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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glücksuche


Walther
04.05.2010, 20:39
Glücksuche


Dann war da noch die Vergebung
Verpasster Gelegenheiten
An fernen Ufern gelegen
Türmten sich Lebensträume auf

Doch waren da auch Sonne
Mond und Sterne im Blau
Im Schwarz im Grün sah ich
Tau blitzen Liebste Türen öffnen

Sich an Kirchenschiffen
Die Türme stechen den ganzen Himmel
Ab und der Vogelflug kündet
Nichts Gutes nur von Frühling Herbst

Und da war viel mehr Meer gewellt wie
Dein Blondhaar du Engel du
Ewiges Weib Verrufene wie
Angebetete zeigst dich am Fenster

Wie Gott dich schuf dass
Mann dich sehe und verfalle
In Maulaffenfeil im Dunkel der
Alten Platanen das leise Getuschel

Verschatteter Gestalten auf sommer-
Hitzig kretischen Marktplätzen
Dem Weine geneigt dem Kaffee
Zugetan ein Carpe diem tropfend

Ein Laissez faire - laissez passer süß
An den Lippen hängend und da war
Dann die Gelegenheit endlich die Glück-
Suche als vergebens einzustellen

Chavali
05.05.2010, 15:46
Lieber Walther,

das ist ja ein Text, der den Leser richtig atemlos macht wie eine unbändige Suche nach dem Glück.

Reimlos hast du die vielen Stationen beschrieben, die man gegebenenfalls durchlaufen muss,
um den Frosch zu küssen, der dann auch ein Prinz wird.


Viele Bilder zieht im Kopf des Lesers auf und mann kann den Weg der Glückssuche so richtig mitempfinden.

Ungewöhnlich für deine Schreibweise (oder nicht) ist die reimlose Ausführung.
Ist dir aber gut gelungen; ich mag viele Facetten, die ein Dichter haben kann ;)


Gern gelesen!
lieben Gruß,
Chavali

Walther
05.05.2010, 19:32
Lb. Chavali,

auch mein Text "Widerworte" - etwas weiter unten - ist ein Vers libre. Diese Gedichtform benutze ich immer wieder, um diese Art von Sprachsause zu bauen und zu präsentieren.

Die Texte sollen in ihrer Auslegung den Leser einsaugen, ihn auf hohe Geschwindigkeit bringen und ihn dann irgendwann in seine Assoziationen entlassen, so daß er noch eine weitere Zeit quasi durch den Raum seiner Gedanken rast. Das ist das Konzept dahinter, sozusagen "Dichtung auf Speed".

Das klappt natürlich nicht immer und bei jedem. Der Absturz ist rasch und leicht. Das ist eben hochriskantes Texten, sozusagen Wortspekulation mit begrenzter Haftung.

Da hat die feste Form eben Geländer, die beide halten (können): Autor und Leser. :D Diese und die Struktur sorgen für die nötige Sicherheit durch Bodenhaftung. :)

Danke für die lobenden Worte. Die Wortrakete scheint bei Dir gezündet zu haben. ;)

LG W.

Dana
05.05.2010, 21:39
Lieber Walther,

es stimmt - man saust beim ersten Lesen wie in einer Spirale 'runter.;)

Ich bin aber bedächtiger (ich lese ein Buch Wort für Wort und konnte niemals nachvollziehen, wie manche Seiten überfliegen, weil da eh nichts "Wichtiges" steht :confused:. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich zugleich für gute Formulierungen begeistern kann und diese direkt sammle.)

So bin ich hier vorab "mitgesaust" um danach in "Prosasätzen" zu lesen. ;)
Spannend, wie du daraus ein Gedicht konstruiert hast. Stelle ich mir nicht einfach vor.

Über die Glückssuche, ob man sich auf sie einlässt und auch das "Wie" kann man natürlich unendlich diskutieren. Weisheiten darüber kann man eh erst aufstellen, wenn man seine Erfahrungen gesammelt oder nur beobachtet hat.

Auf jeden Fall "zwingt" dein Werk, die eigene Glückssuche Revue passieren zu lassen.
Insgesamt neige ich dazu zu "behaupten", dass Glücksuche meist enttäuscht. Erst wenn man nicht wirklich sucht, ist es plötzlich da.
Na ja, ich habe auch schon ein wenig gelebt.:rolleyes:

Liebe Grüße
Dana

Walther
07.05.2010, 20:45
Lb. Dana,

danke für Deine Gedanken. Es freut mich, daß das Gedicht bei Dir "gewirkt" hat. :)

LG W.