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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schwerkraft


Erich Kykal
23.08.2019, 12:59
Du näherst dich auf meinem Wege,
den ich durch diese Gasse schreite,
bewegst dich, und auch ich bewege
mich immer weiter, ja, ich gleite

an dir vorbei, als wären wir zwei Sonnen,
die Augenblicke umeinander kreisen,
begehrenswert und heiß in ihren Wonnen
befangen, die gefühlt nach innen weisen.

Du gehst an mir vorbei, ganz ohne
die Schwerkraft um uns zu erkennen,
und deine lichte Strahlenkrone
verblasst in mir zu stillem Brennen,

denn du wirst nie im Leben davon wissen,
wie sehr dein Angesicht in meinem wühlte,
wie rot erglüht von aufgestauten Küssen
mein tiefstes Inneres das deine fühlte.

Jonny
23.08.2019, 20:40
Hallo Erich!

Was soll ich sagen/schreiben.
Mir gefällt die Musik in deinen Versen,
welche durch den wechselnden Rhythmus zwischen deinen Strophen nicht verloren geht.
Der Hintersinn deiner Zeilen hat es sich wieder zwischen ausdrucksstarken Worten gemütlich gemacht - kurz und knapp:
Dein Titel "Schwerkraft" hängt mit dem Begriff Gewicht zusammen.
Und deine Zeilen haben Gewicht.

Wieder gern gelesen
Jonny

Erich Kykal
23.08.2019, 23:59
Hi Jonny!

Vielen Dank für das liebe Lob! :)

Rilke hat ein ganz ähnliches Gedicht über dieses aneinander Vorbeigehen geschrieben, bei ihm in einem Park. Wie oft passiert uns so etwas? Ein "perfektes" Gesicht, das etwas in uns auslöst, uns sofort in Begehren entbrennen lässt, etwas an der Gesamtheit dieses Wesens, das uns für es einnimmt, uns in es hineinreißt mit allen Sinnen und Gefühlen - und wir haben keinerlei Möglichkeit im Rahmen gangbarer gesellschaftlicher Konventionen, es anzusprechen. Und täten wir es dennoch, wir würden Verwunderung, Irritation oder gar Empörung oder sogar Angst ernten! Und aus Angst genau davor schweigen wir und lassen einander vorübergehen ...

Angepasst und feige, aber ohne mögliche öffentliche Demütigung - wie klein wir uns doch gegenseitig machen und machen lassen ... :'(

LG, eKy