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Der motivlose Dichter
Motive gibt es wirklich viele,
für gute oder schlechte Ziele,
Motive die zu Bildern werden
mit Frauen oder schönen Pferden,
Motive für die Wahlkampfreden,
schön griffig, kurz und gut für jeden,
und auch im Krimi sind Motive
sehr wichtig für die Detektive.
Denkt einer philosophisch tief,
dann sucht er nach dem Leitmotiv
für sich und alles, was die Welt
im Innersten zusammenhält.
Allein der Dichter braucht das nicht,
denn dadurch, dass er schreibt und spricht
ist er erst in der Welt daheim,
machst so auf alles sich 'nen Reim.
Angeregt durch 'Wald- und Wiesenpoet' von fee
denn dadurch, dass er schreibt und spricht
ist er erst in der Welt daheim,
machst so auf alles sich 'nen Reim.
soso, lieber thomas,
du gehst also dem motiv des motivs etwas genauer nach. feine sache. :cool:
der schluss, dass der poet also entwurzelt wäre, würde er nicht wissen, was er be-schreiben sollte oder könnte, ist schon etwas gruselig, hat aber sicherlich ein körnchen tiefer wahrheit.
dieses gefühl von "nicht-heimat" außerhalb der eigenen wortwelt ... muss der dichter tatsächlich alles durch be-schreiben sich erst zu eigen machen? ist das sein motiv? "sich einen reim auf das zu machen", was einem tagtäglich so begegnet und einen berührt, ist immens wichtig. das sehe ich auch so. jeder macht das. nicht jeder aber in demselben grad und vor allem nicht jeder in gedicht-form. vielen genügt, sich ihre eigene lebensphilosophie zurechtgelegt zu haben irgendwann und dann wird nach dieser dahingelebt (und manchmal fährt die eisenbahn drüber - man beharrt darauf, dass alles schon irgendwie in dieses eigene weltbild gepresst und gepasst werden muss und kann....).
was also steckt dahinter, dass doch die meisten dichter ihre welt-beschreibungen öffentlich machen "müssen"? ich frag mich das öfter, weil ich es ja an mir selbst auch so beobachte. dieses motiv des "in den raum rufens", damit ein echo kommt, um zu hören, wie dieses ausfällt, ist ja schon tief in mir. nicht nur auf das dichten bezogen. ticken alle dichter so? ist es das?
du siehst - viele fragen stößt dein text an. und ich wälze sie auch diesmal wieder gerne ein wenig hin und her. danke.
lieber gruß,
fee
a.c.larin
04.05.2012, 18:57
@ fee
der schluss, dass der poet also entwurzelt wäre, würde er nicht wissen, was er be-schreiben sollte oder könnte, ist schon etwas gruselig, hat aber sicherlich ein körnchen tiefer wahrheit.
aber so ist es wohl, denn: was wäre eine laus ohne ihren wirt? :p
ich denke, das problem ist ein allgemein menschliches : wir machen uns alles durch sprache zu eigen. erst, was wir durch einen begriff erfassen können, wird uns gedanklich zugänglich.
und so erobern wir uns allmählich die welt.
dichterlinge tuns halt in einer metrisch - klanglich-reimtechnisch - rhythmisch von ihnen nachgestalteten welt.
ich denke aber, dass ich auch so existieren würde - zumindest hab ich meine vorforums -zeit nicht inexistent verbracht, wie mir ja manche fotos nachweisen....
vielen genügt, sich ihre eigene lebensphilosophie zurechtgelegt zu haben irgendwann und dann wird nach dieser dahingelebt
gegenfrage: nach welcher lebensphilosophie sollte man denn dahinleben, wenn nicht nach der eigenen?
dass sich philosophien so schwer ändern, liegt wohl daran, dass sie zumeist mit erfahrungen verknüpft sind, die sich nicht verändern lassen.
neu bewerten könnte man diese vielleicht - aber das ist mitunter ein sehr mühevoller und langwieriger lernprozess, dem oft auch tiefenpsychologsche hindernisse im wege stehen.....:rolleyes:
ich denke so: wer sich ändern will, der ändert sich auch!
dem veränderungsdruck, der einem durch andere auferlegt wird, setzt man oft aus gutem grunde widerstand entgegen! wer will schon, dass an einem bloß herumgedoktert wird?
das "in- die -welt" rufen ist einfach der wunsch des menschen nach resonanz.
auch der beste partner der welt ( so man ihn hätte) schwingt nicht zu hundert prozent auf der eigenen ebene! ( die restlichen 97, 5 prozent muss man sich anderswo besorgen! :p )
@ thomas,
(verzeih , dass ich dich jetzt erst drannehm),
mit oder ohne reime: zuerst mal muss der dichter als mensch in sich selber daheim sein (oder zumindest auf dem wege dahin)
vielleicht ist das ja sein hauptmotiv, um zu schreiben?
warum schreibe ich?
einfache antwort: mir macht das reimen einfach spaß!
es klingt gut, es ist musik in meinen ohren, es ist lebensfreude pur.
(manchmal auch nur spannungsabbau)
motivlos sein? kenn ich nicht! die welt ist voller motive.
das mir zu den motiven gerade nichts einfällt: das ja.
( eben weil mal keine zeit ist, weil ich zu müde bin, oder weil ich grade keine lust habe, gedanklich stromlos bin)
aber das hab ich längst gelernt zu akzeptieren wie es ist.
schließlich regnets ja auch nicht jeden tag - und trotzdem ist immer wetter!
und so ists auch mit der dichtung.
die welt ist voller motive - und trotzdem muss nicht immer alles belabert werden! ( weder von mir noch von sonst wem)
mancher sonnenuntergang darf und sollte völlig kommentarlos im dunkel der nacht verschwinden dürfen!
ihn mit einem anderen menschen schweigend zu genießen - ist das nicht vielleicht das allerschönste motiv? :)
zur sprache gehört nämlich auch das beredte schweigen.
und in diesem sinne
halt ich jetzt mal die klappe! :p
liebe grüße -be motivated!
larin
Liebe fee, liebe larin,
eure beiden Kommentare ergänzen sich so schön, dass ich gar nichts mehr zu sagen weiß, außer: Vielen Dank!
Liebe Grüße
Thomas
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