Gedichte-Eiland

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Hans Beislschmidt 07.10.2014 19:57

Gibt es einen Gott?
 
Gibt es einen Gott?


„Gibt es einen Gott?“ fragte er und ich musste mich weit zu ihm hinunterbeugen, um das letzte Wort zu verstehen. Er lag da wie ein Bündel Knochen, welches mühsam durch ein paar Hautlappen zusammengehalten wurde. Ich versuchte möglichst nicht auf seine Arme und Beine zu schauen, die spitz und seltsam abgespreizt auf dem Laken lagen. Vielmehr konzentrierte ich mich auf sein Gesicht, das zwar fahl und eingefallen war, sich aber mir mit einer hohen Konzentration und Dringlichkeit entgegen wandte.

„Ja“, sagte ich, ohne lange zu überlegen und wusste sofort, dass er meine Lüge durchschaute. Ich hatte ihn aber falsch eingeschätzt, denn er begann meine Worte zu verarbeiten, indem er seinen Kaumuskel angestrengt bewegte.

„Dann hol mir diesen Pastor“ sagte er auf einmal und gleich darauf - „nicht, dass du denkst, ich hätte Schiss hier den Abgang zu machen, aber ich habe mein ganzes Leben auf der falschen Seite gelebt. Und jetzt beeil dich. Geh! Schnell“.

Ich wusste natürlich, dass ich keinen Pastor mehr auftreiben könnte, um zwei Uhr früh. Jörg, die Nachtwache, war auch ziemlich ratlos.

„Hast du den Schlüssel für die Kapelle?“ fragte ich Jörg.

Er zögerte, als er sagte „du kannst ja mal diesen hier probieren, möglicherweise passt er“.

Ich fuhr mit dem Aufzug nach unten und probierte den Schlüssel. Die Tür zur Kapelle öffnete sich langsam und ich ging gleich in den hinteren Technikraum. Ich überlegte kurz welche Amtsrobe ich nehmen solle, dann entschied ich mich für die katholische. Rot-weiß-gold fand ich in diesem Moment feierlicher und angemessener, als das puritanische, triste schwarz.

Ich nahm die Robe und lief schnell zurück zum Aufzug.

Jörg sagte„ ich hoffe, du weißt, was du tust“.

„Das weiß ich ganz genau“, sagte ich und betrat leise das Zimmer von Dieter Weiland. Ich streifte die Robe über den Kopf und näherte mich dem Bett. Dieter konnte keine Banane mehr auf 30 cm Entfernung erkennen, der Tumor hatte die Macht über seinen Kopf längst übernommen. Ich nahm behutsam seine Hände und fing an etwas auf Latein zu murmeln. Das kleine Latinum war schon eine Weile her aber ich hatte mir bei den Gottesdiensten ein paar Worte gemerkt und ich fing an leise zu beten …. dominus … und …. in nomini padre - dazwischen senkte ich die Stimme und murmelte sehr leise. Ich fürchtete, er würde den Betrug bemerken aber sein Gesicht schien sich zu entspannen und gerade, als ich ihm ein Kreuz mit seiner Waschcreme auf die Stirn strich, erschien ein blaugrünes Licht direkt vor mir, welches sich meiner Hand bemächtigte und mich zu führen begann. Gleichzeitig setzte eine Sprache ein und meine Stimmbänder fingen an eigenmächtig zu beten. Es war irgendeine Liturgie auf Latein und das Licht breitete sich weiter und weiter aus, bis es das Gesicht von Dieter ganz umschloss. Ein leichtes Lächeln lag jetzt auf seinem Gesicht und seine Augen schienen einen festen Punkt zu fixieren. Ein paar Sekunden später entkrampfte sich der abgemagerte Körper und die Augen verloren langsam ihren Glanz. Das seltsame Licht verblasste und ich spürte wieder meine Hand, die leicht zitterte.

„Hast du das gesehen?“, fragte ich Jörg.

„Was?“, fragte er.

„Na das Licht“, sagte ich aufgebracht.

„Was fürn Licht – spinnst du jetzt oder was?“

Ich nahm die Robe unter den Arm und verließ das Zimmer.

Im Hinausgehen sagte ich leise, „ja, es gibt ihn“.

Thomas 08.10.2014 07:16

Lieber Hans Beislschmidt,

ich muss dir sagen, dass mir, als ich deine Geschichte zuendegelesen hatte, die Tränen kamen - nicht traurige, sondern erhabene.

Sehr gut erzählt, schnörkellos, sehr realistisch - was notwendig ist damit die Geschichte ihre Wirkung tut.

Mit dem Inhalt wirst du wahrscheinlich gerade im Eiland keine Begeisterungsstürme ernten, aber was solls. Man muss es eben erfahren, dass es die Liebe ist, die den Unterschied zwischen wissen und begreifen macht, auch die Liebe zu einem Sterbenden.

Liebe Grüße
Thomas

Hollerith 08.10.2014 16:07

Hallo Hans Beislschmidt,

wenn die Aktion dazu diente, dem alten Mann das Hinübergleiten in den Tod leichter zu machen und ihm Frieden zu schenken, dann ist das doch in Ordnung.
Jeder hat seinen eigenen "Gott" - was das auch immer sein mag.

Die Geschichte ist gut erzählt - der Schlußfolgerung kann ich nicht beipflichten, denn ich vermute mal, was du als Gott bezeichnest, ist den Vorschriften der Religionen geschuldet.

LG Holle

Hans Beislschmidt 09.10.2014 15:06

Vielen Dank für Kommentar und Gedanken.

Eine Geschichte vom Zweifeln, Ängsten und Einsichten vor dem Augenblick des Todes. Es ist ein Mysterium, diese einzige Schnittstelle im Leben nach der Geburt. Einen Gottesbeweis per Einschreiben mit Empfangsbestätigung gibt es nicht, wohl aber ein emphatisches Ist, fernab einer messbaren Kognition.

Grüße Hans

Falderwald 12.10.2014 06:53

Moin Hans,

Menschen glauben jeden Unsinn, vor allem Kinder und Verzweifelte, die sich an einen letzten Strohhalm klammern.
Wenn jemand glaubt, es helfe, an ein selbtgebasteltes Phantom im Hirn zu glauben, dann soll er das meinetwegen tun.
Kinder freuen sich auch auf den Osterhasen und das Christkind.
Aber daran ist schon zu erkennen, dass wir mit solchen Märchen doch recht leichtfertig umgehen, denn wir lassen unsere Kinder tatsächlich lange im Glauben an solch fiktive Gestalten.

Zitat:

Eine Geschichte vom Zweifeln, Ängsten und Einsichten vor dem Augenblick des Todes. Es ist ein Mysterium, diese einzige Schnittstelle im Leben nach der Geburt.
Zunächst einmal sollte hier differenziert werden.
Ob jemand noch nicht geboren oder schon verstorben ist, bedeutet denselben Zustand, nämlich den des Nichtseins.
Deshalb ist auch der "Frischling" offen für alle Manipulationen, weil er eben noch keine Erfahrungen vom Sein besitzt.
Hier liegt die Wurzel allen Übels verborgen, weil nämlich die schon erfahrenere Umwelt ihre Gelegenheit wahrnimmt, den "Neuen" mit ihren Weltanschauungen zu indoktrinieren, so dass dieser letztlich nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera hat.

Genau so verhält es sich auch mit dem Sterbenden. Er steht nämlich auch vor einer neuen Erfahrung und ist deshalb unsicher, weswegen auch er für solch einen Unsinn oft sehr empfänglich ist.

Zitat:

Einen Gottesbeweis per Einschreiben mit Empfangsbestätigung gibt es nicht, wohl aber ein emphatisches Ist, fernab einer messbaren Kognition.
Einen Gottesbeweis hat es nie gegeben und wird es auch nie geben, weil es eines solchen nicht bedarf, man soll diesen Humbug ja glauben.
Eine Behauptung, die ohne belegbare Beweise geführt wird, kann auch nicht widerlegt werden, das ist ja der Witz dabei.

Ein empathisches Sein (du meintest sicher "empathisch und nicht "emphatisch") dagegen will ich gar nicht von der Hand weisen, denn es existieren schon viele seltsame Gedanken und Vorstellungen in den Hirnwindungen der von diesem Psychovirus befallenen Menschen.

Und wie wir heute wieder aus aktuellen Ereignissen erkennen können, treiben diese Dinge immer noch die seltsamsten Blüten, denn die Zeit der religiös motivierten Gräueltaten ist mit dem schleichenden Niedergang des Christentums noch lange nicht beendet.

Für den Intellekt eines bekennenden Atheisten ist dieser ganze "Gottesblödsinn" eine Beleidigung durch rückständige Geister, die es nicht geschafft haben, sich von diesen infantilen Vorstellungen zu befreien.

Aber wen(n) es glücklich macht...:D

Mir kamen beim Lesen der Geschichte auch die Tränen. Es waren allerdings Lachtränen, weil sie sich beim zweiten Mal doch als eine gelungene Persiflage erwies.
Ich sehe den Protagonisten in der katholischen Robe mit blaugrünen Leuchtdioden in den Ärmeln, wie er die letzte Salbung vornimmt.

Ja ja, wie sagte doch schon Albert Einstein:

Zitat:

Zitat von Albert
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.


Liebe Grüße :)

Bis bald

Falderwald

Thomas 12.10.2014 12:44

Lieber Falderwald,

muss denn immer wie auf Knopfdruck das Kasperle aus der Kiste springen und mit seiner Pritsche auf das liebe Herrgöttle eindreschen? Warum siehst du die Sache nicht einfach etwas locker und nicht so fundamentalistisch?

Oder merkst du gar nicht, was du schreibst? Wenn du zum Beispiel schreibst: "Für den Intellekt eines bekennenden Atheisten ist dieser ganze "Gottesblödsinn" eine Beleidigung durch rückständige Geister, die es nicht geschafft haben, sich von diesen infantilen Vorstellungen zu befreien." dann ist das arrogant, weil du große Denker, wie z.B. Max Planck, Albert Einstein etc., denen du nicht das Wasser reichen kannst, als "rückständige Geister" bezeichnest, die sie definitiv nicht waren.

Oder diese Oberflächlichkeiten: "Einen Gottesbeweis hat es nie gegeben und wird es auch nie geben (DAS STIMMT), weil es eines solchen nicht bedarf, man soll diesen Humbug ja glauben.(OBERFLÄCHLICH, DENN NACH DEM WEIL FOLGT KEINE ERNSTHAFTE BEGRÜNDUNG)
Eine Behauptung, die ohne belegbare Beweise geführt wird, kann auch nicht widerlegt werden (DAS STIMMT), das ist ja der Witz dabei.(OBERFLÄCHLCHE BEHAUPTUNG, DIE EINE UNBEWIESEN ABSICHT UNTERSTELLT) "

Das sind nur zwei Beispiele. Du argumentierst wie jemand, der nicht verstanden hat, was die Grenzen logischen Denkens und logischer Systeme sind, und der deshalb in seiner geistigen Begrenztheit die Begrenztheit dieser Systeme zu Grenzen der Wirklichkeit macht. Die wesentliche Leistung der wissenschaftlichen Methode ist jedoch, ihre Grenzen klar bestimmbar zu machen. Auch als Atheist sollte man sich diesem Standard stellen.

Mehr will und werde ich zu dem Thema nicht sagen. Wenn du Lust hast, darüber nachzudenken, dann tue es, wenn nicht, dann lasse es.

Tri Tra Trullala

und liebe Grüße
Thomas

Chavali 12.10.2014 17:35

Lieber Thomas,

was mir als Moderatorenmitglied auffällt:
Du operierst mit Großbuchstaben, das begeutet im Internet schreien:
Zitat:

Zitat von Thomas
OBERFLÄCHLICH, DENN NACH DEM WEIL FOLGT KEINE ERNSTHAFTE BEGRÜNDUNG)

und
Zitat:

(OBERFLÄCHLCHE BEHAUPTUNG, DIE EINE UNBEWIESEN ABSICHT UNTERSTELLT) "
und 2x
Zitat:

(DAS STIMMT)
...und schreien, das wollen wir doch nicht. Du weißt ja: wer schreit, hat Unrecht :D



LG Chavali/Mod

Falderwald 12.10.2014 17:45

Zitat:

Lieber Falderwald,

muss denn immer wie auf Knopfdruck das Kasperle aus der Kiste springen und mit seiner Pritsche auf das liebe Herrgöttle eindreschen?
Lieber Thomas,

das Recht steht dem Kasperle genauso zu, wie anderen Hanswursts, die bei Erwähnung des lieben Herrgöttles sofort eine feuchte Hose bekommen, denn der Kasper gehört nun mal zum Kasperletheater

Zitat:

Warum siehst du die Sache nicht einfach etwas locker und nicht so fundamentalistisch?
Der Begriff „fundamentalistisch“ wird in diesem Satz vollkommen pervertiert, ist dieser doch durch das kompromisslose Festhalten an ideologischen und religiösen Grundsätzen gekennzeichnet und Atheismus weder an Ideologien noch Verhaltensbräuchen festhält, sondern ganz im Gegenteil die Negation einer Ideologie darstellt.

Locker sehen kann ich das nicht, da Religionen und der damit verbundene Götterglaube die Wurzel allen Übels auf dieser Welt sind, die ständig, bis in die heutige Zeit hinein, für Furcht, Leid und Schrecken gesorgt haben und zwar sowohl aktiv als auch passiv.
Abermillionen verfolgter, gequälter, getöteter und heimtückisch oder bewusst ermordeter Opfer sprechen eine historisch belegte deutliche Sprache über die Nebenwirkungen dieser Volksdroge.
Wo und wann hat es jemals einen friedlichen Gottesstaat gegeben?
Selbst Anhänger einer einzigen von vielen Religionen sind untereinander gespalten und gegeneinander verachtend bis feindselig eingestellt.
Alles im Namen Gottes und zwar jenes Gottes, der in den individuellen Vorstellungen und persönlichen Idealen Einzelner besteht.

Und wenn du ehrlich zu mir und dir selbst wärest, würdest du zugeben, dass der Begriff „fundamentalistisch“ wohl eher auf dich zurückzielt, denn wir beide haben eines gemeinsam:

Wir zwei hätten für Menschen, die ernsthaft an Venus, Tenemit, Ixtab, Bussumarius, Quetzalcoatl, Tangaroa, Fortuna, Brahman, Eros, Asch, Camazotz, Bishamon, El, Wotan, Thor, Siwa etc. glauben würden, doch nur ein mitleidig gönnendes Lächeln übrig.
Nur ich gehe dabei einen Gott weiter.

Zitat:

Oder merkst du gar nicht, was du schreibst? Wenn du zum Beispiel schreibst: "Für den Intellekt eines bekennenden Atheisten ist dieser ganze "Gottesblödsinn" eine Beleidigung durch rückständige Geister, die es nicht geschafft haben, sich von diesen infantilen Vorstellungen zu befreien." dann ist das arrogant, weil du große Denker, wie z.B. Max Planck, Albert Einstein etc., denen du nicht das Wasser reichen kannst, als "rückständige Geister" bezeichnest, die sie definitiv nicht waren.
Meinetwegen nenne es arrogant, aber reihe nicht Albert Einstein in deine Aufzählung ein, dieser war nämlich bekennender Atheist.
In einem Brief vom 03.Januar 1954 an den Philosophen Eric Gutkind bezeichnet Einstein Religion als „Primitiven Aberglauben“:

„Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann (für mich) etwas daran ändern.“

Weiter:

„Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens."

Hut ab, Herr Einstein, auch wenn ich Ihnen nicht das Wasser reichen kann, nehme ich mir die Freiheit, diesen Aussagen vorbehaltlos zuzustimmen.

Was Max Planck angeht, nun ja, einige große Geister sind diesbezüglich auch nicht gegen solche Manipulationen gefeit gewesen, denn auch sie waren nur Menschen. Obwohl Planck die geglaubte Wirklichkeit Gottes bejahte, vertrat er in seinen Vorträgen und Aufsätzen die Auffassung, dass die Religion von einem Gottesglauben ausgehe und den Bereich des Ethischen umfasse, dass die Naturwissenschaft als ein wissenschaftlich-empirisches Erkennen zu Gott hinstrebe, aber nur bei einer „naturwissenschaftlichen Macht“ enden könne.

So kann man das auch umschreiben, um auf allen Seiten Gehör und Anerkennung zu finden.

Zitat:

Oder diese Oberflächlichkeiten: "Einen Gottesbeweis hat es nie gegeben und wird es auch nie geben (DAS STIMMT), weil es eines solchen nicht bedarf, man soll diesen Humbug ja glauben.(OBERFLÄCHLICH, DENN NACH DEM WEIL FOLGT KEINE ERNSTHAFTE BEGRÜNDUNG)
Ich habe mir erlaubt, an dieser Stelle keine langwierige Erklärung abzugeben, denn diese hätte den Rahmen hier gesprengt.
Aber was soll ich hier auch erklären, denn Gegner meiner Aussagen sind ja schon längst diesem Wunderglauben verfallen, ohne dass sie die Absicht dahinter je bemerken würden.
Da sind weitergehende Erläuterungen Perlen vor die Säue geworfen, denn gegen manipuliertes Wunschdenken und Irrationalismus ist kein Kraut gewachsen.

Zitat:

Eine Behauptung, die ohne belegbare Beweise geführt wird, kann auch nicht widerlegt werden (DAS STIMMT), das ist ja der Witz dabei.(OBERFLÄCHLCHE BEHAUPTUNG, DIE EINE UNBEWIESEN ABSICHT UNTERSTELLT) "
Da bekenne ich mich schuldig im Sinne der Anklage. Ich habe dabei nicht bedacht, dass vom Glauben Manipulierte gar nicht in der Lage sind, den Witz oder Trick darin zu erkennen.
Aber ich will das gern erklären bzw. lasse Ludwig Feuerbach das erklären. Der konnte das besser als ich, dem kann ich nämlich auch nicht das Wasser reichen.

Ludwig Feuerbach, aus Kapitel 16, Erster Teil "Das Wesen des Christentums":

"Die Grunddogmen des Christentums sind erfüllte Herzenswünsche – das Wesen des Christentums ist das Wesen des Gemüts. Es ist gemütlicher, zu leiden, als zu handeln, gemütlicher, durch einen andern erlöst und befreit zu werden, als sich selbst zu befreien, gemütlicher, von einer Person, als von der Kraft der Selbsttätigkeit sein Heil abhängig zu machen, gemütlicher, zu lieben, als zu streben, gemütlicher, sich von Gott geliebt zu wissen, als sich selbst zu lieben mit der einfachen, natürlichen Selbstliebe, die allen Wesen eingeboren, gemütlicher, sich in den liebestrahlenden Augen eines andern persönlichen Wesens zu bespiegeln, als in den Hohlspiegel des eignen Selbsts oder in die kalte Tiefe des stillen Ozeans der Natur zu schauen, gemütlicher überhaupt, sich von seinem eignen Gemüte als von einem andern, aber doch im Grunde demselbigen Wesen bestimmen zu lassen, als sich selbst durch die Vernunft zu bestimmen."

Ist die Absicht jetzt erkennbar?

Zitat:

Das sind nur zwei Beispiele. Du argumentierst wie jemand, der nicht verstanden hat, was die Grenzen logischen Denkens und logischer Systeme sind, und der deshalb in seiner geistigen Begrenztheit die Begrenztheit dieser Systeme zu Grenzen der Wirklichkeit macht.
Deine Argumentation klingt wie die von jemandem, der die Grenzen logischen Denkens und logischer Systeme verstanden glaubt, indem er vorgibt, über seine geistige Begrenztheit hinaus mit eben dieser Begrenztheit seiner Systeme die Grenzen der Wirklichkeit erweitern zu können.

Zitat:

Die wesentliche Leistung der wissenschaftlichen Methode ist jedoch, ihre Grenzen klar bestimmbar zu machen. Auch als Atheist sollte man sich diesem Standard stellen.
Mit der ersten Aussage stimme ich vollkommen überein (s.o.), doch Atheismus ist keine Wissenschaft und ein irrationaler Götterglaube schon mal gar nicht.
Wieso sollte sich dann nur eine Seite diesen Standards stellen?

Zitat:

Mehr willl und werde ich zu dem Thema nicht sagen.
Mehr kannst du auch nicht zu diesem Thema sagen, denn du bist in allen Punkten widerlegt worden.
Da nützt auch kein geschickt und vorab angekündigter Rückzug aus dieser Diskussion.

Zitat:

Wenn du Lust hast, darüber nachzudenken, dann tue es, wenn nicht, dann lasse es.
Das habe ich gern getan, denn das Kasperle ist am Ende immer der Gute.

Und du solltest dich nicht aus Verärgerung solch spontaner Aussagen bedienen.

Zitat:

Tri Tra Trullala
Lebe lang und in Frieden. :)


Liebe Grüße

Falderwald

Chavali 12.10.2014 18:07

Lieber Thomas,

hier bin ich nochmal - als Userin :)


Hast du schon mal was von Richard Dawkins gehört?

Schau mal hier Richard Dawkins

Die Schöpfungslüge und Der Gotteswahn gibt es auch als Buch - solltest du vielleicht mal lesen? ;)

LG Chavali

Hans Beislschmidt 12.10.2014 18:08

Hey ihr Lieben,

wie gesagt, es ist eine Kurzgeschichte. Nicht mehr und nicht weniger.

Als Agnostiker kann ich mich zurücklehnen und sagen: „Was, wenn doch? - und wenn nicht, … auch gut.“

Ich habe als Nachtwache auf der Intensivstation der Uni Klinik Homburg viele auf ihrem letzten Weg begleitet und auch ein paar Gedichte zu dem Thema gemacht. Der Zeitpunkt des Todes kommt nicht glorifiziert oder emotional aufgebauscht daher, eher leise und still. Fast hat man das Gefühl, der Sterbende möchte allein sein in diesem Moment, so als wäre der Tod etwas Privates, etwas, das niemand etwas angeht.
Heute, habe ich beruflich wieder mit dem Thema Palliativ Care zu tun und ich denke an den wissenschaftlichen Unterbau von Elisabeth Kübler-Ross und ihren fünf Phasen des Sterbens.
Eine „Bekehrung“ im Angesichts des Nahtodes ist wohl selten. Ich habe davon auch noch nicht von Kollegen oder Geistlichen gehört.

Wie gesagt, es ist eine Kurzgeschichte. Nicht mehr und nicht weniger.

Grüße vom Hans

Dana 12.10.2014 18:20

Lieber Hans,

als gänzlich "gottlose" hat mich deine Kurzgeschichte berührt und zutiefst angesprochen.
Der Protagonist erkennt, worauf es ankommt. Er handelt aus Liebe, er handelt für den Nächsten und weiß, was den anderen in diesen Minuten tröstet, was ihm den Weggang erleichtert.
Indem er handelt, in genauer Kenntnis der Rituale, der Sichtweisen, geschieht mit ihm auch etwas. Er sieht ein Licht, das ihn in die Metapher "Gott" versetzt, weil er es mit anderen Worten nicht übersetzen kann, bzw. weil er weiß, dass er anders noch schwerer oder gar nicht verstanden wird.

Mir ist immer bewußt, dass die "Gottesfrage" provoziert, wie die Kommentare es aufzeigen. Sie machen nicht die Geschichte kaputt. Diese steht für sich.
Im Gegenteil: Im Lassen, im "Nichtanspringen" erreicht sie lediglich ein Gefühl für die Sache an sich.
Die kontroversen Diskussionen vertiefen das Denken und Nachdenken.

Ich stelle mir diesen Satz als Weltreligion vor:

Zitat:

Zitat von Falderwald
Lebe lang und in Frieden.

Stell dir vor, alle Menschen hätten gegenseitig diese These verinnerlicht (emotional, überzeugt, gesetzlich verankert und verantwortungsbewusst).

Nicht nur der Inhalt der Geschichte hat mir imponiert. Die Fassung als Kurzgeschichte erfüllt ihren Wert.

Liebe Grüße
Dana

Falderwald 12.10.2014 20:40

Hi Chavi

Zitat:

Hast du schon mal was von Richard Dawkins gehört?
Stell dir mal unser gewaltiges Universum vor, welches wir nicht verlassen können und über dessen Grenzen wir nicht hinauszusehen vermögen.
Stell es dir vereinfacht mal vor als große Kugel. Darin sind Milliarden kleine Lichternebel enthalten, die ihrerseits wiederum aus Millarden Sternen bestehen.
Manche Sterne davon sind tausend Mal größer als unsere Sonne, die ihrerseits viele tausend Mal größer ist als die Erde, auf der winzige kleine Lebewesen existieren, die sich mit ihrem kleinen Sonnensystem im südwestlichen Spiralarm des Alphaquadranten unserer Milchstraße durch das Universum bewegen.

Diese mit Bewusstsein und Gefühl ausgestatteten Mikroben glauben, mit ihren von der Natur ererbten Fähigkeiten ihres Geistes tatsächlich, über die Natur selbst hinausblicken zu können und eine darüber stehende Schöpfungsmacht personifizieren zu können.
Ihre Hybris hält sie also tatsächlich für gottgeschaffen und damit für göttliche Lebewesen und keinesfalls für eine zufällige Laune der Natur.

Das ist ja nur logisch, denn all die Wunder der Natur, einschließlich der eigenen Existenz, wären ja sonst nicht zu erklären.
Und das ist zudem noch wunderbar bequem, wie schon Feuerbach s.o. sagte.

Ohne diese kleinen Lebewesen würde also kein Gott existieren, weil nur sie in der Lage sind, über solch übernatürliche Dinge zu reflektieren.

Nur durch diese Winzlinge werden Götter existent, das heißt, ihre Existenz ist von ihnen abhängig. Sterben sie aus, sterben mit ihnen ihre Götter, alles schon tausend Mal dagewesen.

Da für diese Winzlinge aber das Ende ihrer eigenen Existenz nicht akzeptabel ist, behelfen sie sich damit, sich eine Seele anzueignen, die ihnen das ewige Leben verspricht.
Sie geben sich dazu einen freien Willen, um eine Rechtfertigung für ein moralisches Prinzip entwickeln zu können, denn sonst funktioniert dieses Spiel mit Strafe und Belohnung nicht.

Selbst wenn dieses moralische Prinzip im Großen und Ganzen funktioniert, so beruht das aber offenbar nicht auf eigenen Einsichten, sondern auf vorgeschriebenen Verhaltensweisen, also ähnlich dem Prinzip von Gesetzen.
Gesetze werden vom Staat erlassen und diesbezügliche Brüche strafrechtlich verfolgt.

Wie anders aber steht es mit den menschlichen Eigenschaften, die nicht durch Gesetze regulierbar und kontrollierbar sind?
Dafür braucht es eine höhere Instanz und die muss so mächtig sein, dass sie gleich für alles als Erklärung herhält, ein Wunderding also.

Ein wunderbares Machtinstrument, verpackt als Dogma und wenn es immer weiter verbreitet wird, dann setzt es sich durch in den Köpfen der Menschen und ist dort unlösbar verankert, ohne das diejenigen merken, was sich dort abspielt.

Und das Irrationale dabei ist, die meisten von ihnen glauben gar nicht mehr an den ursprünglichen Gott ihrer Religionsinstitutionen, sondern entwickeln einen eigenen, maßgeschneiderten Gott, der ihnen aber das ewige Leben auf jeden Fall verspricht.

Ausgerechnet jenen winzigen Lebewesen auf ihrem mickrigen Planeten, der um eine Zwergensonne kreist, die mit vielen anderen Milliarden von Sternen in einer durchschnittlichen Galaxie unter Milliarden anderen durchs Universum zieht.

Das ist der Witz *kicher*

Da kannst dir die Mühe sparen, auf Richard Dawkins hinzuweisen. Viele kennen ihn, die meisten aber wollen ihn gar nicht lesen, weil sie Angst davor haben, mit einigen Wahrheiten konfrontiert zu werden, die ihr selbstgestricktes Überweltbild ins Wanken bringen würde.

Trotzdem, ein guter Tipp für alle Unentschlossenen ist das alle Male. :)


Liebe Grüße

Falderwald

Thomas 13.10.2014 08:31

Liebe Chavali,

mir ist es neu, das GROSSBUCHSTABEN schreien bedeutet. Wie aus dem Zusammenhang klar wird, habe ich diese Verwendet um meine Bemerkungen vom Text des Zitates zu unterscheiden. Das sollte erlaubt sein. Ich habe auch gar nicht die Absicht laut zu werden.

Lieber Falderwald,

doch es ist geanu das, was ich unter Fundamentalistmus verstehe, eine fast zwanghafte Bekehrungswut, die ganz gesetzmäßig bei diesem Thema deinen Eifer weckt. Es fehlt an Akzeptanz Andersdenkender.

Liebe Hans Beislschmidt,

deine Kurzgeschichte ist sehr gut und schön, leider ist sie, wie ich erwartete, wieder einmal mit Kommentaren von geringem Neuigkeitswert zugekippt worden.

Liebe Grüße euch allen
Thomas

Chavali 13.10.2014 08:44

Zitat:

Zitat von Thomas
[...]deine Kurzgeschichte ist sehr gut und schön, leider ist sie, wie ich erwartete, wieder einmal mit Kommentaren von geringem Neuigkeitswert zugekippt worden.


Lieber Thomas,

genau; und dazu gehören deine Kommentare ganz genauso.
Denn deine Meinung ist beileibe auch nicht neu.

Schade, dass du bei diesem Thema so fanatisch bist.
Jeder darf seine Meinung zu dieser Geschichte äußern - dass die nicht immer konform mit deiner geht - selbstredend.

Übrigens:
Zitat:

mir ist es neu, das GROSSBUCHSTABEN schreien bedeutet. Wie aus dem Zusammenhang klar wird, habe ich diese Verwendet um meine Bemerkungen vom Text des Zitates zu unterscheiden. Das sollte erlaubt sein.
Dafür gibt es diese Zitatfunktion im Antwortfeld - so wie ich das hier gemacht habe :D:o:D

Noch ein Wort an Hans:
Immerhin wird deine Geschichte sehr beachtet und kommentiert - und das ist in jedem Falle gut so ;)


Hoffentlich nicht sinnfreie Grüße,
Chavali

Falderwald 13.10.2014 20:21

Moin Hans,

die Erfahrungen, die du gesammelt hast und noch sammeln wirst, sind das wertvollste Gut des Autors, da geht kein Weg daran vorbei.
Und ich denke, du hast den Weg des Mitgefühls und Anteilnahme eines "Sterbebegleiters" hier gut beschrieben.

Das Thema Sterben ist für viele Menschen ein Tabu und das ist ihr gutes Recht, denn es scheint, wie du schon schriebst, für die meisten Sterbenden eine private Angelegenheit zu sein.

Ich habe allerdings auf der zweiten Bedeutungsebene dieser Geschichte den Eindruck, dass sie bewusst provozieren will, was aber jetzt bitte nicht als Vorwurf zu verstehen ist, denn dieses Mittel nutze ich oft selbst für meine Texte.

Die Eingangsfrage direkt im Titel lautet: "Gibt es einen Gott?"
Diese Frage ist zunächst einmal für Befürworter wie für Gegner interessant, denn es ist lediglich eine objektive Frage.
Wir hätten jetzt mehrere gangbare Möglichkeiten, wie der Text mit dieser Frage umgehen könnte.
Der Inhalt könnte eindeutig Stellung beziehen und mit ja oder nein antworten, er könnte sich rausmanövrieren und die Möglichkeit in Betracht ziehen, oder er lässt die Frage einfach offen und den Leser selbst entscheiden.

Mit dem letzten Satz jedoch ist die Sache entschieden und die Frage mit "ja" beantwortet. Ab diesem Zeitpunkt wird eine solche Geschichte polarisieren und, bei Vorhandensein, Befürworter und Gegner dieser Aussage auf den Plan rufen.

Nun habe ich dich bisher als relativ rationalen Menschen "kennen gelernt" und ich konnte und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Geschichte die persönliche Weltanschauung ihres Autors widerspiegelt.

Und so habe ich eben eine feine, geistreiche Verspottung durch die ironisierende Nachahmung des Priesters und die übertriebene Darstellung des Wunders mit dem grünblauen Licht sowie der plötzlichen Lenkung der Worte des Protagonisten gesehen, die in der Schlussfolgerung für ihn enden, dass es "ihn" doch gibt.

Letztendlich entlarvt diese Darstellung diesen Glauben, als das, was er ist, nämlich ein Wunderglaube, der das Eingreifen und Wirken höherer Mächte benötigt.

Wenn eine Geschichte von einem mächtigen Alien handelt, dass auf die Erde kommt, unverwundbar ist und mit seinem Raumschiff die tollsten Dinge vollbringen kann, das technisch so ausgerüstet ist, dass keine menschliche Waffe etwas dagegen ausrichten kann und dieser Außerirdische hier macht, was er will, dann sprechen wir von Science Fiction.

Wenn aber von Wundern, Göttern, auch die, die er nicht neben sich haben
will, Teufel, Engel und Dämonen, Wiederauferstehung, heiliger Geist und einem himmlischen Reich die Rede ist, dann wird dies als Religion bezeichnet.


Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Sage es mir...:)


Liebe Grüße

Falderwald


Lieber Thomas,

dein persönliches Verständnis von "Fundamentalismus" ist irrelevant, diese Vokabel hat eine ganz bestimmte Bedeutung im allgemeinen Sprachgebrauch.

Fundamentalismus bedeutet Ablehnung der Moderne mit ihrer Globalisierung und Kommerzialisierung wichtiger Lebensbereiche, ihrem Werterelativismus, Individualismus und Rationalismus.
Weiterhin ist er eine Reaktion auf eine Aufweichung von Überzeugungen, die am Anfang eines Glaubens oder einer Ideologie standen.
Eine Anpassung an aktuelle Lebensumstände ist dem Fundamentalismus nicht möglich.

Du machst es dir also zu einfach und versuchst, mich mit einem Schlagwort in die Ecke zu stellen.

Dir gehen die rationalen Argumente aus, weil du lediglich aus einem vagen Gefühl heraus argumentieren kannst, was keiner Logik standhalten würde.
So bezeichnest du mein Verhalten als zwanghafte Bekehrungswut.

Ich bitte dich. Zu was will ich denn bekehren?
Bin ich denn derjenige, der an ein irrationales, unbeweisbares Dogma glaubt?

Wie steht es denn mit deiner Akzeptanz Andersdenkender?

Mich darfst du ruhig als Kasperle verspotten, damit kann ich leben.

Was aber machst du, wenn du einem wirklichen Fundamentalisten gegenüberstehst, der dir sagt, dass er dich Ungläubigen jetzt töten wird?
Willst du ihm dann sagen, dass du keineswegs ungläubig bist und diesem Anhänger einer Wüstenreligion den Gott einer anderen Wüstenreligion entgegenhalten?
Was meinst du, wie lange der mit dir diskutieren wird? :D

Die Angst vor einer Veränderung beim Hinterfragen der eigenen Weltanschauung kann ich gut nachvollziehen.
Aber die ersten Zweifel sind schon geweckt, denn wie kommt es sonst, dass sich so viele Leute von der Institution Kirche abwenden?

Wie viele von diesen "Abtrünnigen" glauben an ihren eigenen, persönlichen Gott? Ich frage mich, wer hat ihnen denn gesagt, was der richtige Glaube ist?
Wie sind sie darauf gekommen, dass zwar das liebe Herrgöttle existiere, aber nicht so, wie die Kirche das propagiert?

Wofür braucht es überhaupt eine höhere Macht, die alles lenkt und erschaffen hat?

Wenn wir nicht endlich einsehen, dass wir uns auf keine höhere Macht verlassen können, dann werden wir niemals Frieden auf Erden haben, denn es gibt nur eines, was die Menschen davon abhalten könnte, sich wegen verschiedener Ideologien die Köpfe einzuschlagen.

Und das ist der Glaube an die Menschheit selbst.

Mit solch primitiven, steinzeitlichen Vorstellungen von Wundern und Göttern aber, wird dieses Reifestadium niemals erreicht werden können.
Die Religionen selbst sind nämlich die Apokalypse und die Menschheit wird an den Göttern, die sie sich erschaffen hat und nicht umgekehrt, eines Tages zu Grunde gehen.

Und dafür braucht man kein Prophet zu sein, man schaue einfach in die täglichen Medien und die Geschichtsbücher.

Und im Kleinen, im eigenen Kopf fängt es an.

Glaube ist praktischer Egoismus auf höchster Stufe, denn jeder Gläubige verspricht sich seinen persönlichen Vorteil davon, wie auch immer.

Vielleicht solltest du darüber mal nachdenken. :)


Liebe Grüße

Falderwald




Hans Beislschmidt 13.10.2014 21:27

Moin Ihr Lieben,

vielen Dank für Kommentare und Gedanken.

Ich sehe mit Freude, dass die Kurzgeschichte teils sehr gut verstanden wurde aber andererseits zum Polarisieren herausfordert.

Nach vielen tröstenden Worten, habe ich für mich noch keinen richtigen Textbaustein für einen Sterbenden gefunden und so habe ich selbst einen geschrieben, in der Hoffnung, dass der letzte Schritt damit leichter fällt. Das letzte, was ein Mensch verliert, ist das Gehör und zu meiner Arbeit gehört es, sehr kranke Menschen hören zu lassen und mit einer Geschichte etwas Hoffnung zu vermitteln.

Mir ging es um Spiritualität und diese ist in allen Kulturen vorhanden, unabhängig vom Bildungsstand derselben. Die Eckdaten des Lebens (Geburt, Tod, Erwachsenwerden, Heirat) werden in allen Kulturen zeremoniell begleitet. In unserer heutigen medial durchgestylten Welt jedoch, ist das Sterben etwas, was außerhalb unserer gesellschaftlichen Taktung im Verborgenen passiert. Die Zahl der anonymen Bestattungen steigt proportional zu der Urbanität. Die „Welt“ nimmt keinen Anteil mehr am Ableben und doch ist der Wunsch nach einem „Ritual“ vorhanden, welches sich aber nicht mehr manifestieren lässt.

Diese Problemstellung versuchen die drei Protagonisten in der Geschichte zu beleuchten.

Grüße vom Hans

Claudi 13.10.2014 22:17

Hallo Hans,

Zitat:

Mir ging es um Spiritualität
Genau so ist Dein Text bei mir angekommen. Ich möchte mich einfach nur bedanken. :Kuss

Liebe Grüße
Claudi

Falderwald 14.10.2014 08:34

Moin Hans,

danke für die Antwort.

Dass es dir um Spiritualität ging, hat sich mir erst nach deinen Erklärungen erschlossen. :)


Liebe Grüße

Falderwald

Thomas 14.10.2014 08:53

Lieber Falderwald,

es freut mich, dass du das jetzt siehst.

Falls du dir die Mühe machen willst, kannst du nun zu verstehen versuchen, was ich gesagt habe. Es bezog sich nämlich auf dieses Nichtsehen des Erschließbaren. Ok, man merkt, dass ich genervt war, aber wir sind ja alle keine Mimosen, mal sehen.

Liebe Grüße
Thomas

Falderwald 14.10.2014 10:14

Lieber Thomas,

ich denke, dass ich genau verstanden habe, was du gesagt hast. :Blume:

Aber zumindest hat meine Kasperle seine Suppe ausgelöffelt. ;)

Aber du hast Recht, wir wollen keine Mimosen sein, ich bin es jedenfalls diesbezüglich nicht.

Es grüßt der alte Haudegen :)

Falderwald

Carmen Dior 15.10.2014 17:35

Mein lieber Beisl http://www.cosgan.de/images/more/bigs/a080.gif
der Titel zu deiner KG lädt allseits zum Diskurs ein. Interessant dabei ist, daß du mit der Thematik aneckst bzw. polarisierst.

Der Protagonist deiner Geschichte erlebte also eine Erscheinung in Form eines Lichtes; hier könnte man – wenn man nicht an Hexerei oder Magie glaubt – denken, es handele sich hierbei schlicht und ergreifend um eine Halluzination.

Der Glaube an Gott ist (und da gehe ich mit Falderwald konform) eine Art der Religion und wer in diesem Sinne an eine höhere Macht glauben will, soll das bitteschön tun.

Ich selbst betrachte mich zwar als frei jeglichen religiösen Glaubens, glaube aber dennoch an die Kraft der Gedanken und daran, daß es da draußen ein Wesen gibt (ich nenne es der Einfachheit halber mal „Dschinni“), das mein Willen und Wollen tatkräftig unterstützt ... wobei ich bereits eingestehen muss, daß ich selbst wohl stets der „Dschinni“ bin bzw. war.

Alles Liebe von Carmen* http://www.cosgan.de/images/more/bigs/i115.gif


*ehemals Budina

AAAAAZ 17.10.2014 15:11

Hallo Beisl,

bei solch fundamentalen göttlichen Sein oder nicht Seins- Debatten gehts ja zuweilen zu wie bei Grabenkämpfen unter verschiedenen Fußball- Fan- Gemeinden. Da werden in großer Not plötzlich Geistesgrößen wie Einstein, Planck &Co in die Argumentationskanonen gestopft, ähnlich dem Totschlagargument Helmut Schmidt, der ja schon schon soviele in der Diaspora der Nichtraucher für das Kettenrauchen überzeugen konnte.
Nur der Agnostiker beansprucht Neutralität, und kann ganz entspannt und tolerant mit weißem Fähnchen übers Feld hüpfen. Er will ja schließlich bleiben, was er ist. Vor allem aber sich nicht überzeugen lassen.
Der Reiz, in Glaubensangelegenheiten überzeugen zu wollen, und seinen Standpunkt zu vertreten ist zuweilen größer als diese Absurdität erkennen zu wollen, dass Glauben keine Sache mehr des Verstandes ist. ,,Um so gefährlicher!", hört man schon den Atheisten dazwischenzischeln.
Ich halte es mit dem Schwarm, um den bezaubernden Dschini - Gedanken von Carmen Dior aufzugreifen. Wir erzeugen im kollektiven Schwarmverhalten jenen Zeitgeist im kollektiven Glauben, meinetwegen auch soetwas wie Massensuggestion.
Momentan sitzt bei vielen noch der Mammon-, der Fortschritts-, der Freizeit- oder der No Age- Gott auf dem Thron. Daneben gibt es natürlich Stänkerer und Individualisten, die die Fehlgeleiteten anzuprangern haben, und im Missionarseifer anderleuts Augen für deren Glaubensquatsch öffnen müssen. Diese Eiferer gehorchen halt dem Individualitäts- und Missionars- Gott.
Und jeder hat recht.
Der Geist, den wir uns in unsere Flaschen kippen und anbeten, entspricht dem Geist, der in diesem Sinne für uns sorgt, sogar der Weingeist der Katholiken. Wir können ihn mittlerweile für uns selbst aussuchen wie im Supermarkt, und müssen nicht mehr alten Familientraditionen nachhängen und alles nachbeten.
Den Schwarmlenkern, Trendsettern, Meinungsmachern, und sonstigen Gurus kommt demnach die Verantwortung im Besonderen zu. Egal, welcher Verein, ob wir uns der Wissenschaft verschreiben, ob wir die orthodoxische Kirche, den Dalai Lama die Atheisten, die Scientologen oder Freigeister anhimmeln. All dies wird unser Denken und Tun entscheidend beinflussen. Wir einzelne können hier im Sinne eines gemeinsamen Zeitgeistes handeln, was dann unser Poetry- Club Gott bzw. unser common sence wäre.
Die gemeinsame Bibel wären die Benutzerbedingungen.
Ist jetzt alles nur mal so ins Löschblatt gedacht, und bestimmt für viel absoluter Blödsinn. Aber egal, soll mich erst einmal jemand überzeugen. Bis dahin lebe ich sowieso mit den Geistern, die mir passen, und die ich rief.
Hiermit habe ich dir jetzt auch ungefragt mein Credo zukommen lassen, um im Schwarmverhalten zu bleiben.
Doch kurz noch zu deiner Kurzgeschichte:
Wenn du bei diesem Sterbevorgang erkannt hast, wes Geistes Kind dein Gegenüber ist, so spricht das für hohe Empathie und für eine effiziente Anlage von Spiegelneuronen. Dabei darf es auch dann ruhig gerne auch mal bei dir geistesblitzen.
L. G. AZ

Hans Beislschmidt 21.10.2014 13:19

Ihr Lieben,

vielen Dank für Kommentar und Gedanken.

Wer an was - und wie glaubt … oder auch nicht ist ein weites Feld. Eure Kommentare haben vieles aufgeführt aber für mich ist nach wie vor das Thema „Unlauterkeit“ in der Schwebe. Darf das LyIch überhaupt, wenn auch der Zweck die Mittel heiligen möge, nach einem Medium wie dem Gebet greifen oder sich bedienen, wenn LyIch gar nicht dahinter steht? Ist es ein programmierter Betrug, der nur eine unvorhergesehene Wendung genommen hat? Der Umgang mit einem infausten Zustand eines Menschen …. fordert er nicht Wahrhaftigkeit und Offenheit im Dialog? Diese Frage ich habe ich mir persönlich noch nicht beantwortet.

Grüße vom Hans

Falderwald 08.11.2014 11:01

Moin AZ,

ich glaube, der Vergleich mit den Grabenkämpfen verschiedener Fangruppen von Fußballclubs hinkt ganz gewaltig.
Das kann man nicht miteinander vergleichen, obwohl sicherlich manche Primitivlinge den auserkorenen Club auch zur Weltanschauung erheben.
Da hat es sicherlich auch manche "Schlachten" gegeben, aber im Vergleich dazu, was Religionen immer wieder angerichtet haben, sind das nur Peanuts.

Denn beim Glauben geht es um eine grundsätzliche psychische Infektion, die durch die grausamste Manipulation in den allermeisten Fällen schon im Kindesalter menschenunwürdig durchgeführt wird.
Es geht dabei nur um Unterdrückung und das Verhindern von freier, geistiger Entfaltung. Es soll schon den Kindern der Wille gebrochen werden - das ist abartig und widerspricht allen Menschenrechten.
Wenn man einen solchen "Dogma-Klotz" am Bein hat, dann wird das eigene Tun und Handeln immer wieder davon beeinflusst, das ist wie ein ewiges Trauma.

Und das übliche Argument des "Guten" spielt dabei immer wieder eine Rolle.

Ich möchte an dieser Stelle einmal auf das sogenannte "Euthyphron-Dilemma" hinweisen:

Ist etwas deswegen ethisch und moralisch richtig, weil es dem Willen einer "Gottheit" entspricht oder ist es an und für sich richtig und wird aus diesem Grund von der "Gottheit" so gewollt?
Wenn das "Richtige" nur durch die Gottgefälligkeit bestimmt ist, dann sind Begriffe wie "gut" und böse" inhaltslos und entsprechen somit nur dem Willen dieser Gottheit.
Es gäbe also keine Kriterien, wonach "gut" und "böse" definiert werden könnten.

Wenn allerdings "gut" und "böse" eigenständige Eigenschaften aufweisen, dann wäre die Gottgefälligkeit keine Erklärung und damit auch kein unterscheidendes Merkmal als Bedingung für ein ethisch-moralisches Urteil.
Daran wäre dann auch die "Gottheit" gebunden, sofern wir vom lieben(den) Gott ausgehen.
Somit würde diese Norm dann zur höchsten Instanz, die sogar dem göttlichen Willen übergeordnet ist.
Mit welchen theologischen Lehren wäre das dann vereinbar?

Der Agnostiker glaubt zwar, die Neutralität für sich zu beanspruchen, ist aber im Grunde genommen nicht besser, als der gläubig Religiöse, denn zumindest räumt er die Möglichkeit der Existenz einer Gottheit und dem ganzen dazugehörigen und unsinnigen Brimboriums ein, denn er nimmt ja an, dass die Existenz "höher Mächte" ungeklärt oder nicht zu klären sei.

Ich halte das für genau so absurd, wie den Götterglauben selbst und nenne den Agnostiker einen Drückeberger, der intellektuell gar nicht in der Lage ist, für sich eine Entscheidung zu treffen und zudem zu feige, hier eine klare Position zu beziehen, nach dem Motto, sich alle Möglichkeiten offen zu halten.

Der Agnostiker ist also nichts anderes als ein besserer Opportunist.

Der bekennende Atheist hingegen ist Realist. Er glaubt nicht an das heilige Hymen, Wunder, Engel, Dämonen, den Satan oder an das liebe Göttchen und bezieht klare Stellung gegen diesen ganzen hirnverbrannten Unsinn, diese Seuche und Pest, welche die Menschheit wahrscheinlich seit Erlangung des aufrechten Gangs schon vergiftet.

Selbst die gemäßigste Religion ist inakzeptabel oder sollte es zumindest für den klaren, ethisch und marolisch geprägten Verstand sein, denn egal ob Bibel oder Koran, worauf auch immer sie aufgebaut ist, erlauben Sklaverei, Diskriminierung gegen Homosexuelle, Frauen und Minderheiten und Völkermord.

Das sind die Ursprünge und all diese armen verwirrten Gläubigen erschaffen sich daraus ihren eigenen psychischen Potenzheber namens "Gott", weil sie ohne gar nicht existieren, geschweige denn sterben können.
Wie ärmlich ist das denn? - Geistiges Viagra!

Es mag ja sein, dass einem Sterbenden mit Empathie begegnet werden sollte, doch meine Spiegelneuronen lassen das so nicht zu.
Es widerspricht nämlich meinen ethischen Grundsätzen, einen Sterbenden auch noch mit Lügen und Wahnvorstellungen zu füttern, weil ich davon überzeugt bin, dass dies nur Hirngespinste sind, die erfunden wurden, um Menschen und ihren freien Geist zu unterdrücken.

Ich sage es noch einmal: Religion und Glauben sind die primitivste Philosophie für das Volk, für Menschen mit unterentwickeltem Selbstwertgefühl, die eine höhere Macht brauchen, um ihr jämmerliches und kümmerliches Dasein hier auf Erden fristen zu können.

Religion ist das Rassistischste, das ich mir überhaupt nur vorstellen kann.

Wir haben das hier bei uns schon im Mittelalter erlebt und die Gegenwart zeigt es auch immer wieder auf die schrecklichste Art und Weise.

Und ich werde solange ich das kann, gegen diese dummen und gefährlichen Aberglauben zu Felde ziehen.

Ich halte es da mit der Aussage von Mario Gruber vom 11.02.2014:

Zitat:

Zitat von Mario Gruber
Politische, kulturelle und soziale Einflüsse von Geistlichen werden von vielen Menschen akzeptiert und sogar respektiert, egal wie irrational oder fremd dieselben Aussagen in einer anderen Religion oder gar ohne klingen würden. Glaube wird oft als Tugend gesehen, Glaube zu hinterfragen jedoch nicht. Wenn etwas aus menschlicher Sicht nicht Sinn macht, kann es trotzdem aus religiöser Sicht Sinn machen. Allein in den letzten zwei Monaten verliefen Bewegungen gegen die Homo-Ehe in Kroatien, Abtreibung in Spanien und Euthanasie in Österreich erfolgreich. Man zwingt Menschen weiterhin langsam zu sterben, man drängt sie in sozial aussichtslose Situationen und gewährt ihnen nicht einmal Gleichberechtigung und ein glückliches Leben. Alles bloß, weil das Prinzip einer Religion und die „Seele“ eines Menschen wichtiger sind als sein Wohlbefinden. Eine Institution, die auf solch unfassbarem intellektuellem Müll basiert, darf unter keinen Umständen ihr Dogma als gottgewollt verbreiten und ihre Macht nützen, um die Gesetzgebung zu beeinflussen.


Liebe Grüße :)

Falderwald

Hans Beislschmidt 09.11.2014 09:42

Hey Falderwald,

Zitat:

Es widerspricht nämlich meinen ethischen Grundsätzen, einen Sterbenden auch noch mit Lügen und Wahnvorstellungen zu füttern, weil ich davon überzeugt bin, dass dies nur Hirngespinste sind, die erfunden wurden, um Menschen und ihren freien Geist zu unterdrücken.
.... innerhalb der Palliativ Care, Sterbebegleitung, Hospizbewegung, ist es das Ziel dem Sterbenden einen würdigen Tod zu "schenken". Bei einem religiösen Menschen ist der spirituelle Zugang vorgegeben, genauso wie auch bei einem Atheisten. Ich würde ja auch im Umkehrschluss nicht einem sterbendem „Falderwald“ aus den Psalmen zitieren, um ihn in den letzten Stunden nicht noch unnötig zu echauffieren. :)

Wie aber sieht es mit den "Unentschlossenen" aus? Jenen "Drückebergern", die sich auf der Position des Agnostikers Zeit ihres Lebens ausgeruht haben und denen jetzt, kurz vor ihrem Ende, der Angstschweiß auf der Stirn steht. Kann ich zu solchen "Kandidaten" sagen, - "hör mal, nach dem Tod kommt nix mehr ... dann ist Schluss .... no nothing und für Religiosität ist es jetzt ein bisschen spät, das hättest du dir etwas früher überlegen sollen“.

Da hab ich große Zweifel und fürchte, hier wird ein atheistischer Unterbau und sei er auch noch so philosophisch einzementiert, völlig wertlos.

Falderwald 09.11.2014 19:50

Moin Hans,

ich verstehe schon, was du mir sagen willst, doch ich werde diesen geistigen Müll sicherlich nicht unterstützen - niemals.

Zitat:

.... innerhalb der Palliativ Care, Sterbebegleitung, Hospizbewegung, ist es das Ziel dem Sterbenden einen würdigen Tod zu "schenken".
Was soll denn am Tod "würdig" sein? :cool:

Vor allen Dingen, weil vielen armen und todkranken Menschen durch die vom christlichen Geist ins Gehirn geschissenen Gesetzgeber die Sterbehilfe verweigert wird.

Und dann soll ich dem mit dem Gottesvirus Infizierten auch noch erzählen, dass sein Obergeist ihn nur auf die Welt geschickt hat, um eines Tages fröhlichen Glaubens an ihn qualvoll zu krepieren? :Aua

Das ist eben der Unterschied:

Die Gläubigen belügen sich selbst.
Die Gutmenschen belügen die anderen.
Der Atheist tut das nicht.

Gut, dass ich kein Sterbebegleiter bin.
Ich würde dem armen geistigen Opfer diesen dumpfen Schwachsinn noch mit dem letzten Atemzug ausreden.

Und der würde sich hinterher auch nicht beschweren, wetten? :D


Liebe Grüße

Falderwald

AAAAAZ 11.11.2014 18:21

Hallo Falderwald,

Wen willst du denn da so vehement und leidenschaftlich überzeugen? Glaub doch einfach, was du willst, und gut ist. Der Gläubige glaubt eben, und der Atheist klatscht dir Beifall, Punkt.
Es ist immer so schön einfach, die Welt in Gläubige und Ungläubige zu unterteilen. Es wird jedoch immer eine andere Einteilung sein, als die Welt der ,,Wissenden" und ,,Unwissenden". Das Gefühl auf der richtigen Seite zu stehen, sei dir dabei unbenommen. Letzendlich hast du den Glauben, dass es keinen Gott gibt, und bist davon ebenso angetan wie der Theist.
Das scharfe Schwert der Unterteilung und Einteilung haben die Isiskämpfer wie die Fan-atiker jegwelcher Coleur und Überzeugung gemeinsam.
Mao, Hitler, Stalin und Co vermochten in ihrem gottlosem Gedankenterror ebensowenig überzeugen wie Dschihadisten oder Kreuzritter der Neuzeit. Erstere konnten ebensowenig Nicht- Glauben in totalitärer Manier verordnen, wie die Schlächter im Gebilde eines Gottesstaatsterrors ihren Obergott in die Köpfe der Menschen installieren können. Da halte ich übrigens die manipulativen Zeitströmungen und Zeitgeister für wesentlich effektiver, subtiler und gefährlicher als das Gequatsche des Pfaffen von der Kanzel oder den Singsang des Imans von Pusemuckel.
Sympathien oder Antipathien, moralische Wertschätzungen und Einschätzungen können mEA. nie vor dem Hintergrund von Glauben und Überzeugungen bestimmt oder ausgetragen werden, wenn sie denn überzeugen sollen. Deshalb sind die meisten Glaubenskämpfe in meinen Augen Geschwätz und Blabla, wenn sie mit Schwert oder Worten ausgetragen werden. Wie schnell man sich auf beengtem Feld der Intoleranzen und Kleingeistigkeit wiederfindet und seine Welt klein und übersichtlich vereinfacht und zurechtlegt, ist tagtäglich zu erleben. Überzeugung verleiht oft ein Gefühl von Sicherheit, besonderes dann, wenn man sie teilen kann, und andere Überzeugungen ausblendet.
Wen also willst du mit deinem Missionarseifer überzeugen? L.G.AZ

Hans Beislschmidt 11.11.2014 18:47

Hey Falderwald,

du bist kein Sterbebegleiter und das ist auch gut so … :)

Möglicherweise würdest du anders denken, wenn du die Praxis kennen würdest. Die Interpretationsperspektive eines Gesunden ist denkbar anders, als die eines Kranken.

Zitat:

ins Gehirn geschissenen Gesetzgeber die Sterbehilfe verweigert wird.
Aktuelle Sterbealternativen …
Die Sterbehilfe auf einem Schweizer Parkplatz kann’s ja wohl nicht sein, nur dass der Verein sich dort die Taschen voll stopft.
Man kann auch nach Oregon ziehen und sein Ableben zeitgleich twittern …. und „vertuben“.
Gäbe es einen einfachen Tod auf Rezept mittels einer Vorsorgeverfügung und damit Macht über hilflose Menschen, wage ich zu behaupten, dass ein zwingend notwendiger Hausverkauf für viele ein Argument wäre das Ableben der Großmutter zu beschleunigen. Die Allmacht der niedrigen Instinkte reicht sogar in den Bereich der Pflege selbst, wie asozial sind dann erst die geifernden Erbschleicher?
Nein, nein, nein. Die Hospize verfügen alle über Schmerztherapiepläne, mit denen der alte oder vom Tod gezeichnete Mensch „würdig“ sterben kann und nicht
Zitat:

qualvoll zu krepieren

Wer mit Schutzbefohlenen (ob behindert, jung oder alt) arbeitet, muss eine moralische Reputation besitzen, die über der „eigenen Wahrheit“ steht.
Grüße Hans

Falderwald 11.11.2014 20:18

Hallo AZ,

in dieser ach so aufgeklärten Zeit, in der dank Internet (bei uns) fast jeder Zugang zu den Schriften der Philosophie und Wissenschaft haben könnte, kann es ja nur noch Bequemlichkeit sein, welche die Leute vom Denken abhält und sie statt dessen lieber glauben lässt.

Es ist ja auch wirklich bequem für alle Seiten, wenn die Menschen von einer vorgekauten Weltanschauung manipuliert werden.

Nur funktioniert dann das Zusammenleben auf die Dauer in einer globalisierten Welt? Oder wird es immer wieder Konflikte bezüglich der unterschiedlichen Weltanschauungen geben?

Du nennst Mao. Von ihm stammt die Mao-Bibel, seine Weltanschauung ist die offizielle Leitidee staatlich politischen Handelns in China bis heute.
Du nennst Stalin, sein Ideal war der Marxismus und Leninismus.
Das ist und war beides auch nicht besser.

Hitler hingegen war alles andere als gottlos, nur ein Beispiel an dieser Stelle:

"So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn." (A. Hitler, Mein Kampf. München 1941, Bd.1, 70)

Tja, das und der Nationalsozialismus ergaben die bekannte Geschichte.

Zitat:

Es ist immer so schön einfach, die Welt in Gläubige und Ungläubige zu unterteilen.
Das stimmt, denn das macht jeder "Gläubige" (insgeheim) mit jedem "Andersgläubigen". Das nenne ich subtilen Rassismus mit überwiegend ideologischem Charakter.

Ideologie bleibt Ideologie, egal wie man dieses Kind nennt. Allen Ideologien, also auch den Religionen, wohnen bestimmte Geisteshaltungen und Gesinnungen inne.

Und solange "religiöse Traditionen" dazu beitragen, Minderheiten (wie z.B. Homosexuelle) zu diskriminieren, Frauen schlechter zu stellen, Sterbehilfe zu verweigern etc., solange muss es Widerspruch dagegen geben.

Und dazu werde ich meine Meinung sagen, ob sie nun anderen gefällt oder nicht. Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen "gemäßigten" und "fundamentalistischen" Gläubigen. Ihr Glaube beruht auf demselben Dogma.
Ich werde auch ständig mit diesem "geistig-geistlichen Müll" konfrontiert.

Missionseifer würde ich das nicht nennen. Ich will ja schließlich niemanden zu einem Glauben bekehren.
Aber zu Widerspruch und zum Nachdenken scheinen meine Worte ja alle Male anzuregen.

Das wird meinen Absichten schon gerecht. :)


LG

Falderwald


Moin Hans,

natürlich, wenn du die "schlechten" Motive suchst, dann wird du sie auch finden. Jede Medaille hat zwei Seiten.

Wenn aber jemand geistig fit ist und aus dem Leben scheiden möchte, dann ist das sein gutes Recht und mir fällt gerade kein wirklicher Grund ein, warum ihm das verweigert werden sollte.

Es ist ja nur eine Möglichkeit, nicht mehr, niemand muss sie für sich in Anspruch nehmen.

Zitat:

Nein, nein, nein. Die Hospize verfügen alle über Schmerztherapiepläne, mit denen der alte oder vom Tod gezeichnete Mensch „würdig“ sterben kann und nicht
Zitat:

qualvoll zu krepieren

Ja, sie werden unter Drogen gesetzt, manche macht das so hilflos, dass ihnen der Hintern abgeputzt werden muss, weil sie gar nicht mehr wissen, wer sie sind.

Es mag andere geben, die freuen sich über jede Lebensminute, die ihnen geschenkt wird, die können das ja auch voll auskosten, aber für viele wäre es eine grauenhafte Vorstellung, die letzten Tage so dermaßen "bedröhnt" zu begehen.

Und mach dir keine Sorgen, freiwillig würde ich auch niemals Sterbebegleiter werden, dazu taugt ein so zynisches Arschloch wie ich nicht. Dessen bin ich mir wohl bewusst.

Das überlasse ich denjenigen, die sich dazu berufen fühlen. :)


Liebe Grüße

Falderwald

AAAAAZ 12.11.2014 00:11

Hallo Falderwald,

Hitler und religiös? Was soll ich davon halten, wenn einem Hitler ernsthaft Religiösität unterstellt wird, nur weil er in durchsichtiger zynischer Propagandaabsicht versucht hat, religiöse Massen für sich einzunehmen. Das ist Unterrichtsstoff der 9. und 10. Klasse und entspricht nicht dem Stand wissenschaftlicher Geschichtsforschung. In internen Äußerungen ließ er keinen Zweifel an der Ablehnung der Kirche, und dass er sie nach dem Endsieg ganz vernichten wollte. Er hielt sich mit öffentlichen Angriffen - vor allem in schwierigen Phasen seiner Herrschaft - auffällig zurück. Auch zu solchen Quellen hast du mittlerweile Zugang und musst ihnen Glauben schenken oder nicht. Steckt dahinter Blindheit, diese Tatsache einfach übersehen zu wollen? Wie wird da selektiert, um für sich welche Realität zu erschaffen?
Was soll ich davon halten, wenn hinter Stalins Herrschaftsgrundlage oder hinter einer ,,Mao- Bibel" allen Ernstes ein metaphysisches Gedankengerüst oder gar Spiritualität vermutet wird, nur weil sie ,,Mao-Bibel" genannt wird. Wir sprechen von Religion und nicht von Idiologie. Das ist doch bei weitem nicht dasselbe. Ist das jetzt Unwissenheit, die aus dir spricht? Ist bei dir alles dasselbe?
Ich bin zwar kein Hardliner des Glaubens, und empfinde religiös verbrämte Schwulen- und Frauenfeindlichkeit und andere Unerträglichkeiten genauso als zum Himmel schreienden Skandal. Doch das ist bei weitem nicht mehr der zentrale Punkt und das Thema.
Glaube ruhig weiter, dass du ohne Glauben und Annahmen durchs Leben ziehen kannst, es ist ein hübscher Glaube, warum nicht.
Und wenn wir schon die Begrifflichkeiten nach Belieben vermischen, musst du selbst der heiligen Wissenschaft Glauben und Vertrauen schenken. Denn wenn du ein wenig hinter die Kulissen schauen kannst, weißt du auch warum, und wie berechtigt das ist. Ich empfinde es ähnlich wie Hans Beislschmidt, der die Notwendigkeit erkennt, einem professionellen Sterbehilfeprozess eigene idiologische oder religiöse Ansichten einfach unterzuordnen.
Es ist ja schön und gut, hinter der aufgeklärten Welt unendliches Wissen zu vermuten, und Faktencheck seiner eigenen Möglichkeiten zu betreiben. Es grenzt aber alles mehr oder weniger auch an gefährliche Naivität und Glauben, mehr als dir vielleicht dabei lieb sein kann, wenn diese Welt als unumstößliche Realität angebetet wird.
AZ

Falderwald 12.11.2014 18:54

Hallo AZ,

ich dachte eigentlich, dass wir über den Unterrichtsstoff der 9. und 10. Klasse hinaus seien und werde hier sicherlich keinen Grundkurs über Logik, Metaphysik und Naturphilosophie geben, um zu beweisen, dass Religion und Ideologie im Grunde dasselbe sind.

Wie dem auch immer sei, es gibt zahlreiche überlieferte Hitler-Zitate, die annehmen lassen, dass er zwar mit der weltlichen Institution Kirche haderte, die er übrigens keineswegs vernichten, sondern nur entmachten wollte, innerlich aber zeitlebens Katholik geblieben ist.

Das will ich hier auch nicht weiter ausführen und im Grunde ist es auch egal, denn Fakt ist, dass Hitler seine Soldaten „Mit Gott fürs Vaterland“ in den Krieg ziehen ließ.
Selbst wenn er nicht daran glaubte, so wusste er um die Macht, die dies beinhaltete, um das für seine Zwecke auszunutzen.
Und so etwas kann man nur mit Gläubigen anstellen, denn die sind ja schon anderweitig manipuliert bzw. indoktriniert worden, bei realistischen Menschen funktioniert diese Motivation aber nicht.

Natürlich entfernen wir uns in dieser Diskussion vom Grundthema, aber nicht ich war es, der hier andere „berühmte(-berüchtigte)“ historische Persönlichkeiten ins Spiel brachte.
Ein Anderer wollte mir zeigen, dass selbst einige der fähigsten Köpfe der Menschheit von diesem Aberglauben infiziert waren, du argumentierst mit den drei üblichen Führern der bekannten totalitären Regime, um zu zeigen, wie böse und schlecht doch die sogenannten Atheisten sind, nur um eine Rechtfertigung für den ach so harmlosen Glauben anführen zu können.

Niemand hat jemals behauptet, dass alle Atheisten „gute“ Menschen seien und deshalb kann man das Pferd auch nicht beim Schwanz aufzäumen, das funktioniert nämlich nicht.

Die Wissenschaft hingegen heißt Wissenschaft und nicht „Glaubenschaft“, weil sie versucht, das Wissen zu erweitern.
Im Gegensatz zur Religion ist sie nicht statisch und behauptet auch nicht, alles zu wissen oder alles entschlüsseln zu können.
Ganz im Gegenteil ist die Wissenschaft immer bereit, Theorien, die widerlegt werden können, zu revidieren. Sie stellt keinen Anspruch auf Perfektion, ihr liegt kein „heiliges Dogma“ zugrunde, sie bezieht ihre Kenntnisse auch nicht durch höhere Wesen, die keine Menschen waren und die irgendwann einmal dem Menschengeschlecht Aufschlüsse über sein und der Welt Dasein und Zweck gegeben haben.

Wissenschaft und Philosophie haben nichts damit zu tun, was geglaubt werden kann oder soll, sondern ausschließlich damit, was man wissen kann.

Darüber erhebt sich Religion, sie hebt sich über den Menschen über die reale Welt hinaus und begibt sich in Gefilde, die keinerlei Beweise bedürfen.
Damit macht sie es sich sehr einfach.

Die üblichen Argumente die sich gegen den Atheismus wenden, sind die Gräueltaten vermeintlicher Atheisten (s.o.) und wenn dann gar nichts mehr hilft, kommt der altbackene Hinweis auf einen irgendwie anders gerichteten Glauben:

Zitat:

Glaube ruhig weiter, dass du ohne Glauben und Annahmen durchs Leben ziehen kannst, es ist ein hübscher Glaube, warum nicht.
Und wenn wir schon die Begrifflichkeiten nach Belieben vermischen, musst du selbst der heiligen Wissenschaft Glauben und Vertrauen schenken.
Das ist schlicht und einfach falsch. Hier geht es nicht um Glauben, sondern um knallharte Fakten. Selbstverständlich kann die Wissenschaft kein gesamtes Weltbild liefern, sie erklärt aber beweisbar viele Dinge, die früher in den Bereich der Wunder fielen.

Muss ich daran glauben, dass heute nach 10jähriger Reise das Landemodul „Philae“ der Sonde „Rosetta“ in der sagenhaften Entfernung von 400 Millionen Kilometern auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko sicher aufgesetzt hat?
Erzählt man uns das nur oder ist dies eine beweisbare Tatsache?

Nein, ich glaube nicht an die Wissenschaft, ich nutze ihre Erkenntnisse nach meinen persönlichen Fähigkeiten, um meine eigenen, dürftigen Kenntnisse zu erweitern.
Und da geht es um greifbare Dinge und nicht um irgendwelche Mythen und unbeweisbaren Dogmen, die auf den Aussagen alter Bücher beruhen, aus einer Zeit, als in unserem weiteren Kulturkreis die meisten Menschen noch unter den primitivsten Bedingungen lebten, von Bildung wollen wir da gar nicht sprechen.

Der Monotheismus entsprang einst einem uralten Wüstenglauben, davor hatten sie die Vielgötterei, die im Brahmanismus / Hinduismus noch heute existiert.

Ja, moderne Menschen von heute sollten tolerant sein, damit sie politisch korrekt wirken, vorzeigbar, kreditwürdig, Gemüseeintopf.

Geh mir bloß weg mit dieser scheinheiligen Toleranz, denn alle (wirklich) großen Religionen sind reine Männerreligionen und 50 % der Menschheit werden durch diese diskriminiert, unterdrückt und weniger wert geschätzt. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass selbst in der aufgeklärten westlichen Welt mit jüdisch-christlichen Traditionen die meisten Frauen im Berufsleben immer noch benachteiligt werden und weniger Lohn für die gleiche Arbeit erhalten, als ihre männlichen Pendants?
Wie ist es zu erklären, dass in anderen Kultur- und Religionskreisen viele weibliche Neugeborene einfach entsorgt werden?

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.“
Und was ist umgekehrt? Ach nein, die Frau ist ja das Eigentum des Mannes.
Warum hat er nicht seine Tochter als Erlöserin auf die Erde geschickt?
Das ging ja nicht, wer hätte schon auf eine Frau gehört bzw. hören wollen?
Wo waren die „Jüngerinnen“? Warum waren alle Propheten männlich?
Selbst der Stellvertreter Gottes hier auf Erden hat Testikel.
Warum heißt es Gott und nicht Göttin?

Vielleicht weil nur Männer, almmächtig, allwissend, kreativ und gerecht sein können?

Aber so ist mein lieber Gott ja nicht. Er ist der gütige, barmherzige Schöpfer, der alles aus Nichts und Liebe erschaffen hat, denn irgendwas muss da ja sein, ich will das eben so.
Und was die Kirche sagt, von wegen Sünden, Jüngstes Gericht, Himmel und Hölle, das stimmt ja auch alles nicht, ich bringe mir das wie aus Knetmasse in die eigene Form, denn der Gott der Kirche entspricht ja nicht meinen Erwartungen.
Also mache ich mir mein eigenes Bild und treffe meine eigenen Aussagen über ein höheres Wesen, das niemals in Erscheinung getreten ist, von dem niemand auch nur das Geringste wissen und sagen könnte, wenn es tatsächlich existierte.

Ich lache mich schlapp über soviel gläubige Unerschütterlichkeit.

Zitat:

Es ist ja schön und gut, hinter der aufgeklärten Welt unendliches Wissen zu vermuten, und Faktencheck seiner eigenen Möglichkeiten zu betreiben. Es grenzt aber alles mehr oder weniger auch an gefährliche Naivität und Glauben, mehr als dir vielleicht dabei lieb sein kann, wenn diese Welt als unumstößliche Realität angebetet wird.
Nein, es ist nicht schön und gut, es ist richtig so und der einzig gangbare Weg für die menschliche Zukunft.
Die Natur hat den Menschen mit fünf Sinnen ausgestattet, um ihn mit Informationen aus seiner Umwelt zu versorgen.
Und diese Welt, womit nicht nur die Erde gemeint ist, ist zumindest in dieser Gegenwart eine unumstößliche Realität, was alleine schon dadurch bewiesen ist, dass ich existiere.
Diese Welt brauche ich nicht anzubeten, ihr brauche ich nicht zu huldigen, sie ist die Voraussetzung für meine Existenz.

Wie gefährlich und naiv ist dagegen denn der Glaube an eine Welt, die in unserer Realität erst gar nicht in Erscheinung tritt, von der wir also gar nichts wissen können und in der wir ein übernatürliches Wesen mit menschlichen Charaktereigenschaften versehen?

Zitat:

Ich empfinde es ähnlich wie Hans Beislschmidt, der die Notwendigkeit erkennt, einem professionellen Sterbehilfeprozess eigene idiologische oder religiöse Ansichten einfach unterzuordnen.
Das tut Hans ja gerade nicht. Er wehrt sich vehement gegen Sterbehilfeprozesse (s.o.).
Denn bei diesem Thema werden ideologische oder religiöse Ansichten eben nicht untergeordnet.

Natürlich kann man einen Sterbenden anlügen und ihm sagen, gleich geht’s weiter, der liebe Gott wird sich schon um deine unsterbliche Seele kümmern.
Dann kann man nur hoffen, dass derjenige dann auch keinen Dreck am Stecken hat, denn auch diese Medaille hat zwei Seiten, man könnte auch ganz woanders landen, wenn der liebe Gott abgerechnet hat.
Aber das verschweigen wir als empathische und tolerante Menschen dann ganz dezent.

So viel zur Ehrlichkeit…:D


Liebe Grüße

Falderwald

AAAAAZ 13.11.2014 02:33

Hallo Falderwald,

was kann ich also an interessanten Neuigkeiten mitnehmen, die ich kommentarlos hinnehme, damit der Faden hier nicht zerfasert und vollkommen gesprengt wird:

- Ideologie und Religion sind dasselbe
- Adolf Hitler muss allem Anschein nach ein überzeugter Christ gewesen sein ( sonst wär
er ja auch nicht so böse gewesen :) )
- Ich unterstelle Atheisten, dass sie böse Menschen sind.
- Toleranz ist Gemüseeintopf
- Wissenschaft hat keinen Anspruch auf Perfektion und beruht immer und stets auf
knallharten Fakten

Wir können diese Highlights von mir aus einfach mal stellvertretend so stehen lassen.

Einer Religion das Wort reden will ich hier schon gar nicht, weil du immer so eifrig mit diesen gegenargumentierst. Dabei hast du ja auch vollkommen recht, und ich sehe das übrigens genauso.

Thema war der atheistische oder theistische Hintergrund in der Sterbebegleitung.
In der Praxis wird der konkrete Umgang mit einem Theisten, einem Agnostiker oder einem Atheisten sogar sehr ähnlich ablaufen, da wissenschaftlich davon auszugehen ist, dass die menschliche Nähe das Entscheidende positive Erlebnis für den Sterbenden ist und nicht die Grundüberzeugung seines Sterbebegleiters. Die Überzeugungen auf beiden Seiten werden einer ,,erfolgreichen" Sterbebegleitung somit überhaupt nicht im Wege stehen. Erfahrung wird m.EA der viel entscheidendere Faktor dabei sein. Worüber diskutieren wir also?
Ich kann deshalb nicht ernsthaft darüber spekulieren, ob die Sterbebegleitung von einem Gläubigen, oder dem Ungläubigen professioneller geleistet werden kann, oder ob der Sterbende ,,Linderung" spürt, wenn er sich in voller Zuversicht an einen Gott klammern kann.
Die Hände halten, Trost und Zuspruch spenden, körperliche und geistige Präsenz zeigen etc., halte ich für das Gebot der Stunde. Und ich unterstelle dir ganz einfach mal, dass dieses für dich ebenfalls Gültigkeit und Priorität besitzt. Es ist der menschliche Umgang mit körperlichem oder seelischem Schmerz des anderen, seinen Ängsten und das Abschiednehmen in einem würdigen Rahmen.
Das Missionarsgeeifere und Anschauungsgehabe am Sterbebett, wohlmöglich mit Diskussionen in welche Richtung auch immer, ist in solchen Momenten einfach zweitrangig oder vollkommen überflüssig. Darüber können wir uns in solch einem Thread austoben, theoretisieren und meinetwegen die Köpfe einhauen. Aber im entscheidenden Moment des Sterbens traue ich allen Eiländern zu, zu wissen, was sie zu tun haben. Daran glaube ich fest, nein, ich weiß es. Egal ob der Sterbende dann in den Himmel kommen wird, oder zu den bösen Atheisten in die dunkele Hölle:) L.G. AZ

Falderwald 13.11.2014 17:54

Hallo AZ,

der Faden hier ist sowieso schon zerfasert und gesprengt, deswegen macht das jetzt auch nichts mehr. ;):)

Was du darüber hinaus an interessanten „Neuigkeiten“ mitnehmen kannst, kann ich nicht beurteilen, allerdings ist die Darstellung bezüglich meiner Aussagen nicht richtig:

Zitat:

(1)- Ideologie und Religion sind dasselbe
(2)- Adolf Hitler muss allem Anschein nach ein überzeugter Christ gewesen sein ( sonst wär
er ja auch nicht so böse gewesen :) )
(3)- Ich unterstelle Atheisten, dass sie böse Menschen sind.
(4)- Toleranz ist Gemüseeintopf
(5)- Wissenschaft hat keinen Anspruch auf Perfektion und beruht immer und stets auf
knallharten Fakten
1. Ich schrieb, Ideologie und Religion seien im Grunde dasselbe.
Diese Formulierung beinhaltet eine Einschränkung.
Bevor ich das jetzt alles mühevoll aufdrösele, werfen wir doch einmal einen kurzen Blick in Wikipedia:

Zitat:

Zitat von Wikipedia
Weitere Musterbeispiele für Ideologien im neutralen Sinn sind Kapitalismus[7], Ökologismus, „Technik und Wissenschaft“ (nach Habermas), Eurozentrismus, Radikalfeminismus oder die meisten religiösen Weltanschauungen. Allen gemeinsam ist eine starke Tendenz zu Letztbegründung („Es kann nicht anders sein!“) und „quasi-religiösem“ Absolutheitsanspruch („Es gibt keine andere Wahrheit!“).

Ich hoffe, es ist nicht zu viel verlangt, den Rest selbst nachzulesen. :)

2. Hitler war bis zu seinem Lebensende Katholik, jedoch hat er Martin Luthers Thesen und Forderungen bezüglich der Juden sehr verehrt und Punkt für Punkt umgesetzt.
Seine Überzeugungen waren also nicht neu, schon Luther war ein bekennender und extremer Antisemit. Das wird gern verschwiegen.
Die katholische Kirche hat teilweise erheblich konspiriert. Ich empfehle die Lektüre „Die katholische Kirche und das Dritte Reich“ 1965 von Guenter Lewy aus dem Piper Verlag.

3. Nein, du unterstellst nicht, dass Atheisten grundsätzlich böse Menschen sind. Du verwendest aber die altbackenen und üblichen Phrasen und Argumente gegen den Atheismus, die allerdings unhaltbar sind. Kein „gesunder“ Atheist heißt die Gräueltaten anderer Atheisten gut.
Atheismus ist keine Garantie für ethisch und moralisch einwandfreies Handeln, allerdings auch kein Hindernis.

4. Ich schrieb nicht, dass Toleranz ein Gemüseeintopf sei.
Ich behauptete, dass die geforderte Toleranz (und in diesem Zusammenhang ist ja ausschließlich die religiöse Toleranz gemeint) den modernen Menschen politisch korrekt, vorzeigbar und kreditwürdig machen soll. Somit ist die Metapher „Gemüseeintopf“ also mit Einheitsbrei oder Uniform zu übersetzen.
Was ich schrieb, war, dass diese religiöse Toleranz scheinheilig sei und ich setze auch noch heuchlerisch oben drauf.
Warum?
Wir tolerieren diese Religionen nicht wirklich, sondern nur soweit sie mit unserer Kultur und dem Grundgesetz kompatibel sind (was ja auch nicht falsch ist).
Das heißt, unser Gesellschaftssystem möchte die Leute und ihren Glauben nach ihrer Fasson formen.
Als Beispiel, bitte ohne jegliche ethische Diskussion:
Die Beschneidung von Jungen ist erlaubt, die von Mädchen verboten.
Beides ist unabhängig der Konsequenzen für die jeweiligen religiösen Opfer Körperverletzung.

Ich glaube nicht, dass diese Aussage noch mit weiteren Beispielen belegt werden muss.

5. Wissenschaft erhebt tatsächlich keinen Anspruch auf Perfektion. Wissenschaft heißt Forschung und soll neue Erkenntnisse bringen.
Einige davon sind gesichert und als (natur)gesetzmäßig erwiesen, das sind die harten Fakten.
Wenn eine (neue) wissenschaftliche Aussage nicht stimmt bzw. im Versuch nicht nachvollziehbar ist, wird sie irgendwann unweigerlich widerlegt werden. Dann hat sie keinen Bestand,
Hypothesen und Theorien werden auch ausdrücklich als solche gekennzeichnet.
Wenn man davon ausgeht, dass die Lichtgeschwindigkeit nicht überschritten werden kann, dann ist dies ganz klar nach der RelativitätsTheorie definiert.
Diese ist mathematisch richtig, könnte jedoch durch neue Erkenntnisse auch widerlegt werden.
Damit hätte die Wissenschaft kein Problem, ganz im Gegenteil, es wäre sogar ein Erfolg und würde Albert Einsteins Werk trotzdem nicht schmälern, denn der hat zu seiner Zeit alles genau richtig gemacht. Es fehlte ihm nur etwas, was er nicht wissen konnte.
So schön kann die Wissenschaft sein und selbstkritisch ist sie auch.
Von der ersten absolut genialen kontrollierten Spaltungs-Kettenreaktion durch Enrico Fermi und seinem Team 1942 in Chicago bis zu „Oppenheimers deadly toy“, war es nur ein kleiner Schritt.
Den angefallenen radioaktiven Müll und die Unfälle dürfen wir nicht vergessen.
Es gibt immer auch zwei Seiten der Medaille, Wissenschaft kann auch gefährlich sein.
Aber eines steht fest: Es bleibt immer bei dem, der die Erkenntnisse der Wissenschaft nutzt, benutzt oder missbraucht und somit liegt es in seiner ethisch-moralischen Verantwortung.
Um das zu erkennen, braucht es kein mysteriöses Dogma, sondern nur gesunden Menschenverstand.

Also, liebe Wortgespielin, spiele nicht mit meinen, sondern mit deinen Worten. :)


Bei deinen weiteren Ausführungen bin ich vollkommen deiner Meinung und ich selbst würde ganz sicherlich einem Sterbenden nicht seine letzte Hoffnung nehmen, das war natürlich nur dick aufgetragen.
Probleme würde ich allerdings bekommen, wenn ein Hindu mich fragen würde, ob er als Mistkäfer oder als heilige Kuh wiedergeboren werden würde.
Was soll ich ihm dann sagen? :D;):)

Doch zu einem Punkt möchte ich mich noch äußern, und damit kommen wir sogar noch einmal zum Text zurück.

Du schreibst:

Zitat:

Thema war der atheistische oder theistische Hintergrund in der Sterbebegleitung.
Meines Erachtens ist dies nicht der eigentliche Themenhintergrund, sondern ein netter Schleichweg des schlitzohrigen Autors Hans B., der sich hier geschickt aus der Affäre ziehen will, denn seine Geschichte geht ja eindeutig über diesen Sterbebegleitungsprozess hinaus.
Das Thema war eindeutig vorgegeben: „Gibt es einen Gott?“
So prangt es uns vom Titel wieder.
Und es endet mit den Worten: „Ja, es gibt ihn.“
D. h., hier wird dieser Sterbegleitungsprozess zwar als solches beschrieben, jedoch mit einer Art Wunder verknüpft, so dass der Protagonist daraus nur die Schlussfolgerung ziehen kann, dass es einen Gott gibt.
Deshalb dachte ich auch zunächst an eine Satire.
Doch dem Leser wird die Beantwortung dieser Frage aus der Hand genommen.
Hätte die Geschichte mit: „Ich nahm die Robe unter den Arm und verließ das Zimmer“ geendet, hättest du mich in diesem Faden niemals gesehen.

Und den meisten Kommentaren ist zu entnehmen, dass ihre Verfasser den eigentlichen Sinn hier gar nicht erkannt haben, weil der Hans eben ein geschicktes Wildschwein ist. ;)


Liebe Grüße :)

Falderwald


PS

Und hier noch ein kleines Schmankerl für die Protestanten-Sekte:

1.) Martin Luther erklärt: "Ich sollte mit einem solchen verteufelten Maul essen, trinken oder reden? So möchte ich aus der Schüssel oder Kannen mich voller Teufel fressen und saufen, so mache ich mich gewiss damit teilhaftig aller Teufel, die in den Juden wohnen."
Die Nazis verbieten 1941 Freundschaften zwischen Deutschen und Juden. Auch in öffentlichen Einrichtungen dürfen Juden nicht bei Deutschen sitzen.

2.) Martin Luther fordert: Man soll ihre "Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecken ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien ..."
Das tun die Nazis, z. B. in der Reichspogromnacht am 10.11.1938, an Luthers Geburtstag.

3.) Martin Luther fordert, "... dass man ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre ... Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder einen Stall tun."
Die Nazis ziehen die Juden zunächst ab 1938 in bestimmten Häusern zusammen, ab 1939 teilweise in Gettos. Später werden sie in Eisenbahnwaggons gepfercht und - vergleichbar einem Viehtransport - in die Konzentrationslager gefahren. Dort müssen sie in Baracken wohnen.

4.) Martin Luther fordert, "... dass man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein ... auch die ganze Bibel und nicht ein Blatt ließe."
Die Nazis lassen 1933 die jüdischen Schriften verbrennen.

5.) Martin Luther fordert, "...dass man ihnen verbiete, bei uns ... öffentlich Gott zu loben, zu danken, zu beten, zu lehren bei Verlust Leibes und Lebens ... dass ihnen verboten werde, den Namen Gottes vor unseren Ohren zu nennen."
Die Nazis nehmen den Juden das Leben. Sie werden meist erschossen oder vergast, ihre Leichen in Massengräbern verscharrt oder verbrannt - allerdings unabhängig davon, ob der jüdische Bürger zuvor Gott öffentlich lobte oder nicht. Die ersten Pogrome erfolgen bereits 1933, die Massenmorde beginnen 1939.

6.) Martin Luther fordert, "...dass man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe ... Sie sollen daheim bleiben."
Juden dürfen in der Nazi-Zeit ihren Wohnort nur mit polizeilicher Genehmigung verlassen. Später gilt das auch für die Gettos (ab 1939). Wer sich nicht daran hält, wird verhaftet.

7.) Martin Luther fordert, dass man "... nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod an Silber und Gold."
Das tun die Nazis ebenfalls. 1938 wird der Besitz "zwangsarisiert", 1939 der Schmuck eingezogen, später das Geld.

8.) Martin Luther fordert, "... dass man den jungen und starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen."
Die "jungen und starken Juden und Jüdinnen" werden von deutschen Firmen der Nazi-Zeit zum Teil als Zwangsarbeiter eingesetzt. In den Konzentrationslagern werden v. a. ab 1938 die Arbeitsfähigen von den Schwächeren getrennt. Die einen müssen unter dem Motto "Arbeit macht frei" zwangsarbeiten und werden erst hingerichtet, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Die anderen werden gleich umgebracht.

9.) Martin Luther fordert: "Summa: ... dass ihr und wir alle der ... teuflischen Last der Juden entladen werden ..."
Sechs Millionen Juden werden beim Holocaust in Europa ermordet. Von den wenigen Überlebenden wandern die meisten bis 1951 in die USA oder nach Israel aus.

Quelle: DER THEOLOGE Nr. 84 aus "Der Katholik Adolf Hitler unter dem Einfluss Martin Luthers"


Dazu bedarf es eigentlich keiner weiteren Aussagen mehr.

AAAAAZ 14.11.2014 00:42

Hi Falderwald,

gut, ich bin's ja selbst schuld. Ich hatte Hitler, Mao und Stalin ins Feld geführt, um gerade die Bedeutung der eigenen religiösen Gesinnung bei der Betrachtung von Beislschmidts Beitrag zu relativieren. Und jetzt ist die Glaubensfrage wie ein pawlowscher Reflex doch noch zum Mittelpunkt der Kommentierung geworden. Geister die ich rief.
Jeder weiß jetzt, wie du es mit Gott hältst, und warum Glaubende einen Vollschuss haben. Ich warte eigentlich noch auf die Gegendarstellung, jetzt, wo der Faden eh schon kaputt ist, auf ein flammendes dreiseitiges Plädoyer für die Liebe zu Jesu oder zu Allah, aber die Gläubigen scheinen es zur Zeit nicht nötig zu haben, gehört zu werden.
Was soll ich deinen vielen Worten denn hinzufügen, wenn es mir im Grunde egal ist, ob Beisl ein geschicktes Wildschwein ist, oder ob ich mir vorstelle, wie mich ein sterbender Hindu mit seiner Mistkäferaussicht am Sterbebett in Verlegenheit bringen könnte. Auch verstehe ich die Luthernummer in diesem Zusammenhang nicht ganz, und ob Hitler oder du oder sonst wer im Grunde doch noch ein bisschen an Gott glauben oder nicht, oder für was sich Wikipedia in dieser Sache ausspricht, und was die Internetgemeinde glaubt.
Für dich gibt es eben nur die Physik und keine Metaphysik, na und? So ist das eben, dafür kannst du ja nichts. Für den Hasen gibt es ja auch kein Ostern und für die Weihnachtsgans kein Weihnachten. Wenn die Atheisten die Welt besser machen und der Sterbevorgang damit humaner und mit größerer Würde verläuft, umso besser, dann wär's bestimmt auch eine Glaubensoption für mich. Hat sich aber noch nicht rumgesprochen. So leben wir alle in unseren mühsam zusammengehaltenen Wänden mit unseren Glaubenssätzen und Horizonten auf dem Jahrmarkt der Möglichkeiten.
Es werden sich uns aber sicherlich noch weitere Möglichkeiten in Threads und anderen Diskussionen anbieten, auf welchen wir die Wichtigkeit und Richtigkeit unserer Gesinnungs- und Glaubensstandpunkte unterstreichen können. Da muss nur irgendwo das Wörtchen Gott fallen, und schon klingelt das pawlowsche Glöckchen. Bei mir würde es übrigens auch klingeln, wenn mir einer klarzumachen versuchte, dass Atheisten geistig unzurechnungsfähig wären und eine Vollmeise hätten, selbst wenn diese mit einem ganzen Buch für ihre Überzeugungen einstehen. Zur Weihnachtszeit sind das ja wieder himmlische Aussichten, die Glocken läuten, und Bücher sind immer gefragt. Mit deinen Threadbeiträgen füllst du locker schon die ersten Kapitel.
L.G. AZ

Hans Beislschmidt 14.11.2014 09:58

Hey,

eine Arbeit, ist sie mal getan, kann man in dem Faden auch ruhig mal sacken lassen. Zitate und Quellenangaben mögen ja hilfreich sein, die Deutungshoheit über das Innenleben der hier Zitierten erledigen aber andere, die auch ihre eigenen Ziele verfolgen. Die Bewertung als solche wird in den Jahren immer mehr zurechtgebogen. Ich denke da an das fatale Beispiel der schwarzen Bücher von Heidegger (gehört jetzt nicht ganz zum Thema), die unzensiert und handschriftlich vorliegen und aus denen hervorgeht - was die Erben über Jahre verfälscht und vertuscht haben, dass Heidegger ein ausgemachter Judenhasser war und mit keinem Wort den Holocaust erwähnt oder gar bedauert hätte.
Zitat:

dazu taugt ein so zynisches Arschloch wie ich nicht.
Nein, du bist kein zynisches Arschloch Falderwald, denn ziehst du ja keinen direkten Nutzen für dich selbst heraus. Es ist mehr ein ausgeprägter Sarkasmus, der mit dem Anspruch „ich weiß es eben besser“ einhergeht und auf deiner Angewohnheit beruht immer „das letzte Wort“ zu haben. Andererseits machen deine Statements aber auch Lust zu lesen, weil es immer eine Endlosdebatte wird, mit Nebenschauplätzen, die oft interessanter sind, als die Ausgangsposition.
Im theistischen Diskurs habe ich mich hier nicht geäußert. Es fällt mir aber auf, dass Religionen, gleich welche, in ihrer Geschichte stets Not, Krieg und Ungerechtigkeit hervorgebracht haben, dem Menschen also nicht genützt, nur geschadet haben. Und trotzdem sind wir mehr von dem Fluidum eines christlichen Abendlandes geprägt, als wir wahrhaben wollen. Dieser Umstand zeigt sich gerade jetzt vor dem Hintergrund eines aggressiven Islamismus, der die Menschen ängstigt und in ihrer Tradition zusammenrücken lässt. Eine seltsame Diskrepanz.

Gruß vom Hans

Mr. @ 16.12.2014 14:24

Hallo Beislschmidt,

ehrlich gesagt, gefällt mir deine Geschichte nicht so gut.
Da ist vieles nicht schlüssig dargestellt und unglaubwürdig. Dabei meine ich nicht einmal das grüne Licht. Das gehört zur Geschichte und macht sie auch – wie man an den Reaktionen erkennen kann – erst spannend.
Nein, wenn sie gut erzählt sein soll, dann dürfen m. M.n. folgende Widersprüche nicht drin sein:
Da liegt ein Sterbender der – so zumindest wird er anfangs beschrieben – trotz seiner körperlichen Hinfälligkeit noch einen glasklaren Verstand hat, gut zuhören kann und sich auch nach Meinung des LI nichts vormachen lässt. Belege:
Vielmehr konzentrierte ich mich auf sein Gesicht, das zwar fahl und eingefallen war, sich aber mir mit einer hohen Konzentration und Dringlichkeit entgegen wandte.

„Ja“, sagte ich, ohne lange zu überlegen und wusste sofort, dass er meine Lüge durchschaute. Ich hatte ihn aber falsch eingeschätzt, denn er begann meine Worte zu verarbeiten, indem er seinen Kaumuskel angestrengt bewegte.

„Dann hol mir diesen Pastor“ sagte er auf einmal und gleich darauf - „nicht, dass du denkst, ich hätte Schiss hier den Abgang zu machen, aber ich habe mein ganzes Leben auf der falschen Seite gelebt. Und jetzt beeil dich. Geh! Schnell“.


Er will also einen Pastor sprechen. Nun rast Gutmensch in die Kapelle, mimt oben angekommen, den brabbelnden Pastor. Innerhalb dieses kurzen Zeitraumes hat sich der Verstand und Wahrnehmungsfähigkeit des Sterbenden mit seinereben noch hohen Konzentration plötzlich bereits verabschiedet:

Dieter konnte keine Banane mehr auf 30 cm Entfernung erkennen, der Tumor hatte die Macht über seinen Kopf längst übernommen

Nein, das passt für mich alles nicht zusammen. Ganz abgesehen davon, dass es wirklich peinlich rührselig daher kommt.

Doch, ich bin überzeugt, dass es einen Gott gibt. Einen Schöpfer von allem, was ist. Wie ich ihn mir vorstelle? Na gerade so, wie ich ihn gerade benötige; Freund, Liebhaberin, Drecksarschloch, Beichtvater, Enkelkind usw. Mal liebe ich ihn, mal wünsche ich ihn zum Teufel .Der hat mit dem, der kirchlicher Lehre wohl eher wenig gemeinsam. Er ist in mir. Würde mir aber tatsächlich so eine Geschichte widerfahren wie oben beschrieben, dann würde ich selbst an meinem Gott heftigst zweifeln. ;)

Für mich ist die Geschichte billige Effekthascherei.

Davon ganz abgesehen imponiert mir deine Tätigkeit, vor der ich mich wahrscheinlich gern drücken würde.

Auch, einem Sterbenden solch einen Wunsch zu erfüllen, wenn es irgendwie möglich ist, finde ich gut. Aber allein die Vorstellung, so wie in deiner Geschichte, bei dem LI ja angeblich genau weiß, was es tut, einem Sterbenden, der diese Verarsche möglicherweise durchschaut, so etwas noch anzutun, halte ich für extrem grausam und menschenverachtend. Niemals würde ich solch einen Klamauk mit ihm veranstalten. Ich könnte es nicht. Da sein, ihn in seinem Glauben unterstützen, fromm lügen, so gut ich kann. vielleicht. Wenn ich es denn könnte.

LG, Mr. @

Hans Beislschmidt 19.12.2014 22:38

Hey @, die Kausalität der Kurzgeschichte ist rissig, ebenso Ablauf und Dramaturgie, zumindest wenn man aufmerksamer Krimileser ist … wohl wahr.
Den Gedanken „wie hälst du’s mit der Religion“ hast du ehrlich dargestellt, wenngleich ich glaube, dass sich ein Gott, so es ihn denn gibt, nicht „benötigen“ lässt. Das scheint mir ein eindimensionales Geschäft zu sein, denn ein solcher wäre in seinem Sein wohl kein Biegegott. Dennoch ein interessanter Aspekt … dieser Liebes-Arschloch-Gott, geschaffen für alle Lebenslagen.
Gruß vom Hans


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