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Schamansky 24.02.2017 15:53

Vorortidylle
 
Stadtteile zu schmähen macht mir in letzter Zeit Freude. Gerechtigkeitshalber aber muß ich zugeben, unten maßlos übertrieben zu haben.




Vorortidylle

Annen, allerbeste Lage,
jeder zweite auf Hartz IV.
Hier vertilgt man alle Tage
Billigschnaps und Dosenbier.
Hat man dann genug gesoffen,
haut man sich die Fresse ein.
Immer ist sich wer am Zoffen,
so muß das in Annen sein.

Annenprolls sind voll die Harten,
ihnen wird das Geld nicht knapp:
Ist das bißchen Hartz verbraten,
greift man wem das Handy ab,
knackt ein Auto, klaut ein Mofa
oder kocht Amphetamin;
unter jedem zweiten Sofa
liegt ein Kilo Kokain.

Annen hat ‘ne Unterführung,
die fungiert als Bahnhofsklo.
Überkommt da wen die Rührung,
macht man das in Annen so.
All das wäre zu verzeihen,
Pisse, Müll, Gewalt und Mief,
nur bei einem muß ich speien:
Man kann kein Akkusativ.

fee_reloaded 24.02.2017 16:04

Hut ab, Alter! Mann, das kracht
so, dass es mir Freude macht,

lieber Schamansky!


Ups! Jetzt hat mich die intensive Stimmung des Gedichts ein wenig mitgenommen. ;):D

Die letzte Zeile relativiert zynisch-humorig und macht so halbwegs erträglich, was eigentlich nicht leicht verträglich ist und auch nicht sein sollte.
Die Sprache bringt herrlich unumwunden auf den Punkt, was Sache ist. Knackig, hart und messerscharf. Das mag ich!
Vom Zynismus des Titels red ich erst gar nicht! Erste Sahne!

Gern gelesen (und eine Runde um die Präzision in Wort und Bildern beneidet)!

Lieber Gruß,
fee

Erich Kykal 24.02.2017 20:25

Hi Maki!

Allerköstlichst, deine Schmähung! Allerdings erscheint sie, betrachtet man manche deutsche Vorstädte, gemessen daran eher als realistische Zustandsbeschreibung, bei der nur die Neonazis und die bildungsfernen AfD-Wähler unerwähnt gebleiben sind ... :rolleyes::Aua

Sprachtechnisch makilos - äh, makellos! Jetzt wüsste ich verdammt noch mal bloß noch gern, von WELCHER Stadt Annen eine Suburbs ist! (Visualisiere hier bitte einen Kopfkratz-Smiley .. die Auswahl ist hier zuweilen leider marginal bis suboptimal... :o:()

Allergernst gelesen! :D

LG, eKy

Schamansky 25.02.2017 00:12

Hallo Erich,

es ist ein Stadtteil von Witten, das grenzt an Dortmund. Echter Ruhrpott eben.
Es ist aber eher harmlos da. Meine Omma hatte da ihr klein Häusken.

plotzn 25.02.2017 00:22

Servus Schamansky,
Witten kenne ich noch aus meiner Dortmundzeit (über 20 Jahre her).
Gibt es dort noch das Pfannkuchenhaus?
"Immer ist sich wer am Zoffen" hat mich sofort an den Ruhrpott erinnert und Dein Gedicht eher an Dortmund Nordstadt als Witten, aber es ist saugut geschrieben.

Liebe Grüße, Stefan

Schamansky 25.02.2017 00:27

Hallo Stefan,

ja, das Pfannkuchenhaus in Herbede gibt es noch. Was Annen angeht, das gilt zu Unrecht als der Schmuddelstadtteil von Witten. Absolut nicht mit der Dortmunder Nordstadt zu vergleichen. Aber die Annener regen sich immer so herrlich auf, wenn man ihren Stadtteil disst. :D

Das mit der Unterführung aber stimmt.

Dana 01.03.2017 19:13

Hallo Schamansky,

ich finde hier nichts übertrieben, wirklich.:D Nur das mit Akkusativ glaube ich einfach nicht - die kennen einen, nur fragt sie keiner danach.:D

Eine herrliche Schmähung. :Blume:

Liebe Grüße
Dana

Schamansky 02.03.2017 13:23

Glaub mir, die kennen wirklich kein.
Der Rest ist übertrieben. :D


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