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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Bettler


Erich Kykal
25.09.2009, 11:36
So sah ich dich: Verloren gingst du
die Tage hin und knietest müd
an jener Ecke, und dort fingst du
Erbarmen aus dem eiligen Gemüt

der Menschen, die auf ihren Wegen
an deine aufgetane Bettlerhand
mit Blicken stießen, zornig, jäh, verlegen.
Und dein zerschlissenes Gewand,

verwaschen, ausgebleicht, beschämte
ihr allzu flüchtiges Zufriedensein.
Dein heischendes Gemurmel lähmte
ihr Lächeln, wie manch flinkes Bein,

für Augenblicke zwar, doch zügig
wies man dich fort, und deine Stelle
blieb leer, gereinigt und gefügig -
und wortlos wie das Tor zur Hölle!

Leier
25.09.2009, 12:13
Lieber E. Kykal....


wohlgeformt wie immer.
Der Inhalt stimmt eventuell hier, ist aber nicht allgemeingültig.
Das Dilemma bleibt:
Wem soll man das Scherflein in den hingehaltenen Hut werfen?
Wer wenig zu geben hat, mitleidig ist, sitzt oft Betrügern auf.

Wohlgeformt wie immer!

Lieben Gruß
von
cyparis

Erich Kykal
25.09.2009, 13:53
Hi, cypi!

Die moralische Problematik ist mir bekannt! Ich selbst habe mir schon mein Teil gedacht bei Bettlern vor dem Supermarkt, die teure Turnschuhe zu den verdreckten Kleidern trugen und saubere Hände und Nägel hatten! Und selbst wenn die "Maske" stimmt: Wer ist wirklich arm, wer will nur billig kassieren?
Mein Gedicht zielt eher auf unsere Reaktion auf solche "Typen", dieses innere Erschrecken vor der Fleischwerdung unseres schlechten Wohlstandsgewissens.

LG, eKy