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Romantiker2016 19.08.2016 16:08

Das Kälbchen
 
Das Kälbchen

Es war ein Kälbchen auf der Weide -
sprang im Licht der Sonne übers Grün;
Gras und Blumen waren seine Bleibe,
ein freies Leben, ohne Sorgen, ohne Mühn.

Dunkel ward´s, Getriebe klangen -
es roch nach Blut und Fleisch und Tod -
da war ein nie gekanntes Bangen
in des Kälbchens Sinn, in seiner Not.

Wir nähren uns von diesem Tierchen,
sind frohgelaunt am festlich Tisch;
dazu ein Wein, ein gutes Bierchen -
den Tod in uns - gewürzt und frisch.

Wodziwob 20.08.2016 08:10

Hallo Holger,

auch ich esse kein Kalbfleisch, seit ich in jungen Jahren beobachten hab müssen, wie ein Kälbchen mit einem Strick um den Hals vom Schlachter abgeholt wurde und sich mit allen Vieren auf der Rampe des Transporters dagegen stemmte. Das habe ich noch heute vor Augen.

Mit Licht und Grün war aber nichts bis dahin, wurde direkt aus dem dunklen Stall geholt, und heute ist das noch viel schlimmer. Sofort von der Mutterkuh getrennt, fristen die Kälbchen ihr kurzes Dasein in kleinen Boxen oder sogar winzigen Käfigen. Und was den ausgewachsenen Kalbinnen so angetan wird auf endlosen und völlig überflüssigen Viehtransporten um des Profits Willen, ist schlicht kriminell.

Aber "den Tod in uns"... tragen wir seit der Steinzeit und davor. Fleisch ist fester und natürlicher Bestandteil menschlicher Ernährung und Ernährungsgewohnheit als Jäger und Sammler, sonst hätten wir beispielsweise die Eiszeit nicht überlebt. Rein biologisch ist der Mensch Allerfresser. Das mag jeder halten, wie er will, ein bewussterer Verzehr ist wünschenswert, fanatische Vegetarier hingegen machen mir Angst. Das hat was Totalitaristisches.


Liebe Grüße
Wodziwob

Romantiker2016 20.08.2016 10:03

Guten Morgen Wodziwob.
Das Gedicht soll keineswegs ein Fanal für vegetarische Essgewohnheiten sein (ich bin übrigens kein Vegetarier oder Veganer), sondern uns nur den Spiegel vorhalten für ein Gebaren, das uns ganz selbstverständlich geworden ist. - Der Kampf ums Dasein hat viele Spielarten hervorgebracht, und der Mensch hat sie am eindringlichsten kultiviert.

Sei lieb gegrüßt,
Holger


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