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Dein Blick ist wie ein kühler See
Villanelle
Dein Blick ist wie ein kühler See,
doch kühlt er meine Schmerzen nicht.
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Die Brust umschließt mein Liebesweh,
ein Feuer, welches nie erlischt.
Dein Blick ist wie ein kühler See.
Sogar die schönste Azalee
verblasst vor deinem Angesicht.
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Du meine schöne Lilofee,
ich fürchte fast, du siehst mich nicht.
Dein Blick ist wie ein kühler See.
Ach, du geliebte Schattenfee,
was brach so früh dein Augenlicht?
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
Die Wangen zart wie neuer Schnee.
Der Tod brach deine Schönheit nicht.
Dein Blick ist wie ein kühler See.
Es brennt mein Herz, wenn ich dich seh.
P.S.: Diese Villanelle ist einige Jahre alt und wurde auch schon in türkischer Übersetzung von Senail Özlan veröffentlicht.
çev. Senail Özkan
BAKIŞIN SERİN BİR GÖL GİBİ (Villanelle)
Bakışın serin bir göl gibi,
Ama dindirmiyor benim acılarımı.
Kalbim yanıyor görünce seni.
Hiç sönmeyen bir yangın misali,
Sinemde saklıyorum karasevdamı,
Serin bir göl bakışın sanki.
En güzel açelya bile
Solar karşısında hüsnünün,
Kalbim yanıyor seni görünce.
Benim güzel deniz perim,
korkarım ki artık görmüyorsun beni.
Bakışın bir göl gibi serin.
Ey, benim hayâl perim,
Neden böyle erken gitti göz nurun?
Seni görünce yanıyor kalbim.
Yanakların narin taze kar misali.
Ölüm soldurmadı hüsnünü.
Bakışın hâlâ serin birg öl gibi,
Kalbim yanıyor görünce seni.
P.S.: Im Anhang befindet sich nun eine Vertonung des Gedichts zu einem Lied (als MP3-File). Damit haben mir Benyonca (siehe "https://www.facebook.com/Benyonca-484928911542944/" ) eine sehr große Freude bereitet. Vielleicht auch euch, hört es mal an.
Stimme der Zeit
01.08.2011, 18:35
Hallo, Thomas:),
ich habe auch schon eine Villanelle geschrieben, und dabei festgestellt, dass sie nicht so einfach ist, wie man zuerst denkt. Es kann mühsam sein, die passenden Reime zu finden und „Eintönigkeit“ zu vermeiden.
Inhaltlich ist es schön geworden. Eine tragische Liebesgeschichte, da ich unweigerlich das LI beim „Abschied nehmen“ vor mir sah. Die unergründliche Kühle und Tiefe (Seen) der Augen, die ohne Leben sind. Die Metaphern finde ich wirklich gut gewählt. Die Beschreibungen sind sowohl lyrisch ansprechend als auch anschaulich. :)
Besonders gut gefallen mir "zart wie neuer Schnee" (die Blässe des verstorbenen LD) und "ein Feuer, welches nie erlischt". Beide sagen dem Leser, dass diese Liebe nicht einmal vom Tod "besiegt" werden kann. (Ja, ich habe eine romantische Ader - aber sag's nicht weiter.:o)
Es gibt nur einen "beinahe-identischen" Reim im Gedicht, den ich nicht so gelungen finde:
Du meine schöne Lilofee,
Ach, du geliebte Schattenfee,
Die wörtliche Wiederholung von „Fee“ ist, meines Erachtens nach, in einem ohnehin mit vielen (vorgeschriebenen) Wiederholungen bestückten Gedicht doch etwas „zu viel“. Es böten sich als Reime auch noch „Reh“, „Idee“ oder „fleh“ an. Denn andere Reime wären von ihrer Aussage her nicht geeignet. Vielleicht denkst du darüber nach?
Und, das jetzt nur zur Erklärung, es soll keine Kritik sein: Ich bin (generell, das meine ich nicht allein im Bezug auf dieses Gedicht) nicht sehr angetan von zu vielen Elisionen – schon gar nicht bei Endreimen. Das ist aber kein Verbesserungsvorschlag, nur Geschmackssache. Natürlich ist es schwieriger, wenn man sich bemüht, ohne sie auszukommen. (Ich gestatte mir selbst nur in seltenen Einzelfällen eine Ausnahme.)
Wie gesagt: Das ist nur meine persönliche Meinung. (Andererseits kann es auch sehr befriedigend sein, wenn man es schafft und „ohne auskommt“.) Da du aber bereits „weh“ und „seh“ hast, würde eine Weitere im Grunde genommen nicht ins Gewicht fallen, daher mein Vorschlag mit „fleh“, den ich ansonsten nicht gemacht hätte.
Insgesamt gefällt mir deine Villanelle sehr gut. :)
Gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme http://www.smilies.4-user.de/include/Teufel/smilie_devil_006.gif
Hallo Stimme der Zeit,
danke für den Kommentar, der, wie ich es von dir kenne, Lohn für den Autor ist, weil du sehr einfühlsam und ernsthaft mit den Gedichten umgehst, und dadurch nochmals zum Überdenken anregst. Ja, und im Grunde kann ich allem, was du sagst, zustimmen.
Ich kannte die Form der Villanelle gar nicht, und bin hier im Forum auf sie gestoßen. Es ist eine sehr interessante Form, die jedoch nur für wenige Inhalte passt. Die Schwierigkeit mit dem Reimen kommt im Deutschen hinzu, da haben es die Italiener leichter.
Wieso romantische Ader? Die Liebe wird nicht vom Tod besiegt, das steht außer seiner Macht!
Auch bezüglich der Elisionen hast du völlig recht, wobei ich seh statt sehe zu den lässlichen Sünden zählen würde, weil kaum jemand so schön spricht, dass er das e nach dem h deutlich ausspricht. Aber im Prinzip hast du völlig recht.
Nur bezüglich der doppelten Fee möchte ich ein wenig widersprechen, weil die schöne Lilofee keine Fee ist, sondern der Namen einer Königstochter, der bisweilen auch Lilofe geschrieben wird. Wenn du das Volkslied liest, dann wirst du wahrscheinlich verstehen, dass ich auf die Königstochter nicht verzichten möchte.
Nochmals herzlichen Dank für dein Lob und die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Gedicht. Dein Kommentar ist mir eine große Freude.
Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
na da hat ja Stimme einen guten Hinweis in ihrer Antwort auf deinen Kommi bei
So wunderschön zu deiner Villanelle gegeben ;)
Das wollt ich auch immer mal probieren, habe es bisher noch nicht geschafft,
weil es auch ein wenig Geduld erfordert, die bei mir Mangelware ist :rolleyes:
Am besten allerdings gefällt mir der Titel - den möchte ich mir am liebsten mal ausleihen :D
Insgesamt gefällt mir der Text sehr!
Lieben Gruß,
Chavali
Hallo Chavali,
danke für das Lob. Den Titel leihe ich dir gerne aus, wenn du ihn mir mit einem schönen Gedicht zurückgibst.
Liebe Grüße
Thomas
Liebe Eiländer,
ich möchte euch auf eine Vertonung dieses alten Gedichtes von mir aufmerksam machen. Vielleicht gefallt es auch ja.
Liebe Grüße
Thomas
waterwoman
15.06.2019, 16:42
Liebe Eiländer,
ich möchte euch auf eine Vertonung dieses alten Gedichtes von mir aufmerksam machen. Vielleicht gefallt es auch ja.
Liebe Grüße
Thomas
aha :)
gibts auch einen Link dazu, Thomas?
Gruß
ww
Weiße Wölfin
15.06.2019, 18:31
Ich höre gerade die Vertonung der türkischen Fassung.
Hört sich sehr lieblich an --
leider versteh ich nichts.
lG WW
Erich Kykal
16.06.2019, 12:36
Hi Thomas!
Lilofee!? Das hört sich an wie ein Name aus einem Kleinkindermärchen! Ob das gut kommt für ein Liebesgedicht?
Selbst wenn, ist es deutsches "Kultur"gut, und erscheint mir für die Übersetzung eines türkischen Werkes unangebracht.
Abgesehen davon (und von meiner Aversion gegen übermäßige Wiederholungen, weshalb mir die Form der Villanelle an sich wenig zusagt) gern gelesen! :)
LG, eKy
Liebe waterwoman, liebe weiße Wölfin, lieber Erich,
Die Melodie habe ich angehängt und den Link zur Facebook-Seite von benyonca im P.S. angegeben.
Ich kann auch kein Türkisch, habe mir aber damit beholfen Zeile für Zeile den deutschen Text zur Melodie zu lesen, da die Übersetzung recht genau sein soll, geht das und vermittelt eine Eindruck.
Ich finde es gerade interessant, Formen aus und in verschieden Sprachräumen zu betrachten. Ohne das wäre unsere deutsche Poesie recht arm.
Mit den Wiederholungen (wozu der Refrain grhört) ist das so eine Sache, dem Reim wird ja auch oft vorgeworfen, es sei eine unnatürliche Wiederholung. Zu Unrecht, denke ich.
Liebe Grüße euch allen
Thomas
Erich Kykal
17.06.2019, 19:39
Hi Thomas!
Seltsame Idee, dass ein Reim eine "unnatürliche Wiederholung" sei!
Stimmte dies, dürfte kein Lied einen Refrain haben, kein Bildinhalt dürfte mehr als einmal gemalt werden, kein Märchen einem Kind öfter als einmal erzählt werden, kein Film öfter als einmal gesehen, kein Buchstabe öfter als einmal verwendet werden in einem Satz!
Wer immer diesen kleingeistigen Blödsinn verzapft hat, versteht absolut nichts von Lyrik - oder von Kunst oder Imaginationskraft überhaupt. Er versteht nichts von Musik oder davon, wie der Mensch als bewusstes Wesen funktioniert.
Wiederholungen sind quasi unser Markenzeichen, damit bestätigen wir uns jederzeit das bereits Gelernte und Bewusste, bestätigen unseren kulturellen Imperativ, die gemeinsame Erinnerung dessen, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir wollen!
Der Reim ist sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner dieser Funktion, und das Gedicht, das aus solchen besteht, beschreibt die jeweils nötige Aussage, um ein Gefühl zu erwecken, eine Erinnerung zu triggern oder eine neue Einsicht zu befördern! Das Ergebnis nennt man Lyrik! (... und sicher nicht das "moderne" Wortgestakse mit möglichem Aha-Effekt, das der Zeitgeist nährt)
Nicht umsonst merkt man sich Gereimtes viel schneller und leichter als Prosa! Das wussten damals die Werbetexter in der ersten Hälfte des 20. Jhdts noch allzu gut - ehe es aus der Mode kam, warum auch immer. (vielleicht weil die Sprüchlein gar zu platt waren und zu oberflächlich in ihrem Versuch, Kunden zu gewinnen?)
Nein - der Reim wird niemals etwas Unnatürliches sein, ebenso wenig wie die Wiederholung des Herzschlags oder des Atemzugs! :)
LG, eKy
Lieber Erich,
du hast meiner Meinung nach Recht. In "Reim und Kreativität" https://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=20071&highlight=Reim+Kreativit%E4t%A0 habe ich auf eine Überlegung hingewiesen, die erklärt, warum das so ist. Das ist leider nicht sehr bekannt und ist wohl auch hier im Forum (dich ausgenommen) auf wenig Interessen gestoßen.
Liebe Grüße
Thomas
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