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Erich Kykal
05.10.2011, 19:46
Es gibt Tage...

da ist die Welt so trubelbunt
und alles läuft auf Schienen,
die Räder rollen rasch und rund
auf sicherem und festem Grund,
Gesichter sind voll Freude und
ich trage eins von ihnen.

Und es gibt Tage...

da zweifelt mich das Leben an
und droht mir mit Gebärden,
als würfe es mich aus der Bahn,
wo ich ein Soll nicht halten kann,
und hielte mich mit Bosheit dann
an Dinge, die gefährden.

Aber die Tage...

sie ziehen auf und gehen hin,
als ginge ich in einem fort
von einem Raum, in dem ich bin,
zum nächsten, wie um einen Sinn
beherzt zu suchen, der darin
verströmt sein Zauberwort.

Dana
05.10.2011, 22:37
und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

Lieber eKy,
es dauert, bis man das Wechselspiel der Tage erkennt und noch länger, bis man lernt, diese als Gezeiten anzunehmen.

Die Tage wechseln und sind so. Wir sollten weder jenen nachjagen noch die anderen verbannen - sie kommen und an uns liegt es, sie zu empfangen.

Das sollte und wollte weise und erhaben klingen, sich erheben und ergeben.
Im Leben selbst, also in der Praxis, ist es ein Jauchzen und Trauern.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

Es ist nicht das Glück, das uns formt - eher das Leid - sagt man.

Aber hier:

Aber die Tage...

sie ziehen auf und gehen hin,
als ginge ich in einem fort
von einem Raum, in dem ich bin,
zum nächsten, wie um einen Sinn
beherzt zu suchen, der darin
ruht wie ein Zauberwort.

liegt die Kraft der Erkenntnis und des Trostes zugleich: Tage, die wir durchleben, ob wir wollen oder nicht. Machen wir sie zu "Stufen", dann tragen sie uns. Das Ergebnis bleibt immer offen.

Unsere Lieblingsdichter, dein Rilke und mein Hesse, verbinden sich hier.

Bin mehr als angetan ob des Sinns oder der Wahrheit.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal
06.10.2011, 14:00
Hi, Dana!

Danke für diesen wundervollen Vergleich mit Hesse und meinem Lieblingsgedicht von ihm (zwischen heben und weiten hast du ein Komma vergessen...), auch wenn ich natürlich um Längen darunterliege!

LG, eKy