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Sufnus 10.03.2018 15:37

Auf einen jung verstorbenen Dichter
 
Auf einen jung verstorbenen Dichter

Dein Zeichen auf dem Weg zum Wort

entsagt dem zeitversehrten Laut

und pflanzt im leiseren Verreisen



sich durchs Vergessen weiter fort.

Und was dem Bleiben anvertraut,

wird sich als unzerstört erweisen



vorm nie gehörten Klang der Welt,

bis unsre Zeit den Atem hält

und still zu Geist zerfällt.

Erich Kykal 10.03.2018 18:03

Hi Sufnus!

Ich genieße wie immer deine gehobene Sprachhabung und die klangvolle Wortfindung.

Zweierlei fiel mir unangenehm auf:

1) Die für mich unschön wirkende Wiederholung in S1Z2: "-lauten Laut". Und was soll dieses Adjektiv-Konglomerat "zeitlich-laut" überhaupt bedeuten? Klingt auch nicht gut. Ich würde dort ein anderes Wort einsetzen, zB. "aufgebauschten", "aufgeregten", "ungeschlachten" oder so.

2) Die zu unbetont dünne und phonetisch fleischlos ins Nichts verlaufende Schlußzeile mit nur drei Hebern.
Wie wäre es dort mit: "und ebenfalls zu Geist zerfällt." ?


Sehr gern gelesen! :) Erinnert mich an meine eigene Hommage an einen gewissen Wolf von Kalckreuth.

LG, eKy

Laie 10.03.2018 18:26

Hi Sufnus,

ein sehr schönes Gedicht! Gefällt mir richtig gut und ich hab's gern gelesen :)

Ich verstehe unter zeitlich-laut einfach die Beschreibung unserer Zeit, die nunmal oft laut und schnelllebig ist. Der zeitlich-laute Laut klingt jedoch auch in meinen Ohren nicht wirklich gut. Mein Vorschlag wäre hier "zeitlich-schriller Laut". Aber das ist wirklich nur ein Vorschlag :)

Für den letzten Vers sieht meine Meinung wie Erichs aus: Vier Heber fände ich besser, vor allem da der Vers aufgrund des Endreims eindeutig zu den beiden Versen davor gehört, und die Dreihebigkeit irgendwie zu einem Bruch führt.

Gruß,
Laie

P.S.: Mich würde wirklich interessieren, wem hier die Ehre zuteilwird :D Es gibt ja einige jung gestorbene Dichter.

juli 10.03.2018 22:13

Hi Sufnuns,

Mit Genuss gelesen. Das ist eine Sprachmelodie die klingt. :)

Auch ich möchte wissen, für wen diese Worte sind.:Blume:

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Sufnus 11.03.2018 17:10

Vielen Dank, Ihr Lieben fürs Lesen, Reflektieren, Kommentieren! :)
Der zeitlich-laute Laut ist wirklich etwas dick aufgetragen... könnt Ihr Euch vorstellen, wie ich mich in die Schlacht gestürzt hätte, wäre ich bei jemand anderem auf diese Formulierung gestoßen? :D Also: Weg mit dem Doppel-Laut & ein Extra-Dankeschön an eKy & den Laien für die Anregungen! :)

... aber der Dreiheber bleibt!!! :cool: (beim Weltzerfall ist einfach eine Hebung mitdraufgegangen... :D )

....

Achso... und der Dichter: Grundsätzlich darf sich natürlich gerne jeder einen eigenen Besungenen auf das Gedicht reimen (Kalckreuth wäre sicher eine exzellente Wahl), weshalb auch extra kein Name genannt wurde. Aber in erster Linie habe ich persönlich an Walter Calé gedacht...

Chavali 11.03.2018 17:39

Hi Sufnus,
Zitat:

Zitat von Sufnus
... aber der Dreiheber bleibt!!!

ich finds gut, dass du die letzte Zeile dreihebig lässt.
Ich kenne das auch, mir wird das auch desöfteren eingeredet, *dass da ne Hebung* fehlt.
Als ob man das nicht wüsste oder bemerkte - machmal möchte man das einfach so :D
und manchmal macht gerade dieses fehlende Teil die abgerundete Sprachmelodie aus ;)

Sehr schön, deine Hommage an einen Dichter!

LG Chavali

Eisenvorhang 11.03.2018 17:41

Hi Sufnus,

bombenteil - bitte die Dreihebigkeit nicht ändern.

Fügt sich perfekt.

Vlg Ev

Sufnus 11.03.2018 19:13

Merci vielmals, Chav & EV!!! :)
Ich finde die Möglichkeit, zur selben Sache ganz unterschiedlicher ästhetischer Meinung zu sein, immer extrem anregend - und bin deshalb froh, dass eKy & Laie im Falle dieses Gedichts für ein regelmäßigeres Metrum plädieren und mir, syranie, Chavali & EV die Abweichung offenbar schlüssiger im Ohr klingt. Und natürlich haben alle Diskutanten recht, weshalb die ästhetische "Wahrheit" eben auch nicht per Mehrheitsentscheid zu finden ist; es gibt hier eben weitaus mehr Wahrheiten als Leser. :)


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