Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 28.04.2018 15:07

Weltsicht
 
Die Welt ist leer und voll zu gleichen Teilen,
nur wie man eine Möglichkeit betrachtet,
entscheidet unser lauteres Beeilen.
Begriffe sind, je wie man sie befrachtet,
beweglich in Entgleiten und Verweilen.
Wer dies nicht achtet, bleibt darin umnachtet.
Die Welt ist gut und schlecht zu gleichen Teilen.

Die Welt ist groß und klein zu gleichen Teilen,
verschoben wird allein die Perspektive,
wodurch sich manche Bilder übersteilen.
Gerinnen diese dann zur Direktive
geteilter Meinung, kann das Wort nicht heilen,
das positive wie das aggressive.
Die Welt ist alt und neu zu gleichen Teilen.

Chavali 29.04.2018 09:06

Lieber Erich,

was für ein weiser Text :)
Es hat alles im Leben zwei Seiten - so auch die Weltsicht.
In der persönlichen Anschauung allerdings wird immer eine Seite überwiegen.
Und das hast du ja in S1 auch sehr schön poetisch formuliert ;)

Jede Ansicht kann sich ändern - mit den Umständen, mit der Zeit (des Alters :o).
Wer diese Veränderungen nicht mitgehen will, bleibt ein ewiger Nörgler und wer sie nicht mitgehen kann,
ein ewiges Kind.

Gefällt mir sehr gut!
Aber sag, was ist das für ein Begriff:
Zitat:

übersteilen.
:confused:

Lieben Gruß
Chavi




Erich Kykal 29.04.2018 21:37

Hi Chavi!

"Übersteilen" ist ein heute nicht mehr gebräuchlicher alter Begriff, der beschreibt, wie hoch auf- oder gar überragende Felsen/Mauern/Fassaden usw... einander optisch (für den Betrachter von unten) überragen.
Fand ihn mal irgendwo bei Rilke. Kann auch sein, dass es eine seiner Wortschöpfungen war.


Das schöne Yin-Yang-Prinzip: Ausgeglichenheit ist Harmonie.

Schön als Gedankenspiel, aber in der realen Welt eben leider schwer nachvollziehbar, vor allem, wenn das unangenehmere Potential wieder mal voll über einem zusammenschlägt wie eine Monsterwelle des Schicksals! ::) >:D

Letztlich spielt jeglicher menschliche Bewertungs- oder Katalogisierungsversuch keine Rolle. Das Universum spielt nicht mit oder nach Begriffen wie Fairness, Gerechtigkeit, Ausgleich oder Harmonie. Unsere naiven Vorstellungen von höherem Wert oder Gewissen spielen nur in der so offensichtlichen Begrenztheit unseres eigenen Handelns und Denkens eine gewisse Rolle.

Unsere verzweifelten philosophischen, religiösen oder politischen Konzepte, der Gleichgütigkeit der Leere eine Art höherer Ordnung oder ausgleichender Gerechtigkeit abzuringen, bleiben, was sie immer waren: Trost für die Dummen, Stütze für die Schwachen - und für die Mächtigen ein gutes Mittel, diese zu manipulieren!

Da kann man auch an Yin-Yang glauben: Wenn alles ausgeglichen ist, ist auch alles gleichwie egal. Wenn es immer gleich viel Böses wie Gutes geben muss, damit ein Universum funktioniert, wozu dann das Böse bekämpfen? Es wird im Endeffekt nie mehr oder weniger weden! Es genügt, sich in den Bereichen zu halten, wo es gerade nicht ist, oder? Was sollen also Engagement und Glaube für die "gute" Sache, vor allem, wenn "gut" ohnehin meist nur eine Frage des philosophischen oder soziokulturellen Maßstabes einer bestimmten Epoche oder Weltregion ist?

Wer denkt, er könne die Welt einfach und gerecht wie im Märchen haben, der lese nur mal "Reineke Fuchs" ...

LG, eKy


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