Gedichte-Eiland

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Angelika 29.12.2016 06:14

Vom Ich zum Ich
 
Ich wäre ja so gerne Ich,
doch ständig kommt mir was dazwischen,
zum Beispiel ein Gedankenstrich -
nicht leicht, mich selber zu erwischen.

Beinahe jeder Fettnapf, der ist mein,
kein Glück für mich, den Unglücksraben.
Oft sind’s die dummen Zipperlein,
die manche Absicht untergraben.

Das kann’s doch nicht gewesen sein.
Nun bin ich vollbepackt mit Jahren
und immer noch nicht weiser, nein!
Mein Lebenszug hat sich verfahren.

Das sagt sich leicht: Sei doch mal Du.
Was hilft mir denn all mein Bemühen -
die Tür zum Ich ist meistens zu.

Erich Kykal 29.12.2016 07:42

Hi Angelika!

Sehr gut mit wohlbemessenem Augenzwinkern verdichtete Selbstfindungskrise! :D

S2Z1 hat fünf Heber statt der sonstigen vier. Altern.: "und jeder Fettnapf, der ist mein," oder: "Kaum je ein Fettnapf ist nicht mein,".

S2Z3 - "voll bepackt" auseinander. "vollgepackt" wäre zusammen.

S4Z2 - "all das Bemühen" wäre flüssiger vorzutragen.


Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Angelika 29.12.2016 09:04

Danke, Erich, für deine Korrekturen. Ich wünsch dir einen weichen Rutsch ins neue Jahr.

Lieben Gruß, Angelika

juli 29.12.2016 11:40

Liebe Angelika,

Da ist alles drinne: Humor, Nachdenkliches, Selbstfindung mit offenem Ende und der erste Schritt zur Selbsterkenntnis ist immer der Weiseste.

Ich mußte schmunzeln und habe dabei auch an mich gedacht. Man wird älter, aber ob die Weisheit mit dem Alter zunimmt, das steht noch in den Sternen.:Aua:rolleyes::D

Rutsch gut ins Neue Jahr, Bleibt gesund.:)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Angelika 29.12.2016 13:49

Liebe Syranie, so ist das Leben. Keiner ist der geworden, der er sein könnte.
Das Leben versaubeutelt uns gewaltig. Aber was soll's, gelebt ist gelebt.
Danke für die Neujahrswünsche, auch ich habe ein paar Wünsche für dich und fürs neue Jahr, die ich dir hiermit und mit freundlichen Grüßen übersende.
Angelika

Kokochanel 30.12.2016 10:41

Guten Morgen,Angelika,

ein Gedicht, das zum Nachdenken anregt. Da Erich ja formale Korrekturen schon angebracht hat, möchte ich mich dem Inhalt widmen:

ein protagonistisches Ich auf dem Wege der Selbstfindung. Wie aber finden Menschen zu sich selbst, zu dem, der sie sind, wenn sich das Bild, das sie nach außen tragen, nicht mit dem inneren Bild deckt, das sie von sich selber haben oder das sie gerne wären?
Indem sie ehrlich zu sich selbst sind und nicht die Schuld auf andere schieben!

Sicherlich prägt uns das Leben, aber solange ein Prot seine Fehler als "Fettnäpfchen" sieht und sich selbst dafür als "Unglücksraben", dem das Schicksal sein Benehmen quasi aufgezwungen hat, wird er Prot sein wahres Ich nicht finden.
Denn er wird sich nicht ändern können.

Ein Mensch wird nun mal an dem gemessen, was er TUT, wie er sich verhält und das hat wenig mit Schicksal zu tun. Der Volksmund drückt es so aus: "Jeder kehre vor seiner eigenen Tür".
Ein herrischer, liebloser Vater/Mutter Lehrer ect. kann noch so oft behaupten, er möge das Kind. Ein egoistischer Ehemann/Frau kann noch so oft sagen, er/sie liebe den anderen. Man wird es ihnen nicht glauben.

Fettnäpfchen und Unlücksrabe deuten als Rechtfertigung und Entschuldigung darauf hin, dass der Prot weit davon entfernt ist, sich selbst zu hinterfragen.
Er sieht sich vielmehr in der Opferrolle.
So lange er dort verharrt, wird er nichts ändern können, denn er ist ja nicht schuld...

Gerne drüber nachgedacht von Koko

Angelika 30.12.2016 14:47

Liebe Kokochanel, ist doch mit Augenzwinkern geschrieben, ist doch keine Selbstfindungsanalyse. Aber das Problem als solches ist natürlich ernstzunehmen. Wäre ich aber dieses Thema "tiefschürfend" angegangen, wäre es natürlich ein anderes Gedicht geworden. Wollte ich aber nicht.

Auch dir wünsche ich einen möglichst weichen Rutsch ins neue Jahr 2017.

Lieben Gruß
Angelika

Dana 12.01.2017 20:26

Liebe Angelika,
da sagst Du was.;)
Ein Spruch: "Der Weg ist das Ziel" wäre ein kleiner Trost.
Sehr schön verdichtet, besonders da ein Zug sich verfahren hat. Man ist also nicht ausschließlich seines Glückes Schmied, denn die Weichen stellt ein anderer.
Ich stelle mir eine andere Frage: "Wann entsteht diese Frage, dass wir nicht sind, wie wir sind? Kommt sie wirklich nur von uns selbst oder haben wir uns selbst verfahren?"
Gekonnt "unverschwurbelt";) - aber sehr gut.

Liebe Grüße
Dana


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