Erich Kykal
07.02.2018, 12:02
FRAUENBILDER
Die Debütantin
So schön und selten wie ein Reh im Hage,
das lauschend harrt in zierlich wacher Pose,
eröffnet sich dem Raume jene Rose,
die ihn betritt wie eine stumme Frage,
ob sie schon würdig sei und Herr der Lage.
Die Miene ernst, die Haare licht und lose,
erobert sie, was hier in Rock wie Hose
versammelt ist an diesem Feiertage.
Sie trägt nicht leicht an all den tiefen Blicken,
die ihr die Jungen wie die Alten schicken,
jedoch sie schreitet lächelnd durch die Reihen,
als wäre sie die Königin der Stunde,
gesalbt mit Schönheit, um der ganzen Runde
erst wahren Sinn und Größe zu verleihen.
Die Dame
Sie wirkt wie eine Königin erhaben,
dabei natürlich wie in schlichtem Kleide,
und ihre Würde trägt sie wie Geschmeide
um eine Wohlgestalt und deren Gaben.
Wie einen hohen schlanken Turm die Raben,
umkreisen Blicke wie aus Samt und Seide
ihr Angesicht, das wirkt, als ob es leide
an allem, was sie schauen will und haben.
Verträumt beinahe hebt sie ihre Hände,
als wüchse ihr die weite Welt ins Wesen,
darein ihr ganzes Wohl und Wehe mündet,
das nie ein anderer so tief ergründet,
sein eigenes Geschick daraus zu lesen,
und was er an Erfüllung darin fände.
Die Alte
Ins viel zu vielte Jahr des langen Lebens
gebeugt gleich alten, sturmgeprüften Bäumen
ertastet sie das Schweigen in den Räumen.
Ein dürrer Schatten früheren Bestrebens,
so setzt sie ihren Stock mit vagem Zittern
und hievt sich mühsam in zu kurzen Schritten
den Tag entlang, vergessen schon inmitten
verjüngter Zeiten, die Erfolge wittern -
und wollte doch um kein Jahr jünger werden,
verlöre sie, was ungezählte Stunden
an Wissen schenkten, Weisheit und Erfüllen!
So trägt sie leichthin ihre Frist auf Erden,
denn ihren Frieden hat sie längst gefunden -
und alles Weitere wird sich enthüllen.
Die Debütantin
So schön und selten wie ein Reh im Hage,
das lauschend harrt in zierlich wacher Pose,
eröffnet sich dem Raume jene Rose,
die ihn betritt wie eine stumme Frage,
ob sie schon würdig sei und Herr der Lage.
Die Miene ernst, die Haare licht und lose,
erobert sie, was hier in Rock wie Hose
versammelt ist an diesem Feiertage.
Sie trägt nicht leicht an all den tiefen Blicken,
die ihr die Jungen wie die Alten schicken,
jedoch sie schreitet lächelnd durch die Reihen,
als wäre sie die Königin der Stunde,
gesalbt mit Schönheit, um der ganzen Runde
erst wahren Sinn und Größe zu verleihen.
Die Dame
Sie wirkt wie eine Königin erhaben,
dabei natürlich wie in schlichtem Kleide,
und ihre Würde trägt sie wie Geschmeide
um eine Wohlgestalt und deren Gaben.
Wie einen hohen schlanken Turm die Raben,
umkreisen Blicke wie aus Samt und Seide
ihr Angesicht, das wirkt, als ob es leide
an allem, was sie schauen will und haben.
Verträumt beinahe hebt sie ihre Hände,
als wüchse ihr die weite Welt ins Wesen,
darein ihr ganzes Wohl und Wehe mündet,
das nie ein anderer so tief ergründet,
sein eigenes Geschick daraus zu lesen,
und was er an Erfüllung darin fände.
Die Alte
Ins viel zu vielte Jahr des langen Lebens
gebeugt gleich alten, sturmgeprüften Bäumen
ertastet sie das Schweigen in den Räumen.
Ein dürrer Schatten früheren Bestrebens,
so setzt sie ihren Stock mit vagem Zittern
und hievt sich mühsam in zu kurzen Schritten
den Tag entlang, vergessen schon inmitten
verjüngter Zeiten, die Erfolge wittern -
und wollte doch um kein Jahr jünger werden,
verlöre sie, was ungezählte Stunden
an Wissen schenkten, Weisheit und Erfüllen!
So trägt sie leichthin ihre Frist auf Erden,
denn ihren Frieden hat sie längst gefunden -
und alles Weitere wird sich enthüllen.