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Felix 16.12.2017 19:48

Menschen, Tiere, Sensationen
 
Oben auf dem Podium
spielt das Blasorchester.
Unter einem großen Zelt
sitzt gespannt das Publikum,
ich sitz da mit meiner Schwester ‬-

Zirkus! ‬Das ist unsre Welt.
Reinspaziert! ‬Es wird sich lohnen:
Tiere, ‬Clowns und Sensationen
auf dem Hochseil ohne Netz,
am Trapez in großer Höhe und auf Pferderücken
zwischen Tigern, ‬Bären, ‬Löwen gilt nur ein Gesetz:
Staunen soll das Publikum und jubeln vor Entzücken.

Ein Tusch, ‬der Vorhang öffnet sich, ‬mit stolzem Schritt
der goldbetresste Maitre de Pläsier betritt
das sägemehlbestreute große Rund
und ‬- ‬bella hopp ‬- ‬drei Clowns, ‬bemalt und bunt,
begrüßen die klatschenden Leute; ‬der Harlekin
versucht mit Grimassen die zahlreichen Kinder
zum Lachen zu bringen; ‬der Direx, ‬er schwenkt den Zylinder.

Ein zweiter gewaltiger Tusch der Trompeten und Pauken
eröffnet das kommende Schauspiel für staunende Augen.
Artisten besiegen mit Salti die Schwerkraft der Erde ‬-
graziös mit geschmeidigen Gliedern und großer Gebärde.
Jongleure begeistern mit wirbelnden Keulen und Bällen
die staunende Menge. ‬Mit unglaublich flinken und schnellen
Bewegungen zaubert ein Magier ‬lebendige Häschen
aus seinem Zylinder, ‬um dann aus den ‬schnüffelnden Näschen
erst rote und andere seidene Tücher zu ziehen‬.

Der Beifall ist groß und die Wangen der Kinder erglühen.
Livrierte Lakaien errichten geschwind einen Zwinger
inmitten der großen Manege und alle erwarten
gespannt wie einstens jener Franz in seinem Löwengarten,
der mit einem Wink mit seinem königlichen Finger
den Löwen, ‬den Tiger und die zwei Leoparden
den adligen Damen und Herren mit Stolz präsentierte,
die dressierten gefährlichen, ‬fauchenden Katzen.

Der Domteur, ‬in der Rechten die Peitsche, ‬berührt
mit gebotener Vorsicht die mächtigen Tatzen
der fauchenden Löwen ‬, ‬der gehorsamen Panther und Tiger.
Der Applaus ist gewaltig und als der Bajazzo
auf dem Rücken des Löwen das Rund der Arena verlässt,
da verklimperts Gelächter der Menge im Staub der Manege,
und die Augen Hermines beginnen in Tränen zu schwimmen:

Warum, großer Bruder, berauben wir Menschen die Tiere der Würde?
Wie käme ein Tiger, ein Löwe in freier Natur auf den blöden
Gedanken, durch flammende Reifen zu springen, sich küssen zu lassen
auf Nase und Lefzen, dem Schwung einer Peitsche gehorsam zu folgen?
Ich wünschte, der König der Wüste ergriffe mit seinen gewaltigen Tatzen
den reitenden Clown, den Dompteur und ein Dutzend der lachenden Meute,
zerstörte die Gitter und risse das Zelt in unzählige Fetzen!
Ich würde ihn gern in die Freiheit begleiten und brüllend verkünden:
Gewährt und bewahrt stets die Würde der Tiere - und werdet human.

Leuchtfeuer 22.12.2017 13:17

Hallo Felix,
während ich das Gedicht las, dachte ich, hm ja, gute Beobachtungsgabe, fein beschrieben, und ich wollte mal sehen, wo das hinführt.
Die angehängte letzte Strophe, welche die Schwester spricht, macht auf jeden Fall nachdenklich und ihr will ich gern zustimmen, auch wenn sie das in dieser Sitauation nicht wirklich wollen kann.
Allerdings wäre es fatal, müssten dafür der Dompteur und einige Leute aus dem Publikum sterben. Zwar weiß der Dompteur, was er da tut, die Zuschauer hingegenhandeln aus Gleichgültigkeit und weil es immer so war. Sie dafür zu bestrafen wäre sinnlos, denn sie tun nichts Verbotnes.
Solange das angeboten wird, werden sie das Angebot auch annehmen. Hier wäre der Gesetzgeber gefragt, diese Unwürdigkeiten zu beenden. Eine schölichte Gesetzesänderung würde diesen Erniedrigungen eine Ende bereiten. Das ging ja auch so mit den Tanzbären, die in anderen Ländern immer noch erlaubt sind.
Auch der Dompteur macht somit nichts Unerlaubtes und die eigentlichen Verbrecher gegen die Würde dieser Tiere, die es verhindern könnten, sitzen, wie immer, im jeweiligen Parlament eines Landes.
Wenn dieses Zirkusschauspiel also im Bundestag stattgefunden hätte, hätte es auch die richtigen getroffen. Aber wir wollen ja nicht wirklich ein Blutbad.
Die Aussage an sich ist aber in Ordnung, volle Zustimmung.

Grüßle Leuchtfeuer

Felix 22.12.2017 15:25

Hallo Leuchtfeuer,
nee, so martialisch bin ich nicht veranlagt. Ich lasse ja ein kleines Schwesterchen sprechen, dass in seiner kindlichen Empörung und seinem Mitleid mit den Tieren wünscht, der Löwe möge mit seinen Tatzen dem Clown und dem Dompteur mal zeigen, wo Bartel den Most holt.
Ich sttmme Dir also zu.
Danke fürs Reinschauen und den Kommentar!
Beste Grüße zu Weihnachten,
Felix


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