Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 12.10.2019 09:50

Nah
 
Der frühe Sonnenstrahl in meinem Garten,
das bunte Glühen in der Morgenkühle
von Herbstlaub und dem Reigen der Gefühle,
die weiter treulich auf Erfüllung warten,

und deren Dauern meine Hoffnung nährte,
dass jemand wäre, der mein Sein begleite
und sich mein tief Empfundenes erstreite
als endlich hoch willkommener Gefährte.

Des hohen Mittags goldene Destille,
wenn welker Sonne Strahlen uns noch wärmen
und späte Käfer über Wiesen schwärmen,
als wäre es des Jahres zäher Wille,

das Schwindende ein letztes Mal zu feiern.
Ich lasse los und falle in die Falten
des Nachmittags, die meine Zeit verwalten
und lang sie machen, schwer und bleiern.

Des Abends unvergleichliche Kulisse,
darin mir Bilder wie aus Träumen werden
von einem unverdienten Glück auf Erden
und sacht verblassen in das Ungewisse,

daraus die Nacht sich hebt in meine Augen,
und alle Wünsche für ein gutes Leben,
danach die wunden Sinne suchend streben,
mir sanft entringt, zu prüfen, was sie taugen.

Falderwald 12.10.2019 10:49

Servus Erich,

der Text gefällt mir in seiner philosophisch nachdenklich und beschreibenden Art sehr gut, das kann ich nachempfinden.
Im Prinzip beschreibt er in einer Momentaufnahme ein ganzes Leben und reflektiert die Wünsche und Träume eines Menschen.
Manches konnte realisiert werden, anderes widerum nicht, so ist das Leben eben.

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass hier keine bittere Betrachtung bzw. Abrechnung vorliegt, sondern eher ein milde gestimmtes Bild vermittelt wird

Bitte in S5/Z1 noch ein "s" bei "Des Abends" einfügen. ;)

Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Thomas 12.10.2019 11:18

Lieber Erich,

ich vermute, du hast bewusst "Nah" und "Fern" als Kontrast nebeneinandergestellt.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 12.10.2019 11:19

Hi Faldi, Thomas!

Vielen Dank für das positive Echo, und auch für den kleinen Rechtschreiblapsus - da hab ich wohl nicht fest genug in die Tasten gehauen ... :Aua

Das Gedicht soll (wie Thomas richtig erkannt hat) ein Gegenpart (und auch Gegengewicht) zum Gedicht davor sein: "Fern" - da geht es um alles, was den Menschen unmenschlich macht. Das liegt mir - eben fern. Fremd. Kalt.

Hier geht es um das, was mir nah ist - das erlebte, durchlebte Alltägliche, darin ein eigener Zauber liegt, und dem man sich anbefiehlt im wärmenden Hoffen, dass die Träume eines Lebens sich erfüllen.

LG, eKy

Erich Kykal 12.10.2019 20:10

Hi TD!

Man ist nicht immer gleicher Stimmung beim Dichten, und auch nicht immer gleich der sprachlichen Umsetzung mächtig - Biorhythmus (wirkt sich stark auf das Denken aus), Tagesverfassung, das spielt alles mit rein.

Ich spiele gern mit Sprache, gerade, wenn es nicht so "flüssig" läuft. Für mich leicht, ich schwelge in komplexer Sprache, und oft bedenke ich zu wenig, dass nicht alle dem immer so leicht folgen können - oder wollen.

Ich schrieb einmal etwas pikiert wegen einer ähnlichen Kritik, dass es dem, der etwas zu überladen fände, möglicherweise an der nötigen sprachlichen Druchdringung mangele, um wahrhaft Großartiges genießen zu können,so als wäre ein hohes Talent für Sprachhabung die automatische Rechtfertigung dafür, komplex zu schreiben - eine arrogante Attitüde, die mir heute leid tut.

Nichts ist so sehr Geschmackssache wie die Poesie.

Heute sage ich: Die höchste Kunst ist jede, komplex zu schreiben, OHNE dass es den Leser überhaupt auffällt! ;)
Diesbezüglich habe ich hier also wohl versagt. Aber macht nichts - jede Form der Dichtkunst hat und findet ihre Liebhaber, und ich schreibe mitunter recht unterschiedlich, auch wenn die meisten mich einfach in die Blümchendichterecke stellen, obwohl ich eigentlich viel mehr Selbst- und Sozialkritisches geschrieben habe. :rolleyes::Aua

Danke für deine Ehrlichkeit! :)

LG, eKy


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