Gedichte-Eiland

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-   -   Sorgenlos und Denknichtdran (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=5845)

Cimex 12.07.2010 11:12

Sorgenlos und Denknichtdran
 
Tränen der Vergangenheit,
Zeugnisse aus trüben Tagen,
fließen zäh am Glas der Zeit -
Fensterscheiben sind beschlagen.

Hilfesuchend reiben sie
Nasen an der Scheibe, die
ihre neuen Wirklichkeiten
trennt wie zwei verschiedne Zeiten.

Sorgenlos und Denknichtdran
blicken sich betreten an,
drehn sich noch zum Kinderreigen -
stumm sind längst die Zirkusgeigen.

a.c.larin 13.07.2010 08:57

hallo cimex,

kanns sein, dass sich das Lyrich in seinem innersten vom leben getrennt fühlt, da " sorgenlos und denknichtdran" eine sperre errichtet haben gegen das unangenehme?

das ( vermiedene) weinen, die umschiffte trauer, bleiben dennoch präsent - auf der anderen seite der glaswand.

andererseits folgt dieser abspaltungs/verdrängungsmechanismus nur dem überlebensinstinkt, der vor überforderung schützen will.

wie aber wieder zusammenführen, was sich auf diese weise getrennt hat?

die zirkusgeigen verstummen: nachdenken ist angesagt.

sehr schöne, lyrische darstellung eines inneren zustandes, in verständliche, nachvollziehbare bilder einegebettet!


gerne gelsen,
lg, larin

Dana 13.07.2010 21:02

Lieber Cimex(Peter),

beim ersten "schnellen" Lesen erkannte ich "sofort" eine gescheiterte Beziehung.
Allerdings fehlte mir darin eine vorangegangene "schöne Zeit".
Ich las erneut und immer wieder und merkte, wie sich das Bild wandelte.

Das Gedicht liest sich fließend, vermittelt Bilder und du hast gute Metaphern gewählt.

Nach mehrfachem Lesen sah ich Kinder mit trauriger Vergangenheit. Kinder, die in eine neue Obhut geraten sind und "eigentlich" glücklich sein sollten.
Glücklich, wie wohlwollende und liebende Erwachsene es erwarten, erhoffen. (Keine Wertung)
Es sind jedoch Kinder, die zwei Wirklichkeiten erfahren. Die erste Wirklichkeit hat ihnen die Kindheit gestohlen, darum sind die Zirkusgeigen verstummt.
Eingehend und total die Verse: Sorgenlos und Denknichtdran blicken sich betroffen an, ...

Ich denke, dass es nicht wichtig ist, ob es auch deine Intention gewesen ist. Es kann höchstens interessant für dich sein, was und wie der Leser fühlt und interpretiert.
Auf jeden Fall ein Gedicht, das der Rubrik Denkerklause entspricht und nachwirkend anspricht.

Liebe Grüße
Dana

Cimex 21.07.2010 12:30

Liebe larin, liebe Dana!

Eure Sichtweisen liegen großteils ganz nah an meiner Intention, als ich das schrieb. Meine eigene darüber hat sich durch eure wertvollen Kommentare erweitert - neue Aspekte zeigten sich. Ist es nicht schön, wenn - ganz ähnlich der Malerei - auch Worte, vor allem lyrische, fast immer eine gewisse interpretatorische Unschärfe zeichnen über die erlebte, gefühlte, erdachte Wirklichkeit? Das - meine ich - lässt es dem Leser erst zu, sich das Erlesene zu Eigen zu machen im Wortsinne.

Vielen lieben Dank auch für euer Lob,
Euer Cimex (Peter)

ginTon 21.07.2010 17:52

hallo cimex,,

vor allem die überschrift hat mich zu diesem werk geleitet und ich habe es mehr-
mals gelesen, weil der inhalt schwer fassbar ist,, zunächst geht man von einer
dunklen stimmung aus und dann wird einem diese stimmung jedoch sehr durch
die vorletzte zeile der letzten strophe erhellt oder man weiß nicht mehr genau,
wie kann zunächst etwas statisches dennoch zum tanz ermuntern...

wahrscheinlich muss ich sehr stark meinen vorrednern zustimmen, da sich
sorgenlos und denknichtdran sehr nach kindheitserinnerungen oder an
erinnerungen anhören, welche von der leichtigkeit des kindes getragen werden
oder getragen werden sollten..da sie eigentlich noch da zu sein scheinen nur ver-
gessen irgendwo einzeln ihren eigenen leichten tanz tanzen..

vllt so, finde zurück zum kind in dir..würde ich das werk mal interpretieren..aber
schwer zu sagen...insofern finde ich das werk gut, LG wa


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