Gedichte-Eiland

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Medusa 07.01.2010 21:08

Am Bach
 
Am Bach

Wild braust der Bach und tosend quillt
er durch die kühle Bergesschlucht.
In dunkler Enge er befüllt
mit klarem Wasser eine Bucht.
Der Regenbogen schimmert sacht,
taucht Wasser, Stein und weiße Gischt
nur kurz in seine Farbenpracht,
vergeht, erlischt.




Louis Lazar 07.01.2010 21:22

Guten Abend Medusa,

hier soll eine Verwandschaft zu Rilkes "Römischer Fontäne" zu finden sein? Tut mir leid, abgesehen von der Thematik - also "Wasser" - vermag ich in der Form nur sehr entfernte Ähnlichkeiten auszumachen.

Das ist nicht weiter schlimm, denn dein Werk ist, wenngleich nicht überragend, zweifellos gekonnt. Mir gefällt das Enjambament sehr und die letzte Zeile ebenso. Allein stört mich der "Regenbogen", der mir zu plötzlich und unerwartet genannt wird und m.E. etwas mit der "dunklen Enge" kollidiert.

Die Form ist mir weitestgehend unbekannt. Vielleicht hast du an gebrochene Langverse gedacht, vielleicht an Knittelverse - ich weiss es nicht. Auf jeden Fall klingt sie harmonisch und passend. Nicht erzwungen, sondern tragend.

Gefällt mir.


Liebe Grüsse
Louis

Quicksilver 07.01.2010 21:26

Hallo Medusa,

bis auf die Inversion in Vers 3 stört mich hier rein gar nichts. Es ist wundervoll zu lesen und die Bilder beeindrucken mich sehr. Vielleicht solltest du öfter aus stringenten Formen ausbrechen, um solche Verse zu zaubern.

Beeindruckte Grüße
von
Quicksilver

Feingeist 07.01.2010 21:30

Liebe Medusa,

ich glaube eher, dass Du eine Parallele zu Ferdinand Meyers "Römischen Brunnen" meinst? Das ist Dir nämlich von der Form her hervorragend gelungen!

Die Inversion stört mich auch, das Thema hatten wir doch schon bei Kaffee und Kuchen ;)

Ansonsten: Super gemacht!

Liebe Grüße

Feingeist

Medusa 07.01.2010 21:36

Lieber Louis,

es war nicht der Rilke, es war der Conrad ... (Ferdinand Meyer) :).
Es gab eine Zeit, in der ich die Klassiker als Fingerübungen nutzte :D; manchmal mache ich das noch heute.
Hier habe ich ein wunderschönes Gedicht umformuliert, den "Römischen Brunnen"; technisch stimmt es mit dem Vorbild in Versmaß und Melodie überein.
Ob die Aussage stimmig ist, liegt sicher im Empfinden des Lesers :). Ich mags recht gern, sonst hätte ich es gewiss nicht ausgekramt.

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar und Deine Überlegungen zum Inhalt.
Viele liebe Grüße,
Medusa.




Lieber Quicksilver,

vielen lieben Dank für die positive, für mich überaus erfreuliche Rückmeldung zu diesem Gedicht. Es ist schon etwas älter und ich erinnere Gehirnakrobatik, um dem Original nahe zu kommen :D.
Die Inversion stört mich auch; das Original ist aber auch nicht "astrein" ;).

Ich grüße Dich herzlich,
Medusa.




Lieber Feingeist,

ja, ich habe mir den "Römischen Brunnen" vorgenommen; es ist eines meiner Lieblingsgedichte. Dein "hervorragend gelungen" bauchpinselt mich ungemein :).
Ich weiß nicht, wie ich die Inversion wegdichten kann :o.

Herzliche Grüße nach HH,
Medusa.

Feingeist 07.01.2010 22:37

Liebe Medusa,

wie wäre es mit:
...,
wo er in dunkler Enge schwillt,
sich klar in Buchten zu ergießen.

Dann wäre der Reim weg, klar, aber auf ergießen reimt sich ja auch anderes.
Na, ja, ich kenne Dich ja jetzt, bist ja eine Bastlerin, Dir fällt bestimmt eine Lösung ein!

Liebe Grüße

Feingeist

Medusa 07.01.2010 22:48

Nee, lieber Feingeist,

das haut nicht hin, jedenfalls dieser Vorschlag nicht: sich klar in Buchten zu ergießen. Das Original endet in allen Versen mit männlichen Kadenzen.
Über diesen Vers
... wo er in dunkler Enge schwillt, werde ich nachdenken (heute gewiss nicht mehr :D), er klingt sehr schön und gefällt mir :).

Wir kriegen das hin, nicht wahr?
Liebe Gutenachtgrüße,
Medusa.

Feingeist 07.01.2010 22:59

Liebe Medusa,

klar kriegen wir das hin. Bergesschlucht und Bucht gefällt mir auch ausnehmend gut der Reim, aber die Inversion zwischen den Reimen ist einfach... Da hat man das Gefühl, der Bach würde sich umkehren, Du verstehst was ich meine ;)

wo er in dunkler Enge schwillt,
sich klar in manche (eine) Bucht ergießt.

Wäre männlich, aber ich denke die direkte Nebeneinanderstellung vom Anschwellen und Ergießen nur durch ein Komma getrennt, ist sehr gewagt.

Liebe Grüße

Feingeist

Medusa 07.01.2010 23:12

Morgen, lieber Feingeist,

morgen :). Ich bin totmüde und nur noch für kurze Zeit im Chat. Deine Vorschläge nehme ich ganz sicher mit in meine Träume und noch vor dem Frühstückskaffee werde ich sie in die Tat umsetzen :).

Gute Nacht und liebe Grüße nach HH,
Medusa.

ruhelos 08.01.2010 13:38

hallo Medusa,

ganz gleich welches Gedicht du nun umformuliert hast, ob Rilke oder Meyer, dein Vers findet mein Gefallen. Der beschriebene Bach wird vor meinen Augen lebendig. Gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Chavali 09.01.2010 10:08

Liebe Medusa,

mit Interesse habe ich deinen BACH erneut gelesen und die Diskussionen dazu.
Warum eigentlich sind (fast) alle Kommentatoten so gegen diese Inversionen?
Sprachlich unschön? Wer legt das fest? Also ich habe kein Problem damit, verwende sie manchmal selber
und habe dann große Mühe,
zu erklären, warum ich sie verwende (meist kann ich das nicht).
Im Gegenteil - ich finde maches, so formuliert, äußerst poetisch.
So auch hier.

Also mir gefällt das ganz und gar.

Lieben Gruß,
Chavali

Medusa 09.01.2010 11:03

Guten Morgen Ruhelos,

ich freue ich über Deinen positiven Kommentar sehr und bedanke mich ganz herzlich dafür :).

Viele liebe Wochenendgrüße,
Medusa.




Liebe Chavali,

Inversionen werden immer ein Streitpunkt bleiben. Erinnerst Du meine ersten "Gehversuche" bei Dotcom? Wie haben mich Norbert, Volker und viele andere zusammen gesch..... :o! Ich habe dies gelernt: Inversionen sind durchaus passend und witzig, wenns um lustige Texte geht. Bei Naturgedichten, Traurigem sind die nicht wirklich angebracht und sollten vermieden werden.

Sie mögen zuweilen eine Notlösung sein, der kaum einer ausweichen kann, ich übe ständig; "poetisch" sind sie nicht :D.

Wie auch immer: Ich freue mich über Dein Lob, Danke :).

Herzliche Grüße,
Medusa.

a.c.larin 09.01.2010 11:12

hallo medusa,
das klingt sehr hübsch, wie du da den bach bedichtet hast - aber warum nur so kurz?
die beschreibung des wasser verlangt doch eindeutig nach mehr/meer/mär....:D

ein wenig zu rasch aus dem genuss gerissen, aber wenigstens knöcheltief eingetaucht,
larin

Chavali 09.01.2010 11:19

Liebe Medusa,

Zitat:

Inversionen sind durchaus passend und witzig, wenns um lustige Texte geht. Bei Naturgedichten, Traurigem sind die nicht wirklich angebracht und sollten vermieden werden.

Sie mögen zuweilen eine Notlösung sein, der kaum einer ausweichen kann, ich übe ständig; "poetisch" sind sie nicht
Und eben DAS ist eben die Frage: Warum? Wer legt das fest?


LG :)

Medusa 09.01.2010 11:24

Liebe Larin,

hier das Original von C.F. Meyer (eines meiner Lieblingsgedichte):

Der Römische Brunnen
Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
er voll der Marmorschale Rund,
die, sich verschleiernd, überfließt
in einer zweiten Schale Grund;
die zweite gibt, sie wird zu reich,
der dritten wallend ihre Flut,
und jede nimmt und gibt zugleich
und strömt und ruht.


Zu kurz? Tja, das Original ist halt nicht länger und war für mich lediglich als Fingerübung gedacht :p.

Immerhin bist Du genussvoll und knöcheltief eingetaucht. Das freut mich sehr :).

Herzliche Grüße nach Wien,
Medusa.

a.c.larin 09.01.2010 11:36

hallo medusa,

das original hatte ich beim lesen deiner zeilen nicht im kopf - ich denke aber, dass ein brunnen ja eher was "statisches ist, an einen einzigen ort gebunden,
wies in der letzten zeile ja auch heißt: er"ruht" - daraus egibt sich auch ein schlusspunkt.
ein bach aber fließt weiter, er hat was vorwärts drängendes, eine unbändige sehnsucht - er dürfte daher auch länger gestaltet werden.

vielleicht erfindest du noch eine zweite stophe als fortsetzung?
da wär ich sehr drauf gespannt!

lg,larin

Mike_S 23.11.2010 21:06

Hallo Medusa,

ja ich weiß, es ist sehr sehr lange her, aber nun fand ich doch noch in einen Deiner Fäden. Wie geht es Dir?

Dieses Gedicht gefällt mir sehr gut. Kurz und knapp gehalten liest es sich sehr gut und spielend tanzt das lautlos gesprochene Wort vor dem inneren Ohr. Die Inversion ist völlig egal. Nein, sie gehört einfach dahin. Eine Inversion ist ein Stilmittel, das auch eingesetzt werden darf.

Beste Grüße
Mike S

Onkie IIV 24.11.2010 09:28

Guten Morgen Medusa,

sofort hatte ich das Orginal vor Augen und mich hat es etwas gestört,
muss ich ehrlich gestehen ;) Denn es ist auch einer meiner Lieblingstexte.
Ansonsten und im Grunde aber ein guter Text von dir.
Einen Vorschlag habe ich für dich:

In dunkler Enge er befüllt
mit klarem Wasser eine Bucht.
->
Mit klarer Wasserflut befüllt
der enge Bach die stille Bucht.

Die Inversion hat mich ziemlich gestört, so könnte man sie umgehen.
Kannst es dir ja mal überlegen.

lg
onkie

Medusa 09.01.2011 17:51


Liebe Larin :).

Das Original ist "Der ewige Brunnen" von C.F. Meyer. Und weil es nur eine Fingerübung ist, gibts auch keine zweite Strophe; bei solchen Experimenten halte ich mich an die Urfassung und die endet mit der Ruhe.

Ganz herzlich,
Medusa.



Lieber Mike :).

Danke der Nachfrage. Mir geht es gut, sehr gut sogar.
Was die Inversion betrifft, so bin ich nicht besonders glücklich darüber. Ja klar, sie kann ein Stilmittel sein. Wenn dir aber nichts anderes einfällt und du sie missbrauchst, dann hat sie ihre Eindringlichkeit oder ihren Witz verloren; im Original gibt es sie nicht!

Ich danke Dir ganz herzlich für Dein Lob.
Viele liebe Abendgrüße,
Medusa.



Lieber Onkie :).

Dein Vorschlag gefällt mir sehr gut und ich werde ihn übernehmen; damit ist die leidige Inversion vom Tisch.

Als ich damals diese Fingerübung schrieb, haderte ich genau an dieser Stelle; nichts fiel mir ein, die Inversion zu ändern. Deine Idee, sie zu beheben, ist soooo einfach :):):o

Herzlichen Dank und viele liebe Abendgrüße,
Medusa.


edit: Lieber Onkie :). Ich kann Deinen schönen Vorschlag doch nicht übernehmen, weil sich der Bach wiederholen würde, sehr schade! d.O.



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