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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dichterschwernis


fee
12.02.2012, 20:36
Was schreib ich mir die Seele wund,
die Finger blutig, jedoch rund
wolln mir die Worte nicht entgleiten,
sich zum Gedicht nicht willig breiten!

Ich lege schwer die Stirn in Falten,
um tief Gefurchtes zu gestalten,
das sich - weil flüchtig - mir entzieht,
meinem Begreifen leicht entflieht.

Mir liegen auf der Zunge Worte,
passiern doch nicht der Lippen Pforte!
Hab mich an ihnen festgebissen,
will nicht von ihnen lassen müssen!

Versuch, sie mir zurechtzubiegen,
dem Sinn den Pathos beizufügen:
nicht nichtig soll dem Leser klingen,
wovon wir Dichter wichtig singen!

Ach, schon erdrückt mich eigne Schwere,
nach der ich mich so sehr verzehre,
zieht mich hinab auf düstren Grund,
von dem ich weiß: er birgt bloß Schund!




.fee ´12

Falderwald
18.02.2012, 22:39
Servus fee,

Dichterschwernis?
Ach watt...:D
Was so ein Dichter ist, der macht sich auch aus nix ein Gedicht.
Ich versuche jetzt mal Strophe für Strophe zu hinterfragen und zu interpretieren:

Was schreib ich mir die Seele wund,
die Finger blutig, jedoch rund
wolln mir die Worte nicht entgleiten,
sich zum Gedicht nicht willig breiten!

Was weiß denn ich, hab keine Ahnung,
steck ich vielleicht in deiner Planung?
Entgleiten dir die Worte nicht,
entbreitet sich auch kein Gedicht. :cool:

Ich lege schwer die Stirn in Falten,
um tief Gefurchtes zu gestalten,
das sich - weil flüchtig - mir entzieht
und dem Begreifen leicht entflieht. ("meinem" = xX geht ja wohl gar nicht)

Doch die gefurchte Faltenstirn
dringt leider nicht bis ins Gehirn
und nimmt, als ob sie leise flüchte,
nun dem Begreifen alle Früchte. :eek:

Mir liegen auf der Zunge Worte,
passiern doch nicht der Lippen Pforte!
Hab mich an ihnen festgebissen,
will nicht von ihnen lassen müssen!

Die Worte liegen auf der Zunge,
jedoch kein Hauch passiert die Lunge?
Sie hängen zwischen deinen Zähnen,
die Lippen wollen sich nicht dehnen? :p

Versuch, sie mir zurechtzubiegen,
dem Sinn den Pathos beizufügen:
nicht nichtig soll dem Leser klingen,
wovon wir Dichter wichtig singen!

Da kommt die Biegung grade recht,
mit Pathos würzen, ist nicht schlecht:
der Leser kann des Dichters Thesen
nun wirklich furchtbar wichtig lesen. :rolleyes:

Ach, schon erdrückt mich eigne Schwere,
nach der ich mich so sehr verzehre,
zieht mich hinab auf düstren Grund,
von dem ich weiß: er birgt bloß Schund!

In Schwere sich der Dichter kleidet,
wenn er an der Verzehrung leidet,
aus tiefstem Dunkel macht er Licht
und hofft, der Leser merkt das nicht. :D

Tja, würde ich da mal sagen, da hat der Dichter es wohl doch manchmal schwerer als gedacht, vor allem, wenn das Publikum nicht so mitspielt, wie geplant.

Aber das ist eben das Los des Dichters, er ist und bleibt ein verkanntes Genie.
Und wenn das für ihn keine Dichterschwernis ist...:rolleyes:


Gerne gelesen, geschmunzelt und mit tief zerfurchter Stirn kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

fee
19.02.2012, 22:02
In Schwere sich der Dichter kleidet,
wenn er an der Verzehrung leidet,
aus tiefstem Dunkel macht er Licht
und hofft, der Leser merkt das nicht. :D

Tja, würde ich da mal sagen, da hat der Dichter es wohl doch manchmal schwerer als gedacht, vor allem, wenn das Publikum nicht so mitspielt, wie geplant.

Aber das ist eben das Los des Dichters, er ist und bleibt ein verkanntes Genie.
Und wenn das für ihn keine Dichterschwernis ist...:rolleyes:


Gerne gelesen, geschmunzelt und mit tief zerfurchter Stirn kommentiert...:)


meinen besten dank, falderwald!


jaja, wir dichter.... wollen nun mal mit unsren textlein (schwer)gewichtig wahrgenommen werden... schon schräg, dass wir dafür ausgerechnet die optischen(!) text-"leichtgewichte" auswählen als mittel. oder?

das nennt man "sich die wahren herausforderungen erst selbst zu schaffen"... :cool::D


fein, deine antwortverse! gerne gelesen!


lieber gruß,

fee
(leichtgewicht unter den verdichtern)