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Walther 06.09.2010 13:25

Gedanken
 
Gedanken


Ich trage mich seit Jahren mit Gedanken:
Sie liegen schwer in meinem Kopf wie Blei.
Da sagen kluge Leute, sie sind frei!
Doch ihr Gewicht lässt mich wie Halme schwanken,

Wenn Sommerwind sie streichelt. Plackerei
Ist mir dies Denken! Hoffnung mag dort ranken
Am Bohnenstock empor, dem langen, schlanken:
Die Mühe geht wie Sommerwind vorbei.

Am Ende soll sie ein paar Früchte bringen:
Sie ernten wird ein anderer als ich.
Zu selten will uns etwas gut gelingen!

Das Säen macht ein jeder nur für sich:
Es wächst so wenig aus den eitlen Dingen,
Nach denen wir uns sehnen flehentlich.

Blaugold 06.09.2010 17:47

Hallo Walther

Ein paar Gedanken über die (eigenen) Gedanken in einem Sonett. Formal, so finde ich, ganz gut gelungen.
"Gedanken sind frei" ist eine bekannte, schöne Metapher für die Befähigung der gedanklichen Imagination, sich alles "durch den Kopf gehen zu lassen", sie in alle möglichen Richtungen zu spinnen und mit ihnen im Geheimen (niemand kann meine Gedanken lesen) zu träumen. Leider sind sie aber auch der Ausgangspunkt für alles Leugnen und Eitelkeiten. Und daraus erwächst wenig "Gescheites", wie du in anderen Worten im Gedicht ausdrückst, ja.
Ich denke aber, man kann ihr oft sorgenvolles oder ängstliches Gewicht negieren, indem man sich ihnen entledigt. Sie regieren allerdings Menschen mit Zwangsstörungen, Psychosen, Neurosen ... ist jemand wirklich vollkommen frei davon?
Sollte ein geistig freier Mensch nicht frei von zwanghaften Gedanken sein?
Vielleicht sollte man die Metapher modifizierend ergänzen: Die Gedanken mögen frei sein, aber frei ist der Mensch ohne diese eitlen, aufgebauschten Abschweifungen. :)


Blaugold

Walther 07.09.2010 18:45

Lb. Blaugold,

mit Deinem Eintrag hast Du den Tenor des Gedichts gut nachvollzogen. Wie in letzter Zeit mit wachsender Begeisterung versuche ich mit meinen Versuchen Assoziationsräume für den Leser zu schaffen, Anstöße zu geben, ohne die letzte Antwort zu vermitteln.

Hier habe ich das mit den "schweren Gedanken" versucht zu erreichen. In der Tat beschweren wir uns oft selbst, indem wir uns hoffnungslos überfordern, in jeder nur denkbaren Hinsicht. Nicht wenige Seelenkrämpfe, oder psychotische Schübe, haben dort ihren Ausgangspunkt.

Nun sind Gedichte dieser Art immer auch ein wenig Selbsttherapie, die man dem Leser als Gerüst zur Verfügung stellt, daß dieser was davon habe (dann reicht es, wenn einer sich den Kopf macht). ;) Das scheint hier wenigstens bei Dir gezündet zu haben.

Zur formalen Qualität meiner Sonettversuche sage ich nichts, weil das zum Einen sich nicht schickt und zum Anderen in Eigenlob ausarten könnte. :D Allerdings weiß ich, wie jeder hier, daß zum Ziel, ein wirklich in jeder Hinsicht wunderbares Sonett zu schreiben, der Weg noch weit ist. Aber man soll das Ziel, so unrealistisch seine Erreichung auch immer sein mögen, nicht aus den Augen verlieren. :)

Danke und lieber Gruß W.


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