Gedichte-Eiland

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Chavali 31.10.2009 16:56

Novemberblues
 


Die Heizung ist auf warm gestellt,
ein Gläschen Grog dampft neben mir.
Der Hund des Nachbarn hat gebellt,
von unten her klingt ein Klavier.

Von Sonne träum ich und vom Strand,
doch draußen wirbelt kalt der Wind,
ich seh mich stehn im heißen Sand,
und nebenan weint nun ein Kind.

Im Fernsehn stets die gleiche Leier,
von Promis, Politik und so.
Aufs Konto stürzen sich die Geier,
ach, war ich des Sommers froh!

Noch immer pfeift der Sturm ums Eck.
Das Kind, es weinet nimmermehr.
Ich starre auf den dunklen Fleck
der Decke im Tapetenmeer.

Grau ist die Seele, grau das Licht,
das sich in Traurigkeiten bricht.
Ich schlafe ein und träume wirr.
Novemberblues. Der Text ist irr.


(wahlweise: Er macht mich irr.)
nach cyparis



Dana 31.10.2009 23:21

Liebe Chavali,
willst du mich in eine Novemberdepression versetzen? - Danke, Experiment gelungen. ;)

Der Weg dorthin ist aber lyrisch gepflastert. Gerade jene Einfügungen:

Zitat:

Zitat von Chavali
von unten rauf klingt ein Klavier.

doch nebenan weint nun ein Kind.

machen sich gut und betonen die Novemberschwere.

Einen Trost habe ich für dich: Nur noch 30 Tage - dann ist es vorbei.:cool:

Liebe Grüße
Dana

a.c.larin 01.11.2009 15:15

liebe chavali,

wie aus nebelfetzen tauchen da einzelne bilder aus dem text auf:
warme heizung ... klavierspiel...... träume von sommer und sand.... hundegebell...ein dampfendes gläschen grog.... alles sehr passend zu dieser jahreszeit!

an einigen stellen stolpere ich ein wenig, weil mir eine silbe fehlt, etwa hier:

ach, wie war ich sommers froh (herrje, wie war ich sommers froh)

"weintet" versteh ich nicht ganz, vielleicht besser : "weint nun..."

bei "Grau die Seele" vermisse ich den unbetonten auftakt, wie wärs daher mit :

"So grau sie Seele, grau das Licht,
das traurig sich Facetten bricht...."?

Für mich würds dann noch runder klingen!
sehr gerne kommentiert,
larin

Chavali 01.11.2009 16:39

Liebe Dana,
Zitat:

Zitat von Dana
willst du mich in eine Novemberdepression versetzen? - Danke, Experiment gelungen.

Na, das zeigt doch, dass mein Blues gewirkt hat ;)
Zitat:

Zitat von Dana
Der Weg dorthin ist aber lyrisch gepflastert

Danke dir fürs Verstehen :)

Liebe larin,
Zitat:

Zitat von larin
an einigen stellen stolpere ich ein wenig,

Deine Ideen zur Abhilfe sind gut, danke dir! Ich dachte, ich käme so durch ;)
Zitat:

Zitat von larin
sehr gerne kommentiert,

Das freut mich und verschönt meinen Tag :)


Liebe novembergraue Grüße,
Chavali


ginTon 01.11.2009 18:11

Liebe chavi,

wollte gerade nen cafe trinken gehen und habe dein Werk noch entdeckt..das ist ein super Werk..die erste Strophe richtet sich nach aussen, um dann wieder zwischen Innen und Aussen hin und her zu pendeln..

Strophe 1:
Die Heizung ist auf warm gestellt,
ein Gläschen Grog dampft neben mir.
Der Hund des Nachbarn hat gebellt,
von unten rauf klingt ein Klavier.

gefällt mir persönlich mit am besten und ist sehr gut :)

Strophe 2:
Von Sonne träum ich und vom Strand,
doch draußen wirbelt kalt der Wind,
ich seh mich stehn im heißen Sand,
doch nebenan weint nun ein Kind.

ist der Traum und das zurückholen in die Wirklichkeit,, also dem Aussen, nicht abschalten zu können..gefällt mir auch super

Strophe 3:
Im Fernsehn stets die gleiche Leier,
von Promis, Politik und so.
Aufs Konto stürzen sich die Geier,
ach, wie war ich sommers froh.

mitunter in Zeile 4, "wie war ich des Sommers froh"..ansonsten finde ich die Strophe gut, obwohl sie net die Kraft der ersten Strophen hat,, aber dennoch gut...

Strophe 4:
Noch immer pfeift der Sturm ums Eck.
Das Kind, es weintet nimmermehr.
Ich starre auf den dunklen Fleck
der Decke im Tapetenmeer.

wieder sehr gehaltvoll wie die ersten beiden Strophe,, "weinte?" ,,

ja die letzte Strophe ist auch sehr gut...

alles in allem findet das Werk gefallen,, weil es gut geschrieben ist...
liebe Grüße basse

Leier 02.11.2009 07:55

Liebe Chavali,


wieder entdecke ich eine neue Facette in Deinem Dichten!
Du bist wandlungsfähig, bei Gott!
Lob kommt von mir wie von den Lobredner oben.
Zwei Anmerkungen, wenn Du erlaubst:






Die Heizung ist auf warm gestellt,
ein Gläschen Grog dampft neben mir.
Der Hund des Nachbarn hat gebellt, (des Nachbars oder der Nachbarn)
von unten rauf klingt ein Klavier. (von unten her?)

Von Sonne träum ich und vom Strand, (Ich träum von Sonne und vom Strand, um das doppelte"von" am Zeilenanfang zu vermeiden....?)
doch draußen wirbelt kalt der Wind,
ich seh mich stehn im heißen Sand,
doch nebenan weint nun ein Kind.

Im Fernsehn stets die gleiche Leier,
von Promis, Politik und so.
Aufs Konto stürzen sich die Geier,
ach, wie war ich sommers froh. (froh!)

Noch immer pfeift der Sturm ums Eck.
Das Kind, es weintet nimmermehr. (entweder "es weinte" oder "es weinet")
Ich starre auf den dunklen Fleck
der Decke im Tapetenmeer.

Grau die Seele, grau das Licht,
das sich in Traurigkeiten bricht.
Ich schlafe ein und träume wirr.
Novemberblues. Der Text ist irr.


(Novemberblues. Er macht mich mich irr. - ...?)



Hoffentlich habe ich keine Böcke geschossen.


Dolles Ding das, Deine Dichtung!


Lieben Gruß
von
cyparis

Chavali 02.11.2009 09:12

Lieber basti,

'weinte' in S4 kann ich nicht nehmen, weil alles im Präsens geschrieben ist.
Dafür hab ich in S3 Z4 deinen Vorschlag übernommen.
Zitat:

alles in allem findet das Werk gefallen,, weil es gut geschrieben ist...
Das freut mich sehr und ich danke dir von Herzen :)

Liebe cypi,
Zitat:

wieder entdecke ich eine neue Facette in Deinem Dichten!
Du bist wandlungsfähig, bei Gott!Lob kommt von mir [...]
Tjaa *freu* danke für dieses Lob.
Idee von Zeile 4 in S1 übernehme ich : von unten 'her' hört sich einfach besser an.
Wenn ich in S2 Z1 auch noch 'ich' nehme, hätte ich das 2x :)
Deshalb lass ich das erstmal so.
Das Ausrufezeichen in S3 Z4 gefällt mir gut: gekauft.
In S4 Z2 muss es natürlich heißen 'weinet' - was ich auch schreiben wollte (und so lassen).
Deine Idee für die letzte Zeile find ich auch doll.
Nun überlege ich: macht das LyrI nun der Novemberblues irr oder der verrückte Text dazu....?
Zitat:

Dolles Ding das, Deine Dichtung!
;)
Auch dir ein ganz liebes Dankeschön!


Seid beide lieb gegrüßt aus dem novembrigen
Saarbrücken,
Chavi


Klatschmohn 17.11.2009 10:49

Hallo Chavalli,
der Titel des Gedichtes hat mich angezogen, weil der November für mich der schlimmste Monat im Jahr ist und ich mich immer sehr vor ihm graule.
Für mich gibt es da Mittel um gegen das Grau, auch in der Psyche, anzukämpfen: raus, raus, raus, Freunde und die Sonnenbank. Licht, Licht, Licht.
Ich finde, Du hast den schrecklichen Novemberzustand treffend gut beschrieben.
Liebe Grüße,
Klatschmohn

Chavali 17.11.2009 16:08

Hallo Klatschmohn,
Zitat:

der Titel des Gedichtes hat mich angezogen,
ja, ich find ihn auch sehr schön :)
Zitat:

der November für mich der schlimmste Monat im Jahr ist und ich mich immer sehr vor ihm graule.
Diese Phobie haben viele Menschen. Mein Text soll eine Parodie darauf sein.
So mehr oder weniger, wie man die Stimmung erleben kann und vielleicht was hört, was einem sonst weniger auffällt im Sommer.
Im November ist alles nass, kahl und dunkel, da wirkt all dies besonders bedrohlich.
Deine Aktivitäten
Zitat:

raus, raus, raus, Freunde und die Sonnenbank. Licht, Licht, Licht
sind sicher ein gutes Mittel.

Hab Dank für deinen Beitrag.
Herbstliche Grüße!
Chavali

Motti 17.11.2009 17:15

Zitat:

Zitat von Chavali (Beitrag 32805)

Der Hund des Nachbarn hat gebellt,

Also diesen Satz finde nicht so prima gewählt.

Ich meine, Hunde bellen ja nicht nur im November. :p
Es liest sich, als wäre dieser Satz nur geschrieben worden, um das Reimschema einzuhalten.

Ist nicht böse gemeint, nur meine Meinung dazu.

Ansonsten ist es wirklich gut geworden, Chavali. :)


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