Gedichte-Eiland

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Leier 20.05.2009 08:45

MorgenGrauen
 
-

Noch ruht der Nebel in den Wäldern,
noch steigt er nicht aus Wiesen auf,
noch schläft er lautlos in den Feldern,
Schon bald beginnt der Sonne Lauf.

Natur bleibt stumm im Morgengrauen.
Kein Vogel in des Himmels Blauen.
Kein Insekt wird sich hier tummeln.
Ende ward den Bienen, Hummeln.

An des Baches leiser Schwelle,
flötet keine Hirondelle.
Die perlmutterne Libelle
häutet sich nicht mehr.

Grau und trüb und leer die Welt.
Nur Nebel noch, der Grauen hält.
Wie ist das Herz mir schwer.

-

Erich Kykal 20.05.2009 08:55

Hi, cypi!

Schon in S1, Z3 ist ein harter Rhythmusbruch: Z3 und 4 sind zu kurz!
Vorschlag: "noch schläft er in den Stoppelfeldern, doch bald beginnt der Sonne Lauf."

Heißt es nicht: "perlmuttene"?

Schöne Sprache, wie immer, aber doch leider sehr düster für einen beginnenden Tag. Es klingt bei dir eher wie ein Sterben, ein Driften in Winter und Starre. Ist wohl im Herbst entstanden!?

LG, eKy

Leier 20.05.2009 09:13

Lieber Erich Kykal,

nein - kein Herbstgedicht. Geschrieben im Frühling 2008.
Die fehlenden Silben habe ich ergänzt, danke!
Mein Sprach-Brockkaus sagt "Perlmutter - perlmuttern". Der Kurzausdruck Perlmutt kam erst in den 60er Jahren auf.

Herzlichen Dank für Deinen Kommentar
und
liebe Grüße
von
cyparis!

Es ist ein sog. "Monsanto"-Gedicht. Deshalb soll es düster sein. Sie schaffen es mit erschreckender Geschwindigkeit, unsere Insekten auszurotten.

Galapapa 21.05.2009 11:21

Hallo cyparis,
für meinen Geschmack ein sehr gelungenes, trauriges und auch düsteres Gedicht, das aber gerade daraus seine anrührende Ästhetik schöpft.
Ein Szenario wird hier beschrieben, das bei mir die Vorstellung einer nuklear verseuchten, toten Morgenlandschaft hervorruft. Der Sonnenaufgang wird hier durch die Umstände seiner positiven Kraft beraubt.
Wie Erich, bin auch ich zunächst über den Rhythmuswechsel in der ersten Strophe ein wenig gestolpert. Beim zweiten Lesen aber, hat es mich schon nicht mehr gestört.
Hab ich sehr gern gelesen!
Herzlichen Gruß!
Galapapa

Leier 21.05.2009 13:10

Lieber Galapapa -


nein, es bedarf keines atomaren Schlages.
Herbizide, Insektizide und Pestizide haben das Ihrige getan ( neben Monsanto).
Manchmal bin ich froh, daß ich schon so alt bin.

E i n e (tote) Biene hab ich bisher gesehen. Wären nicht die ziemlich resistenten Schwebfliegen - wo bliebe die Befruchtung.
Ich bin immer wieder erstaunt, daß die Vögel - gleich welcher Art - bei uns noch nicht ausgestorben sind.
Aber es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.
Das wollte ich mit meinem Gedicht zeigen.

Hab Dank für Deinen einfühlsamen Kommentar.
Ich hoffe, die Änderungen sagen Dir zu.

Lieben Gruß
von
cyparis

Galapapa 21.05.2009 19:12

Hallo cyparis,
für meine Begriffe jetzt rund und perfekt!
Das mit dem atomaren Szenario war nur beispielhaft gemeint. Die Wirklichkeit unterscheidet sich ja zum Glück noch deutlich davon.
Aber Du hast absolut recht, wir müssen sehr wachsam sein und ganz schnell etwas ändern, bevor alles zu spät ist!
Ein kleiner Trost an Dich: Ich habe einen kleinen Tümpel in meinem Garten, und dort gibt es so viele Libellenlarven, daß Kröten- und Froschkaulquappen kaum eine Überlebenschance haben. Es gibt sie noch, speziell diese wunderschönen, großen, grünen...
Mit einem lieben Gruß!
Galapapa

Leier 22.05.2009 00:19

Oh, Galapapa ...


dabei liebe ich Frösche und Kröten über alles!
Du lebst in einem Paradies, dem ich eine recht lange Überlebenszeit wünsche!

In umserem 2qkm- großen Brachfeld nistet/lebt e i n e Grille! Die mir Tag und Abend versüßt.

Schön, daß Dir meine "Verbesserung" zusagt.

Lieben wehmütigen Gruß
von
cyparis

Dana 22.05.2009 01:10

Liebe Cypi,
du weißt, ich liebe Traurigkeiten - jedoch nicht solche, die sich real nähern.
Dein Gedicht spricht jene an. Ich bete inständig, dass künftige Generationen die Biene, Hummel und Libelle nicht nur in Bildern kennen lernen.
Ich kann dich gleich Galapapa trösten - hier gibt es noch Oasen, wo es summt, zirpt, quakt und wimmelt - wirklich.
Kaulquappen bewegen in (ich übertreibe nicht) Millionenschwärmen ein stilles, stehendes Gewässer.
Im Juli kann man nicht unbedarft auf Waldwegen schlendern, ohne auf ein klitzekleines Fröschlein zu treten.
Ich zähle auf, aber nicht um dir zu widersprechen. Ich möchte dich trösten, weil deine Trauer berechtigt ist. Wo sie noch sind, spricht man von Oasen.
Dein Gedicht rüttelt auf. Man wird dir nicht vorwerfen können, nicht hingeschaut zu haben.
Ob wir etwas tun können, ist eine andere, schwere Frage.
Liebe Grüße
Dana

Leier 22.05.2009 08:46

Liebe Dana,


wie gut, daß es wenigstens noch Oasen gibt.
Ich glaube, "wir" können nur durch Unterlassen etwas tun:
Nicht düngen, nicht spritzen, nicht ausrotten, nicht mähen....etc.
Das ist alles sehr deprimierend.
Hab Dank für Deinen einfühlenden Kommentar!


Lieben Gruß
von
cyparis

Lena 10.06.2009 20:45

Liebe Cyparis

Dein Gedicht hat mich wieder einmal sehr nachdenklich gemacht.

Deine Überschrift hat mich stutzig gemacht: MorgenGrauen! Jetzt weiß ich warum du es so geschrieben hast.

Ich kenne auch noch viele kleine Paradise..die ich hüte, wie meinen Augapfel.

Aber, wir alle wissen, wie Recht du hast. Was werden die Kinder die heute geboren werden noch kennenlernen...:confused:

Die Zukunft macht nicht nur mir Angst.

Sehr nachdenkliche aber liebe Grüße an dich

Lena :)


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