Gedichte-Eiland

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Leier 19.08.2009 16:55

Magister
 
.
.

Ich trug aus schwarzem Samt ein Band,
darüber Deine tiefen Blicke schweiften,
derweil mein Auge Dich nicht wirklich fand -
Jedoch die süßen Wünsche reiften.

Du scheutest, mir ganz offen zu begegnen:
Du wärst in meiner Glut verbrannt.
Dein Lächeln wollte mich nicht segnen
und unerreichbar blieb mir Deine Hand.

Nur Strenge ward von Dir mir dort zuteil,
ein Hieb, ein Stich, ein herber Spott,
als Gunstbeweis ein bittrer Pfeil.
Du wußtest, ich sah Dich als halben Gott

der Wörter, Worte und des Wahren,
des Schönen und des hohen Lichts.
Wie sonderlich warn Dein und mein Gebaren..
Du warst mir Alles, ich Dir beinah nichts.

Du schienst voll Ungeduld, war einmal ich nicht da,
denn daß Du Sonne warst und mir das Licht,
das sahst Du in dem Spiegel, der Dir nah.
Du fordertest, doch gabst Du nicht.

Es kam der letzte schwere Tag ins Land.
Um uns ringsher: Ah, wie sie keiften!
Ich trug aus schwarzem Samt das Band.
Doch blieben keine Wünsche mehr, die reiften.
Du gabst zum Abschied mir nicht Deine Hand.



19.08.2009

a.c.larin 19.08.2009 17:06

liebe cyparis,

eine wehmütige erinnerung an eine unerfüllte jugendliebe?
da könnten wohl einige von uns was hervorkramen....


einzig das "galtst" gefällt mir nicht ( weil es ein halber zungenbrecher ist),
wie gefiele dir "schienst"?

in strophe 5, letzte zeile könte man auch umstellen:
Du fordertest, doch gabst Du nicht.

gerne und locker gelesen, lang, lang ists her....
larin

Leier 19.08.2009 17:19

Liebe larin,

Jugendliebe kann man das nicht nennen. Ich war schon reifes Mittelalter, als ich noch einmal zur Schule gehen wollte, um "aufzufrischen". Damals war Bildung noch kostenfrei.
Unterbringung und Verköstigung waren eine andre Sache. Aber immerhin: 28 Monate. Das bleibt hängen.
Ich habe modifiziert und nach Deinem Rat umgestellt.

Aber ehrlich: für mich ist "galtst" kein Zungenbrecher.
Hervorgekramt isses nicht, ist von heute. Sozusagen "In Memoriam".

Dankefein für Deinen hilfreichen Kommentar!
jaja - die Liebe.. seufz.

cyparis
mit ganz liebem Gruß

a.c.larin 19.08.2009 17:40

liebe cyparis,

manche wollen sich aber auch nicht wirklich finden lassen!
(gefunden werden kann nämlich auch angst machen)

und wenn man grade so schön dabei war, sich in seinem unglück, seiner einsamkeit, seiner unabhängigkeit einzurichten, dann könnte ja so eine neue liebe alles übern haufen werfen.
und leider (oder gottseidank?) hängt man an seinem haufen immer mehr, je älter man wird - und will daher über selbigen nicht mehr gezerrt, gelockt oder gar geworfen werden, ....
zum schluss wünscht man sich vielleicht eine mehr nerven-und magenschonende liebe, wie kamillentee...

schön ist das herzklopfan aber allemal!
schön, es zu fühlen und schön, darüber zu lesen!

liebe grüße,
larin

Chavali 21.08.2009 09:06

Liebe cypi,

was für ein wunderbares schmerzvolles Liebesgedicht!
Zum Inhalt muss man nicht viel sagen, viele kennen diese unerfüllten Lieben.
Du hast einen ganz speziellen Fall zu Papier gebracht und das ist dir wunderbar gelunegen!

Auch der Titel ist gut gewählt.
Es war vielleicht der Latein-Lehrer oder eine spezielle Schule, wo Lehrer so genannt werden.

Eine unerfüllte Liebe ist, so denke ich, in jedem Alter schmerzvoll.
Man verändert zwar sein Aussehen, aber die Gefühle im Herzen bleiben
gleich :)



Lobende und liebe Grüße!
Chavali

Galapapa 21.08.2009 10:07

Hallo Cyparis,
ein schönes, traurig berührendes Gedicht! Dabei hast Du eine "Melodie" gefunden, die das Wehmütige an diesem Text noch deutlich hervorhebt, wie ich finde.
Am besten gefällt mir die zweite Strohpe. Wunderschön formuliert.
Weiß Gott, das kann einem jederzeit nochmal passieren , auch noch einem alten Simpel, wie mir. Ob Weiblein oder Männlein, die herabwürdigende Wirkung mag bei beiden Seiten an unterschiedlichen Stellen in die Seele einschlagen, das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: eine tiefe, verletzende Kränkung.
Beeindruckt haben mich auch die Worte von larin. Ich hätte heute auch Probleme, mich über diesen Wall ziehen zu lassen, den ich mir aus gewöhnter Einsamkeit aufgeworfen habe.
Noch ein Indikator, der einem das echte Alter anzeigt...
Die unterschiedliche Verslänge (Silbenzahl) macht den Text nur interessanter und stört den Lesefluß nicht; ich hab's darauf hin extra nochmal gelesen.
Hab nichts zu meckern, hat mir sehr gefallen!
Mit herzlichem Gruß!
Galapapa

Leier 10.09.2009 09:13

Liebe Chavali!

Jaja - alte Scheuern brennen hell!
Magister ist in meinen Augen sowohl Lehrer als auch Meister. In Deutschland gibt es keine Magistergrade, aber es bedeutet dennoch, daß zumindest eine HOCHschule absolviert wurde.
Dieser M. verweigerte dem LyrI seinen Abschiedshändedruck, obwohl er der Bewunderung nie satt wurde.
Jaja ....
Hab Dank!



Lieber Galapapa,


das ist jetzt gut 16 Jahre her, aber es hat sich dem LyrI eingeprägt.
Im Abendschein des Alters ist der Schmerz sanfter, milder geworden. Ihn in Verse zu schmieden: Ernte. In m e i n e Scheuer.
Ich freue mich sehr darüber, daß Du nichts zu meckern hast. Und obendrein an meinem Gedicht Gefallen fandest.
Laß Dir danken!


Euch liebe Grüße
von
cyparis

Archimedes 10.09.2009 16:47

Wenn Sehnsucht, die Erfüllung heischt,
zur Liebe niemals reifen kann,
wenn innerlich die Seele kreischt,
so wie ein Rad im Schienenbann,

bleibt dir kein Trost, kein Hoffnungsstrahl,
kein Bangen auf ein gutes Ende,
stets steckt er tief, der bittre Pfahl,
Erkenntnis reichend, zu der Wende,

da du allmählich, hinter Tränen
und wutgenährter Ohnmachtsplage,
ergründen magst dies heiße Sehnen,
und stellen kannst bald diese Frage:

Wie soll es eine Liebe geben,
die nur auf Fantasie gebaut,
die einzig sich erfüllt im Streben
nach Glut, Gefühl, berührter Haut?

Dies Feuer lodert heftig zwar,
doch fällt’s zusammen ohne Glut,
da Nahrung fehlt, die wunderbar
erwärmt auf Dauer Lebensmut.

Geduld, gepaart mit Zuversicht
Dir wohl den Tag geleiten kann.
Gefühl erheischen bringt dies nicht,
auch wenn es lodert dann und wann.

Mit gefühlt und magisterlich animieren lassen
Lieben Gruß Archimedes ...das Rad des Lebens sind nur Kreise

Leier 10.09.2009 21:41

Lieber Archimedes!

Dies Gedicht mußt Du als eigenständiges einstellen!
Es wäre viel zu schade darum, daß es in einem Kommentar untergeht!!!!

Die "wutgenährte Ohnmachtsplage" ist unbeschreiblich treffend, denn unerwünschte Liebe kann sehr wohl von Wut genährt werden, die Ohnmacht tut ein Übriges.
Du bist ein Seelen-Spieker!

Hab Dank!
Und laß Dein Gedicht nicht untergehen!

Greis-Grüße
von
cyparis

Archimedes 11.09.2009 11:26

Liebe cyparis, das Gedicht gehört dir. Es ist auf Grund deines wunderbaren Gedichtes entstanden und ein Kommentar dazu. Zumal du mich mit deinen Gedichten so schön lyrisch und inhaltlich anregen kannst.

Da in letzter Zeit bei meinen Gedichten sowieso meistens Funkstille herrscht, ist es für mich überlegenswert, jetzt immer so vorzugehen. So habe ich wenigstens ein Echo.

Liebe Grüße
Archimedes ...bei dem alles noch Greisrund läuft


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