Gedichte-Eiland

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Blaugold 20.02.2010 13:24

Schmerzen im doppelten Sinn
 
So kalt wie die eisigen Winde vom Norden,
die durchdringend bis auf die Haut mich hier quälen,
empfinde ich deine verweisenden Worte
voll Abkehr von unserer Liebe. Es fehlen

mir eigene Antworten, sinnvolle Fragen,
auf all deine zornigen, stürmischen Sätze.
Mich trifft voller Wucht deine Wut und dein Klagen;
in Tränen verschwimmenden Blicken und Hetze

versuche ich Fassung und Stärke zu finden.
Die heulenden Böen verschlucken dein Schreien,
derweil auch in mir alle Hoffnungen schwinden.
Ich kann mir die eigenen Tränen verzeihen,

doch Trost für die deinen hab ich nicht parat.
Ich sollte dich halten. Das Eis auf dem Fluss
ist dünn und du wandelst auf glitschigem Pfad.
Doch frag ich mich hadernd, ob ich folgen muss.

Du findest ihn nicht zwischen brechenden Schollen!
Der Schmerz des Verlusts explodierte in dir.
Vielleicht hättet ihr niemals mitkommen sollen.
Nun hab ich nur Angst, dass ich dich auch verlier.

So kalt wie des Todes vernichtende Hand
verspür ich im Herz die Gewissheit des Sterbens!
Das Leben von Müttern ist tausendmal Pfand
für das ihrer Kinder und ihres Verderbens.

Es fehlen mir Worte, sogar laute Wut
für zornige Fragen. An wen auch? Wohin?
Ich schrei deine Schreie mit mir im Disput
und fühl deine Schmerzen im doppelten Sinn!

Dana 20.02.2010 20:15

Lieber Blaugold,
sieben Strophen im durchgenden Daktylus - sehr gut.

Der Inhalt steht hoch darüber - ich bin zutiefst beeindruckt.

Für den Schmerz über den Tod eines Kindes gibt es kaum Worte.
Er ist so groß, dass oft auch die Ehe daran scheitert.

Du hast die Verzweiflung und den unerträglichen Schmerz in guten Bildern und guter Sprache umgesetzt. Der Leser wird fast mit hineingezogen und hält eine ganze Weile inne.
Beim Kommentieren erscheint jedes Wort fehl am Platze.

Mein Beeindrucktsein und ein großes Lob wollte ich aber da lassen.

Liebe Grüße
Dana

Blaugold 11.03.2010 20:01

Hallo Dana

Du hast den Inhalt, so wie ich ihn auch verdichtete, sehr gut interpretiert!
Nur die Vorgeschichte fehlt, und deshalb befürchtete ich, dass das Gedicht nicht klar formuliert sei und der Leser vielleicht nicht ganz klar damit kommt.

Es kann ein Tagesausflug im Winter eines Paares mit Kind sein. Es passiert ein Unfall, das Kind - eingebrochen im dünnen Eis eines Flusses, in einem Schneesturm vielleicht. Die Mutter in Panik hinterher, zornig dem Vater die Schuld gebend, der Vater, das Lyrische Ich, verzweifelt, denn er weiss, dass er nun beide verlieren wird!
Deshalb der Titel: Den Schmerz der Mutter/des Vaters, ein Kind zu verlieren und den Schmerz, eine geliebte Frau zu verlieren = doppelter Schmerz!!

Nein, ich hab, so wie es geschrieben steht, weder Kind noch geliebte Person verloren, aber ich hab natürlich versucht, mich in so einen Schmerz zumindest durch Dichtung einzufühlen und auszudrücken.

Es freut mich sehr, dass du beeindruckt bist.
deshalb danke ich dir für den Kommentar und das Lob. :)

Blaugold


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