis mit ihm nicht unbedingt furchtbar sein muss.

Ein Gegenübertreten ist nicht wirklich leicht, kann aber auch ein
Gewinn sein, um sagen wir mal (und ich hoffe das klingt nun nicht
zu Esotorisch), einig mit sich selbst zu werden.

Ich befasse mich gerade sehr intensiv mit diesem Thema und kann dem
der soviel Kraft / Mut, (wie auch immer), aufbringen kann / konnte,
nur meine Anerkennung aussprechen.

Eigentlich bin ich nicht so, dass ich an Texten herumkrittel, nur das doppelte
uns gefällt mir nicht wirklich, ist aber, so glaube ich, von dir bewusst so eingesetzt worden.

Sehr gerne gelesen.
Einen lieben Gruß
C.

Erich Kykal
30.12.2012, 20:43
Hi, Cebrail!

Danke für deine Gedanken!
Das doppelte "uns" mag ich auch nicht, fand aber bis dato keine akzeptable Alternative, die den Inhalt gleichermaßen auf den Punkt bringt.

LG, eKy

PS am Rande: Deine Signatur ist teilweise extrem schlecht lesbar - soll das so sein? Ebenso vergeudet sie unnötig viel Platz - muss das sein? Waren wir nicht irgendwann gehalten, grade dort sparsam zu agieren?

Dana
30.12.2012, 21:30
Lieber eKy,

mit jenen kleinen und großen Höllen ist ein Menschenleben wohl immer behaftet - es sei denn, es kennt weder Gewissen noch hat es ein Herz.
Und so liest sich auch dein ansprechendes und berührendes Werk, wobei ich berührend eher -betroffen machend- für mich übersetzen möchte.
Man liest sich durch die Strophen, findet viele (alle) eigene Befindlichkeiten und sehnt sich nach einem "Trost". Der kommt in der letzten Strophe und mit der stimmt man der Aussage zu und bewundert erst danach das wunderbar umgesetzte Werk.
Leider weiß man darum nicht von Kind an. Man lernt zu verbergen, zu überspielen und gar nicht selten hofft man, man würde eine Schuld oder Scham nur persönlich zutiefst empfinden.
Nach gesammelter Erfahrung hat man den Umgang mit Schuld und Schmerz ein wenig für sich begriffen. Sich selbst zu vergeben ist viel, viel schwerer als man glaubt.
Ich habe sehr unter Alpträumen gelitten und an der "Deutung" gearbeitet.
Ein Hilfsmittel war, dem "Dämon" mit Liebe zu begegnen, ihn so anzusprechen und ihm zu vergeben. Es half tatsächlich.
Das hat im übertragenen Sinne auch mit deinem Werk zu tun. Der "geträumte Dämon" ist/war ein Teil von mir.

Ein gutes und interessantes Thema, denn es geht nicht ausschließlich um große Wunden. Wie oft sind es die kleinsten, fast unbemerkten von anderen, die wir aber für uns ganz anders betrachten und durchleben.

Ich lese gleich noch einmal.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
03.01.2013, 12:57
Hi, Dana!


Ich lese gleich noch einmal.


DAS ist das schönste Lob überhaupt!:)

Vielen Dank!

LG, eKy