Gedichte-Eiland

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Chavali 28.06.2015 11:15

Stillstand
 

N
eue Wege suchen wir,
Stillstand ist der Liebe Tod.
Sage mir, was suchst du hier?
Liebst du auch das Morgenrot?

Möchtest du in Wolken baden,
schwimmen in versunknen Seen?
Gehst du auch auf Barrikaden,
um der Liebe beizustehn?

Hast du ein paar Münzen über,
wenn du durch die Straßen gehst?
Schenkst du ihn dem Waisenkinde,
weil du seinen Schmerz verstehst?

Watest du in hohen Gräsern,
suchst du auch der Steine Spur?
Ist dein Herz - wie meines - gläsern,
folgst du deinem großen Schwur?

Neue Wege suchen wir.
Stillstand ist der Freiheit Tod.
Geh mit mir den Weg des Lebens,
komm mit mir ins Abendrot.





Erich Kykal 28.06.2015 11:35

Hi, Chaivilein!

Tipps:

Neue Wege suchen wir,
Stillstand ist der Liebe Tod.
Sag mir, was ist dein Begier? "Entweder: "deine Begier(de)"(passt nicht in den Takt) oder "dein Begehr(en)". So ist es falsch. Altern.: "Sag mir, was ist dir Begier?" oder schöner: "Sage mir, was suchst du hier?"
Liebst du auch das Morgenrot? Lyrisch edler: "auch du". Bleibt aber Geschmacksache.

Möchtest du in Wolken baden,
schwimmen in versunknen Seen? Was sind "versunkne Seen"? Es klingt sehr gut, aber ein Bild will sich mir nicht zeigen. Meintest du "verwunschnen"? "Versunken" im Sinne von "vergessen" lässt sich auf Gewässer jedenfalls nicht anwenden, das geht nur für Zivilisationen!;)
Gehst du auch auf Barrikaden, "auch du"?
um Gerechtigkeiten beizustehn? Zeile überlang! Altern.: "um der Liebe beizustehn?"

Hast du einen Zehner über,
wenn du durch die Straßen gehst?
Schenkst du ihn dem Waisenkinde, Hier fehlt leider der Reim auf "über". Schade - alle anderen Strophen sind stringent gereimt.
weil du seinen Schmerz verstehst?

Watest du in hohen Gräsern,
suchst du auch der Steine Spur? "auch du"?
Ist dein Herz, wie meines, gläsern, Das "- wie meines -" würde ich hier zwischen Bindestriche setzen.
folgst du deinem großen Schwur?

Neue Wege suchen wir.
Stillstand ist der Freiheit Tod.
Geh mit mir den Weg des Lebens,
geh mit mir ins Abendrot. Die Wiederholung wirkt hier nicht so packend. "Folge mir ins Abendrot." gefiele mir lyrisch besser.


Gut geschrieben und sehr gern gelesen!:)

LG, eKy

Chavali 28.06.2015 14:56

Lieber Erich,

du hast die Pferdefüße gesehen und benannt ;)
Dafür bin ich dir dankbar und ich werde noch heute die Veränderungen vornehmen.
Besonders die dritte Zeile von Strophe 1 gefällt mir in ihrer Umstellung.

Was die versunknen Seen betrifft:
Nun ja, ich hätte jetzt darunter etwas Gewesenes und unwiederbringlich Verlorenes gesehen.
Vielleicht ist diese Formulierung im Zusammenhang mit Seen wirklich etwas weit hergeholt :o

In Strophe 3 fehlt ein Reim, das ist richtig. Ich kanns nicht begründen, warum.
Es hat einfach auch so gepasst in dem Moment :)
Aber ich schaue mal, wie sich das abändern kässt.

Auch deine Vorschläge fü die Strophen 4 + 5 gefallen mir. Herzlichen Dank!

Lieben Gruß,
Chavi

ginTon 28.06.2015 19:10

Hi chavilein,,

liest sich sehr gut der Text. Ich finde das Thema "Stillstand" ist gut umgesetzt.

Aufgefallen ist mir nur die Zeile: um Gerechtigkeiten beizustehn? , welche hörbar
aus dem Takt schlägt.

Wie wäre es mit um dem Andern beiszustehen wenn man es auf alle festmachen möchte

oder

um gerecht mir beizustehen wenn es sich um eine Beziehung handelt...

gerne mit beschäftig :)...liebe Grüße gin

Falderwald 28.06.2015 20:48

Hi Chavi,

ich habe mir jetzt Text und Kritiken durchgelesen.

Zum einen möchte ich sagen, dass mir das Gedicht sehr gut gefällt, zum anderen aber auch, dass die Anmerkungen zum Teil nicht unberechtigt waren.

Es heißt tatsächlich "die Begier" also "deine", schade, dass es so leider nicht geht, denn es liest sich ziemlich gut.

Die "versunknen Seen" hingegen finde ich als Metapher sehr gut gelungen. Das hat was, auch wenn Seen nicht wirklich versinken können, aber das macht ja gerade den Reiz aus, man muss an dieser Stelle unweigerlich darüber nachdenken.

Auch würde ich auf gar keinen Fall "wie meines" zwischen zwei Bindestriche stellen, das gefällt mir überhaupt nicht.
Wofür? Das macht nur die Pausen länger, die Kommata reichen vollkommen aus und lassen den Satz viel flüssiger fließen.

"Auch du" würde ich lediglich in der vierten Strophe verwenden. Damit ist eine zweite Wiederholung vermieden. In Strophe eins und zwei kannst du "du auch" belassen, klingt auch meines Erachtens an dieser Stelle besser.

Um das metrische Gleichgewicht am Ende von Strophe zwei wieder herzustellen, könntest du das Wort "Rechtssinn" verwenden.

"um dem Rechtssinn beizustehen"

"Folge" mir ins Abendrot ist eine gute Idee, würde ich so auch umsetzen.

Der Text hat mir gefallen, weil er viele Fragen stellt, ohne eine Antwort darauf zu verlangen. Man weiß ja auch, was von den üblichen Versprechungen zu halten ist.
Nur wer bis zum Ende bleibt, ist auch der Richtige.

Und so ist die letzte Zeile die einzig richtige und sinnvolle Aufforderung. :Blume: :)

Aufgabe erfüllt...:)


Gern gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald



Chavali 29.06.2015 19:37

Hi ginnie,

Zeile vier von Strophe drei scheint mir auch am wenigsten gelungen.
Deswegen werde ich an einigen Stellen noch eine Überarbeitung vornehmen.

Vielen Dank, dass du geschaut hast und für den Vorschlag diesbezüglich.


Moin Faldi,

genau deswegen habe ich noch auf einige Kommis gewartet, ehe ich Veränderungen vornehme.

Schön, dass du einige Stellen näher beleuchtet und mir Fingerzeige gegeben hast.

Danke dir dafür!


Euch beiden liebe Grüße,
Chavi


Nachteule 01.07.2015 16:26

Hallo Chavali,

Dein Begier-Vers will mir auch nicht so rechte gefallen. Allerdings bekomme ich gerade auch nichts besseres hin, überlasse ihn also der allgemeinen Kritik. ;)

In der zweiten Strophe änderst du das Metrum leicht, indem du Teils weibliche Kadenzen einführst. Das finde ich etwas störend. Zudem würde ich "Seen" zweisilbig sprechen. Se-en. Dann hätten nicht nur alle Verse weibliche Kadenzen (beizustehen müsste natürlich erweitert werden), sondern die Gleichheit wäre auch größer, da dann zumindest die Strophe in sich die selben Kadenzen hätte.
Da auch mir beim Lesen bereits aufgefallen ist, dass du einen Versfuß zu viel hast, werde ich dir mal meinen Vorschlag unterbreiten: ;)
"Um dem Guten beizustehen"

Das geht etwas weiter als die Gerechtigkeit, wäre aber sicherlich nicht schlecht. Dem Kind Geld zu schenken fällt nur sehr weitläufig unter Gerechtigkeit, ist aber bestimmt etwas gutes.
Es ginge aber auch "um Gerechten/m beiszustehen."

Wenn du die Waisen bei deine Waisenkindern lassen willst, würde ich "Übrig" schreiben, da das sauberer klingt.
Den Zehner finde ich zu konkret. Vielleicht "Hast du ein paar Scheine/Münzen ürig"? Alternativ, mit mehr Aussicht auf einen Reim, könntest du auch etwas in dir Richtung
Kannst du dich von Münzen/Scheinen trennen
schreiben. natürlich geht auch etwas ähnliches.
Hier hast du ein ähnliches metrisches Schema, wie im Vorvers. Das lässt die Vermutung zu, dass du vielleicht den ersten etwas überarbeiten könntest. :) Wenn du den ersten Satz umstellst, dass er keine (leichte) Inversion mehr ist, bekämst du das hin:
"Sieh, wir suchen neue Wege,"
Dann bräuchtest du nur einen neuen Reim. Statt "Wege" kannst du auch Ziele oder dergleichen einsetzen und hättest dadurch noch weitere mögliche Reime.

In der vierten Strophe würde "durch hohe" besser passen, aber das würde deinen Reim zerstören. Dann folgt in V2 allerdings das dritte "suchen", was für mich, glaube ich, zu viel ist. "Folgst" würde auch gehen. Dann allerdings mit der Einschränkung, dass bspw. "hältst du deinen großen Schwur" eine Doppelung dieses Wortes verhindert. :)

In V5 wiederholt sich das eine oder andere meiner Anmerkungen. :D
Auch hier hast du nur einen Reim. Dadurch, dass du den ersten Vers wiederholst, aber im dritten Vers der Strophe eine weibliche Kadenz hast, wird das Problem der Kadenzen verschärft. Wie man hier einen Reim reinbringt, kann ich dir aber erst helfen, wenn du die erste Strophe angepasst hast und dann fällt dir vielleicht selbst etwas ein. :)
Statt zwei mal "geh mit mir" zu schreiben könntest du auch einmal "komm mit mir" schreiben. Wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob das einen großen Effekt hätte. Es wäre aber m.e. etwas bestimmter.

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule

juli 02.07.2015 17:04

Liebe Chavali,:)

Zur Form lasse ich hier andere reden.

Mir gefällt es, wie du das Thema umgesetzt hast. "Stillstand ist der Liebe Tod". Ja, denn es gibt nichts Schlimmeres, als Sprachlosigkeit und Gleichform. Du stellst hier viele Fragen, die aufrütteln und zum Nachdenken anregen. Über das Leben.

Besonders gelungen finde ich deine letzte Strophe.
Da beantwortest du die Fragen. Sie ist voller Zuversicht:Blume::Blume::Blume:

Sehr gerne gelesen
sy

Chavali 19.10.2015 22:11

Hallo Eule,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik, die einige gute Punkte enthält, denen ich mich sogleich widmen werde,
z.B. in Strophe 3.
Es ist ja schon eine Weile her, seit ich diesen Text schrieb und habe ihn soeben auch seit vielen Monaten
das erste Mal wieder gelesen und stelle fest, dass ich heute einiges anders schreiben würde.
Aber trotzdem gefällt er mich noch ganz gut ;)

Liebe sy,

freut mich, dass dir der Text gefällt.
Du hast den Inhalt in meinem Sinne interpretiert. Danke dir :Blume:


Liebe Grüße,
Chavali



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