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charis 03.03.2016 20:21

Blaue Wogen
 
Die Sonne räkelt sich auf blauen Bahnen
und schenkt das erste Grün den Weidenzweigen,
die über Schatten hin zum Licht sich neigen.
Im Frühlingsdrängen schwingt ein leises Ahnen

von Seligkeit in immer neuen Reigen.
Ich höre Amseln, die von Lüsten singen,
und Lüfte streicheln Knospen, bis sie springen,
verträumt, fast scheu, die zarte Blüte zeigen.

Noch fass ich kaum des Dunkels Widerspiele,
schon lass ich ungeduldig los die Zügel.
Vergessen sind die Zweifel, vagen Ziele.

Mein Fühlen trägt mich hoch zum Himmelsbogen
und meinen Sinnen wachsen wieder Flügel,
ich räkle mich in zärtlich blauen Wogen.

Erich Kykal 03.03.2016 20:31

Hi, charis!

Ein sehr schönes, getragenes Sonett über den Wechsel der Jahreszeit!

Meine Tipps:

Die Sonne rekelt sich auf blauen Bahnen "räkelt".
und schenkt das erste Grün den Weidenzweigen,
die über Schatten hin zum Licht sich neigen.
Im Frühlingsdrängen schwingt ein leises Ahnen

von Seligkeit in immer neuen Reigen.
Ich höre Amseln, die von Lüsten singen Komma am Zeilenende.
und Lüfte streicheln Knospen bis sie springen, Komma nach "Knospen".
verträumt, fast scheu, sich zarte Blüten zeigen. Inversion. Altern.: "und scheu verträumt die zarten Blüten zeigen.". Falls du dies übernimmst, natürlich dann kein Komma am Ende der Vorzeile.

Noch fass ich kaum des Dunkels Widerspiele, Das Wort bringe ich von der Bedeutung her nicht unter. Was ist gemeint mit einem "Widerspiel"? Wären "Schattenspiele" nicht verständlicher? Um Wiederholung zu vermeiden, könntest du die "Schatten" in S1Z3 in "Nebel" ändern.
schon lass ich ungeduldig los die Zügel. "erschlaffen meine Hände um die Zügel."?
Vergessen sind die Ängste, vagen Ziele. Schöner: "vergessen sind der Ängste vage Ziele."

Mein Fühlen trägt mich hoch zum Himmelsbogen Komma am Ende.
und meinen Sinnen wachsen wieder Flügel,
ich rekele mich in zärtlich blauen Wogen. Lesen müsste man "räkle", um im Takt zu bleiben. Würd ich umschreiben, mit "ä". Allerdings kommt das Wort schon in S1Z1 vor - vielleicht besser: "ich wiege mich in ..."?


Sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

charis 03.03.2016 20:53

:Herz:lichen Dank, lieber Eky,
Die Tippfehler habe ich ausgebessert, Komma auch.
Widerspiele möchte ich nicht ändern. Ist das wirklich schwer zu verstehen?: Das Licht, der Frühling, die Wärme sind Gegenspieler der winterlichen Dunkelheit.
Ich habe was geändert, über die Aufzählung muss ich noch nachdenken, die magst du nicht, das weiß ich schon; aber "der Ängste vage Ziele" geht gar nicht, denn Ängst und Ziele schließen sich für mein Gefühl gegenseitig aus.
Die Wiederholung im letzten Vers ist als Verbindung zum ersten Vers gedacht - der Kreis schließt sich sozusagen.
Lieben Gruß
charis
p.s. laut Duden empfohlen "rekeln", aber mir gefällt das "ä" hier melodisch auch besser.

Chavali 04.03.2016 14:04

Liebe charis,

das ist ein sehr schönes Werk!
Ich mag das Wort Widerspiele auch - irgendwann hatte ich es auch einmal verwendet und hatte die gleiche
Frage gestellt bekommen ;)

Einige von Erichs Vorschlägen gefallen mir auch sehr gut - manches hast du ja schon umgesetzt.
Was räkeln betrifft:
Wer sich ausgedacht hat, das ä in e zu ersetzten, den müsste man den Duden um die Ohren hauen!
So ein Schwachsinn.!

räkeln ist völlig ok ;)


Sehr gern gelesen! Schöne poetische Sprachführung!

LIeben Gruß,
Chavali

ginTon 04.03.2016 18:10

.
Hi charis...

gefällt mir das Gedicht bzw. Sonett auf den Frühling. Wie dieser trägt es
sich Zeile für Zeile mit Leichtigkeit empor und es ist inhaltlich sehr tragend.
Was mir gefällt, ist, dass zwischen Strophe eins und zwei ein Zeilensprung
eingearbeitet wurde. Rein teoretisch hätte man diesen auch zwischen drei
und vier setzen können, es wird immer vorgeschlagen, aber ich nehme das
auch nicht so Ernst. Obwohl mir die Antithese auch ein wenig fehlt, misse
ich sie eigentlich gar nicht. Ein Frühlingssonett kann meiner Meinung nach
schon durchweg frühlingshaft und gefühlvoll sein. ;)

Insofern, gerne gelesen und mit beschäftigt.

LG gin
.

Dana 04.03.2016 19:32

Liebe charis,

ein wunderschönes Sonett.:Blume:

Ich war heute lange in Wald und Flur mit Töchterlein unterwegs. Was wir gesehen, gefühlt und in Vorfreude besprochen haben, entspricht genau dem Inhalt Deines Werkes - nur eben nicht so schön lyrisch. Die Begeisterung war aber intensiv. Dein Sonett hat es für mich heute gekrönt.:Blume:

Liebe Grüße
Dana

charis 05.03.2016 10:58

Liebe Chavali, lieber ginTon, liebe Dana,

Vielen Dank für euer Feedback und Lob!

Mir gelingt beim Schreiben ja eher selten eine so positive Stimmung wie hier zu erzeugen. Umso mehr freue ich mich, wenn der positive Funke dann auch noch überspringt. :)

@ginTon, ja an die These-Antithese-Synthese habe ich hier überhaupt nicht gedacht, ich hoffe das schadet nicht allzu sehr. Ich habe mich hier mehr von meinen Gefühlen, als von handwerklichen Vorgaben leiten lassen. :)

@chavali: ja, die "Widerspiele" werde ich keinesfalls ändern und bei räkeln bin ich auch ganz bei dir; zu Ekys Anregungen habe ich ja schon Stellung genommen, sie sind immer hilfreich.

@dana: Das Gedicht ist tatsächlich nach einem solchen Herumstreunen in der Natur entstanden. :Blume:

Lieben Gruß
charis

juli 05.03.2016 13:09

Hallo charis,:)

Ich bin zu spät, du hast schon geantwortet. Egal. Dein Sonett nimmt mich mit auf diesen Spaziergang. Es strahlt Ruhe und Optimismus aus. Besonders gut gelungen finde ich

"blauen Bahnen".

Ich stelle mir einen Spaziergang vor, der vor der Dämmerung beginnt und in der Dämmerung endet. Ich finde da ist das Licht "blau". Auch kann ich mir die Farbe "blau" als Bild der Ruhe und des Insichgekehrtseins vorstellen.

Ich finde es sehr gelungen!


Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

charis 11.03.2016 16:40

Liebe Syriane,

Vielen Dank für deinen schönen Kommentar!
Ich hoffe, am Wochenende wird sie sich wieder einmal räkeln. ;):)

Lieben Gruß
charis


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