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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vermisste Geborgenheit


Dana
04.12.2009, 19:24
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Die Nacht hält verhangen Hain und Steg,
ein fahles Licht nur fällt auf den Weg,
weil Wolken am Himmel sich jagen.
Seit Mittag irrt er durch diesen Wald,
es wurde dunkel, es wurde kalt,
und Hunger beginnt ihn zu plagen.

Er schwankt zwischen Schritt und blinder Hast,
direkt neben ihn fällt krachend ein Ast,
ein Vogelschrei bringt ihn zum Stehen.
Der Mond hat erschrocken sich versteckt,
der Weg ist mit Steinen und Wurzeln bedeckt,
er kann nur noch ahnen, nicht sehen.

Nur für Sekunden ein Sturmgebraus,
ihn fasst eine Hand: Ich bring dich hier 'raus.
Wer bist du? – so hört er sich fragen.
Er weiß nicht mehr, ob er geht oder schwebt,
die Hand nur will sagen, dass er noch lebt,
jedoch seine Kräfte versagen.

Im Licht findet er sich wieder und sieht
den Vater, die Mutter und hört ein Lied
aus längst schon vergessenen Tagen.
Dann ist er zu Hause und wieder allein,
die Eltern starben, als er zu klein
gewesen ist. Wem soll er sagen,

dass sie es waren, die Helfer in Not,
kaum zu erklären die Mahlzeit aus Brot.
Erst jetzt konnte er sie beweinen.
Er spürte vermisste Geborgenheit,
als flößte sie ihm eine Sicherheit,
gegeben aus Liebe der Seinen.
.
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Chavali
09.12.2009, 10:06
Liebe Dana,

nanu, noch kein Kommentar? Das ist ja verwunderlich bei so einem schönen Gedicht.
Schon der Titel lässt eine traurige Stimmung aufkommen, die sich durch Weiterlesen noch verstärkt.
Das interessante Reimschema aabccb, das du in allen Strophen durchgehalten hast, gibt dem Text etwas Erhabenes.

Obwohl du eine etwas freieres Versmaß gewählt hast, lesen sich deine Zeilen flüssig und kleine Unebenheiten gleicht man durch
strukturiertes Vortragen wieder aus :)

Fast wie eine Ballade klingend, beschreibst du einen Menschen auf dem Weg nach Haus, der sich durch die Wirrnisse des Lebens
kämpfen musste und noch muss.
Der Weg ist schwer, mit Gefahren gespickt und dem Ziel sieht er angstvoll entgegen, wenn er auch etwas Trost an dem Ort findet.
Ein tragisches Ende, in das ich mich gern eingefühlt habe.


Liebe Grüße,
Chavali

Dana
13.12.2009, 21:21
Liebe Chavali,
danke für deinen Kommi und dann noch so positiv.

Ja, ich nahm mir eine Ballade vor, die dann formal keine wurde. Du aber hast den "Balladenhauch" und das andere Reimschema erkannt - was mich fast berührt hat.
Dafür bedanke ich mich herzlich. Vielleicht wage ich es ein weiteres Mal.

Liebe Grüße
Dana

Klatschmohn
14.12.2009, 12:36
Huh, Dana!
Da hast Du mir aber eine Gänsehaut beschert.
Richtig unheimlich und spannend geschrieben.
Ein guter Aufbau von Spannung mit dem etwas gruseligen, aber doch sehr positivem Schluss.
Ich glaube, dass sich das Gedicht vertont auch sehr gut machen würde.
Grade weil es eine richtige Geschichte, fast einem Märchen gleicht.
Liebe Grüße,
Klatschmohn

Sedinus
30.12.2009, 12:14
Liebe Dana,
wie Du schon weisst, finde ich das Gedicht
wunderschön. Trotzdem schlage ich folgende Änderungen
vor. Zunächst würde ich das häufig genutzte Allerweltswort
„direkt“ durch „dicht“ ersetzen. Für die letzten beiden
Strophen biete ich diese Fassungen an:
„::::::::::::::::::::::
die Eltern starben, als er noch klein,
wem sollt er vom Wunder nun sagen?
(wem sollt vom Geschehen er sagen?)

Es waren ja sie, die in stürmischer Nacht
ihn sicher geleitend nach Hause gebracht,
jetzt konnt er sie endlich beweinen.
Denn er spürte plötzlich Sicherheit,
und die lange vermisste Geborgenheit,
durch das liebende Wirken der Seinen“.

Was hälst Du davon?
Liebe Grüsse
Sedinus