Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erster Schnee
wüstenvogel
09.12.2011, 01:32
Ein kurzer, heißer Sommer
in diesen einzigen zwei Tagen
plötzlich
ziehen Schneewolken auf
grau und bleischwer
kaum zu ertragen.
Du
mal wieder
doch unbekannter
unbestimmter
unruhiger
flatternd
wie ein Blatt im Wind
das der Herbst vergaß
bunt
voller Schönheit
und schon so geknickt.
Was bleibt
sind Fragen
Fragmente
Bruchstücke der ungelebten Ganzheit
sollten wir uns angezogen fühlen
voneinander
oder zerbrachen wir schon
an der äußersten Schale des anderen
fliehend
vor dem ausbrechenden Quell
nur weg von hier
ganz weit
und schnell!
Wo sind deine Gefühle
was sind deine Gedanken
wer bist
DU?
Schon wieder
schlägt mir Angst entgegen
mitten tief hinein
verbindet sich mit meiner
sollte das
die gesuchte Vereinigung sein?
Vielleicht träume ich
nur
mal wieder
und werfe auf dich
all meine Hoffnungen
meine Wünschen
mein Verlangen
mag sein
da ist nichts
außer Einbildung
Sehnsucht
Phantasie
aber schon das
gerade das
ist viel zu viel
und genügt doch nie.
oha, lieber wüstenvogel,
was für ein Text!
Eindringlich, klagend, fragend, resignierend....
Natürlich ist mit erster Schnee nicht der erste gefallene Schnee bei Winterbeginn gemeint,
wie ich erst dachte, als ich den Titel las.
Aber dein Text steht in LIEBE und so kann es nur ein Fazit auf eine kurze, aber für das LI
eindrucksvolle Begegnung sein,
die schnell begann und ebenso schnell wieder vorbei war.
Sie
mal wieder
doch unbekannter
unbestimmterDas sie bezieht sich auf die Schneewolken?
Falls nicht, ist es ein wenig unklar ausgedrückt, weil man einen Bezug zu den vorhergehenden Zeilen sucht.
Wenn man nun den darauf folgenden Text deutet, so ist hier für (für mich)
eine kurze,
aber intensive Liebe (Affäre?) beschrieben.
Und das ist dir sehr schön gelungen, wenn ich es persönlich lieber etwas kürzer gehalten gesehen hätte,
obwohl ich vor allem ein Fan von mindestens 3 Strophen Reimgedichten bin :o
Du schreibst in der freien Form und da wäre weniger mehr (meine ich).
Du hast in deinem Text soviel Potential - das würde für mindestens zwei Texte in dieser Form reichen.
Hat mir sehr gut gefallen!
Herzlichst,
Chavali
wüstenvogel
09.12.2011, 23:35
Hallo, Chavali,
du hast recht, das "Sie" am Anfang der zweiten Strophe ist missverständlich,
ich werde ein "Du" daraus machen.
Das passt auch deswegen besser, weil es in dem Gedicht ein lyr. du, wir und ich gibt, das "sie" fällt aus dem Rahmen. Vielen Dank für diese Anregung!
Dieses Gedicht stammt aus meiner "wilden" Zeit vor etwa dreißig Jahren, da habe ich es so empfunden wie beschrieben. Damals habe ich oft eine Art Tagebuch-Eintrag in Gedichtform verfasst, einige sind viel länger als der vorgestellte Text. Allerdings würde ich sie auch nicht alle veröffentlichen.
Deinem Hinweis folgend, habe ich mir überlegt, was und wie ich kürzen könnte, aber ich habe nichts gefunden.
Da das Gedicht von einer bestimmten (kurzen) Beziehung erzählt, will ich keine zwei Gedichte daraus machen.
Schön, dass dir dieser Text gefallen hat!
Liebe Grüße
wüstenvogel
Hallo Wüstenvogel,
der Text ist zu weit ausgeholt und könnte verdichtet werden.Es irritiert den Leser und man könnte den Faden verlieren.
voller Schönheit
und schon so geknickt.
Voller Schönheit bezieht sich das auf das Äußere und schon geknickt, vielleicht auf vergangene Nächte?
was sind deine Gedanken wer bist DU?
Es könnte sein, dass man sich erst kennen lernt und nicht genau weiß wer der andere ist. Wer bist du? ist eine Frage die man vielleicht nie beantwortet bekommt.
Ich meine damit es sind zu viele Fragen offen, die kaum beantwortet werden, vielleicht versuchst du den Leser in Geheimnisse hinein zu ziehen, die keine Geheimnisse sind?
Herzlichst
Timo
wüstenvogel
10.12.2011, 15:37
Hallo Timo,
wie schon gesagt, habe ich versucht, den Text zu kürzen, jedoch keine Möglichkeit dazu gefunden.
Es ist nicht das Schlechteste, wenn ein Text irritiert (und dadurch zum Nachdenken und Nachsinnen anregt), das darf natürlich, da gebe ich dir recht, nicht dazu führen, den Faden zu verlieren.
"voller Schönheit" bezieht sich auf das Äußere, das stimmt.
Der Ausdruck "schon so geknickt" zielt auf das Innere, auf etwas Zerbrochenes.
Irgendwie kam mir dazu das Bild von einem einsamen, bunten Herbstblatt in den Sinn.
Da mich zu der Zeit, in der das Gedicht entstand, viele Fragen zu dieser
(und anderen) Beziehung(en) beschäftigten, habe ich das auch so dargestellt.
Was ich in diesem Tagebuch-Gedicht versucht habe zu beschreiben ist die Angst vor einer (tieferen) Bindung und gleichzeitig die Sehnsucht danach.
Genug interpretiert. Mir ist es lieber, wenn sich der Leser eigene Gedanken macht, auch wenn sie nicht der Absicht des Autors entsprechen.
Es ist auch nicht immer notwendig, (alle) Fragen, die ein Gedicht aufwirft, zu beantworten.
Ich hoffe trotzdem, dass du den Faden nicht ganz verloren hast
und danke dir für deine Bemerkungen.
Liebe Grüße
wüstenvogel
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