Gedichte-Eiland

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Falderwald 26.03.2012 22:44

Hymne (Diskussion)
 



Hymne


Liebste schau! Im magischen Gefüge
spiegeln sich die Kräfte der Natur,
jedes Ideal entspringt der Lüge
angesichts der kosmischen Struktur.
Wellen schwingen, Energien fließen,
fühle, Liebe, fühle still und leis
Herzensenergien sich ergießen
in den Herzenswellenzauberkreis.

Einem Mädchen blühen Blütenträume
voller Hoffnung auf die Lebenszeit,
Wiesen grünen und im Laub der Bäume
halten erste Knospen sich bereit,
wachsen still heran und aus den herben
werden süße Früchte, wenn im Glanz
lichter Sonnenstrahlen Träume sterben
für den letzten Blütentotentanz.

Dichter singen vor dem leeren Grabe,
hat des Todes Muse sie geküsst,
schwarzgefiedert nagt ein Schattenrabe
Augen aus dem Leib am Kreuzgerüst.
Große Kinder wollen gerne glauben,
was ein Leben nach dem Tod verspricht,
doch daß blinde Lehren Freiheit rauben,
merken sie in ihrem Eifer nicht.

Daß erwachte Geister heller denken,
daß ein Schein nicht an der Wahrheit frisst,
daß die Menschen sich ein Lächeln schenken,
weil ihr Mitgefühl in Ordnung ist,
daß Vertrauen nicht zur Fessel werde
und Gefühle nicht verboten sind,
so ein schönes Leben auf der Erde,
das wünscht sich ein jedes Menschenkind.

Wo das Himmelsrund erblaut am Morgen,
wo ein Schmetterling im Lichtspiel tanzt,
wo, im schroffen Felsgestein geborgen,
sich ein Samenkorn hat eingepflanzt,
wo Gewitterstürme schrecklich wüten,
ein Vulkan zerbirst, die Erde bebt,
dort wird Licht und Liebe dich behüten
in des Kreises Zauber eingewebt.

Lausche, Liebste, jenem fernen Sehnen
deines Herzens, sing die Melodie
aus dem Lied der ungeweinten Tränen
und erfreue dich an der Magie,
freue dich an all den frischen Trieben,
bleibe jung im Herzen immerzu.
Niemals könnte ich die Götter lieben,
meine Göttin, Liebste, das bist du!

Licht und Wärme, Atem für das Leben,
festen Boden unterm Himmelszelt,
frische Wasser hast du mir gegeben,
wir sind zwei und eins mit dieser Welt.
Nun erfährt die große Gotteslüge
eine lang erahnte Korrektur:
Liebe, du mein magisches Gefüge,
bist die Schöpfungskraft in der Natur.


Falderwald
. .. .




Chavali 27.03.2012 10:15

Hallo Faldi,

eine Hymne an die Liebe - was könnte es Schöneres geben.
Welche Kreativität dir der Frühling und mit ihm das Erstarken aller Mächte, Säfte und Kräfte, gebracht hat,
sieht man an deinem phänomenalen Werk ;)

Was soll ich sagen...? Selbst die Alten konnten es nicht besser!


Beeindruckte Grüße,
Chavali


P.S. natürlich ist mir nicht entgangen, dass du den kirchlicherseits verordneten Huldigkeiten abschwörst
und die Natur als einzig wahre Schöpfung erkennst.
Gut so. Man kann es nicht oft genug betonen - wobei es auch (und das nicht wenige) Menschen gibt,
die DEN GOTT als alleinigen Schöpfer ansehen.
Lassen wir ihnen ihren Glauben.


^^**^^

a.c.larin 28.03.2012 17:30

hallo,
eine hymne an die liebste, verpackt in religionskritik?

mich reißt es da ein wenig hin und her: einerseits würde ich gerne dem hymnus lauschen, andererseits holt mich die daran auch enthaltene bitterkeit wieder ein wenig heraus:

auch das versteh ich nicht so recht:

Zitat:

jedes Ideal entspringt der Lüge
angesichts der kosmischen Struktur.
wieso das?
ich denke, die kosmische struktur ist perfekt - und wir sinds bloß, die gelegentlich nicht damit klarkommen! ;)

ebenso hier:
Zitat:

wo Gewitterstürme schrecklich wüten,
ein Vulkan zerbirst, die Erde bebt,
dort wird Licht und Liebe dich behüten
irgendwie unlogisch,denn wenn das Lyrich meint, der kosmos wäre nicht perfekt, dann darf es sich selbst, als dessen teil, auch nicht für perfekt halten! ( na gut - verliebte übertreiben halt! :p)
ich würde der angebeteten trotzdem vorschlagen, im falle des falles lieber rasch wegzurennen!

fazit: mit gefällt diese ode an die liebe - und noch besser gefiele sie mir, wenn es nur dabei bliebe, ohne seitenhiebe auf was anderes!
dann schon lieber noch ein zweites gedicht- aber ein richtig bissiges! :D

liebe grüße, larin

Falderwald 29.03.2012 23:06

Hi Chavi,

ja, eine Hymne an die Liebe und an die Liebste.

Aber, um es mal mit Hugo von Hofmannsthal zu sagen, das ist der Frühling nicht allein...;)

Jetzt hast du mich mit deinem Lob aber ganz sprachlos gemacht *erröt* :o
Da bleibt mir nur, mich zu verneigen und bescheiden Dankeschön zu flüstern...:)

Wenn Gott gleichgesetzt wird mit der Natur, dann stimmt es, daß Gott der alleinige Schöpfer ist.
Nur der Begriff "Gott" wird hierbei schon missbräuchlich verwendet, denn wozu muss man die Natur personifizieren?
Kann man sich das nicht anders vorstellen?
Die Kirche trennt eindeutig Gott und Welt voneinander. Die weiß das eben...;)
Nun denn, jeder hat eben, wie du schon schriebst, seine eigene Vorstellung von dieser Welt.
Und letztlich ist es auch egal, ob jemand mit seinen eigenen oder mit fremden Gedanken stirbt.
Ich mache mir lieber eigene...:)


Servus larin,

na klar, warum sollte man eine Hymne an die Lieb(s)te nicht in Religionskritik verpacken?
Der Text steht ja schließlich nicht umsonst in dieser Rubrik.
Das ist schon ganz bewusst von mir so geplant gewesen.

Bitterkeit sehe ich da weniger drin, eher Reife, Einsicht und die Bereitschaft, sich eigene Gedanken zu machen.
Der Text ist eigentlich eine konsequente Weiterentwicklung meiner eigenen und ganz persönlichen Erkenntnisse.

Ich fürchte, auch hier ist etwas Grundsätzliches nicht rübergekommen:

Zitat:

Zitat von a.c.larin
auch das versteh ich nicht so recht:
Zitat:

Zitat von Falderwald
jedes Ideal entspringt der Lüge
angesichts der kosmischen Struktur.

wieso das?
ich denke, die kosmische struktur ist perfekt - und wir sinds bloß, die gelegentlich nicht damit klarkommen!

Nichts anderes sagen diese beiden Zeilen doch aus.
Ein Ideal ist doch nur ein menschlicher Begriff, der ausschließlich in menschlichen Hirnen existiert.
Nenne es Ideal oder Dogma oder Ideologie und du wirst überall mit den tollsten Ideen konfrontiert.
Und die können gegen die Perfektion des Kosmos' doch nun wirklich nicht anstinken. Dagegen kann doch alles andere nur gelogen und erfunden sein, oder?

Zitat:

Zitat von a.c.larin
ebenso hier:
Zitat:

Zitat von Falderwald
wo Gewitterstürme schrecklich wüten,
ein Vulkan zerbirst, die Erde bebt,
dort wird Licht und Liebe dich behüten

irgendwie unlogisch,denn wenn das Lyrich meint, der kosmos wäre nicht perfekt, dann darf es sich selbst, als dessen teil, auch nicht für perfekt halten!

Nun, daß der Kosmos nicht perfekt sei, hast du hinein interpretiert, deshalb ist die Aussage dieser Zeilen auch nicht unlogisch, wenn du sie in dem von mir beschriebenen Zusammenhang siehst.

Natürlich können Licht und Liebe nicht körperlich vor den Naturgewalten beschützen, aber was ist falsch daran, an die eigenen Gefühle zu glauben?
Sie sind uns schließlich von der allumfassenden Natur mitgegeben worden.

Ein realistisch gesunder Pantheismus ist dem unglaubwürdigen Theismus alle Male vorzuziehen.
Zumindest ist das meine Vorstellung von dieser Welt und diese findet eben in meinen Texten immer wieder Ausdruck.

Seitenhiebe sehe ich hier nicht, eher eine Richtigstellung, denn all die Heilsverkünder die mit der unsterblichen (individuellen) Seele ins Feld ziehen, verbreiten lediglich unbewiesene Märchen.
Deswegen müssen die Menschen (das) ja auch glauben.

Die Liebe aber, die ist vorhanden. Jeder kann sie spüren und jeder braucht sie zum Leben.

Und das glaube ich nicht, das weiß ich...:)

Vielleicht gefällt dir meine nächste Hymne aber besser, weil da solche Unwichtigkeiten wie der Glaube keine Rolle mehr spielt.

Trotzdem Dankeschön für das eingeschränkte Lob...:)


Vielen Dank für eure Gedanken und Kommentare...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Thomas 30.03.2012 14:10

Hallo Falderwald,

ich muss Larin beipflichten. Wenn man etwas der Lüge bezichtigt, ist das starker Tobak. Die Tatsache, dass etwas 'ausschließlich in menschlichen Hirnen existiert', macht es nicht automatisch zur 'Lüge'. Aber vor allem ist es ja nicht die Liebe allein, sondern auch Glaube und Hoffnung. Die Liebe ist natürlich die größte der drei, aber indem sich der Mensch über den Zustand des rein instinktgetrieben Wesens erhob, d.h. indem er planvoll handeln und arbeiten kann, sind Hoffnung, Sorge und Glaube für ihn selbstverständlich. Dass man diese Gefühle, genau wie auch die Liebe, manipulieren und missbrauchen kann, ist unbestritten. Deswegen gefällt mir deine 'Hymne an dich' viel besser.

Viele Grüße
Thomas

Falderwald 06.04.2012 03:02

Hallo Thomas,

ich habe jetzt mehrere Male angesetzt, hier eine Antwort zu verfassen.

Hm, ich glaube, bei diesem Thema kommen wir nicht auf einen Nenner, ich kann dem Glauben nichts abgewinnen.

Für mich ist jeder Glaube ein Märchen.
Ein Märchen für Groß und Klein, wie das Märchen vom Osterhasen, dem Weihnachtsmann oder dem Christkind, die den Kindern die Geschenke bringen.

Letztlich glauben die Kinder auch eine Weile daran und wenn wir ehrlich sind, handelt es sich hierbei auch um eine Lüge, wenn wir einem kleinen Menschen voller Ernst erklären, daß ihm das Christkind zu Weihnachten seine Geschenke bringt.

Das sind auch menschliche Erfindungen.

Ich kann es nicht erklären, aber ich habe niemals einen Gott gefunden, ich kann auch nichts Positives, Schönes, Erhabenes oder Heiliges im Glauben finden, ich spüre nichts davon in meinem Herzen, ich sehe eher die negativen Seiten, es bedrückt mich und erfüllt mich mit Abneigung, es stößt mich ab und gibt mir das Gefühl der Unfreiheit.
Ich bin nicht in der Lage, mich einer religiösen Moral zu unterwerfen, weil sie meinen freien Geist behindern würde, es würde mich behindern, alles so auszusprechen, wie sich die Welt in meiner Vorstellung darstellt, es würde mich daran hindern, mein Leben mit einer ehrlichen Motivation zu begehen.
Wenn ich bei jeder meiner Handlungen das "Fallbeil" der Sanktionen über mir spüren würde (die menschlichen Gesetze lassen wir mal außen vor), wäre meine Motivation eine rein egoistische, nämlich die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tode.
Und ein Gott, der alles verzeiht, wäre auch nicht gerecht, dann würden selbst die schlimmsten Dikatoren und Tyrannen genau so behandelt, wie jemand, der sein Leben in den Dienst des Glaubens gestellt hätte.

Ich kann auch Leuten wie Hegel nicht folgen, weil sie in ihren ganzen schönen Philosophien jeglichen Beweis schuldig geblieben sind. Es bleibt bei Theorien und Dogmen, die niemals beweisbar sind.

Und ich sehe die ganzen Versprechungen auf ein Leben nach dem Tode als leere Hülsen.

Ich kann weder an eine Jungfrauengeburt noch an eine Auferstehung glauben.

Ich kann nicht an eine Weltanschauung glauben, die auf Wundern und Offenbarungen aufgebaut ist, es ist für mich logisch nicht nachvollziehbar, es sind ausgedachte Geschichten, um die Menschen hörig zu machen und ihr metaphysisches Bedürfnis zu befriedigen.

Da fällt mir ein Zitat von Schiller ein:

Xenien aus dem Musen-Almanach für das Jahr 1797

(55) Die Stockblinden

"Blinde, weiß ich wohl, fühlen und Taube sehen viel schärfer, aber mit welchem Organ philosophiert denn das Volk?"

Und das ist genau der Punkt.
Religion ist Philosophie für das Volk.

Ich kann nicht an einen allmächtigen, allwissenden Gott glauben, der seine Kreaturen in eine Welt setzt, wo sie sich nur durch die Lebensenergie anderer Lebewesen eine Weile erhalten können.
Ich kann nicht an einen allmächtigen, allwissenden Gott glauben, der seine Kinder mit einer Erbsünde auf die Welt kommen lässt.
Ich kann nicht an einen allmächtigen, allwissenden Gott glauben, der alle diese Greueltaten zulässt, die sich seine Kinder gegenseitig antun.
Ich kann nicht an einen allmächtigen, allwissenden Gott glauben, der jedem Menschen einen freien Willen gegeben hat, nur um ihn zu bestrafen, wenn er ihn auch nutzt.
Ich kann nicht an einen allmächtigen, allwissenden Gott glauben, der menschliche Bedürfnisse wie Sexualität streng reglementiert und Frauen und Männer nicht gleichstellt.
Ich kann nicht an einen allmächtigen, allwissenden Gott glauben, der schon vorher alles weiß und trotzdem ständig neue Seelen erschafft, die fehlerhaft sind und niemals ohne "Sünde" durchs Leben gehen können.
Und diese Liste könnte ich jetzt endlos fortführen.

Das alles geht mir nicht ein.

Da halte ich es mit Schopenhauer:

Ich kann nicht daran glauben, daß jemals Wesen, die keine Menschen waren, unserem Geschlecht Aufschlüsse über sein und der Welt Dasein und Zweck gegeben hätten.
Es gibt nur die Gedanken der Weisen, die weil sie dem menschlichen Irrtum unterworfen sind, in wunderliche Allegorien und Mythen eingekleidet sind, wo sie dann Religionen heißen.
Dabei ist es eigentlich gleichgültig, ob jemand sich auf eigene oder fremde Gedanken verlässt, es sind immer nur menschliche Gedanken, aber der Mensch neigt nun mal dazu, lieber anderen, welche übernatürliche Quellen vorgeben, als ihrem eigenen Kopfe zu trauen.

Das Geheimnis und die List aller Pfaffen dieser Erde ist und war zu allen Zeiten, mögen es brahmanische oder mohammedanische, buddhaistische oder christliche sein, daß sie die große metaphysische Sehnsucht der Menschen richtig erkannt haben und vorgeben, die Befriedigung desselben zu besitzen, indem das Wort des großen Rätsels ihnen auf außerordentlichem Wege direkt zugekommen wäre.
Dieses den Menschen einmal eingeredet, lassen sie sich nach Herzenslust leiten und beherrschen.

Und für mich das Schlimme dabei ist, daß dies schon den kleinen Menschenkindern eingeredet wird, die dadurch von klein auf manipuliert sind und das oft niemals mehr loswerden.

Meiner Meinung nach gehört auch der Religionsunterricht aus den Schulen verbannt.
Das gehört in die jeweiligen Glaubenshäuser, denn das hat mit Bildung und Wissen nicht das Geringste zu tun.
Lasst die Kinder statdessen Ethik lernen und sich bei entsprechender Reife selbst entscheiden, ob und welchem Glauben sie beitreten wollen.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, nach meinem Ableben vor einem inividuellen Wesen zu stehen und ihm zu sagen: Herr ich danke dir. Einst war ich nichts , dann hast du mich aus Nichts erschaffen und wenn ich gesündigt habe, so ist das meine Schuld.

Und immer wieder höre ich das Argument, daß des Herren Wege eben unergründlich seien. Warum sollte sich demnach also jemand überhaupt Gedanken darüber machen und wer will sich anmaßen, überhaupt etwas von diesem Gott zu wissen?

Es heißt, Gott schuf die Menschen nach seinem Ebenbild, aber es müsste umgekehrt heißen: Die Menschen schufen sich Gott nach ihrem Ebenbild und gaben ihm menschliche Eigenschaften.


Alles das habe ich mit dem Begriff "Lüge" abgedeckt, denn es ist nicht wahr, weil der Glaube eben lediglich die Anerkennung einer Annahme ohne Überprüfung bzw. die Möglichkeit einer Überprüfung ist.

Ich weiß aber um die Kraft der Liebe, weil ich sie in mir spüre, weil ich mich danach sehne, sie zu empfangen und zu geben. Es treibt mich an und fort.

Und um das "Jenseits" mache ich mir absolut keine Gedanken, es kommt alles so, wie es kommen muss.
Ich habe vor meiner Geburt eine Unendlichkeit nicht existiert und werde es nach meinem Tod auch nicht.

Aber daß ich existiere, das ganz allein gibt mir Kraft und Zuversicht genug, ich habe keine Angst vor dem Tod, höchstens vor dem Sterben, das gebe ich zu, aber nicht vor dem Tod.
Im Tode falle ich wieder aus der Zeit und ohne Zeit währt jede Unendlichkeit nicht einmal einen Atemhauch. :)

Für mich bedeutet jede Religion eine Abkehr von diesem Leben und eine Ausrichtung auf das Jenseits.
Ich habe aber nur dieses eine Leben hier und jetzt und darauf will ich mich ganz alleine konzentrieren. Ob und was danach kommt, wird sich so oder so zeigen - oder eben nicht. ;)


Uff, das war jetzt eine lange Rede und Antwort auf einen kurzen Kommentar, aber es erschien mir wichtig, meinen Standpunkt "etwas" ausführlich darzulegen. :rolleyes:


Vielen Dank für deine Gedanken und ich akzeptiere, daß dir die andere Hymne besser gefällt...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

a.c.larin 06.04.2012 08:29

morgen falderwald,

na das war ja ein ziemlich langer aufschrei- fast so, als hätte man dem teufel das weihwasser gezeigt... :p

ich möchte es daher noch mal kurz zusammenfassen: es steht dir zu an was auch immer zu glauben oder auch nicht zu glauben . ( auch der nicht- glaube ist ja ein glaube).

die einfache wahrheit ist nämlich: wir wissen es nicht, ob es ein sogenanntes "höheres wesen" gibt. es lässt sich logisch -wissenschaftlich weder beweisen noch widerlegen.
und daher kann jeder glauben, was er will. :)

im grunde genommen sollte "religio" eigentlich gerade eine hinwendung zum leben, das wir hier auf erden führen, sein. ( religo heißt - sich zurückverbinden) das macht jeder auf seine weise.

und es ist halt so: die einen sehen in das universum und finden darin gott - und die anderen sehen genau dahin auch - und finden ihn nich.
( es gucken ja auch die einen fußball und geraten über ein tor in ekstase, während die anderen sich dabei zu tode langweilen. :D)

aber eigentlich ging es weder mir noch thomas darum, dir was ein - oder auszureden. wichtig war uns beiden der hinweis: religionskritik UND hymnisches besingen der liebe in einem gedicht , das passt nicht ganz zusammen - noch dazu, wo doch die liebe deine religion zu sein scheint....:p

ist das nicht ein ganz klein wenig unlogisch?

du bekämpfst die "alten" religionen und erschaffst dir sofort eine neue?
das klingt ein bisschen nach: "nie wieder gurus!" sagte der guru.... :D

in einem pflichte ich dir aber bei: aus modernen schulen sollte der religionsunterricht raus - und durch einen ethikunterricht ersetzt werden.
(aber nicht etwa, weil ich ich finde, dass religionsunterricht "nichts ist" - sondern rein aus gründen der praktikabilität: in unserer heutigen multi-kulti gesellschaft haben wir x- religionen unter einen hut zu bringen - und darunter leidet die organisation des übrigen unterrichtsablaufes.)

Zitat:

Ich weiß aber um die Kraft der Liebe, weil ich sie in mir spüre, weil ich mich danach sehne, sie zu empfangen und zu geben. Es treibt mich an und fort.
gut so! Die einen wissen um jene kraft , die anderen um diese.
wir sollten uns in den kräften, die wir haben, unterstützen.

liebe grüße, larin

Falderwald 06.04.2012 19:58

Servus larin,

das ist eine interessante Schlussfolgerung:

Zitat:

( auch der nicht- glaube ist ja ein glaube)
Dann müsste demzufolge auch das Nicht-Wissen ein Wissen sein?
Das Nicht-Lieben ein Lieben oder das Nicht-Hassen ein Hassen?
Das Nicht-Existieren ein Existieren oder das Nicht-Leben ein Leben?

Irgendwie will mir das jetzt nicht eingehen, ich verstehe es nicht. *Kopf kratz*

Zitat:

die einfache wahrheit ist nämlich: wir wissen es nicht, ob es ein sogenanntes "höheres wesen" gibt.
Richtig, und eben darum geht uns das auch gar nichts an. Wofür sich also Gedanken machen um etwas, von dem man nicht wissen kann, ob es existiert.
Und genau das ist der Grund, warum ich von Lüge spreche.
Welcher Mensch kann irgendeine Aussage über ein "höheres Wesen" und dessen Eigenschaften machen, von dem er noch nicht einmal mit Sicherheit behaupten kann, daß es überhaupt existiert?
Ich halte das für sehr vermessen und reine menschliche Fantasie.

Zitat:

es lässt sich logisch -wissenschaftlich weder beweisen noch widerlegen.
Stimmt ebenfalls, deshalb ist alles, was damit zu tun hat, in den Bereich der Spekulation zu verweisen.
Wenn aber Pfaffen aller Art ihre "Wahrheit" verkünden, ist das in Anbetracht dieser Tatsachen eine erfundene Lüge.

Zitat:

und daher kann jeder glauben, was er will.
Das spreche ich auch niemandem ab, aber er muss sich die Kritik gefallen lassen, einem bloßen Hirngespinst nachzulaufen, weil es eben für seinen Glauben nicht den geringsten Beleg oder Beweis gibt.
Und zwar deshalb, weil die meisten Religionen missionierende Religionen sind, die Anders- oder Nichtgläubige zu ihrem Glauben bekehren wollen.
Das wäre dann also eine wechselseitige Wirkung.

Zitat:

im grunde genommen sollte "religio" eigentlich gerade eine hinwendung zum leben, das wir hier auf erden führen, sein. ( religo heißt - sich zurückverbinden) das macht jeder auf seine weise.
Auch hier stimme ich zu, jedoch macht das eben nicht jeder auf seine Weise, denn die meisten Menschen tun dies mit Hilfe der "alten vorgegebenen Dogmen und Ideale" aus den verschiedenen "Religionen" und leben und sterben somit mit fremden Gedanken. Sie haben die Wahl, das ist richtig und so schön geborgen und bequem ist es auch, obwohl es selbstverständlich seinen Preis hat.

Der Begriff "Religion" leitet sich aus dem lateinischen Begriff "Religio" (Rückbindung) ab.
Der moderne Mensch hat sich freilich von der Wirklichkeit entfernt. Er glaubt sich unabhängig und frei.
Dabei ist er aber abhängig von Luft, Wasser, Sonne und Erde.
Diese Dinge sind die Voraussetzung für seine Existenz und diese hat er sich nicht selbst erschaffen, was eine unwiderlegbare Tatsache darstellt.
Da diese Dinge aber nicht erklärbar sind, braucht es eine "Krücke", um diese "Wunder" zu verstehen, so daß letztendlich der Begriff "Religion" völlig pervertiert wurde.
Nehmen wir stellvertretend für Religion das katholische Christentum (alles andere würde den Rahmen sprengen).
Dort wird eindeutig zwischen Gott und Welt getrennt, das sind also zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Gott wird zu einem Dogma erhoben, das ist eben so.
In diesem Dogma wird die Vernunft als völlig inkompetent, blind und verwerflich hingestellt und das besagt nichts anderes, als daß dieses Dogma rein allegorischer Natur ist und mit der Vernunft nicht erfasst werden kann.
Das Absurde dieses Dogmas aber ist, daß es ganz im Zeichen von Allegorien, Mythen und Wundern steht, also in der realen Welt nicht nachweisbar ist.
Das Ganze wird verkündet von Menschen, die nichts anderes als ihre völlig inkompetente, blinde und verwerfliche Vernunft besitzen.
Woher wissen die das also so genau?
Verbreiten sie nicht viel mehr nur Vermutungen, die sie mit ihrem Verstand zu erfassen vermeinen, aber nicht erklären können?
Und das Schlimme dieser Religion (natürlich auch aller anderen Religionen) ist, sie darf gar nicht eingestehen, daß sie nur allegorischer Natur ist, darf dies nur versteckt tun und muss ihre Lehren allen Ernstes als Wahrheit vortragen.

Und das hat mit dem Leben, was wir auf Erden führen, doch wirklich nichts zu tun, auch wenn, zugegebenermaßen, die Religion eine nützliche moralische Instanz für die Menschen gewesen ist und ihr enormes metaphysisches Bedürfnis zu befriedigen vermochte.
Es kann eben nicht jeder die Gedanken eines Kants nachvollziehen, doch wer dies vermag, dem muss sich zwangsläufig eine Weltsicht eröffnen, der religiöse Lehren als Lügen empfindet, weil ihm die Grenzen des menschlichen (und natürlich auch des eigenen) Verstandes bewusst werden, aus denen jeder Gedanke, jede Lehre, jedes Ideal und jedes Dogma mitsamt seiner allegorischen Darstellung entspringt.

Uff...:o

Wollen wir weiter machen? :D

Zitat:

und es ist halt so: die einen sehen in das universum und finden darin gott - und die anderen sehen genau dahin auch - und finden ihn nich.
Hm...
Da Gott und Welt laut Dogma strikte zu trennen sind, wird niemand im Universum, was ja Welt oder Weltall bedeutet, Gott finden, allerhöchstens sein Wirken.

Zitat:

( es gucken ja auch die einen fußball und geraten über ein tor in ekstase, während die anderen sich dabei zu tode langweilen. :D)
Stimmt. Und dabei wird mancher Fußballclub auch zum Dogma. :D
Jedoch möchte ich bei diesem Vergleich einwenden, daß ein Tor ein Tor bleibt, egal ob es jemanden ekstatisch oder gar nicht berührt. Aber es ist ein greifbarer Fakt in einem Spiel mit festgelegten Regeln. ;)


Zitat:

aber eigentlich ging es weder mir noch thomas darum, dir was ein - oder auszureden. wichtig war uns beiden der hinweis: religionskritik UND hymnisches besingen der liebe in einem gedicht , das passt nicht ganz zusammen - noch dazu, wo doch die liebe deine religion zu sein scheint....
Dann habe ich mich im Gedicht entweder missverständlich ausgedrückt und würde gerne wissen, wo die Kritik genau einsetzen soll, das wäre sehr hilfreich, oder ihr, verzeiht, habt nicht richtig gelesen.
Dieser Text soll ja etwas aussagen, er ist wohldurchdacht und konzeptioniert.
(Falls ihr mir noch einmal antwortet und vielleicht keine Zeit für eine Interpretation findet, gebe ich sie gerne selbst und schlüssele die Zeilen auf.)

Und aus welchem Grunde sollte Religionskritik und das hymnische Besingen der Liebe denn nicht zusammen passen? (Wer will denn wissen, worüber sich der Dichter mit seiner Liebsten unterhält? :))

Die Liebe ist keine Religion, um damit direkt der letzten Entgegnung zu widersprechen, sondern sie ist die schöpfende und erhaltende Naturkraft, die in allen Dingen, welche existent sind, zu finden ist, sonst könnten sie nicht sein.
Und diese manifestiert sich einzig und allein im menschlichen Bewusstsein als Fähigkeit, sich im anderen erkennen zu können, den anderen als leidendes Wesen so wie sich selbst wahrzunehmen und mit ihm leiden zu können.
Alle wollen leben, alle wollen sein und das, was ich gebe, bekomme ich zurück, das sind die Gefühle und die Relationen, denen alles unterworfen ist.

Und was einmal war, wird ewig sein, zu seiner Zeit und an seinem Ort und wenn es nicht mehr ist, fällt es aus Zeit und Raum.

Dafür braucht es keine künstlichen Religionen, die mit Allegorien allen Ernstes ihre Wahrheiten verkünden.

Das sagt der Text im Grunde aus und deshalb steht er in dieser Rubrik.
Ein hohes Ideal, freilich, aber auch deshalb steht es hier...:)

Zitat:

ist das nicht ein ganz klein wenig unlogisch?
Ist es das wirklich?

Zitat:

du bekämpfst die "alten" religionen und erschaffst dir sofort eine neue?
Ist das wirklich eine neue Erkenntnis oder gar eine Religion?
Steht es nicht viel mehr jedem frei, bei jeder Handlung in sein Herz zu schauen, um sich ehrlich zu fragen, könnte ich wollen, was ich jetzt mache, wenn man es mit mir täte?
Und dann muss man entscheiden.
Natürlich ist niemand fehlerfrei, das ist eben menschlich...;)

Zitat:

das klingt ein bisschen nach: "nie wieder gurus!" sagte der guru....
"Genau", sprach der Dichter, "ich habe eingesehen, daß ich die Antwort nur in mir selbst finden kann, denn die Welt (das Universum) gibt sie mir nicht freiwillig." ;)

Und so ging er her und verdichtete seine Wahrnemungen, um sie der Welt zu schenken, denn er sah nichts Böses darin.
Das Böse findet sich nur im Menschen. Freilich war auch er nur ein Mensch. :rolleyes:

Zitat:

in einem pflichte ich dir aber bei: aus modernen schulen sollte der religionsunterricht raus - und durch einen ethikunterricht ersetzt werden.
(aber nicht etwa, weil ich ich finde, dass religionsunterricht "nichts ist" - sondern rein aus gründen der praktikabilität: in unserer heutigen multi-kulti gesellschaft haben wir x- religionen unter einen hut zu bringen - und darunter leidet die organisation des übrigen unterrichtsablaufes.)
Dann hätte es neben dem ideellen also auch noch einen praktischen Nutzen, wie schön...:D

Zitat:

gut so! Die einen wissen um jene kraft , die anderen um diese.
Meinst du?
Ich würde eher sagen, die einen wissen um jene Kraft, die anderen glauben an diese.

Zitat:

wir sollten uns in den kräften, die wir haben, unterstützen.
Nun, der Glaube ist keine Kraft, er ist nur ein Behelf. Ein Behelf für eigene Sprachlosigkeit und Unwissenheit, ein Behelf für das unstillbare metaphysisches Bedürfnis, ein Behelf, der vorgaukelt, das Dasein, bzw. das einer Seele, sei ein unendliches. Und für all dieses bedarf es eines Planers, der das alles ermöglicht, weil sie ja selbst nicht dazu in der Lage sind.
Also erschaffen sie sich einen passenden Gott als einzig wahres Dogma, beweisen es durch Wunder und Mysterien und mit einer Offenbarung, in der höhere Wesen, die keine Menschen waren, unserem Geschlecht Aufschlüsse über sein und der Welt Dasein und Zweck gegeben haben.

Dabei soll ich sie unterstützen? Na, ich weiß nicht...:o


Ich habe mich über deine erneute Antwort gefreut und es war nett ein paar (:D) Worte mit dir auszutauschen. Gerne wieder...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Thomas 07.04.2012 18:07

Hallo Falderwald,

da du in deiner Antwort an mich ein schönes Zitat von einem Dichter, den ich auch als Denker sehr schätzt, eingefügt hast, würde ich gerne ein weiteres von ihm anfügen, welches zu deinem Hymnus der Liebe passt und dir sicher gut gefällt:

'Die Anziehung der Elemente brachte die körperliche Form der Natur zu Stande. Die Anziehung der Geister, ins Unendliche vervielfältigt und fortgesetzt, müsste endlich zu Aufhebung jener Trennung führen, oder (darf ich es aussprechen) Gott hervorbringen. Eine solche Anziehung ist die Liebe.'

Ich denke Schiller Philosophische Briefe (daraus stammt das Zitat) sind sehr anregend, wenn man sich nicht von der Sprache des 'Sturm und Drang' abschrecken lässt. Insbesondere ist dort recht gut die Frage geklärt, ob ein Jenseits notwendig ist, oder nicht. Vielleicht nimmt ja der Eine oder Andere den Text zur Hand und zu Kopf.

Liebe Grüße
Thomas

a.c.larin 07.04.2012 19:20

hallo ihr beiden,
also die frage nach der NOTWENDIGKEIT des jenseits stellt sich für mich gar nicht.

es heißt doch da: "fürchtet euch nicht - der himmel ist nahe"
und daraus schließe ich, dass man im hier und jetzt nach etwas suchen/ bzw. etwas finden kann, dass diese dimension der unendlichkeit annimmt. ( wenn auch nur für momente)

in der liebe zwischen mann und frau kann so etwas schon mal passieren.
(falls kein ehekrach dazwischen kommt. :D )
das hat vielleicht nicht jeder so erlebt, aber gewiss doch der eine oder andere von uns - unser LyrIch im obigen gedicht dürfte wohl zu jenen glücklichen gehören. :)

das ist aber für mich nur ein weg, an dieser unendlichkeit anteil zu haben - es könnte auch noch viele andere geben. manche finden im gebet und in ihrer religion diesen zugang, deshalb denke ich, man darf es ihnen nicht schlecht reden oder sie nur für "dumm" erklären. (dann wäre nämlich jeder verliebte mann und jede verliebte frau auch nur "dumm" - so wie unser LyrICH, das sich sogar zu einem hymnus an einen sterbliche menschen hat hinreißen lassen! na schön blöd - der kann doch jederzeit abkratzen....)

glaube ( als ein gelebtes vertrauen in etwas, das noch nicht ist), hoffnung ( als die bereitschaft auf ein sich erfüllendes gutes hinzuleben und darauf hinzuarbeiten) und liebe ( als das bemühen und die hinwendung zu einem du) sind für mich grundpfeiler des lebens, eben so das lernen derselben "tugenden" , das uns lebenslang begleiten sollte.

nun gibt es institutionen, die sich diese themen auf die fahnen heften, in dem wunsch und bemühen, sie auch verkörpern zu wollen. die schule steht für das lernen, die ehe (zumindest früher mal) für die liebe und die religion für den glauben.

und nun ist es halt so: MÖGLICHERWEISE findet das eine in dem anderen statt - möglicherweise aber auch nicht.
möglicherweise geht die liebe ja auch ganz andere wege, und möglicherweise behindern instutionen allein schon durch ihre institutionalisierung gerade das, was sie gerne entstehen lassen wollen. da steht macnhmal die ehe der liebe im wege und die schule dem lernen und die kirche dem glauben! :eek:

und damit stehen wir dann genau dort, wo wir auch als dichterlinge manchmal stehen: die metrik allein macht noch kein gedicht!
das ist alltag , liebe leute, schlicht und einfach: alltag! :p

der geist aber weht, wo er will. und er geht dabei nicht immer gerecht vor.
(zumindest nicht nach den maßstäben, die wir als "gerecht" ansehen.)
da gibt es etwas in unseren leben, das folgt allein seinen eigenen regeln.

und ich nenne dieses unberechenbare etwas gott.
(man könnte es auch seinsmitte, universelle kreativität, lebenskraft, zentralenergie oder noch ganz anders nennen. die menschen haben sich schon viele namen dafür erfunden)

ich denke, dass dieses metaphysische erleben immer wieder mal von menschen erfahren wurde und wird - und jeder erfährt das halt auf seine weise, in den bildern, die der jeweilige kopf zu denken imstande ist.

und da wir offensichtlich sehr unterschiedliche denkköpfe haben, erzeugen diese sehr unterschiedlichen denkköpfe sehr unterschiedliche vorstellungsbilder - und anstatt, dass wir uns freidlich über diese vorstellungen unterhalten, fange wir an, darüber zu streiten, wer nun RECHT hat.

denn, so ist der mensch: er will sich nicht nur etwas denken - er will auch RECHT haben damit, d.h., er will seine vorstellung dem anderen aufdrängen, als die RICHTIGE verkaufen. im grunde genommen geht es dabei um macht und reviervorherrschaft - und je rechthaberischer einer ist, desto aggressiver wird er vorgehen. da kirchen und religionsgemeinschaften aus einer summe menschlicher wesen besteht, wird das faktum des rechthabenwollens/ sich bemächtigenwollens/geltenwollens sich auch dort
etablieren.

und auch das ist alltag. es gibt keinen wandertag ohne schmutzige socken.
mit gott hat das aber gar nichts zu tun. das sind nur die menschen.

wenn man das göttliche finden will, muss man vielleicht ab und zu hinter die menschen blicken, vor allem aber: immer wieder mal hinter und in sich selbst!

liebe grüße, larin

Falderwald 08.04.2012 22:10

Hi Thomas,

das ist wirklich ein schönes Zitat, wenn, ja wenn da nicht wieder "Gott" mit im Spiele wäre.

Wenn ich mich nicht täusche, sehe ich in diesem Zitat die Hegelsche Philosophie gespiegelt.

Einen Teil von Schillers philosophischen Briefen habe ich jetzt gelesen, doch um darüber diskutieren zu können, ist es immer noch zu wenig.

Natürlich ist es auch immer problematisch, wenn man ein Zitat aus einem größeren Zusammenhang herausnimmt, weil man ja nur mit dieser Aussage arbeiten kann.

Aber auch mir ist etwas in diesen philosophischen Schriften aufgefallen, was jeden Christen (Gläubigen) zum Nachdenken anregen sollte:

Zitat:

Zitat von Schiller
Aber die Liebe hat Wirkungen hervorgebracht, die ihrer Natur zu widersprechen scheinen.

Es ist denkbar, daß ich meine eigene Glückseligkeit durch ein Opfer vermehre, das ich fremder Glückseligkeit bringe – aber auch noch dann, wenn dieses Opfer mein Leben ist? Und die Geschichte hat Beispiele solcher Opfer – und ich fühle es lebhaft, daß es mich nichts kosten sollte, für Raphaels Rettung zu sterben. Wie ist es möglich, daß wir den Tod für ein Mittel halten, die Summe unserer Genüsse zu vermehren? Wie kann das Aufhören meines Daseins sich mit Bereicherung meines Wesens vertragen?

Die Voraussetzung von einer Unsterblichkeit hebt diesen Widerspruch – aber sie entstellt auch auf immer die hohe Grazie dieser Erscheinung. Rücksicht auf eine belohnende Zukunft schließt die Liebe aus. Es muß eine Tugend geben, die auch ohne den Glauben an Unsterblichkeit auslangt, die auch, auf Gefahr der Vernichtung, das nämliche Opfer wirkt.

Zwar ist es schon Veredlung einer menschlichen Seele, den gegenwärtigen Vortheil dem ewigen aufzuopfern – es ist die edelste Stufe des Egoismus – aber Egoismus und Liebe scheiden die Menschheit in zwei höchst unähnliche Geschlechter, deren Grenzen nie in einander fließen. Egoismus errichtet seinen Mittelpunkt in sich selber; Liebe pflanzt ihn außerhalb ihrer in die Achse des ewigen Ganzen. Liebe zielt nach Einheit, Egoismus ist Einsamkeit. Liebe ist die mitherrschende Bürgerin eines blühenden Freistaats, Egoismus ein Despot in einer verwüsteten Schöpfung. Egoismus säet für die Dankbarkeit, Liebe für den Undank. Liebe verschenkt, Egoismus leiht – Einerlei vor dem Thron der richtenden Wahrheit, ob auf den Genuß des nächstfolgenden Augenblicks, oder die Aussicht einer Märtyrerkrone – einerlei, ob die Zinsen in diesem Leben oder im andern fallen!

Für mich ist das Religionskritik vom Feinsten.

Wie auch immer...:)

Ich würde dich bitten, auch meine Antwort(en) an larin kurz zu lesen...:)


Servus larin,

ich glaube, wir bewegen uns jetzt etwas von unseren vorhergehenden Beiträgen weg.

Aber fangen wir vorne an :)

Zitat:

also die frage nach der NOTWENDIGKEIT des jenseits stellt sich für mich gar nicht.
Wir müssten erst einmal den Begriff "Jenseits" definieren.

Dieser Ausdruck wird von den verschiedenen Religionen und Philosophien als Bezeichnung für alle Orte, Zustände, Situationen etc., die nach dem Tode eintreten, geführt.

Somit ist die Notwendigkeit schon gegeben, denn wenn eines sicher ist, dann ist es der Tod.

Darüber kann man diskutieren oder nicht, das ist eine andere Angelegenheit.

Zitat:

es heißt doch da: "fürchtet euch nicht - der himmel ist nahe"
und daraus schließe ich, dass man im hier und jetzt nach etwas suchen/ bzw. etwas finden kann, dass diese dimension der unendlichkeit annimmt. ( wenn auch nur für momente)
Ja, aber wo steht das?
Das steht in den Religionsschriften und genau die sind es ja, die hier in der Kritik stehen. Wir können die Wahrheit nicht finden und jeder, der behauptet, er besäße den einzig richtigen Schlüssel dazu, muss sich gefallen lassen, ein Lügner genannt zu werden.

Zitat:

in der liebe zwischen mann und frau kann so etwas schon mal passieren.
(falls kein ehekrach dazwischen kommt. )
das hat vielleicht nicht jeder so erlebt, aber gewiss doch der eine oder andere von uns - unser LyrIch im obigen gedicht dürfte wohl zu jenen glücklichen gehören.
Es geht gar nicht im Speziellen um die Liebe zwischen Frau und Mann.
Diese ist im vorliegenden Text lediglich stellvertretend verwendet worden, weil sie vielleicht am nachvollziehbarsten ist.

Zitat:

das ist aber für mich nur ein weg, an dieser unendlichkeit anteil zu haben - es könnte auch noch viele andere geben.
Es gibt sicherlich noch viele andere Wege, die Frage ist nur, wo diese hinführen.

Zitat:

manche finden im gebet und in ihrer religion diesen zugang, deshalb denke ich, man darf es ihnen nicht schlecht reden oder sie nur für "dumm" erklären
Meinetwegen können die Menschen die Sonne anbeten, wenn es ihnen Kraft und Energie gibt, dagegen ist auch nichts einzuwenden, jedoch birgt jede Religion die Gefahr eines potentiellen Konflikts.
Und zwar geht es hier um die Lehre als solche.
Jede dieser Lehren erhebt den Anspruch auf alleinige Wahrheit und es ist ihr Grundbestreben, sich auszubreiten und andere zu bekehren. Wenn nötig sogar mit Gewalt, wie die vielen Beispiele aus Vergangenheit und aktueller Gegenwart beweisen.
Religion war immer wieder der Anlass für Intrigen, Fehden und blutige Kriege, von Verfolgung, Mord und Totschlag, Macht und Ruhm und nicht zuletzt für massenhafte Zwangsbekehrungen. Wer nicht getauft werden wollte, dem wurde der Kopf abgeschlagen.
Und alles das unter dem Deckmäntelchen der jeweiligen Gottheiten, der Religion, die ja eigentlich eine Hinwendung zum Leben sein sollte.

Das muss nicht schlecht geredet werden, das ist schlecht.
Das ist das abgrundtief Böse und Zerstörerische dieser Welt.

Ja, wenn es nur eine Religion gäbe, die zudem noch so tolerant wäre und den Glauben freistellte, dann kämen wir ins Gespräch.

Man muss sich vorstellen, sieben Milliarden Menschen bezeichnen alle anderen, die nicht ihrer Religion(srichtung) angehören, als abergläubisch.

Sie sind aufgrund ihrer Lehren davon überzeugt, daß es für alle anderen besser sei, sie zu ihrem Glauben zu bekehren, weil dies der einzig richtige Weg sei. Und alles unter dem Vorwand, sich um ihr Seelenheil zu sorgen.

Da sind Konflikte automatisch vorprogrammiert, sie sind eine logische Folge und somit waren Religionen stets neben der Habgier die Ursache für die meisten Kriege.

Und wenn man sich vorstellt, wie diese (Religions)Lehren zustande gekommen sind, dann sträuben sich dem Wissenden alle Nackenhaare.

Ich will nur vor der eigenen Haustüre kehren, also nehmen wir als Beispiel wieder einmal stellvertretend das Christentum.

Ein einfacher jüdischer Wanderprediger (von vielen) namens Jesus zieht mit seiner Anhängerschaft durch das Land und versucht die jüdische Lehre zu reformieren.
Viele Menschen folgten seinen Botschaften und er erlangte einen gewissen Starruhm in seiner Zeit. Die orthodoxen Juden fühlten sich in ihrer Macht bedroht und die Römer wollten Ruhe in den besetzten Gebieten.
Es kam zur Anklage und zur Verurteilung, weil Jesus zu seiner Überzeugung stand und so starb er als Märtyrer am Kreuz.

Eigentlich wäre die Geschichte damit am Ende gewesen, doch ca. 30 Jahre nach seinem Tod, wo sich viele gar nicht mehr so genau daran erinnern konnten, wird er durch die Schriften zu einer Legende mittels Jungfrauengeburt und Auferstehung gemacht (übers Wasser laufen, Kranke heilen etc.).

Es dauerte weitere fast 300 Jahre, in denen ganz viele kleinere christliche Gemeinden entstanden, die sich über das ganze Großrömische Reich verteilten. Als Konstantin I. als Alleinherrscher die Regierungsgeschäfte in Rom übernahm, sah er sich vor dem Problem, sein Reich und damit seine Macht zu stabilisieren zu müssen, da ein solches Riesenreich immer Gefahr lief, zu bröckeln, was den Verfall einläuten würde.
Es war ihm nicht entgangen, daß viele Menschen dem Christentum angehörten, jedoch gab es noch keine einheitliche Lehre, überall gab es nur Splittergruppen mit unterschiedlichen Überzeugungen.
Um sich der Gunst der Christen zu versichern, setzte er sich mit seinen Geschichtswissenschaftlern und Philosophen, sowie einigen Funktionären der verschiedenen Sekten zusammen und erschuf eine einheitliche christliche Lehre, so wie wir sie heute kennen. Einiges ist in die "heilige Schrift" eingegangen, vieles nicht.
Er erhob diesen neuen Kult in einen priveligierten Status konvertierte aus kalkulierten Gründen in denselben. Eine neue Religion war entstanden.

Mit Hilfe der Christen und mit den neuen (Religions)Gesetzen gelang es ihm, das Reich zu stabilisieren.
So wurde "Konstantin der Große" geboren.
Macht und Ruhm waren ihm sicher.

Das ganze Gebilde ist eine künstliche Konstruktion, es wurde lediglich ein Mythos von Wundern, Erscheinungen und Mysterien um die Legende Jesus aufgebaut. Alles das gab es schon tausende Jahre früher, es war nur abgekupfert und in ein neues Gewand gekleidet.

Man stelle sich in dem Zusammenhang einmal die Frage, wofür ein allmächtiger und allwissender Gott seinen armen Menschensohn auf die Erde schicken musste, damit dieser die Menschen durch sein qualvolles Leiden erlöst.
In seiner Allmächtigkeit hätte es nur seines Wortes bedurft, um den Menschen ihre Sünden zu verzeihen.
Oder ist dieser Gott womöglich noch einer höheren Instanz für seine Geschöpfe zur Rechenschaft verpflichtet?
Fragen über Fragen...


Die meisten Menschen, die heute einer bestimmten Religion angehören, tun dies aus traditionellen Gründen und vielen von ihnen fehlt es an Bildung und Wissen um geschichtliche Fakten, natürlich nicht allen.
Das hat nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit der Abwesenheit von Alternativen und fehlendem Selbstbewusstsein.
Es ist lediglich das blinde Klammern an einen irrationalen Glauben, der keinen oder nur wenig Raum für eigene Gedanken lässt.
Ein prima Instrument für ausgeübte Gedankenkontrolle.

Zitat:

(dann wäre nämlich jeder verliebte mann und jede verliebte frau auch nur "dumm" - so wie unser LyrICH, das sich sogar zu einem hymnus an einen sterbliche menschen hat hinreißen lassen! na schön blöd - der kann doch jederzeit abkratzen....)
Dieser Dummheit schämt sich das Lyrische Ich nicht, denn es ist ja selbst sterblich. Es spiegelt sich in seiner Sterblichkeit im anderen wieder, so entsteht Verbundenheit und Liebe.
Eine durchaus mögliche reale Erfahrung, mehr nicht.

Zitat:

glaube ( als ein gelebtes vertrauen in etwas, das noch nicht ist), hoffnung ( als die bereitschaft auf ein sich erfüllendes gutes hinzuleben und darauf hinzuarbeiten) und liebe ( als das bemühen und die hinwendung zu einem du) sind für mich grundpfeiler des lebens, eben so das lernen derselben "tugenden" , das uns lebenslang begleiten sollte.
Glaube, als ein gelebtes Vertrauen in etwas, das noch nicht da ist, heißt nichts anderes, als Verantwortung für sein eigenes Handeln und Sein auf ein angenommenes, völlig unbewiesenes Gebilde zu übertragen und sich somit der Eigenverantwortlichkeit zu entziehen.
Es ist eine Flucht in eine nicht reale Welt und damit völlig sinnlos.

Hoffnung bleibt immer was es ist: Hoffnung.
Hoffnung kann nie etwas ändern.
Solange jemand hofft, befindet er sich in einem irrealen Zustand.
Es mag eine Weile helfen, aber nur als Übergangslösung und um neue Kraft für selbst zu erarbeitende Veränderungen zu schöpfen.
Hoffnung kann nur eine Richtungshilfe sein, niemals aber der Weg selbst.

Liebe zu geben und zu leben, Mitleid zu haben, sich im anderen erkennen zu können ist der einzige selbstlose Grundpfeiler aller Ethik und Moral, aus der alle Gesetze gemacht werden könnten.
Zitat:

nun gibt es institutionen, die sich diese themen auf die fahnen heften, in dem wunsch und bemühen, sie auch verkörpern zu wollen.
Ja, leider, das ist ja das Problem.
Und diese Bemühungen äußern sich in Intrigen, Zwang, Mord, Kriegen, Verbrennungen, Hände abhacken, Steinigungen, Unterdrückung usw. usf.
Diese Liste kann man endlos fortführen.

Das ist abscheulich, widerwärtig und unmenschlich. Entgegen jeder Natur, entgegen jeder gepredigten (Nächsten)Liebe und Seelenheil, die so zu einem scheinheiligen Bild verkommen.

Zitat:

die schule steht für das lernen, die ehe (zumindest früher mal) für die liebe und die religion für den glauben.
Das ganze Leben ist eine Schule, in der der Mensch lernt.
Die Ehe war oft genug, zu allen Zeiten, ein Mittel zum Zweck, auch heute noch.
Und die Religionen stehen für Unterdrückung und einen großen Teil von Not und Elend auf diesem Planeten.

Wer hat während der Zeit der Sklaverei Millionen Menschen aus ihren Siedlungsgebieten in Afrika und anderen Regionen verschleppt, um sie zu Opfern materieller Habgier zu machen?

Christen

Wer betreibt in dieser Welt seit vielen Jahrhunderten Kolonialpolitik? Wer besetzte andere Länder und plünderte ihre Ressourcen aus, zerstörte ihre Fähigkeiten, entfremdete die Menschen ihrer Sprachen und Kulturen und zerstörte die Identität von Nationen?

Christen

Wer errichtete und unterstützte jahrzehntelang Militärdiktaturen und totalitäre Regime, die Völker in Asien, Afrika und Lateinamerika unterdrückten?

Christen

Die Wirtschaft welcher Staaten ist auf das Führen von Kriegen und den Verkauf von Waffen aufgebaut?

Die der Christen

usw...

Soviel zur Religion unserer westlichen Tradition: Keine Tugend, sondern der Spiegel der wahren Teufelei.
Die Religion im heutigen Sinne beschreibt sich in ihren Abgründen selbst, nur dehalb existiert sie.

Zitat:

und nun ist es halt so: MÖGLICHERWEISE findet das eine in dem anderen statt - möglicherweise aber auch nicht.
Möglich ist alles, aber was ist wahrscheinlich?

Zitat:

möglicherweise geht die liebe ja auch ganz andere wege, und möglicherweise behindern instutionen allein schon durch ihre institutionalisierung gerade das, was sie gerne entstehen lassen wollen. da steht macnhmal die ehe der liebe im wege und die schule dem lernen und die kirche dem glauben!
Alles ist möglich, aber was bitte ist DER Glaube?
Es gibt keinen Der Glaube, es gibt nur Gläubige und die stehen sich tatsächlich selbst im Weg.

Zitat:

und damit stehen wir dann genau dort, wo wir auch als dichterlinge manchmal stehen: die metrik allein macht noch kein gedicht!
Die Metrik ist aber real greifbar und funktioniert nach festgelegten menschlichen (sprachlichen) Regeln.
Und sie kann zum Gedicht gehören.

Zitat:

das ist alltag , liebe leute, schlicht und einfach: alltag!
Ja, und Religion ist der traurige Alltag vieler glübigen Menschen und der Tiefpunkt der menschlichen Vernunft.

Zitat:

der geist aber weht, wo er will. und er geht dabei nicht immer gerecht vor.
(zumindest nicht nach den maßstäben, die wir als "gerecht" ansehen.)
Gerechtigkeit ist relativ und alleine eine Frage des individuellen Standpunkts.

Zitat:

da gibt es etwas in unseren leben, das folgt allein seinen eigenen regeln.
Unbestritten!

Zitat:

und ich nenne dieses unberechenbare etwas gott.
Das ist großartig und woher nimmst du die Gewissheit?
"Gott" ist der am meisten missbräuchlich verwendete Begriff in der Geschichte der Menschheit.
Gott ist irrational. Wer will etwas davon wissen, was berechtigt mich dazu, von einem höheren individuellen Wesen auszugehen, was alles steuert?
Also wären wir wieder beim Glauben.

Welcher Gott ist es denn in diesem Fall?
Und vor allem, was ist das, "Gott"?

Zitat:

(man könnte es auch seinsmitte, universelle kreativität, lebenskraft, zentralenergie oder noch ganz anders nennen. die menschen haben sich schon viele namen dafür erfunden)
Genau so erfunden wie Gott, wie wahr.

Zitat:

ich denke, dass dieses metaphysische erleben immer wieder mal von menschen erfahren wurde und wird - und jeder erfährt das halt auf seine weise, in den bildern, die der jeweilige kopf zu denken imstande ist.
Richtig, nur die meisten sind nicht imstande, eigene Erfahrungen zu machen und leben und sterben mit den Gedanken anderer Menschen.
Sie sind verwoben in deren Märchen, Legenden, Mythen, Wundern und Offenbarungen.
Ist das die reale Welt?

Oder existiert diese Welt nur in den Köpfen der einzelnen Individuen?
Als Hirngespinste?

Zitat:

und da wir offensichtlich sehr unterschiedliche denkköpfe haben, erzeugen diese sehr unterschiedlichen denkköpfe sehr unterschiedliche vorstellungsbilder - und anstatt, dass wir uns freidlich über diese vorstellungen unterhalten, fange wir an, darüber zu streiten, wer nun RECHT hat.
Richtig, und genau darin begründet sich die Kritik an den Religionen.
Und genau darum gibt es Kriege und andere Greueltaten im Namen von Religion und Gott. Genau das wollte ich aussagen.

Zitat:

denn, so ist der mensch: er will sich nicht nur etwas denken - er will auch RECHT haben damit, d.h., er will seine vorstellung dem anderen aufdrängen, als die RICHTIGE verkaufen. im grunde genommen geht es dabei um macht und reviervorherrschaft - und je rechthaberischer einer ist, desto aggressiver wird er vorgehen. da kirchen und religionsgemeinschaften aus einer summe menschlicher wesen besteht, wird das faktum des rechthabenwollens/ sich bemächtigenwollens/geltenwollens sich auch dort
etablieren.
Nur weiter so, das ist Wasser auf meine Mühlen.

Denn diese ganzen Dinge manifestieren sich wo?
Genau, in der Religion.

Zitat:

und auch das ist alltag. es gibt keinen wandertag ohne schmutzige socken.
Das stimmt nicht. Schmutzige Socken gibt es am Wandertag nur dann, wenn ich mir auch welche anziehe.
Deswegen laufe ich barfuß. ;)

Zitat:

mit gott hat das aber gar nichts zu tun. das sind nur die menschen.
Genau und ohne Menschen gäbe es keinen Gott, nicht wahr?

Zitat:

wenn man das göttliche finden will, muss man vielleicht ab und zu hinter die menschen blicken, vor allem aber: immer wieder mal hinter und in sich selbst!
Man kann nur in sich selbst schauen, es gibt nichts anderes.
Mancher Blick ist dabei weit und frei und mancher eingeschränkt bis blind.
Das Letztere nennt man dann gläubig.


So oder so, eine Wahrheit gibt es nicht.
Jede Wahrheit hat zu ihrer Zeit seine Gültigkeit.
Und um eine allgemeine Wahrheit erfahren zu können, müsste man schon um alle vergangenen und künftigen wissen.

Das kann nur der liebe Gott.

Freilich nur in den Hirnen der Menschen. :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


PS: Jetzt weiß ich immer noch nicht, warum eine Hymne an die Liebe nicht mit Religionskritik zu vereinbaren ist. :o
.
.
.

a.c.larin 09.04.2012 18:16

Zitat:

Wir müssten erst einmal den Begriff "Jenseits" definieren.
Dieser Ausdruck wird von den verschiedenen Religionen und Philosophien als Bezeichnung für alle Orte, Zustände, Situationen etc., die nach dem Tode eintreten, geführt.
Somit ist die Notwendigkeit schon gegeben, denn wenn eines sicher ist, dann ist es der Tod.
ich sehe noch immer keine logisch zwingende "notwendigkeit" - außer vielleicht, es gäbe da ein lebewesen, das sich seiner endlichen existenz bewusst wäre und ein gewaltiges problem damit hat ( z.b. weil sich sein individuelles ego gedanklich so aufbläht, dass ihm die tatsache, davon einmal lassen zu sollen, kummer beschert)
generell kann man aber feststellen, dass alles, was lebt, den dringenden drang verspürt, am leben bleiben zu wollen.
die maus rennt weg, so sie die möglichekeit hat, der katze zu entkommen.
wenn aber keine katze in der nähe ist, wird sie friedlich körner knabbern und sich kaum den kopf drüber zerbrechen, wie sie denn zu tode kommen könnte.
soviel abstraktionsfähigkeit hat nur der mensch.
obwohl: wenn die schweine zum schlachthof gefahren werden, sind sie auch deutlich unruhiger. da könnte man wohl auf die idee kommen, dass sie auch eine vorausahnung haben.... nichtsdestotrotz: in ihrem schweinestall beschäftigt sich kaum eine sau mit einer nachtod - phantasie.
(es guckt dort auch niemand den schweine-blockbuster: im schlachthof ist der teufel los...)

also: der tod macht bloß dem menschen langanhaltenden kummer ( auch wenn er meint, das wäre anders).
als wesen, das sich seiner selbst bewusst ist, muss er sich ja sofort fragen. wozu kann ich das denn überhaupt?
nur, damit ich extra kummer mit dem leben habe?
und nun tut sein säugetier-gehirn etwas ( darauf ist das säugetier-gehirn nämlich disponiert): es erdenkt sich einen freund.
möglichst groß und möglichst mächtig - denn das gefühl, ständig vom tod bedroht zu sein, macht angst.

das halte ich nun mal für keine schlechte erfindung.
soweit meine rationale erklärung für den gottesbegriff.

und dann gibt es noch eine irrationale, die mit gewissen erfahrungen und begebenheiten zu tun hat, die ich aber nicht einfach in einer breiten öffentlichkeit ausplaudern würde, denn manche würden- statt mir zuzuhören - ja doch nur sagen, dass

ich lüge
oder mir das nur eingebildet habe
mich nicht mehr richtig erinnere
oder einfach etwas erfunden habe. - und dem muss ich mich ja nicht aussetzen, bloß zu deren belustigung. (jemandem, der noch nie einen apfel gegessen hat, kann man auch nicht erklären, wie ein apfel schmeckt)

also: es gibt erfahrungen, die die grenzen unseres normalen alltagsgeschehens sprengen, sei es auf der kognitiven oder auf der emotionalen ebene.

Zitat:

Wir können die Wahrheit nicht finden und jeder, der behauptet, er besäße den einzig richtigen Schlüssel dazu, muss sich gefallen lassen, ein Lügner genannt zu werden.
möglicherweise ists ja umgekehrt - und "die wahrheit" findet uns?
und: jemand kann sehr wohl seinen eigenen, persönlichen schlüssel und zugang gefunden haben, warum auch nicht?
es kann ja auch jemand einen schuh gefunden haben, der ihm maßgenau passt.
ich denke, darin liegt vielleicht das problem: sobald einer was gefunden hat, was ihm passt oder gefällt, möchte er dieses erlebnis mit anderen teilen: he guckt mal, der sonnenuntergang, horcht , welche erkenntnis mir gerade kam....

machen wir hier vielleicht was anderes?
nein - wir kommunizieren. und wenn ich mich nicht ganz irre, hast du doch auch den wunsch, deine sichtweise als die "richtige" herauszustellen? ( und ärgerst dich gleichzeitig über alle anderen, die das auch tun. :p)

du weißt noch immer nicht, wieso ein liebesgedicht und religionskritk nicht zusammenpassen?

nimm doch einfach zur kenntnis, was du selber als idee vorantreiben willst: dass es keine einzige und alleinige wahrheit gibt: für dich passt es zusammen - und für mich nicht. ( obwohl ich nach und nach ahne, warum es dir wichtig ist)

ich kann leider jetzt nicht weitermachen- meine wahrheit ist: da trommelt jemand hinter mir ungeduldig mit dem fuß auf den fußboden, weil er auch mal zum computer will....:p

und da werde ich vermutlich gleich noch ganz andere kritik zu hröen bekommen....

also bis später!
larin

Falderwald 09.04.2012 20:32

Hi larin,

es entwickelt sich eine gute Diskussion...:)


Zitat:

ich kann leider jetzt nicht weitermachen- meine wahrheit ist: da trommelt jemand hinter mir ungeduldig mit dem fuß auf den fußboden, weil er auch mal zum computer will....

und da werde ich vermutlich gleich noch ganz andere kritik zu hröen bekommen....
Ok, ich verspreche auch, nur bis hierhin darauf einzugehen...:D

Zitat:

ich sehe noch immer keine logisch zwingende "notwendigkeit" - außer vielleicht, es gäbe da ein lebewesen, das sich seiner endlichen existenz bewusst wäre und ein gewaltiges problem damit hat ( z.b. weil sich sein individuelles ego gedanklich so aufbläht, dass ihm die tatsache, davon einmal lassen zu sollen, kummer beschert)
Aber genau über diese Lebewesen reden wir doch hier und über die, die vorgeben, sie hätten eine Lösung für dieses gewaltige Problem.
Genau das ist doch meine Kritik, daß den Menschen mit diesem metaphysischen Problem etwas versprochen wird, das keiner Überprüfung standhalten kann.
Und das ist nur möglich, weil sie sich ihrer Sterblichkeit bewusst sind.

Das wäre ja auch alles ganz nobel und wünschenswert, wenn da nicht gewisse Bedingungen dran geknüpft wären, die ich als beklemmend und beängstigend empfinde.

Aus den Ängsten der Lebewesen eine Moral abzuleiten, ist einfach nur heimtückisch und hinterlistig.
Und da sich alle gegenseitig überzeugen wollen, dienen die verschiedenen Religionen eben nicht dem Leben, sondern sind die Ursachen für viele Auseinandersetzungen und Greueltaten.

Zitat:

generell kann man aber feststellen, dass alles, was lebt, den dringenden drang verspürt, am leben bleiben zu wollen.
Richtig, das ist der Selbsterhaltungstrieb und könnte als Liebe zum Leben bezeichnet werden.

Zitat:

die maus rennt weg, so sie die möglichekeit hat, der katze zu entkommen.
wenn aber keine katze in der nähe ist, wird sie friedlich körner knabbern und sich kaum den kopf drüber zerbrechen, wie sie denn zu tode kommen könnte.
soviel abstraktionsfähigkeit hat nur der mensch.
Nicht ganz. Ein kleines Lebewesen wie eine Maus oder ein Vogel wird selbst beim Körnerknabbern immer ein wachsames Auge auf die Umgebung halten, sonst könnte es nicht überleben.
Natürlich setzt sich nur der Mensch (Delphine, Wale und Primaten?) bewusst mit der Möglichkeit bzw. der Tatsache des Todes auseinander.
Deshalb braucht dieser ja auch etwas, woran er sich festhalten kann.
Das ist der Preis, der für das Bewusstsein gezahlt werden muss.
Ein Tier wähnt sich in seiner Existenz zeitlos, nur der Mensch lebt im Wissen seiner zeitlichen Existenz.

Zitat:

obwohl: wenn die schweine zum schlachthof gefahren werden, sind sie auch deutlich unruhiger. da könnte man wohl auf die idee kommen, dass sie auch eine vorausahnung haben.... nichtsdestotrotz: in ihrem schweinestall beschäftigt sich kaum eine sau mit einer nachtod - phantasie.
(es guckt dort auch niemand den schweine-blockbuster: im schlachthof ist der teufel los...)
Schweine sind nicht die dümmsten Tiere (deswegen schmecken sie auch so gut :D) und solange sie in ihrem normalen Umfeld weilen, existieren sie.
Die Fahrt zum Schlachthof aber ist ungewöhnlich und wer will diesen Tieren eine Ahnung, Angst oder ähnliche Gefühle absprechen?

Zitat:

also: der tod macht bloß dem menschen langanhaltenden kummer ( auch wenn er meint, das wäre anders).
Den meisten Menschen bereitet es Kummer, aber nicht allen.
Das sieht man immer wieder daran, daß wir zum Selbsmord fähig sind, oder daß Menschen ihr Leben für andere oder eine Sache opfern.

Und ein Nachdenken über den Tod heißt ja auch noch lange nicht, daß es demjenigen auch Kummer bereiten muss, oder?

Zitat:

als wesen, das sich seiner selbst bewusst ist, muss er sich ja sofort fragen. wozu kann ich das denn überhaupt?
nur, damit ich extra kummer mit dem leben habe?
Und bei jedem Kirchgang wird er dann noch zusätzlich mit der armen, leidenden Jesusfigur am Kreuz daran erinnert, was?
Genial...:D

Zitat:

und nun tut sein säugetier-gehirn etwas ( darauf ist das säugetier-gehirn nämlich disponiert): es erdenkt sich einen freund.
möglichst groß und möglichst mächtig - denn das gefühl, ständig vom tod bedroht zu sein, macht angst.
Genau. Und dieser große Freund erschafft zuerst meine Seele aus dem Nichts, setzt sie dann in diese Welt aus Leid und Kummer, stattet sie mit dem Bewusstsein der Endlichkeit aus und wenn sie sich nicht entsprechend verhält, gibt er sie nach dem Tode der ewigen Verdammnis preis.
Und daß, obwohl er als allmächtiger und allwissender Freund schon vorher um meine künftigen Verfehlungen und Sünden weiß.
Er erschafft mich also so, wie ich bin, nämlich aus dem Nichts, weiß schon wie mein Leben verläuft, nennt das Ganze eine Prüfung und ich armes Schwein habe nicht die geringste Chance etwas daran zu ändern.
Feiner Freund ist das...:eek:

Zitat:

das halte ich nun mal für keine schlechte erfindung.
Ich halte das für eine sehr schlechte Erfindung (s.o.).

Zitat:

soweit meine rationale erklärung für den gottesbegriff.
Es gibt keine rationale Erklärung für den Gottesbegriff.

Zitat:

und dann gibt es noch eine irrationale, die mit gewissen erfahrungen und begebenheiten zu tun hat, die ich aber nicht einfach in einer breiten öffentlichkeit ausplaudern würde, denn manche würden- statt mir zuzuhören - ja doch nur sagen, dass

ich lüge
oder mir das nur eingebildet habe
mich nicht mehr richtig erinnere
oder einfach etwas erfunden habe. - und dem muss ich mich ja nicht aussetzen, bloß zu deren belustigung. (jemandem, der noch nie einen apfel gegessen hat, kann man auch nicht erklären, wie ein apfel schmeckt)

also: es gibt erfahrungen, die die grenzen unseres normalen alltagsgeschehens sprengen, sei es auf der kognitiven oder auf der emotionalen ebene.
Es gibt solche Erfahrungen, die hatte ich selbst schon.
Aber nur, weil ich sie nicht erklären kann, muss ich nicht automatisch das Walten eines höheren Wesens dahinter vermuten.
Ich weiß um Gravitation, elektromagnetische Energie, chemische Reaktionen und andere Naturkräfte, kann sie aber nicht als das erklären, was sie wirklich sind. Wir kennen noch nicht einmal alle Wirkungen dieser bekannten Kräfte.
Und es gibt mit Sicherheit noch viele andere von ihnen zu entdecken, von denen wir noch nicht einmal was ahnen.

Es vereinfacht die Sache natürlich ungemein, wenn ich solche Dinge dem bewussten Wirken eines höheren Wesens unterstellen kann.
Doch mit dieser Antwort kann sich ein einigermaßen offener Geist letztendlich nicht zufrieden geben.
Wenn wir uns eine (Film)Szene vorstellen, wo frühzeitliche Menschen sich während eines Naturphänomens (z.B. Gewitter mit Blitzeinschlag) ehrfürchtig auf den Boden werfen, dann urteilen wir milde lächelnd über ihre Unwissenheit, denn das sind ja nur Primitive, die dürfen das.
Für sie war das eine unerklärliche Bedrohung.

Heute sind die Menschen ja nicht mehr primitiv, sie wissen um solche Dinge. Deshalb praktizieren sie das viel subtiler, indem sie sich selbst eine künstliche Bedrohung erschaffen und dann eben in den entsprechenden Gotteshäusern demütig ihre Buße tun.

Zitat:

Zitat von larin
Zitat:

Zitat von Falderwald
Wir können die Wahrheit nicht finden und jeder, der behauptet, er besäße den einzig richtigen Schlüssel dazu, muss sich gefallen lassen, ein Lügner genannt zu werden.

möglicherweise ists ja umgekehrt - und "die wahrheit" findet uns?

Die Wahrheit findet uns immer, spätestens beim Ableben.
Es ist nur die Frage, ob wir sie noch umsetzen können. ;)

Zitat:

und: jemand kann sehr wohl seinen eigenen, persönlichen schlüssel und zugang gefunden haben, warum auch nicht?
Ja natürlich. Wenn er dann nur nicht behauptet, daß sei der allgemeingültige Schlüssel für alle, dann ist es ja in Ordnung.
Wie sagte Schopenhauer? "Die Welt ist meine Vorstellung."

Zitat:

es kann ja auch jemand einen schuh gefunden haben, der ihm maßgenau passt.
Auch das bestreite ich nicht.
Aber es gibt große und kleine Füße und so muss der Schuh beschaffen sein, sonst kann er nicht passen. ;)

Zitat:

ich denke, darin liegt vielleicht das problem: sobald einer was gefunden hat, was ihm passt oder gefällt, möchte er dieses erlebnis mit anderen teilen: he guckt mal, der sonnenuntergang, horcht , welche erkenntnis mir gerade kam....
Auch dagegen ist nichts einzuwenden, solange es seine eigenen Erlebnisse und Gedanken sind und diese auch subjektiv so kennzeichnet.

Auf einem Spaziergang im Frühling sagte meine Liebste einmal zu mir: "Schau, wie schön dieser Kirschbaum blüht."
Ich erwiderte: "Klar, was soll er auch um diese Jahreszeit anderes tun? Das ist seine Bestimmung."
Wir haben darüber herzhaft gelacht, aber es veranschaulicht vielleicht das, was ich ausdrücken will.

Zitat:

machen wir hier vielleicht was anderes?
nein - wir kommunizieren. und wenn ich mich nicht ganz irre, hast du doch auch den wunsch, deine sichtweise als die "richtige" herauszustellen? ( und ärgerst dich gleichzeitig über alle anderen, die das auch tun. )
Theoretisch stimme ich dir zu, praktisch nein.

Hätte ich das mit dem Text so gewollt, wie du es darstellst, hätte ich kein Lyrisches Ich verwendet.
So aber bleibt das Gedicht rein subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit (Schau mal in den "Schleckertext". Da war ich viel vermessener. ;))

Was sich im Laufe der Diskussion dann entwickelte, war lediglich ein Aufzeigen der widersprüchlichen und unlogischen, ja sinnlosen Dinge, die in den religiösen Lehren den Menschen als Wahrheit verkauft werden sollen.

Eine Kritik, nicht mehr und nicht weniger.

Zitat:

nimm doch einfach zur kenntnis, was du selber als idee vorantreiben willst: dass es keine einzige und alleinige wahrheit gibt: für dich passt es zusammen - und für mich nicht. ( obwohl ich nach und nach ahne, warum es dir wichtig ist)
Das weiß ich doch.
Deshalb übe ich ja u.a. Kritik an diesen vermeintlichen Wahrheiten.

An dieser Stelle mal ein kurzes Zwischenfazit:

Es geht mir nicht um den persönlichen Glauben des einzelnen Individuums.
Der ist frei und das soll und muss er auch bleiben.
Es geht um die Dogmen und Lehren der Religionen, diese schönen und weniger schönen Märchen, mit denen die Menschen zum Zwecke der Manipulation getäuscht und geblendet werden, indem sie vorgeben, die einzig mögliche Wahrheit zu besitzen und meinen, alle Menschen mit dieser beglücken zu müssen.

Dagegen bin ich doch nur ein ganz winziger Funke am Ende eines großen, dunklen Tunnels, kaum wahrnehmbar und stets in dem Bewusstsein, bei meinen Zeitgenossen, die ihren objektiven Idealismus verbreiten, kein Gehör zu finden, obwohl sie in ihrem Inneren sehr wohl wissen, daß es nur einen subjektiven Idealismus geben kann.

Und jetzt warte ich, bis dein PC wieder frei ist. ;)

Also bis später! :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

a.c.larin 10.04.2012 09:41

morgen falderwald,

ich knüpfe erst mal hier na, sonst wirds zu uferlos....

Zitat:

Aus den Ängsten der Lebewesen eine Moral abzuleiten, ist einfach nur heimtückisch und hinterlistig.
Und da sich alle gegenseitig überzeugen wollen, dienen die verschiedenen Religionen eben nicht dem Leben, sondern sind die Ursachen für viele Auseinandersetzungen und Greueltaten.
ich denke, dass es eher umgekehrt war: aus gewissen ängsten haben sich gewisse vorstellungen entwickelt. und wenn menschen in gruppen zusammen funktionieren sollen, dann geht das umso besser, je ähnlicher ihre vorstellungen sind, d.h. de facto: das führen einer gruppe geht nicht ohne eine gewisse gleichschaltung ( = regeln). wer sie einhält , gehört dazu, wer nicht, steht am rande oder außerhalb.

das ist ein gruppendynamisches gesetz, dem wir uns nicht entziehen können.
es hat sich im tierreich so entwickelt und da wir aus dem tierrreich hervorgegegangen sind, haben wir es mit, es durchzieht alle unsere lebensbereiche.

deinem letzten kommentar entnehme ich doch eine etwas andere botschaft: dich stört also nicht der individuelle glaube an sich, sondern vielmehr eine dogmatische vorgangsweise. dagegen wetterst du also.
das kann ich nachvollziehen. allerdings wundert es mich ein wenig, denn
ich denke, ein aufgeklärter geist steigt über solche schnörksel einfach drüber. wenn jemand also durchaus meint, die wiese sei rosarot - soll er doch!
was kümmerts mich? ich muss mich darüber gar nicht ärgern oder aufregen.
( ärger heißt immer nur: ich habe daran noch einen anteil, habe das thema für mich noch nicht wirklich erledigt. wenn ein thema erledigt ist, wird es einem gleich gültig. wohlgemerkt in dieser schreibung: gleich gültig. es gilt einem nicht mehr oder nicht weniger. mit anderen worten : man kann einer sache gegenüber gelassen bleiben.

eins muss man natürlich dazu sagen: im laufe der krichengeschichte gab es wirklich schlimme zeiten, in denen gröblichste gewalt angewendet wurde, um bestimmte vorstellungen druchzusetzen. aber oft ging es da mehr um politik und macht, denn um den glauben. ich denke aber, da hat die katholische kirche schon einiges hinter sich gebracht an menschlicher fehlleistung.
der islam in den fundamentalistischen staaten ist da noch lange nicht so weit.

du hättest deine religionskritik in einem fundamentalistischen staat nicht so einfach ins internet stellen können, ohne dich selbst zu gefährden. über mohammed darfst du öffentlich auch hier keine witze reißen oder "verse" schreiben - außer du willst dich vielleicht verstecken müssen, so wie salman rushdie.

punkt zwo: nicht alle weltreligionen haben missionarischen charakter. das judentum missioniert nicht, so viel ich weiß. und: hätte china tibet überrollen können, wenn die haltung der tibeter als buddhisten weniger gleichmütig gewesen wäre?

grundsätzlich denke ich über ursache und wirkung anders als du.
ich denke, religionen sind bloß werkzeuge - und wenn menschen werkzeuge falsch einstzen, sind nicht die werkzeuge dran schuld, sondern die menschen.
ein idiot kann auch mit einem buttermesser schaden anrichten. dafür das buttermesser haftbar zu machen, ist lächerlich.

ich weiß jetzt nicht, wer das sagte ( frankl oder ringel?): "es gibt eigentlich nur zwei kategorien von menschen. die anständigen und die unanständigen, und ihre zugehörigkeit zieht sich durch alle nationen, kulturen, religionen, rassen, geschlechter,lebesnalter usw..."

es kommt also nicht auf die religion an, sondern allein auf den menschen - und was er daraus macht.
man kann hinterhältig und gemein mit und ohne religion sein, und man kann gütig mit und ohne religion sein.



und jetzt muss ich zum abschluss doch noch die zeitung vom letzten freitag herholen und aus einem interview mit konstantin wecker zitieren:
(kurier, 6.12.2012, seite 14. "ich bin ein sänger des todes" von niki nussbaumer)
da wird an den künstler folgende frage gestellt:

Haben Sie einen Glauben, der Ihnen hilft über diese Angst bzw. Verluste hinwegzukommen?
Antwort K. Wecker: "Nein. Ich habe überhaupt keinen Glauben. Ich bin ein spiritueller Mensch und ganz offen. Nachdem überhaupt nicht bewiesen ist - ob wir wo hingehen, wo wir hingehen-, suche ich mir die für mich schönste Lösung aus, weil auch die nicht bewiesen ist: Dass ich irgendwann von Engeln liebevoll aufgehoben werde. Ich hoffe, das ich mir diese Vorstellung behalten kann."



Ich finde , diese Antwort ist großartig.
Was meinst du?

lg, larin

Falderwald 11.04.2012 22:41

Servus larin,

danke, daß du immer noch dabei bist, das freut mich sehr. :)
Ist ja auch ein interessanter Austausch.

Zitat:

ich denke, dass es eher umgekehrt war: aus gewissen ängsten haben sich gewisse vorstellungen entwickelt. und wenn menschen in gruppen zusammen funktionieren sollen, dann geht das umso besser, je ähnlicher ihre vorstellungen sind, d.h. de facto: das führen einer gruppe geht nicht ohne eine gewisse gleichschaltung ( = regeln). wer sie einhält , gehört dazu, wer nicht, steht am rande oder außerhalb.
Das ist im ursprünglichen Sinne nicht von der Hand zu weisen.
Aber dann haben einige Leute entdeckt, daß sich damit Macht ausüben und Geld verdienen lässt, denn die heutigen Systeme sind viel subtiler und ausgefeilter.
So eine schräge Weltsicht ist bewusst und mit viel Planung entstanden, ganz bestimmt nicht aus Ängsten. Diese werden nämlich schamlos ausgenutzt.
Und wenn du nicht dafür bist, bist du automatisch dagegen (zumindest bei einigen Religionen und früher war es in der christlichen nicht anders), dann standest du draußen oder wurdest verfolgt.

Zitat:

das ist ein gruppendynamisches gesetz, dem wir uns nicht entziehen können.
es hat sich im tierreich so entwickelt und da wir aus dem tierrreich hervorgegegangen sind, haben wir es mit, es durchzieht alle unsere lebensbereiche.
Das hat sich im Tierreich so entwickelt?
Nun gut, es mag z. B. in einem Rudel Wölfe ein bestimmtes gruppendynamisches Gesetz geben, aber das ist doch nicht ernsthaft zu vergleichen mit den subtilen Methoden, welche die Menschen untereinander anwenden.
Im Tierreich entstand alles aus Notwendigkeit, bei den Menschen ist es reines Kalkül, entwachsen aus dem Intellekt und dem Wissen um Machtstrukturen und den metaphysischen menschlichen Bedürfnissen.

Zitat:

deinem letzten kommentar entnehme ich doch eine etwas andere botschaft: dich stört also nicht der individuelle glaube an sich, sondern vielmehr eine dogmatische vorgangsweise. dagegen wetterst du also.
Wer kann sich letztendlich ganz von Glauben freisprechen?
Ich glaube auch daran, daß morgen die Sonne wieder aufgehen wird, obwohl ich es nicht mit Sicherheit wissen kann.
Aber das ist etwas Greifbares, weil es ja heute und gestern auch geschehen ist.

Zitat:

das kann ich nachvollziehen. allerdings wundert es mich ein wenig, denn
ich denke, ein aufgeklärter geist steigt über solche schnörksel einfach drüber. wenn jemand also durchaus meint, die wiese sei rosarot - soll er doch!
was kümmerts mich? ich muss mich darüber gar nicht ärgern oder aufregen.
Du vielleicht nicht, ich muss das aber, weil immer noch die Gehirne unserer Menschenkinder manipuliert und mit diesem Unsinn vergiftet werden und zudem noch mit staatlicher Förderung.
Da stellt sich mir die Frage, ob die Politiker das nicht genau so wollen und vor allem, warum das so ist.
Die Antwort lautet schlicht und ergreifend: Gedankenkontrolle.
Ein religiöser Mensch ist berechen- und lenkbarer, als ein Freigeist.
Das war zu allen Zeiten so und zieht seine Bögen bis in die Gegenwart.
(Was meinst du wohl, was z. B. manche Südamerikanischen Völker mit ihren Regierungen machen würden, wenn sie nicht vom katholischen Glauben unterjocht wären?)

Zitat:

( ärger heißt immer nur: ich habe daran noch einen anteil, habe das thema für mich noch nicht wirklich erledigt. wenn ein thema erledigt ist, wird es einem gleich gültig. wohlgemerkt in dieser schreibung: gleich gültig. es gilt einem nicht mehr oder nicht weniger. mit anderen worten : man kann einer sache gegenüber gelassen bleiben.
Ich ärgere mich nicht darüber, ich habe das erkannt und meinen kleinen (aussichtslosen) Kampf gegen dieses unmenschliche System aufgenommen. Das ist ein Teil meiner Bestimmung.
Wenn eine Sache zu einer Bedrohung wird, so frage ich dich, wie man demgegenüber gelassen bleiben kann?
Das ist nicht harmlos und längst noch nicht vorbei, im Gegenteil wir stehen ganz neuen Gefahren gegenüber.

"Meine lieben Geschwister: wie können wir ruhig schlafen, wenn wir wissen, dass unsere Nachbarn, wenn sie sterben, für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren werden?", mahnt Abou Nagie die deutschen Muslime. Es gelte, Seelen zu retten, Allahs Religion zu verbreiten und für diese gute Tat Pluspunkte für das Paradies zu sammeln. (...und will 25 Mio Exemplare seines heiligen Buches kostenlos in D verteilen lassen.)

Und deshalb müssen wir erst einmal vor der eigenen Haustüre kehren, denn solange wir christliche Werte dagegen ins Feld führen (das ist ein militärischer Ausdruck!), versuchen wir, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Wir müssen nämlich tolerant bleiben und den anderen erlauben, was wir uns selbst erlauben. Das könnte letztendlich in einem Desaster enden.

Wir sprechen ständig von Globalisierung und das dies auch gut so sei, aber eine der größten Gefahren für diese edle Vorhaben wird nicht beim Namen genannt, weil es den Menschen auf ihren heiligen Zahn fühlt.
Denn wenn alte Kultursysteme aufeinanderprallen, wird immer, und das meine ich so, schaut in die Geschichtsbücher, immer eines dieser Systeme versuchen, das andere auszulöschen und durch sich selbst zu ersetzen.

Schaut euch doch mal um, ihr Infizierten, schaut euch mal um auf der Welt.
Hier werden Christen verfolgt, dort Muslime und da Buddhisten und wieder woanders Hindus und was den Juden angetan wurde, wissen wir doch alle. Und das geschieht alles immer noch im 21. Jahrhundert.

Meint ihr nicht auch, daß es langsam an der Zeit wäre, daran etwas zu ändern?

Hier verhungern Menschenkinder, dort sterben welche an den Folgen von Naturkatastrophen und überall schlagen sich die Menschen immer noch den Schädel wegen des Glaubens ein?

Wegen des Glaubens!
Wegen des Ideals!
Wegen des Dogmas!
Wegen Nichts!

Kinder, solange wir keinen Kontakt mit Extraterrestriern bekommen, haben wir nur uns selbst und wir werden immer mehr und müssen uns diesen schönen Erdball teilen.

Denket um!

Und im Übrigen waren das genau die Worte Jesus, die der heilige Augustinus ganz bewusst mit "Tuet Buße!" übersetzt hat.

Aber so etwas wollen sie ja nicht hören...:D

Zitat:

eins muss man natürlich dazu sagen: im laufe der krichengeschichte gab es wirklich schlimme zeiten, in denen gröblichste gewalt angewendet wurde, um bestimmte vorstellungen druchzusetzen. aber oft ging es da mehr um politik und macht, denn um den glauben. ich denke aber, da hat die katholische kirche schon einiges hinter sich gebracht an menschlicher fehlleistung.
der islam in den fundamentalistischen staaten ist da noch lange nicht so weit.
Du bringst es auf den Punkt, dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Zitat:

du hättest deine religionskritik in einem fundamentalistischen staat nicht so einfach ins internet stellen können, ohne dich selbst zu gefährden. über mohammed darfst du öffentlich auch hier keine witze reißen oder "verse" schreiben - außer du willst dich vielleicht verstecken müssen, so wie salman rushdie.
Ich weiß und deshalb bin ich froh, daß ich hier lebe und ich möchte auch, und nicht zuletzt wegen unserer Kinder, daß das so bleibt.

Zitat:

punkt zwo: nicht alle weltreligionen haben missionarischen charakter. das judentum missioniert nicht, so viel ich weiß. und: hätte china tibet überrollen können, wenn die haltung der tibeter als buddhisten weniger gleichmütig gewesen wäre?
Das Judentum ist keine eigentliche Weltreligion, dafür hat es mit rund 15 Mio Mitgliedern nur einen ganz kleinen Anteil (unter einem Promille Prozentpunkte) an den anderen vier Religionen.

Die Buddhisten hingegen stechen angenehm hervor.
Ihre Lehren sind noch die klaresten und, man lies und staune, sie stehen zu ihren rein allegorischen Wahrheiten. Sie arbeiten ausschließlich mit Allegorien, Bildern und Gleichnissen.
Sie behaupten auch nicht, die alleinige Wahrheit zu besitzen, nein sie praktizieren ihren Glauben einfach und würden niemals versuchen, aufgrund ihrer Weltanschauung einem anderen Menschen ein Leid anzutun (Ich würde mein Leben jederzeit einem buddhistischen Priester anvertrauen. Wenn er hilft, rechtfertigt er es weder mit einem Gott noch mit seinem Glauben, er tut es einfach).
Sie töten ja noch nicht einmal Tiere.

Das wäre doch eine Religion für diese Welt und ich habe die Hoffnung, daß sich in dieser Art eines Tages etwas durchsetzt.
Durch Vernunft, nicht durch Gewalt.

Und wer daran zu glauben vermag, der soll das tun und wer nicht, der nicht.
Und jeder darf in seinem Kämmerlein für sich glauben, was er will, wenn er meint, den Schlüssel für sich selbst gefunden zu haben.

Das wäre doch mal was, oder nicht?

Denn merke: Die Menschen sind bereit für ihre jeweiligen Religionen, die Menscheit aber nicht.

Zitat:

grundsätzlich denke ich über ursache und wirkung anders als du.
ich denke, religionen sind bloß werkzeuge - und wenn menschen werkzeuge falsch einstzen, sind nicht die werkzeuge dran schuld, sondern die menschen.
ein idiot kann auch mit einem buttermesser schaden anrichten. dafür das buttermesser haftbar zu machen, ist lächerlich.
Richtig und deswegen müssen wir umdenken.
Atombomben sind auch Werkzeuge, nicht wahr?

Besser aber wäre es ohne sie, oder nicht?

Zitat:

ich weiß jetzt nicht, wer das sagte ( frankl oder ringel?): "es gibt eigentlich nur zwei kategorien von menschen. die anständigen und die unanständigen, und ihre zugehörigkeit zieht sich durch alle nationen, kulturen, religionen, rassen, geschlechter,lebesnalter usw..."
Genau, und deshalb sind diese vielen intoleranten Religionen als Werkzeug auch eine Gefahr in den Händen der Menschen.

Zitat:

es kommt also nicht auf die religion an, sondern allein auf den menschen - und was er daraus macht.
man kann hinterhältig und gemein mit und ohne religion sein, und man kann gütig mit und ohne religion sein.
Richtig, das ist der Umkehrschluss.

Zitat:

und jetzt muss ich zum abschluss doch noch die zeitung vom letzten freitag herholen und aus einem interview mit konstantin wecker zitieren:
(kurier, 6.12.2012, seite 14. "ich bin ein sänger des todes" von niki nussbaumer)
da wird an den künstler folgende frage gestellt:

Haben Sie einen Glauben, der Ihnen hilft über diese Angst bzw. Verluste hinwegzukommen?
Antwort K. Wecker: "Nein. Ich habe überhaupt keinen Glauben. Ich bin ein spiritueller Mensch und ganz offen. Nachdem überhaupt nicht bewiesen ist - ob wir wo hingehen, wo wir hingehen-, suche ich mir die für mich schönste Lösung aus, weil auch die nicht bewiesen ist: Dass ich irgendwann von Engeln liebevoll aufgehoben werde. Ich hoffe, das ich mir diese Vorstellung behalten kann."

Ich finde , diese Antwort ist großartig.
Was meinst du?
Das ist weise und schön.

Und damit steige ich für heute aus.

Danke :)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Erich Kykal 22.07.2012 10:07

Hi, Faldi!

Sorry, ich antworte hier nur, damit der blöde "Ossis sind keine Menschen..." - Spruch nicht ständig mit meinem Namen gemeinsam auf der Frontseite steht.
Das nervte mich zunehmend, weil es flüchtige Leser nur auf dumme Ideen bringt.

Ich hoffe auf dein Verständnis.

LG, eKy

Antigone 21.09.2012 15:57

Hymne
 
Lieber Falderwald,

deine Hymne ist natürlich beeindruckend, das Fließen der Sprache, der Stil,
die Fülle der Gedanken - kurz ein Erlebnis. Das nur vorweg.

Ich habe nicht alles an Diskussion gelesen, hier wird mir ein bisschen zu abgehoben fabuliert, aber mein Eindruck ist: Obwohl du nach eigenem Bekenntnis die Religion ablehnst - Religion baut auf der Philosophie des Idealismus auf -, berufst du dich dennoch auf die idealistische Philosophie eines Platon, eines Kant und eines Schopenhauer a. a. O. Wie geht das zusammen? Bist du also der Ansicht, du könntest nur Teile des Idealismus verwerfen, den Rest aber ganz gut gebrauchen?

Du bist der Ansicht, wie ich der Diskussion entnehme, dass der Mensch in und mit der Natur leben müsse. Dagegen ist nichts einzuwenden, nur eine Kleinigkeit: Der Mensch ist nicht nur Teil der Natur, sondern er ist auch Teil der menschlichen Gesellschaft. Letzteres scheint dir nicht der Erwähnung als zentraler Punkt menschlichen Lebens wert, falls ich richtig gelesen habe. Und jetzt verstehe ich auch einiges in deinem Gedicht besser als vor der Diskussion. Deine Hymne ist ganz auf der idealistischen Philosophie aufgebaut, und das ist der Haken an ihr. Deshalb die Irrungen und Wirrungen, die ich herauslese, die schließliche Ratlosigkeit, dennoch aber die innere Übereinstimmung mit den Erscheinungen.

Nur mal so gesagt.

Lieben Gruß
Antigone

Falderwald 23.09.2012 21:21

Moin Antigone,

ich habe deinen Eintrag schon am Freitag gelesen, konnte jedoch nicht sogleich antworten, da wir Besuch am Wochenende hatten.

Das war vielleicht auch ganz gut so, denn deine Worte haben mir zu denken gegeben.

Zitat:

Ich habe nicht alles an Diskussion gelesen, hier wird mir ein bisschen zu abgehoben fabuliert, aber mein Eindruck ist: Obwohl du nach eigenem Bekenntnis die Religion ablehnst - Religion baut auf der Philosophie des Idealismus auf -, berufst du dich dennoch auf die idealistische Philosophie eines Platon, eines Kant und eines Schopenhauer a. a. O. Wie geht das zusammen? Bist du also der Ansicht, du könntest nur Teile des Idealismus verwerfen, den Rest aber ganz gut gebrauchen?
Ich denke, ich habe mich schon als Fan der Schopenhaurschen Philosophie zu erkennen gegeben, bin mir aber im Klaren darüber, daß einige Teile in der heutigen Zeit als überholt gelten.
Schopenhauers eigentliches Anliegen war, daß er die Menschen zu eigenem Nachdenken anregen wollte, was ihm zumindest bei einigen Menschen auch gelungen ist.

Sein Hauptwerk beginnt mit den Worten: "Die Welt ist meine Vorstellung."

Ich persönlich halte das für ehrlich und wahr, denn damit erhebt er selbst keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern beschreibt die Welt so, wie sie sich aus seiner Sicht darstellt.
Und man sollte sich bei jeder Philosophie, bei aller Faszination, immer wieder selbst klar machen, daß dies eben auch nur die Gedanken- und Vorstellungswelt eines anderen Menschen ist, auch wenn deren Intelligenz unbestritten sehr hoch war.

Derer gab es einige, die tweilweise im krassen Widerspruch zueinander standen, so daß jedem wirklich Interssierten eigentlich keine andere Wahl bleibt, als die Gedanken jener mit den eigenen Erfahrungen abzugleichen und dann für sich selbst zu entscheiden, welchem Ideal er folgen kann und will.
Es genügt eben nicht, nur apriorische Erkenntnisse zu gewinnen, sie müssen sich auch a posteriori erfahren bzw. anwenden lassen. Das wäre also z. B. meine Kritik an Kant.

Doch muss ich an diesem Punkte noch einen kleinen Einspruch einlegen, denn es entspricht nicht ganz den Tatsachen, daß Religion auf die Philosophie des Idealismus' aufbaut. Sicherlich finden sich einige "Platonische Gedanken" darin wieder, aber Religion existiert ja nun doch deutlich länger als Kants, Schopenhauers oder Feuerbachs etc. Schriften.

Zudem war Schopenhauer deutlich kritischer als Kant oder die reinen Idealisten. Aber das nur am Rande.

Zitat:

Du bist der Ansicht, wie ich der Diskussion entnehme, dass der Mensch in und mit der Natur leben müsse.
Er muss es nicht nur, er tut es sogar.
Die Natur ist überall um uns herum, wir können uns ihr nicht entziehen.
Ohne z. B. die Naturelemente Luft und Wasser wäre unser Art der Existenz nicht denkbar.

Zitat:

Dagegen ist nichts einzuwenden, nur eine Kleinigkeit: Der Mensch ist nicht nur Teil der Natur, sondern er ist auch Teil der menschlichen Gesellschaft.
Nun, dem stimme ich durchaus zu, jedoch gebe ich zu bedenken, daß die menschliche Gesellschaft, so wie wir sie heutzutage verstehen, ein künstliches Produkt ist.

Zitat:

Letzteres scheint dir nicht der Erwähnung als zentraler Punkt menschlichen Lebens wert, falls ich richtig gelesen habe.
Richtig, denn der einzelne Mensch bekleidet in der menschlichen Gesellschaft lediglich eine oder mehrere Rollen, die aber nicht zwangsläufig sein wahres Wesen darstellen.
Freilich können seine Handlungen Auswirkung auf die Gesellschaft haben, so daß diese gezwungen wird, zu reagieren oder eben nicht.
Aber für sein inneres Wesen ist diese Gesellschaft - zunächst einmal - zweitrangig.
Sie wird ihn nicht davon abhalten, Luft zu atmen oder Wasser zu trinken.
Außerdem ist durchaus in Strophe 4 ein Bezug zur Gesellschaft gegeben.

Daß erwachte Geister heller denken,
daß ein Schein nicht an der Wahrheit frisst,
daß die Menschen sich ein Lächeln schenken,
weil ihr Mitgefühl in Ordnung ist,
daß Vertrauen nicht zur Fessel werde
und Gefühle nicht verboten sind,
so ein schönes Leben auf der Erde,
das wünscht sich ein jedes Menschenkind.

Zitat:

Und jetzt verstehe ich auch einiges in deinem Gedicht besser als vor der Diskussion. Deine Hymne ist ganz auf der idealistischen Philosophie aufgebaut, und das ist der Haken an ihr.
Ich bin nicht der Meinung, daß diese Hymne ganz auf der idealistischen Philosophie aufgebaut ist, denn sie ist zwischen den Zeilen durchaus kritischer.
Sicherlich finden sich dort Wunschträume des "Lyrischen Ichs", doch sie entlarvt den reinen Idealismus als lediglich menschliche Vorstellung von den Dingen, von denen er nichts wissen kann.

Zitat:

Deshalb die Irrungen und Wirrungen, die ich herauslese, die schließliche Ratlosigkeit, dennoch aber die innere Übereinstimmung mit den Erscheinungen.
Die "Irrungen und Wirrungen" sind eine Foge der Relationen, ohne die nichts existieren könnte.
Ohne Licht gäbe es keine Dunkelheit, ohne Kälte keine Wärme, ohne Hass keine Liebe. Fehlte der Gegenpol, könnten wir es nicht empfinden, geschweige denn benennen.

Die "Ratlosigkeit" ist eine Erkenntnis und damit das Eingeständnis, von den Dingen an sich nichts wissen zu können. (Frag mal einen Wissenschaftler nach dem inneren Wesen von Elektrizität, Magnetismus, Gravitation etc. Es bleibt lediglich bei der Erscheinung jener Dinge und ihrer Eigenschaften. Wir können das auch erzeugen, aber was es wirklich ist, wissen wir nicht, können wir nicht wissen.)

Das heißt jetzt aber nicht, daß ich eine agnostische Position beziehen würde, ganz im Gegenteil.
Der Agnostiker sagt nämlich z.B., er könne weder beweisen, ob es einen Gott gibt, noch, daß es ihn nicht gibt.
Das häufigste Argument eines Gläubigen ist aber, wenn du so davon überzeugt bist, daß es keinen Gott gibt, dann beweise das.
Das ist aber falsch, denn die Aussage es gibt einen Gott, ist lediglich eine menschliche Behauptung. Solange es keinen Beweis für die Existenz eines Gottes gibt, ist auch nicht anzunehmen, daß es einen gibt.
Der Behauptende ist also in der Beweispflicht.
Und solange kein Beweis vorliegt, bleibt eine solche Aussage, was sie ist:
Eine bloße Idee, also ein menschlich künstliches Konstrukt.

Die "Übereinstimmung mit den Erscheinungen" aber ist eine Notwendigkeit.
Der Mensch kann sich nur auf diese berufen, denn nur diese haben für ihn einen realen Wert.
Was anderes bleibt ihm nicht.

Auch spielen Emotionen, von denen sich niemand freisprechen kann, eine wesentliche Rolle in der menschlichen Existenz.
Sie können alles beeinflussen und sie sind real vorhanden.
Was liegt also näher, als sich auf die schönste und edelste Emotion, nämlich die Liebe, zu berufen?
Nur in der Liebe liegt die konstruktive Kraft.
Und wenn diese zum höchsten anzustrebenden Ideal empostiege und realisiert werden könnte, würden die destruktiven Kräfte nach und nach schwinden, was doch durchaus als postiver Zustand zu bezeichnen wäre.

Freilich ein hohes Ideal und auch nur eine individuelle Idee, doch sie ist ästhetisch, sowohl für die Urteilskraft, als auch für die praktische ethische Vernunft.

Ohne Gotteslüge und ohne Beschneidung der geistigen Freiheit ist dieser Text eben eine Hymne an die Liebe. :)


Vielen Dank für deine Gedanken und das eingangs erwähnte Lob...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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