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Walther 21.01.2011 13:49

Nach.t.frage
 
Nach.t.frage


Wenn sich am leeren Fenster Sonne zeigt,
Kommt da ein Tag, ein guter neuer Morgen?
Geht sie, die Nacht, mit ihr die dunklen Sorgen,
Im schwarzen Tuch, wenn alles stumm ist, schweigt,

Wenn selbst die Dielen sich im Knistern üben?
Das erste Licht, noch fahl, färbt sich schon rot.
Das Blut des Morgens fließt, die Angst ist tot,
Die Hoffnung kommt, erst langsam, dann in Schüben,

Bricht sie sich Bahn, es sinkt die Herzfrequenz.
Das Fenster, dieser Ausschnitt aus dem Leben,
Belebt sich nun, und in der Konsequenz

Will sich die Ahnung zur Gewissheit heben:
Die Frage, die sich stellte, geht als Nacht.
So ferne sie auch scheint: Sie bleibt auf Wacht.

Gert-Henrik 10.02.2011 17:11

Wenn sich am leeren Fenster Sonne zeigt, - xXxXxXxXxX
Kommt da ein Tag, ein guter neuer Morgen? - xXxXxXxXxXx ("neuer" wirkt auf mich silbenfüllend)
Geht sie, die Nacht, mit ihr die dunklen Sorgen, - xXxXxXxXxXx
Im schwarzen Tuch, wenn alles stumm ist, schweigt, - xXxXxXxXxX

Wenn selbst die Dielen sich im Knistern üben? - xXxXxXxXxXx
Das erste Licht, noch fahl, färbt sich schon rot. - xXxXxXXxxX (das "färbt" ist mE betont, nicht das "sich")
Das Blut des Morgens fließt, die Angst ist tot, - xXxXxXxXxX
Die Hoffnung kommt, erst langsam, dann in Schüben, - xXxXxXxXxXx

Bricht sie sich Bahn, es sinkt die Herzfrequenz. - xXxXxXxXxX
Das Fenster, dieser Ausschnitt aus dem Leben, - xXxXxXxXxXx
Belebt sich nun, und in der Konsequenz - xXxXxXxXxX

Will sich die Ahnung zur Gewissheit heben: - xXxXxXxXxXx
Die Frage, die sich stellte, geht als Nacht. - xXxXxXxXxX
So ferne sie auch scheint: Sie bleibt auf Wacht. - xXxXxXxXxX (das "ferne" hat eine Auffüllsilbe; z.B: so weit entfernt und doch bleibt sie auf Wacht)



Hallo Walther :)

Zum Formalen s.o. Einen Holperer i. e. S. habe ich nur in S2V2 gelesen.
S1V4: stumm ist schweigt - für mich sehr gelungen, Form und Inhalt wirken miteinander
S4V3: Das Spiel mit dem Titel und dem Aufwachen einerseits, das Empfinden einer gewissen Deplatziertheit des Wortes andererseits. Zusammen mit dem "ferne" etwas altbacken.
Andererseits ist es die Auseinandersetzung eines älteren Menschen mit dem Tod.
Die von Dir intendierte Frage ist wohl:
Werde ich (heute nacht) sterben bzw. den nächsten Morgen erleben?

Gegen das nackte Grauen, das mit der tatsächlichen Auseinandersetzung mit dem wirklichen Tod aufkommen kann, ist wohl kein leicht zu erringendes Kraut gewachsen.

Das Werk erinnerte mich wieder an diese so wundervolle Arie aus der Johannespassion von J.S. Bach:
"Mein teurer Heiland, laß dich fragen,... Bin ich vom Sterben frei gemacht?"

Gerne gelesen!

LGvL.

Walther 13.02.2011 16:44

Lb. Lipiwig,

Deine Textkritik geht sehr tief, und das ehrt den Autor.

Der "neue" Morgen ist nicht silbenfüllend, das ist eine bewußte Verstärkung. Es wäre leicht durch "schöner", "frischer" etc. zu ersetzen.

S2Z2 sehe ich durchaus nicht wie Du. Das spricht sich im freien Vortrag, wie wenn es so zu sein hätte, also ohne ein vorheriges Zögern. Ich versuche weitgehend der Sprachmelodie den Vorrang zu geben und die Sache nicht durch eine Inversion zu verschlimmbessern.

Man könnte den Vers wie folgt umbauen: "So weit entfernt sie scheint." Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen. Danke für diesen Hinweis.

Dein Lob macht mich etwas verlegen, weshalb das Antworten ein bißchen gedauert hat.

LG W.

horstgrosse2 14.02.2011 13:28

@Walter



Zeile zwei würde ich auf alles Fälle „guter und neuer“ tauschen, oder Vorschlag:
Bringt da der Tag, ein neuen guten Morgen

Zitat.
Wenn selbst die Dielen sich im Knistern üben?
Wenn selbst die Dielen sich mit Knistern üben?

Zitat:
Das erste Licht, noch fahl, färbt sich schon rot.
Das erste Licht, noch fahl, färbt sich gleich rot. /Deswegen, weil entweder noch fahl nicht gleich: „schon rot“ sein kann.

Zitat:
Will sich die Ahnung zur Gewissheit heben:
Schau mal, wäre das besser?
Will doch die Ahnung mir Gewissheit geben:

Gefällt Walter. Besonders: Das Blut des Morgens fließt, die Angst ist tot,

Walther 19.02.2011 13:04

Lb. Horst,

danke für Deine vielen Vorschläge:

(1) "mit" statt "im" Knistern:
Die Dielen über das Knistern, also "im".

(2) "gleich" statt "schon" rot:
Das "schon" heißt, jetzt beginnt das Färben. Wenn man den Text weiterliest, wird klar, daß das "schon" die richtige Wahl ist.

(3) Das Gedicht ist unpersönlich gehalten. Deine Variante würde dies kurz vor Schluß ändern.

Schön, daß es Dir trotzdem :) gefallen hat!

LG W.


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