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juli 07.02.2018 09:56

Die letzte Tür
 
Die letzte Tür

Die Räume waren nicht geträumt,
sie dienten dir als Himmelszelt,
nun ist die Wohnung leergeräumt,
nichts blieb von deiner bunten Welt.

Du gingst in einer Mondennacht,
ein tiefer Atemzug war Kür,
bist morgens nicht mehr aufgewacht,
alleine durch die letzte Tür -


von Erich Kykal

Dein Leben ist nun leergeräumt,
es blieb von deiner bunten Welt
an Räumen nichts, was hingeträumt
dich wärmte unterm Himmelszelt.

Du gingst in einer Mondennacht,
die wie geschaffen war dafür,
bist morgens nicht mehr aufgewacht -
alleine durch die letzte Tür.

von Sufnus

Die letzte Tür?

Die Wohnung ist jetzt leer geräumt,
sie war mal Deine Welt,
die bunten Räume nur geträumt?
Dein Stern, er fehlt am Himmelszelt.

Du gingst auf Reisen über Nacht,
ein tiefer Atemzug als Kür,
bist einfach nicht mehr aufgewacht,
gingst durch die offne Tür.


Erich Kykal 07.02.2018 11:51

Hi Sy!

Schön geschrieben, aber ist da nicht ein inhaltlicher logischer Widerspruch in S1?

Du schreibst von einer leergeräumten Wohnung, behauptest aber in Z4, der angesprochene Dahingegangene hätte "unterm Himmelszelt" gelebt.

Am Ende von S1Z4 übrigens kein Komma, dafür eins am Ende von S1Z3.

Die Aussage dieser Zeile erschließt sich mir übrigens auch nicht: Warum sollte es wichtig sein, dass die Räume (der Wohnung und bunten Welt aus Z1 und 2?) nicht geträumt waren? Wenn die Wohnung leergeräumt werden konnte, war sie sicher real, oder?

Oder ist sogar der Begriff dieser Wohnung schon symbolisch gemeint, ähnlich wie "das Haus seines Lebens"? Falls ja, sollte dies aber irgendwie erklärt oder zumindest angedeutet werden, denn sonst geht der Leser von einer realen Wohnung aus.

Möglich wäre, den Terminus "Wohnung" durch ein allgemeineres Wort zu ersetzen, das eher symbolisch deutbar ist:

Dein Leben ist nun leergeräumt,
es blieb von deiner bunten Welt
an Räumen nichts, was hingeträumt
dich wärmte unterm Himmelszelt.

Du gingst in einer Mondennacht,
die wie geschaffen war dafür,
bist morgens nicht mehr aufgewacht -
alleine durch die letzte Tür.


Ich habe mir zudem erlaubt, Alternativen für einige andere Stellen anzubieten, die den Inhalt zugänglicher machen oder die Sprachmelodie flüssiger gestalten, zumindest nach meinem Dafürhalten; zB. den Satzbau in S1 oder die etwas für den Reim bemüht wirkende "Kür" in S2Z2.

Ich hoffe, ich bin nicht zu weit gegangen! :o

Sehr gern gelesen! :)

LG, eKy

Sufnus 07.02.2018 16:42

Hier sind gleich zwei schöne und (bei so ähnlicher Komposition) ganz und gar verschiedene Gedichte zu finden... danke syranie und Erich fürs Lesenlassenkönnen! :)

Ein die konkrete Situation einer Wohnungsauflösung beschreibendes Gedicht von syranie und von Erich als Antwort darauf ein stärker symbolisch gefasstes Gedicht über die irdische Endlichkeit.

Ich bin, wie Erich, bei den Zeilen 3 und 4 der ersten Strophe auch leicht ins Straucheln geraten und nicht ganz sicher, ob ich den intendierten Zugang gefunden habe. Ich würde es so verstehen: Nachdem die Wohnung jetzt leer geräumt ist, scheint es so, als ob die bunte Welt des Verstorbenen nur ein Traum war, da nichts mehr geblieben ist. Aber für den Verstorbenen war die Wohnung eine ganze Welt, ein Himmelszelt.

:Blume:

Erich Kykal 07.02.2018 18:37

Hi Sufnus!

Dann hätte es wohl heißen müssen: " ... lebte im (oder: in seinem) Himmelszelt".

"Unterm Himmelszelt" bedeutet für mich: Freier Himmel, also draußen. Für eine Wohnung würde ich so einen Vergleich niemals verwenden.

Nein, für mich ist da ein logischer Widerspruch. Mal sehen, was Sy wirklich meinte ...

LG, eKy

Ophelia 08.02.2018 10:26

Liebe Syranie,

mir geht es hier ähnlich wie Erich. Mir gefällt dein Gedicht :), aber ich kann dem ersten Vers nicht so ganz folgen. Erichs Vorschlag finde ich gut, allerdings würde mich interessieren, wie du es gemeint hast.

Herzliche Grüße

Ophelia

Chavali 08.02.2018 11:30

Liebe syranie,

da stimme ich den Vorschreibern ausnahmsweise mal zu.
Schöne Idee, passt ganz in mein Empfinden, aber wie gesagt, ein wenig verwirrend.

Na, du wirst es schon aufklären und uns wissen lassen, was gemeint ist.
Wobei ich immer mal finde,
dass die Intention des Dichters auch mal im Verborgenen liegen bleiben kann...;)

Liebe Grüße,
Chavali :Blume:

juli 08.02.2018 11:32

Lieber Erich, Sufnus und Ophelia und Chavali:Blume:

Ich verstehe Eure Kritik. Ich habe das Leerräumen einer Wohnung nach einem Todesfall gemeint. Der Mensch stand mir sehr nahe. Ich habe die Wohnung von meinem verstorbenen Bruder auflösen müssen. Was übrigbleibt, wenn man nicht mehr lebt ist nicht viel. Für ihn was es ein Himmelzelt.

Habt danke für Eure Gedanken:Blume: und ganz besonders Dank an Erich:Kuss für sein schönes Gedicht.:Blume::)

Ich werde es oben mit hineinstellen.

Ich habe an der 1sten S etwas gebastelt, hoffentlich wird der Sinn nun klarer. Im Moment gelingt mir nichts Besseres.:o:)

Liebe Grüße aus dem sonnigen Norden sy

:Blume::Blume::Blume:

Laie 08.02.2018 11:43

Hi sy,

ein wunderschönes und traurig berührendes Gedicht. Ich habe es wirklich sehr, sehr gern gelesen.


Grüße,
Laie

juli 08.02.2018 11:48

Danke Laie:):Blume::)

Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Sufnus 08.02.2018 15:32

Mein Beileid, syranie.

Hier noch eine Version... keine Okkupation... nur der Versuch eines Tributs und - vielleicht - einer vorsichtigen Aufhellung...


Die letzte Tür?

Die Wohnung ist jetzt leer geräumt,
sie war mal Deine Welt,
die bunten Räume nur geträumt?
Dein Stern, er fehlt am Himmelszelt.

Du gingst auf Reisen über Nacht,
ein tiefer Atemzug als Kür,
bist einfach nicht mehr aufgewacht,
gingst durch die offne Tür.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:12 Uhr.

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