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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Prophetin


Falderwald
10.01.2012, 22:07
Die Prophetin
(Meiner Dichterin)


Sie hieß mich mit Bescheidenheit willkommen,
die zärtlich mich berührte wie Magie
in einem Traum voll sanfter Harmonie
und alle Ängste waren mir genommen.

Ihr Herz entsandte eine Energie,
als hätten tausend Lichter dort geglommen,
es gab vor diesem Zauber kein Entkommen,
gefangen im Gespinst der Poesie.

Die Tür stand offen mir zu diesem Hort,
wo märchenhaft und wie von selbst sich Wort
um Wort in leichtem Flügelschlag vereinte,
wie nur zwei Liebende einander spüren.

Ich war von Glück erfüllt, sie sprach, ich weinte,
sie konnte lieben, ohne zu berühren.

Falderwald
. .. .


Siehe auch "Entflammte Sinne (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?p=59550#post59550)"

Dana
14.01.2012, 22:44
Lieber Faldi,

weil alle wissen, dass ich "Insider" bin, bescheinige ich dir ein perfektes englisches Sonett, wie es perfekter nicht sein kann.:)
Da solche Talente und Perfektionen bei mir immer noch nicht so ausgebildet sind, wie bei dir, überlasse ich es "Fachleuten". (Obwohl, das hättest du mir längst beibringen können.;))

Aber:
In Emotionen und Gefühlen bin ich von Natur aus aus- und gebildet.:)
Gedichte gefallen und sprechen an, wenn sie das Gefühl berühren (ohne zu berühren;)) - und dieses übertrifft alles.
Poesie hat viele Facetten, das macht sie aus.
Hier lese ich das Tiefste und Höchste der Liebe und denke mir:

"Zwei liebende Herzen,
sie sind wie zwei Magnetuhren:
Was in der einen sich regt,
muss auch die andere mitbewegen;
denn es ist nur eins, was in beiden wirkt,
eine Kraft, die sie durchgeht."
(Goethe)

Ich habe noch nie Schöneres gelesen.

Liebe Grüße
Dana

Timo
16.01.2012, 18:37
Hallo Falderwald,
am besten gefällt mir dieser Vers:
Ihr Herz entsandte eine Energie,
als hätten tausend Lichter dort geglommen,
es gab vor diesem Zauber kein Entkommen,
gefangen im Gespinst der Poesie.
Dichten kann man nur, wenn man von dem Feuer der Energie die daraus erscheint, etwas in sich spürt. Auch ich schreibe, weil mich die Poesie ergriffen hat.
Herzlichst
Timo

Chavali
16.01.2012, 20:28
Hallo Faldi,

ein englisches Sonett also, das ist gut, das ist phantastisch gut geschrieben.
Einst - erinnere ich mich - schrieb ich auch einmal ein Gedicht gleichen Namens.
Aber anderen, düsteren Inhalts.

Deine Prophetin (oder die des LI ;)) prophezeite dem LyrI Gutes, Positives.
Sie nahm dem LI die Angst vor Nähe, vor neuer Verbundenheit.
Sie war stark und an ihrer Stärke hat sich das LI aufgebaut.
Und sie gab mit sanften Worten Gewissheit, dass Poesie verbinden kann und wird.
Die Dichterin als Prophetin. Sie sagte voraus, dass die Liebe zur Poesie sich zur Liebe zwischen zwei Menschen
entwickeln kann und wird.

Gerührt empfing der Dichter (das LI) diese Worte über weit entfernte Sphären.
Er glaubte an das, was ihm die Dichterin prophezeite.

Ein Märchen, Faldi, das wahr wurde.
Wunderschön geschrieben und eine wunderbare Wahrheit.

Eins vermisse ich: eine Widmung ;)


Lieben Gruß,
Chavali

Falderwald
27.01.2012, 22:26
Liebe Dana,

Gefühle und Emotionen beherrschen den Menschen.
Sie stehen hinter jeder Handlung, ob sie nun richtig oder falsch sind. Und wer kann das schon beurteilen?

Es gibt immer zwei Seiten, eine negative und eine positive, so ist das auch mit den Gefühlen.
Dieser Text beschreibt die schöne Seite und zeigt, was möglich ist, wenn man nur ganz feste daran glaubt.

"Zwei liebende Herzen,
sie sind wie zwei Magnetuhren:
Was in der einen sich regt,
muss auch die andere mitbewegen;
denn es ist nur eins, was in beiden wirkt,
eine Kraft, die sie durchgeht."
(Goethe)

Ja, da ist was dran, aber ich möchte trotzdem einmal Herrn Goethe kritisieren, weil er mir hier zu technisch bleibt.
Diese Magnetuhren sind schließlich ein mechanisches Konstrukt.
Zwar benötigen auch sie eine der unerklärbaren Naturkräfte, den Magnetismus, aber es bleibt bei einem mechanischen Vorgang.
Und ob die Liebe mechanisch zu erklären ist, mag ich mal dahingestellt sein lassen.

"Zwei liebende Herzen
leiden und fühlen miteinander:
Was den einen berührt
wird auch den anderen treffen;
es ist der eine bewusste Gedanke
der sich wiederspiegelt im anderen
als die Liebe zu sich selbst."
(Falderwald)

Aber Goethe hatte natürlich auch Recht. .. .:)


Hi Timo,

das hast du schön "gesagt"...:)

Dichten kann man nur, wenn man von dem Feuer der Energie die daraus erscheint, etwas in sich spürt. Auch ich schreibe, weil mich die Poesie ergriffen hat.

Wer einmal richtig mit dem Geist der Lyrik kontaminiert worden ist, der wird diesen Sphären nie mehr entkommen können.
Ich dichte, weil es mein Wille ist zu dichten, auch wenn dessen wahnsinniger Heißhunger manchmal nur schwer zu befriedigen ist.

Aber wir kommen miteinander zurecht...:)


Hi Chavi,

das ist eine sehr schöne Interpretation dieses Textes, zu der man eigentlich bei einem solchen Märchen gar nichts mehr hinzufügen möchte.

Kenne ich dein Gedicht gleichnamigen Titels?
Ist es hier irgendwo eingestellt?
Es würde mich auch ein düsterer Inhalt zu diesem Titelthema interessieren. ;)

Die Prophetin verkündet eine Botschaft.
Ihre Legitimation erhält sie durch den Auftrag einer Gottheit.
Diese Gottheit ist die Liebe, also kein bewusstes, individuelles Wesen und ihr Medium ist die Poesie.
Man muss daran glauben, um ein solches Märchen wahr werden zu lassen und wenn es gelingt, hat man ein kleines Stückchen Paradies auf Erden gewonnen.
Mehr hat sie in ihrer Bescheidenheit gar nicht versprochen...:)

Eins vermisse ich: eine Widmung ;)

Wiesoooo? Die steht doch da, in Klammern...;)


Ich bedanke mich ganz herzlich für eure Kommentare und die durchweg positiven Kritiken.
Darüber habe ich mich sehr gefreut...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana
28.01.2012, 16:50
Lieber Faldi,

"Zwei liebende Herzen,
sie sind wie zwei Magnetuhren:
Was in der einen sich regt,
muss auch die andere mitbewegen;
denn es ist nur eins, was in beiden wirkt,
eine Kraft, die sie durchgeht."
(Goethe)

"Zwei liebende Herzen
leiden und fühlen miteinander:
Was den einen berührt
wird auch den anderen treffen;
es ist der eine bewusste Gedanke
der sich wiederspiegelt im anderen
als die Liebe zu sich selbst."
(Falderwald)

Aber Goethe hatte natürlich auch Recht. .. . :D

Ich habe dich schon mehrmals auf den Sockel der GROSSEN gestellt und nur allzu oft hast du bescheiden abgewinkt.
Diesmal stimmst du mir mit dem auch zu. ;)

Nur meine ich, dass hier Herr Goethe ganz und gar nicht technisch vorgegangen ist. Die Uhren sind eine Metapher :D - der Liebe verleiht er eine Kraft, die zwei liebende Herzen durchgeht.

Ich melde mich nur noch einmal, weil ich nicht erlaube, dass du am Sockel des Herrn Goethe rüttelst

- aber auch deshalb noch einmal, weil ich "Die Prophetin" immer wieder lese.:)

Liebe Grüße
Dana

Falderwald
29.01.2012, 00:29
Liebe Dana,

ich will auch gar nicht am Sockel von Herrn Goethe rütteln, das war schon ein weiser Dichter, aber weiß man wirklich, wie er es mit der Liebe genommen hat? (Ich habe da so einige Dinge gelesen...:rolleyes:)

Die Uhren als Metapher sind ja auch nicht wirklich schlecht gewählt, jedoch gebe ich zu bedenken, daß das Herz einer jeden Uhr ihre Unruh ist.
Ein metallenes Schwungrad also, das zusammen mit einer Spiralfeder ein schwingungsfähiges System bildet.

Wenn das einmal kaputt geht, kann man es austauschen, weil es ein mechanisches Bauteil ist.

Ein gebrochenes Herz lässt sich da nicht so leicht auswechseln, oder?

Aber ich verstehe es schon, es geht um dieselbe Kraft, die hier zwei Dinge antreibt und deshalb schrieb ich ja, daß Herr Goethe natürlich auch Recht hatte. ;)

Es erfüllt mich mit Stolz, wenn du diesen kleinen Text immer wieder liest.

Danke dafür. .. .:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali
29.01.2012, 11:00
Hallo Faldi,

ich komme noch einmal auf deine Prophetin zurück.
In deiner Antwort an mich fragst du:Kenne ich dein Gedicht gleichnamigen Titels?
Ist es hier irgendwo eingestellt?
Es würde mich auch ein düsterer Inhalt zu diesem Titelthema interessieren.
Nun, ich weiß nicht, ob du es kennst.
Wahrscheinlich schon, denn es ist etwas älter, allerdings hattest du damals keinen Kommi geschrieben :D
Ein düsterer Inhalt, ja.
Hier habe ich dir mal den Link zu meiner Prophetin (http://www.gedichte-eiland.de/showpost.php?p=20115&postcount=1meine%20Prophetin) eingefügt. Zitat:
Zitat von Chavali
Eins vermisse ich: eine Widmung ;)

Wiesoooo? Die steht doch da, in Klammern...;)

Stimmt. Wie dumm von mir - ich dachte ganz pragmatisch an einen Namen.
Aber - so durch die atmosphärische Blume sozusagen - ist es doch schöner und nicht ganz so direkt
und bleibt geheimnisvoll ;)


Einen lieben Sonntagsgruß,
Chavali

Falderwald
30.01.2012, 01:31
Hi Chavi,

ich hatte damals keinen Kommi geschrieben...:o

Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt hatten wir hier eine Menge Texte, so daß dieser irgendwie an mir vorbei gegangen ist.

Aber das habe ich jetzt nachgeholt...;)

Bei der Widmung ist es so, man muss ja nicht immer direkt mit der Türe ins Haus fallen.
Ein wenig versteckt ist sie ja schon.

Durch die atmosphärische Blume, das ist übrigens sehr schön gesagt, wirkt es tatsächlich etwas dezenter und es darf meinetwgen auch wild spekuliert werden...;)


Danke für die erneute Rückmeldung...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal
13.02.2012, 21:23
Hi, Faldi!

Was mir bei diesem Gedicht sofort auffällt - abgesehen von der superben Wortwahl und Klangschöpfung - ist das gespiegelte Reimschema der ersten beiden Vierzeiler:

ABBA - BAAB

Wundervoll ineinandergefügt!

Das Schema der Terzette ist CCDE - DE. Bei dem anderen Sonett "Entflammte Sinne" verhält es sich ebenso, bis hin zur Spiegelung der oberen Reime. Ist diese ein Merkmal jener "englischen" Sonette?

Sehr gern gelesen! Warum schreibst du nicht mehr in solchem Stil. Bisher warst du mir eher als augenzwinkernder Spötter und Sozialkritiker im Gedächtnis, weniger als tieflyrischer Gefühlsbarde. Ist aber sehr angenehm, auch diese Seite zu lesen - ich würde das kultivieren, es hat gewaltig Potential!

LG, eKy

Falderwald
15.02.2012, 20:51
Servus Erich,

ich fang mal hinten an...:)

Eigentlich gibt es jede Menge Texte dieser Art von mir.
Manchmal ist es auch stimmungsabhängig, was ich gerade so schreibe.
Als dieser Text entstand, befand ich mich wohl in einer "neoromantischen Phase". :D

Jede Münze hat zwei Seiten und das sind wohl meine.

Zum einen der Spötter, zum anderen der Romantiker, denn ich kann beiden Seiten sehr viel abgewinnen.
Man könnte sogar sagen, ich ziehe aus beiden Richtungen "wechselseitig" meine Ideen.
Und bitterböse geht auch - manchmal...:D

Aber das sind nun mal die uns innewohnenden Relationen und wer als Benutzertitel "Lyrische Emotion" führt, muss auf allen Hochzeiten tanzen...;)

Kommen wir zum formalen Teil:

Ich schrieb im anderen Faden (Entflammte Sinne) schon, daß dies eine eigene Mischform ist.

Das einzig typisch "shakespearsche" an diesem Sonett ist nur rein äußerlich, nämlich die Strophenaufteilung in drei Quartette und einen abschließenden Zweizeiler.

Bei Shakespeare war das Strickmuster der Reime viel einfacher:

ABAB
CDCD
EFEF
GG

Ich habe mich für das von dir exakt beschriebene Schema entschieden, weil ich gerade im Sonett die Klammerreime (auch die umgekehrten) sehr mag.

Aber ich wollte es einmal mit dieser Strophenaufteilung versuchen und die Aussage auf drei Quartette mit einem abschließenden Couplet verteilen.

Übrigens ein typisch "englisches oder elisabethanischen Sonett", welches sich exakt an die formellen Vorgaben hält, findest du auch hier (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=8606) auf dem Eiland.

Ich denke, man sollte immer mal mit neuen und alten Ideen experimentieren und wenn dann noch die eigenen mit einfließen, dann hält das stets kreativ. :)


Ich danke dir für deinen lobenden Kommentar und freue mich, wenn dir auch dieser Text gefallen konnte...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald