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Falderwald 21.08.2014 20:52

Wie soll ich?
 


Wie soll ich?


Wie soll ich diese Rose nur beschreiben,
bei deren Anblick ich in Atemnot
gerate, ohne es zu übertreiben,
wenn sie mir leuchtet wie ein Morgenrot?

Wie soll ich jene Melodie benennen,
die tief im Herzen einen Widerhall
erzeugt und deren Töne sehnlich brennen
wie aus der Kehle einer Nachtigall?

Und wie soll ich ihr einen Namen geben,
der ihrem liebevollen Naturell
gerecht wird, denn sie ist das wahre Leben
und meiner sehnsuchtsvollen Träume Quell.

Wer sollte schimpfen, wenn ich übertriebe,
wo ich von ganzem Herzen sie doch liebe?


Falderwald
. .. .


Hollerith 22.08.2014 16:21

Hallo Falderwald,

so ein schönes gefühlvolles Liebesgedicht und noch kein Kommentar? Das ist ungewöhnlich bei dir.
ich glaube, das liegt an dem wenig anziehenden Titel :D

Das muß ja eine wahre Fee und ein guter Engel sein, den du da beschreibst. Die Gefühle müssen raus sozusagen und dann läuft das herz und die Zunge über.

Ein tolles gedicht, ich wünschte, ich könnte so schreiben wie du.

LG Holle

Untergrund 23.08.2014 02:59

Der gerne untertreibt, könnte schimpfen, wenn du übertreibst, was ja nicht besonders romantisch ist. Oder sollte extra diese Note Abgebrühtheit rein?

LG RS

Chavali 24.08.2014 11:24

Moin Faldi,

da kommt der Romantiker in dir wieder durch ;)

Und ein *Schimpfen* kommt ja dafür gar nicht in Frage, gerade dann nicht, wenn man
vor lauter Liebe und Zärtlichkeit überquellen möchte.

So ist dir ein wunderbar stimmiges Shakespeare-Liebes-Sonett gelungen!

Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße,
Chavi


edit:

soeben fällt mir noch eine kleine erotische Komponente auf :o:o:o

Falderwald 24.08.2014 16:47

Moin Holle,

ich freue mich, wenn dir das kleine Gedicht gefällt.

Den Titel habe ich bewusst schlicht gehalten, denn der "Übertreibungen" sind ja im Text selbst genug vorhanden, auch wenn der Erzähler das ja eigentlich gar nicht will.
Aber irgendwo müssen seine Gefühle ja auch ein Ventil finden, nicht wahr? :)

Vielen Dank für deine lobenden Worte...:)


Hallo Glasfeder,

ich stimme dir vollkommen zu. Aber irgendwie findet sich immer eine kleine provokante Note in meinen Texten.

Danke für deine Rückmeldung...:)


Hi Chavi,

ja, der kleine Gefühlsdusel verschafft sich hier und da immer wieder Gehör. ;)

Ich denke auch, deshalb sollte man ihn nicht ausschimpfen, vor allen Dingen, wenn er wieder mal etwas Romantisches fabriziert.

Ich freue mich, dass es dir auch gefallen hat und bedanke mich für deine Gedanken...:)


Vielen Dank für eure Kommentare...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana 24.08.2014 19:14

Lieber Faldi,

"Gefühlsduseleien" sind ein ganz besonderes Elixier.
Wir können ohne sie überleben aber mit ihnen vieeeel besser leben. ;)

Ein zauberhaftes Sonett, das sich von selbst der Romantik und der Schimpfe stellt.
Wer liebt, dem tut keine Schimpfe weh und der/die Geliebte bleibt taub für jede Übertreibung.;)
Ergo: Übertreibungen sind relativ.

Und könnte ich schreiben so wie du,
ich würd übertreiben - immerzu.:)

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 24.08.2014 21:12

Hi, Faldi!

Gefällt mir gut, bloß in S1Z4 würde ich "DAS Morgenrot" schreiben und nicht so ein indifferentes "ein", das ein wenig nach "irgendein" klingt, als könnt's ein beliebiges sein...:p;) Derlei würde der Herzensdame wohl weniger behagen!:rolleyes:

Das mit der "Atemnot" finde ich eher hinderlich für einen romantisch-lyrischen Eindruck, ebenso wie der unerklärliche Umstand, dass die Töne einer Nachtigall "schmerzlich brennen" sollen. Da denkt man eher an Erstickungsanfälle und Sodbrennen als an romantische Liebe...

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

a.c.larin 25.08.2014 08:33

hi faldi,

dein liebessonett erinnert mich ganz stark an rilkes : wie soll ich meine seele halten, dass sie nicht an deine rührt....
da schwingt wohl die gleiche intensität an emotion dahinter. :)

ich wüde den titel daher auch umbenennen in "Wie..?" oder "Wie soll ich...?
ich glaube, das ist spannender.
das "wer" erinnert mich ein bissel an den frageonkel in einer quizsendung. :o

und ums "wer" geht es dem Lyrich doch gar nicht - das "wer" ist ihm doch bekannt. ich denke dochm denn sonst könnte das lyrich ja nicht so schmachten.

die damenseelen werden sich jedenfalls sehr angesprochen fühlen. ;)

lg, larin

Falderwald 29.08.2014 18:21

Liebe Dana,

wenn einem solch ein Elexier durch die Sängerkehle rinnen kann, dann fühlt sich das Leben tatsächlich gleich viel besser an.

Ich gebe dir natürlich vollkommen recht, eine solche Schimpfe kann den Liebenden nichts ausmachen, aber wahre Übertreibungen erwecken immer Argwohn beim Empfänger und die neigen dann zu Spekulationen.
Aber hier und da darf man das dann auch mal, dafür ist die romantische Lyrik ja da.

Danke für deine lieben Worte. .. .:Kuss


Servus Erich,

ich freue mich, dass es dir gefällt. :)

Ich glaube wir sehen das "Morgenrot" aus unterschiedlicher Perspektive, denn genau deinen Vorschlag hatte ich selbst schon erwogen und aus genau denselben Gründen, die dich dafür plädieren ließen, mich dagegen entschieden, weil mir dieses "das" zu allgemein klingt.

"Das Morgenrot", ja, das alltägliche eben.
Aber "ein Morgenrot", das klingt intimer, denn es ist nur eines und dieses eine ist ein einzigartig, eben ein spezielles.
Ich würde niemals einer Frau sagen, du bist so schön wie das soundso.
Sie würde daraus schließen, dass ich sie an etwas anderem messe.
Da sie aber sehr wohl um andere schöne Dinge weiß, kann sie sich und mich nicht festlegen, wenn ich sage: Du bist so schön wie eine soundso.
Beispiel:
Du bist so schön wie das Modell. (Aha, welches ist denn hier jetzt genau gemeint?)
Du bist so schön wie ein Modell. (Das hat er aber nett gesagt.)

Alles klar? :)

So so, du bezichtigst mich also zwischen den Zeilen des Kitsches.
Hm, hattest du nicht irgendwann einmal verlautbaren lassen, du seist so etwas wie ein Gefühlslegastheniker? ;)

Ich kann mich also noch sehr gut daran erinnern, wie es früher bei mir war.
Immer wenn ich schüchtern in die Nähe meiner Angebeteten kam, dann schlug mir das Hers bis zum Halse, ich bekam kaum Luft, meist einen hochroten Kopf dabei und wusste gar nicht, wie ich das Gespräch anfangen sollte. Wie oft bin ich nur vorüber gegangen.

Heute ist es so, wenn meine Liebste und ich in einer warmen Mainacht den Gesang eines Nachtigallenmännchen vernehmen, dann ist jener immer wieder anders.
Diese Sänger beherrschen zwischen 120 und 260 Strophentypen und klingen mal leidenschaftlich und mal unglaublich melancholisch.
Da werden Sehnsüchte wach, Gefühle erweckt und die Leidenschaft fängt an zu kochen, ich sage dir, das kann ganz schön heiß brennen. ;)

Vielen Dank für deinen Kommi und deine Gedanken...:)


Servus larin,

auf deinen Vergleich habe ich mir mal das Rilke-Gedicht rangezogen und gelesen. Ja, das ist auch sehr schön...;)

Über den Titel habe ich lange gegrübelt und ich hänge ganz bestimmt nicht an diesem. Ich kann deinen Ausführungen sogar folgen und werde ihn gleich im Anschluss ändern.

Zudem freue ich mich, dass du Erichs schlimmste Befürchtungen nicht wahr werden ließest, es wäre ja schade gewesen, wenn du einen Reflux daavon bekommen hättest. :)

Ich bedanke mich für die Anregung und den Kommi...:)


Vielen Dank für eure Antworten...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Terrapin 29.08.2014 18:43

Hallo Falderwald,

ein wirklich schickes englisches Sonett hast Du da. Hat mich mitgenommen.
Reizend geschrieben.

Bei Erichs Einwand mit der Nachtigall gehe ich mit. Und eines noch, würde ich persönlich anders handeln. Das abschließende Reimpaar.
Also zumindest beim letzten Vers.

Du schreibst:

Zitat:

wo ich dich doch von ganzem Herzen liebe?
Dein Liebesgedicht geht ja an die Geliebte, doch hast du das ICH am Anfang gleich auf betonter Position, was unpassend scheint. Dreht sich doch alles um das werte Weib. Deshalb würde ich es umstellen.

Hier mein Vorschlag.

Wer sollte schimpfen, wenn ich übertriebe,
wo dich allein ich wehmutsvoll doch liebe?

Durch das wehmutsvoll haben wir auch noch einen semantischen Gegenpol zur Liebe.

Ein tolles Stück Lyrik.

Herzliche Grüße, Terrapin.


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