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Sein und Vergehen
Was soll nur werden, was, aus unserm Sein?
Das Sein vergeht, das sich ins Meer ergießt,
wo schließlich alles Menschliche zerfließt.
Denn dies verteilt sich mehr mit jeder Welle,
zu Wasser wunderwandelt sich der Wein.
Beschritten ist der Weg vom Ich zum Wir,
das will man nicht und klammert sich ans Hier.
Mein enger Geist! - Es ist so schwer zu fassen:
Am Ende kehren wir zurück zur Quelle,
doch müssen wir erst alles gehen lassen.
poetix
Erich Kykal
19.02.2014, 19:07
Hi, poetix!
Gelungener Gedankengang! Sprachlich gekonnt formuliert erschließen die Bilder eine philosophische Sichtweise.
Auch wenn das Reimschema unregelmäßig ist, letztlich findet jedes "offene" Ende seine Entsprechung.
Zur homogeneren Gestaltung möchte ich andenken, die Trennleerzeilen überhaupt wegzulassen.
Dann finden sich die Reimenden leichter, man muss nicht quasi strophenübergreifend danach suchen gehen.
S2Z1 - Hier würde ich statt "dies" ein schlichtes "es" setzen - so wäre der Bezug auf das Sein oder das Menschliche in den vorherigen Zeile klarer.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy
Dein Gedicht über das Leben und Tod ist gelungen.
Die Frage: wo enden wir?
Du meinst im Meer, die Idee finde ich gut, denn es bewegt sich immer.
Es gibt Zeiten im Leben da denkt man das Leben ist das Schönste, doch je älter man wird, wird " Sein und Vergehen" immer mehr zu Thema.
gerne gelesen und mitgedacht sy:)
Hi eKy,
danke für deinen Kommentar. Das "es" werde ich gern übernehmen. Die Leerzeilen ganz wegzulassen, würde mir nicht so gefallen. Ich fürchte, das Ganze wirkt dann wie eine einzige homogene Masse. Ich hatte gehofft, mit den Strophen und den verteilten Reimen würde das Gedicht etwas "moderner" wirken. (Mir ist schon vorgeworfen worden, dass meine Gedichte altmodisch wären.) Aber auch darüber werde ich noch einmal nachdenken.
Viele Grüße
poetix
P.S. Ich hatte das "es" schon eingefügt, dann ist mir eingefallen, warum ich ursprünglich "dies" stehen hatte, nämlich wegen der Betonung: Die Silbe muss betont sein; man kann zwar auch "es" betonen, aber für mich hört sich das merkwürdig an. Ich werde mal noch weiter darüber grübeln.
Hallo syranie,
danke für deinen Kommentar. Ja, das Meer ... Das ist für uns Menschen eine der eindruckvollsten Naturgegebenheiten. Hier habe ich es allerdings als Gleichnis gebraucht. Ich hatte dabei an die altindische Philosophie gedacht, an das Eingehen des Atman in das Brahman. Da das ja kein Philosophietext ist, sondern auch eine gewisse Freiheit erlaubt ist, habe ich dann das Ganze noch mit christlichen Motiven vermischt (die wundersame Wandlung von Wasser zu Wein, hier in umgekehrter Richtung). Und schließlich: Ich denke immer noch, dass das Leben schön ist, und zwar denke ich das desto mehr, je weniger vom Leben übrigbleibt. Es freut mich, dass es dir gefallen hat.
Viele Grüße
poetix
Erich Kykal
20.02.2014, 00:40
Hi nochmal!
Bei einem eher kurzen Gedicht wie diesem besteht m.E. keine Gefahr, dass man es als "homogene Masse" betrachten könnte. Aber das ist natürlich deine Entscheidung.
Bezüglich Betonung: Ich sehe bei der Verwendung des "es" kein Problem. Das "es" sticht vielleicht nicht so stark hervor wie das "dies", aber das ist schon alles. Die Zeile funktioniert mit beiden Worten, und das "es" ist reflexiv klarer nachvollziehbar und besser verständlich. Aber auch das ist natürlich deine Entscheidung.
Und jetzt fall ich auch schon nicht mehr damit lästig!;)
LG, eKy
Hallo eKy,
danke für dein sogenanntes "Lästigfallen". Nicht nur, dass ich mich über die Resonanz freue, es ist auch hilfreich, selbst dann, wenn ich die Vorschläge nicht sofort umsetze: Sie wirken nach. So auch hier. Du hast in beiden Punkten natürlich recht und trotzdem kann ich mich noch nicht zu den Änderungen überwinden. Man ist halt in sein Werkchen verliebt.
Viele Grüße
poetix
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