Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 05.11.2013 13:39

Nachtwerdung
 
Der Wind erkühlt, ein unerkanntes Grauen
entrückt die Lieder, die von Taten singen,
die uns in Tages Helligkeit gelingen,
wenn hoch die Himmel steigen und erblauen.

Die Nacht erhebt sich, ihre dunklen Schwingen
den Lüften überbreitend auf den Auen,
gewärtigend, was keine Augen schauen,
nur Herzen noch erfühlen und durchdringen.

Wie Nebelhauch aus Ahnung und Gefahren
wächst nun ein Schweigen in die leeren Lande,
und all die Dinge, die erquicklich waren,

sind nun beängstigend und wie verbogen,
als lockten sie den Wanderer zum Rande
des Abgrunds, den er selbst herangezogen.

Chavali 11.11.2013 19:44

Hallo Erich,

hier möchte ich dir nur sagen, dass es ein Genuss ist, diese Zeilen zu lesen.
Es muss nicht immer ein persönliches Gefühl verdichtet werden - auch latente Befindlichkeiten sind es wert,
in poetische Worte gekleidet zu werden.

Schön, wie du jeden persönlichen Bezug außer Acht lässt und dennoch kann man sich einfühlen.
Zitat:

die uns in Tages Helligkeit gelingen,
Hier hätte ich deswegen auch lieber statt uns in des (Tages Helligkeit) gelesen :)


LG Chavali

Erich Kykal 11.11.2013 19:51

Hi, Chavi!

Erst mal vielen Dank für Kommi und Komplimente!:)

Dein Vorschlag ist nicht schlecht und durchaus überlegenswert. Was mich noch zögern lässt ist einzig der Umstand, dass die Zeile mit "uns" schöner und flüssiger klingt als mit "in des". Ich denke darüber nach.

LG, eKy

Dana 28.01.2014 19:39

Lieber eKy,

ich werde niemals begreifen, wie solche Bilder in solch melodischen Worten von einem gemalt werden, der permanent jedem Hauch von innewohnender Romantik widerspricht.:p
Ich habe eine neue Sichtweise: In dir wohnt ein Romantiker, er wurde mit dir geboren. Böse Wächter haben ihn eingesperrt und in Ketten gelegt. :(
Sie können aber nicht verhindern, dass der Romantiker strahlt. Diese Strahlung kommt in Gedichten durch.
Uns Lesern genügt es zum Vergnügen und Genuss.:)
Ich denke aber ebenso oft an den "Gefangenen". Er ist in dir und nur du kannst ihn befreien.:cool:

Ein wunderschönes Sonett in Betrachtung der Natur und eines Menschenlebens, das wiederum der Natur zuzuordnen ist.

Liebe Grüße
Dana

Erich Kykal 28.01.2014 20:42

Hi, Dana!

Goethe's Faust zu seinem Famulus Wagner:

Du bist dir nur des einen Triebs bewusst:
O lerne nie den andern kennen!
Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust!
Die eine möcht sich von der andern trennen.
Die eine hält in derber Liebeslust
sich an die Welt mit klammernden Organen,
die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
zu den Gefilden hoher Ahnen!


Du durchschaust mich deutlicher, als dir vielleicht bewusst ist! Ich bin ein echter Kopfmensch, der jederzeit der klaren Vernunft das Wort redet, der Beweisbarkeit verlangt oder zumindest eine fundierte Theorie.
In Gesellschaft müsste man sich schon extrem was einfallen lassen, um mich zu emotionalen Lastwechseln zu veranlassen - da bin ich wie ein freundlich-unverbindlicher Mr. Spock, und jeder gleitet früher oder später an dieser gefühlsbereinigten Fassade ab.
Aber es gibt eben auch den anderen, der von Herzen lieben, leben und glauben will - und der schreibt Gedichte, um existieren zu dürfen! Der andere lässt ihn sonst nie mehr raus, weil er zu oft und zu tief verletzt wurde - das wird der Vernünftige, der den Verwirrten sachlich betreut, der Welt nicht mehr erlauben!

LG, eKy


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