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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aufbruch


Leier
25.03.2009, 00:49
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In diesen vielen, langen Jahren
hast Du mich niemals frei gelassen.
Du warst nie nah. Nie sehr vertraut.
Und hast aus "Ehe" Mauern mir gebaut.

Es war Dein so ganz eigenes Verfahren:
"Du wirst mich nie, es sei denn tot, verlassen!"
Wie hat es mich vor Dir gegraut.
Täglich, nächtlich Neue Braut.

Dein Walten wurde immer mehr Gewalt.
Dein kühler Blick: ein Wink in mein Gefängnis,
in dem mich Deine Lust so frostigkalt
entfernt hielt von Empfängnis.

Ich hielt nicht stand, denn ich versagte.
Die Mauern standen allzu fest.
Meine Schwäche, die ich oft beklagte,
fraß sich im eignen Innern düstren Rest.

Dann kam der Tag, an dem ich mich empörte.
Angstgeschürt verordnete ich selbst mir Mut.
Ich zerstörte, was mich selbst zerstörte.
Neue Mauern ... ach, welch süßes Gut!

Freiheit! Sei sie auch vergittert..
Freiheit! Wieder "Ich" zu sein...
Freiheit! Träumend. Süß erschüttert.
Freiheit! Endlich bist Du wirklich mein!

a.c.larin
25.03.2009, 13:08
hallo cyparis!
traurig, aber wahr : ein frauenschicksal!
noch trauriger, noch wahrer: erst wer mit dem rücken zu wand steht, hat das gefühl, nichts mehr verlieren zu können.
nicht immer möglich, aber immerhin doch: den ausbruch - aufbruch zu wagen in eine selbstgegründete freiheit.

kleine fußnote: wäre nicht "tagtäglich, nächtlich.. mehr im Rhythmus?
ich würde auch noch ein kleines und einfügen: Und meine Schwäche...

hat mir gut gefallen (das gedicht), gefällt mir ganz und gar nicht, dass es diese situation doch immer wieder gibt.....

Panzerknacker
25.03.2009, 18:48
Hallo Cypa,

schön e Zeilen sind das nicht gerade, Aber nur wegen dem erlebten. Sonst sind sie, wie von dir gewohnt ausserordentlich gut geschrieben. Ich lese deine Werke immer wieder gerne, da sie für mich eine ungeheure Aussagekraft besitzen.

Der Michael schickt Grüße ins Saarland.

Leier
26.03.2009, 05:58
Liebe larin,

ich denke darüber nach. Eigentlich fand ich die Form in Ordnung, aber 4 Augen sehen mehr als 2.
Hab Dank für Deinen Kommentar, der mir zeigt, daß Du sehr genau gelesen hast!



Lieber Panzerknacker,

Dank sei Dir für Deinen Kommentar.
Ja, eine tragische Geschichte (im Familienkreis), die mich lange beschäftigt hat.
Das ist alles so lange her, daß wieder Gras darüber gewachsen ist.
Freut und ehrt mich sehr, was Du über meine Gedichte schreibst.

Lieben Morgengruß
von
cyparis

Seeräuber-Jenny
26.03.2009, 15:51
Ahoi cyparis,

erschütternd, dieser Befreiungsschlag. Doch kann ihn die Seeräuber-Jenny nur allzu gut nachempfinden.
Manchmal ist das Zuchthaus die bessere Wahl als der lebenslängliche Eheknast.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Leier
01.04.2009, 19:00
Liebe Piratin,

hab Dank!
Und Du sagst genau das, was ich denke.

Abendgruß
von
cyparis

Helene Harding
01.04.2009, 21:04
Liebe cyparis, ich muss mich disziplinieren und mäßigen. Während des Lesens zuckten meine Brauen, nein, nicht wegen Eisen- oder Magnesiummangels, sondern wegen der zurückgehaltenen Entrüstung. Ich las vor einiger Zeit ein Buch: "Ich habe NEIN gesagt". In diesem geht es um Vergewaltigung in der Ehe. Deine Zeilen deuten dies lediglich an in: Dein Walten wurde immer mehr Gewalt. Wie du ja sicherlich inzwischen weißt, bin ich primär inhaltlich orientiert. Insofern hast du meine Nerven massiert. Du hast ein immer noch aktuelles Thema aufgegriffen - Koabhängigkeit. Durch gezielte Herabsetzung des Selbstbewußtseins sind schon viele Frauen Opfer von Gewalt, Unterdrückung und Manipulation geworden. cyparis, hiermit richtest du den Spot auf die Frauen, die mehr verdient haben, als in den Augen EINES Despoten Unwert zu sein. Verdammt gutes Thema.

Respekt, budina

Dana
01.04.2009, 21:57
Liebe Cypi,
budina sagt es am deutlichsten: Ein verdammt gutes Thema und verdammt gut umgesetzt.
Wie schon alle sagten: Das gibt es noch immer. Darum sollte es den "Ausbruch" zum "Aufbruch" immer mehr geben.
Es ist meist ein gnadenloser Kampf, erst recht, wenn er seitens der Frau begonnen wird. Ich möchte nicht wissen, wie oft er verloren geht.
Nicht so in deinem Werk - "Endlich bist du mein".:)
Wunderbar, wie du die Freiheit besingst. Sie kommt überzeugend beim Leser an.

Meine Gedanken schweifen bei solchen Themen immer weit aus.
Es gibt noch eine andere "Besitzergreifung" - die leise und ohne nachweisbare Gewalt. Sie steht der einen in nichts nach.

Jede Strophe trifft bis ins Mark - gut gemacht.

Liebe Grüße
Dana

Leier
02.04.2009, 20:31
Liebe budina,
liebe Dana -

habt Dank. Seltsam, daß vor allem Frauen dies Gedicht begreifen.
Es war eine schreckliche Geschichte, die ich (da interfamiliär) fast hautnah miterlebte.
Die "hinter Gittern" war gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen und empfand Gefängnismauern als Sicherheit.
Schlimm, daß es überhaupt so weit kommen kann.
Bis heute kann ich nicht verstehen, daß kein Freispruch erfolgte.
Aber Richter und Beisitzer: Männer.

Je nun, heute ist Gras darüber gewachsen.
Dennoch leidet die "Deliquentin" immer noch unter Alpträumen.


Ich glaube auch, daß mir das Gedicht in Form und Aussage gelungen ist.


Lieben Gruß
von
cyparis

Behutsalem
02.04.2009, 20:51
Liebe Cyparis,

ein wahres Schicksal, das am Ende, wenn auch hinter Mauern seinen Frieden finden konnte.
Wieviel Kraft musste diese Frau aufgebracht haben um so eine Entscheidung für sich fällen zu können?
Wieviel Elend und Leid musste sie erfahren haben um so handeln zu können?
Ich glaube aber wenn man die Hölle erlebt hat, ist jede Art von Freiheit und sei es auch hinter Gitterstäben, die die einen endlich den inneren Frieden und die ersehnte Ruhe schenkt..
Ich ziehe meinen Hut vor dem LyI ..
Sie ist eine Kämpferin ...
Auch wenn das Gesetzt sagt .. du darfst niemals richten, und Schmerz mit Schmerz vergelten.. gesagt ist vieles leicht.. erleben und ertragen muss es das hohe Gericht nicht... Ich verurteile dieses Handeln in keinster Weise.. ..

Wie immer ein Werk von dir das unter die Haut geht und dass deine unverkennbare Sprache spricht..

Behutsame Grüße, Behutsalem

Leier
02.04.2009, 22:00
Liebe Behutsalem,

ja - ein wahres Schicksal, das ich aus der Nähe miterleben mußte.
Diese arme Frau wurde dazu gezwungen, die "Leibesfrucht" abzutreiben. Ebenso ihre Schicksalgenossin, die Geliebte dieses Mannes. Gräßliche Sache damals.
Aber wie ich freudig erkennen kann, haben sich die Zeiten gewandelt. Frauen lassen nicht mehr so oft s o mit sich verfahren.

Dein Lob, liebe Behutsalem, ist mir Balsam!

Ganz lieben Gruß
von
cyparis

Chavali
03.04.2009, 05:59
Liebe cypi,

was kann ich noch sagen, was nicht schon gesagt wurde.
Auch mir geht deine eindringliche Spache unter die Haut.
Ich habe auch die Kommentare gelesen, da hatten alle die gleiche Meinung, der ich mich anschließe.

Ein Thema, das noch immer aktuell ist und, fürchte ich, niemals unaktuell werden wird,
hast du brillant umgesetzt.

Dafür gebührt dir Lob, das dir auch schon berechtigterweise zuteil geworden ist.


Lieben Gruß,
katzi

Leier
09.04.2009, 01:29
Liebe Chavali,


hab Dank fürs Lob!
Ja - leider ein noch aktuelles Thema, da immer und fast überall das Patriarchat vorherrscht.
Cui bono?

Lieben Gruß
von
cyparis