Gedichte-Eiland

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Erich Kykal 15.05.2018 18:43

Rabenweisheit
 
Die Jahre machen älter zwar, doch nicht erhaben,
worüber ich mir immer noch den Kopf zerbreche.
Auch wenn ich meinem Leben manchen Segen spreche -
es hält mich knapp an Lösungen und milden Gaben.

Im Baume der Erkenntnis rasten nur die Raben,
die fliegend Schatten werfen auf die Oberfläche
des Seelenteiches, draus ich tropfenweise zeche,
dieweil die Krächzer sich dort literweise laben.

Die schwarzen Vögel heißen Zweifel und Begehren,
ich kenne sie schon lange, denn sie nisten gerne
mit jedem Jahr aufs Neue unter meinem Sterne,
und kein Gewissensbiss kann ihrer Schnäbel wehren,

mit welchen sie mein sieches Heldentum versehren.
Nun zieht mich lange schon kein Sehnen in die Ferne,
kein Wollen mehr, dass ich ein neues Leben lerne -
ich sammle Federn auf und halte sie in Ehren.

Chavali 15.05.2018 21:22

Lieber Erich,

du sprichst in der ersten Strophe von der *Altersweisheit*, die dir verwehrt bleibt?
Nun, bei dir von *Altersweisheit* zu sprechen, wäre wohl vermessen - ich meine, dafür hast
du noch einige Jährchen Zeit ;)
Es sei denn, du sprichst von irgendeinem LyrI :)

Und für ein Lebensfazit ist es doch auch noch zu früh...oder?
Aber es stimmt schon, irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man sagt,
ich habe alles gemacht, ich habe alles gesehen, was ich machen und sehen wollte -
jetzt will ich einfach nur noch meine Ruhe und den *Lebensabend* genießen....

Ich weiß nun nicht, ob dein LI schon soweit ist, dein Text sagt es ja eigentlich aus.

Aber, hey, man soll nie nie sagen :D;)

Schöner Text. Substanziell und aussagekräftig.
Die Metapher der schwarzen Vögel gefällt mir wie auch alles andere,
welches du in deiner unnachahmlichen Art verfasst hast.

LG Chavali

Erich Kykal 15.05.2018 21:27

Hi Chavi!

Man bescheidet sich mit dem Alter, auch wenn einen Zweifel und Begehren nie verlassen mögen. Aber man lernt mit ihnen zu leben ... ;):rolleyes:

Vielen Dank für die prompte Replik! :)

LG, eKy

juli 16.05.2018 09:36

Moin Moin eKy,

Auch mir gefällt die Metapher der schwarzen Vögel.
Das Gedicht ist in deiner Schreibweise unnachahmlich. Und dein Rabe fliegt sicherlich noch woanders weiter....


Zitat Erich Kykal "ich sammle Federn auf und halte sie in Ehren." das ist ein schöne Denkweise und auch ein schönes Bild". Gefällt mir.:)

Sehr gerne gelesen sy

waterwoman 16.05.2018 09:46

Zitat:

Nun zieht mich lange schon kein Sehnen in die Ferne,
kein Wollen mehr, dass ich ein neues Leben lerne -
ich sammle Federn auf und halte sie in Ehren.
Das heißt, eKy,

dass dein LYR Ich mit seinem Leben, so wie es ist, zufrieden ist.
Es bewahrt die Erinnerungen auf, die ihm eh keiner mehr nehmen kann, und denkt in positiver Weise an sie.
Das zeugt von einer liberalen und abgeklärten Sichtweise auf die Dinge und Ereignisse.

Deine Ausdrucksweise ist wie immer phänomenal!

Gruß
ww

Erich Kykal 17.05.2018 22:13

Hi Juli(Sy), WW!

Vielen Dank für die Honneurs - ein wenig gespreizt formuliert, da hier her das Hirn am Werk war denn das Herz! Aber es geht. Die letzte Strophe reißt es wieder raus. ;)

LG, eKy


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