Gedichte-Eiland

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Blaugold 22.05.2009 23:59

Heut ist er mir erschienen
 
So, heut ist er mir erschienen,
der, an den ich selten glaub;
(manchmal muss ich ihm doch dienen.
Aberglaube, mit Verlaub!)
nur bisweilen in der Nacht,
wenn das Licht nicht klar erhellt,
was im Zimmer Schemen macht,
und ein Schatten sehr schräg fällt,
seh und hör ich ihn. Er lacht

mir genau ins Angesicht,
amüsiert sich wohl. Ich nicht!
Gestern hat er Furcht gebracht,
heute eben wieder gleich.
Vor dem Mondlicht steht er, bleich
durch das blasse, fahle Licht.
Dämon, Engel, wer? Er lacht.

Wie verwirrt von der Struktur,
die sich bildet mittels Schein,
fesselt mich mein Angstvollsein;
Nie hätt ich im Traum gedacht,
dass es keiner ist. Er lacht.

Bin nicht gläubig, doch beschwör,
alles, was ich seh und hör:
Heute bin ich aufgewacht.


Panzerknacker 26.08.2009 12:51

Hallo Blaugold,

tolle Zeilen, die erinnern mich an ein ähnliches. Da saß auch einer mit blutrot und leuchtetem Kopf neben meinem Bett. Der verschwand erst als ich zitternd endlich das Licht an hatte,

wissende Grüße vom Knacki

a.c.larin 26.08.2009 14:40

hallo blaugold, hallo panzerknacker,

habt ihr vielleicht einen über den durst getrunken?
oder ist "keiner" der, der sich bei mir hinter der tür immer den morgenmantel anzieht?

schrecklich!
larin

badico 26.08.2009 18:48

Lieber Blaugold,
ganz davon zu schweigen, dass mir der Inhalt sehr gefällt ist mir deine unterschiedliche Reimform aufgefallen...wow....ich könnte das im Leben nicht...und das es dann auch noch so schön gleitet und fließt ...echt ein starkes Stückchen!
Sag mal kannst du nicht mal was schreiben, was totaler Mist ist damit ich nicht immer nur schreiben kann "gefällt mir"? Die Wiederholung wirkt sonst so langweilig für dich...

liebe Grüße

Babsi

Klatschmohn 26.08.2009 23:46

Hallo alle Ihr Visionsgeschädigten,
ich werde mich enreihen. Bei mir steht er immer hinter der Zimmerpalme. Schaurig, sag ich Euch!
Bibbernde Grüße,
Klatschmohn

Panzerknacker 27.08.2009 10:02

Hallo alle zusammen,

die Zeilen sind doch wundervoll. Aber ich weiss nicht ob sich unser Blaugold dieses Werk aus den Fingern gezogen hat. Bei mir war es in echt so, hab es in meinem Teuflischen Besuch, (hier im selben Faden) ganz genau beschrieben,

ein zitternder Knacki

Dana 29.08.2009 23:24

Lieber Blaugold,
dein lyr.Ich ist am 22. 5 2009 aufgewacht.;)
Ich kenne den "Erschienenen" auch. Er ist einfach da - aus dem Nichts.
Ja, er ist ein Nichts, und dennoch spukt er herum, warum? Er ist nur da, weil wir ihn haben wollen, egal was dagegen spricht.
Für mich ist dein Gedicht genial und dafür fehlt hier noch die passende Rubrik. Es ist Humor, Satire, Vollmondvision und Verfolgungswahn - aus dem Nichts.
Als Erscheinung klasse gemacht.
Liebe Grüße
Dana

Falderwald 30.08.2009 21:51

Moin Rolf,

ich glaube, dein Lyrisches Ich ist nicht der einzige, dem es so ergangen ist.
Viele Menschen haben unheimliche Visionen oder Erscheinungen.

Gespenster, sagt man heute zwar,
die könne es nicht wirklich geben,
doch manche sehen offenbar
die Geisterwesen ständig schweben.

Sie spuken stets im Kopf herum
und das nicht nur in Vollmondnächten,
es scheint wie ein Mysterium
aus unbekannten, dunklen Mächten.

Bin ich vielleicht auch nur ein Geist,
ein Abbild jener Schreckgestalten,
die sich verschleiernd, magisch, dreist
in virtueller Art entfalten?

Ist alles nur ein böses Spiel
von Illusionen und bizarren
Erscheinungen, die im Profil
die armen Menschen schrecklich narren?

Die Welt ist voll, wer daran glaubt,
von Geistern und von bösen Trollen,
doch sei es allen nun erlaubt,
zu glauben, was sie glauben wollen.

Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir nicht erklären können.

Dein Gedicht hat mir gut gefallen, es hat Flair.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Blaugold 22.09.2009 01:22

Hallo Knacki
Ok, ein Albtraum könnts gewesen sein. Doch berichtet mein LI in der vorletzten Strophe was anderes. :cool:

Hallo larin
Das erzählende Ich im Gedicht könnte alkoholisiert sein, klar. Oder sonstwie drogeriert! Dann passiert subjektiv wahrscheinlich ähnlicher Spuk. Ob mit Morgenmantel oder ohne. :p

Hallo badico
Die Reimform hab ich wild aber strukturiert gesetzt, ja. Auch, dass die Strophen jedesmal zwei Zeilen verlieren. Glaub mir, ich schreib auch um Kritik zu bekommen. Wenn es nur Zustimmung ist, freut es mich - wie jeden - natürlich ebenso.

Hallo Klatschmohn
Hinter deiner Zimmerpalme? Hat "er" mir noch gar nicht erzählt. :eek:

Hallo Dana
Gibt es da einen Zusammenhang wegen dem von dir hervorgehobenen Datum?
Für mich ist der Tag der Einstellung meines Gedichtes Zufall und willkürlich.
Es ist natürlich als Story eine Fiktion. Visionen sind wohl tatsächlich immer wieder möglich, doch sind es eben kaum andauernde Realitäten - das haben Visionen halt so an sich. Das wechselnde Wetter z.B. aber deshalb nicht als Realität zu bezeichnen, weil es auch bisweilen nicht anhält, finde ich genauso vorgegaukelt, wie eine Vision im Umkehrschluss für real zu halten. Erscheinungen der ICH-Psyche im Schlaf werden allgemein für Aktivitäten des Gedankenapparates anerkannt, der sich etwas vorstellt.
Im Gedicht gebe ich allerdings schon in den ersten Zeilen zu lesen, dass sich LI der Funktion des Glaubens bewusst ist. (gibt es einen Unterschied in der Gehirntätigkeit zum Aberglauben? ;))
Und ganz zum Schluss erkennt es, dass jede Vision, auch im Wachen, eben nur eine unbewusste Vorstellung ist: Ängste, Assoziationen etc.
Es ist doch höchst interessant, dass z.B. in anderen religiösen Kulturen als der christlichen weder von Teufel noch von Engeln geträumt oder im Geist hantiert wird, oder? Ganz klar, von denen "weiß" das konditionierte Hirn nichts!
Oder kennst du jemand aus dem christlichen Kulturumfeld, der vor einem der tausend indischen Göttern Angst hat, Albträume damit verbringt oder z.B. Visioen von Vishnu hat...? :rolleyes:
Aber klar, das Gedicht zeigt auch eine Art Verfolgungswahn.


Hallo Faldi
Du hast da mit deinem Antwortgedicht einen Großteil meiner inhaltlichen Intention wiedergeben. Aber haben wir die Wahl, zu glauben, was wir wollen?
Vor allem im sogenannten "Spiritismus" ist dieser Glaube verbreitet. Doch sind wir wahrscheinlich ziemlich voller Illusionen, in der Annahme, an Freiheit zu glauben, sei frei. Ich denke, dass erst ein Aufwachen aus allen Konditionierungen des Denkens es sich selbst negieren und sich "im Geist" befreien kann.
Und eigentlich kann man ja kaum sagen, dass viele Dinge zwischen Himmel und Erde unerklärlich sind, solange nicht der Himmel selbst (nur) als Idee gesehen wird. Fällt dieser "Traum", weil als Vorstellung des Glaubens erzeugt, weg, bleiben nur die Dinge auf Erden. Und so mystisch die dann auch sein mögen oder anmuten - sie sind. Das Wetter ist ja auch nicht, weil manche dran glauben.

Ich danke euch für alle Kommentare, und betrachtet meine philosophischen Ausschweifungen als gern und wie das Gedicht mit Augenzwinkern dargereicht. :)


Blaugold

DerWortspieler 12.11.2009 20:51

Hallo Blaugold,

ein höchst interessantes Werk, was einen ganzen Lastwagen an philosophischen Möglichkeiten vor einem auskippt. In dem Text kann isch wohl jeder in irgendeiner Form finden, was den Text zu "genial" mutieren lässt.

Sehr gern entdeckt

Gruß vom Wortspieler


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