Gedichte-Eiland

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Galapapa 24.11.2010 15:02

Stück für Stück
 
Ich hab im Leben manches Hoch und manches Tief gesehen,
mit etwas Wehmut blick ich heut zurück.
So sah ich Jugend, Träume, Liebe und auch Hass vergehen,
die Lebensweisheit reifen, Stück für Stück.

Vergangne Tage liegen heute stumm in grauem Nebel,
nur noch der Augenblick im Sein ist wach.
Das Schicksal zog stets gnadenlos an seinem starken Hebel,
trieb mich in die Bestimmung, nach und nach.

Längst hab ich jenen Kelch in meine alte Hand genommen,
genippt, ganz ohne jugendliche Gier.
Seh Falsches, Richtiges, die Fehler nur noch ganz verschwommen,
erlebe frei reales Jetzt und Hier.

Die Träume meiner Jugend sind Ernüchterung gewichen,
das Leben überholt mich Schlag auf Schlag,
ganz unaufhaltsam kommt das Ende meiner Zeit geschlichen,
stirbt eine Hoffnung nach der andern, Tag für Tag.

Dennoch durchströmt Zufriedenheit ganz langsam mein Befinden,
ein Lächeln formt sich still auf meinem Mund.
Bald wird die Gegenwart sich mit der Zukunft fest verbinden,
Vergangenheit verwischen Stund um Stund.

Dana 25.11.2010 20:31

Lieber Galapapa,
dein Stück "Stück für Stück" ;) ist ein wunderbares Resümee und gekonnt umgesetzte Lyrik. Ein Lebenslauf auf lyrisch, der versöhnend und beruhigend auf einen Leser wirkt, der einen Großteil des Weges nachvollziehen kann. :(

Ein schöner Einstieg in Erinnerungen, ein Anerkennen der Vergänglichkeit und ein Einlassen in das Jetzt, wie es eben ist.


Mein kleines Aber und Oh:

Zitat:

Zitat von Galapapa (Beitrag 47360)


Längst hab ich jenen Kelch in meine alte Hand genommen,
genippt, ganz ohne jugendliche Gier.
Seh Falsches, Richtiges, die Fehler nur noch ganz verschwommen,
erlebe frei reales Jetzt und Hier.

Die Träume meiner Jugend sind Ernüchterung gewichen,
das Leben überholt mich Schlag auf Schlag,
ganz unaufhaltsam kommt das Ende meiner Zeit geschlichen,
stirbt eine Hoffnung nach der andern, Tag für Tag.


Aber: Das lyr. Ich spricht sehr offen und dürfte die "ruhige" Hand durch "alte" ersetzten, des Leseflusses wegen. Was meinst du?


Oh: Wenn man so will, kann man eine gewisse Doppeldeutigkeit beim Überholmanöver (Schlag auf Schlag) denkend einfließen und schnell genesen lassen. :)

Für mich wieder eines vom Feinsten.

Liebe Grüße
Dana

Galapapa 26.11.2010 15:02

Stück für Stück
 
Hallo liebe Dana,
so sehr ich mich grfreut habe, von Dir wieder einen Kommentar zu bekommen, so sehr war ich auch erfreut über Deine schön und treffend formulierte Interpretation. Ich danke Dir herzlich dafür!
Ein Wort zu Deinem Vorschlag, für den ich Dir ebenfalls danke:
Bei der "ruhigen Hand" hatte ich mir natürlich auch etwas Bestimmtes gedacht (Ruhe und Gesetzsein, die aus Erfahrung entstanden sind), andererseits hast Du Recht, wenn man das "ruhig" mit dem H spricht, dann hopert's. Ich nehme deshalb Deinen Vorschlag dankend an.
Zum "Oh": Man kann in der Tat in zwei Richtungen denken:
- man kann nicht mehr Schritt halten, mit dem Leben
- die Vergangenheit holt einen ein.
Gedacht hatte ich an das Erstere.
Danke für Dein schönes Lob!! :)
Galapapa


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