Gedichte-Eiland

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Walther 14.11.2014 16:45

Anlassgemäß
 
Anlassgemäß


Habe mir heute einen großen Block
Abgestandene Luft aus der schlechten
Stimmung geschnitten und bin damit
In den Hof Ballspielen gegangen

Erstaunlich wie fluffig so eine Portion
Wut ist – angereichert mit heiligem
Zorn über unheiligen Irrsinn veredelt
Mit falscher Wortwahl und effektiver

Nichtkommunikation ich habe jedes
Mal ins Tor getroffen – unhaltbar der
Ball unhaltbar der Mensch unhaltbar
Alles das was wir für wir gehalten

Hatten im Raum schäumte die Stimmung
Über und die bösen Worte machten die
Ganze weite Runde – mindestens einen
Halbmarathon lang ich ließ dem Ball die

Luft raus steckte mir das Hemd in die
Hose trocknete mir mit einem Tempo
Die Stirn und machte mich fröhlich
Pfeifend vom Acker - anlassgemäß

wolo von thurland 14.11.2014 20:28

hallo walther

ich bin mir nicht sicher, ob da wirklich überall jedes wort an seinem platz auch wirklich da "hingehört" nach den regeln der ästhetik (rhetorik??).
aber im grossen ganzen ergibt sich für mich eine ästhetische und sinnreiche syntax aller beteiligten bedeutungstragenden elemente, wobei die hand des schreibenden jederzeit sichtbar ist. und das finde ich gut so. es seziert das erzählte, es legt das geschehene, die geschichte, unters messer und unters mikroskop!
wie gesagt, vielleicht könnte man noch elegantere, drastischere, klangvollere etc. p.p. wörterfolgen machen, aber die idee und was man davon sieht, überzeugt mich.

gruss
wolo

Walther 17.11.2014 17:45

gruezi wolo,

danke für deine freundliche betrachtung dieses versuchs, ein sauberes prosagedicht hinzubekommen. da ist bei mir in der tat noch luft nach oben. :)

lg w.

wolo von thurland 20.11.2014 19:07

Für mein Gefühl schaffst du in Sachen Prosagedichte Texte, die Lust auf Lesen machen. Damit ist da in einem unüblichen Sinne "Luft nach oben".
Was ich nicht mag, sind Texte, die so knochentrocken und staubig daherkommen, dass man hofft, es möge ja kein Wind (Dialekt: Luft) aufkommen.

Prosagedicht - ein packender, widersprüchlicher, noch nicht sehr besetzter Begriff.
Aber wenn ich Goethe lese, denke ich oft: Da schrieb einer ganz selbstverständlich Prosagedichte, während sich Schiller und andere auf den Kopf stellten und Purzelbäume schlugen, um ja sich von Prosa abzuheben.

Gruss
wolo

Walther 26.11.2014 15:52

Hi wolo,

Goethe schrieb schon metrisch und strukturiert. das war im 18. und 19. jahrhundert anders als heute. Erich Fried hat da neue - und andere - maßstäbe gesetzt.

man muß immer mal wieder etwas versuchen. :)

lg w.


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