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ruhelos 02.06.2010 12:07

Betreff: Mutter
 
Betreff Mutter

Leben hat sie uns gegeben,
fruchtbar ist ihr Mutterschoß,
das Begehren ihrer Lieben
stillt sie treu bei Klein und Groß.

Wahres Glück entspringt dem Geben,
lehrt sie uns auf's Wohl bedacht,
aber ihre weise Mahnung
ließen wir oft außer acht.

Manches ihrer vielen Kinder
nahm ihr ärgster Feind, der Tod.
Leider ist sogar inzwischen
Mutters Existens bedroht.

Ihre Kraft ist längst im Schwinden,
dennoch kommt sie nicht zur Ruh.
Häufig muss sie nun erbrechen,
bebt und zittert immerzu.

Immer höher steigt ihr Fieber,
niemand auf ihr Stohnen hört.
Nicht genug auch ihre Lungen
wurden größtenteils zerstört.

Mutter windet sich vor Schmerzen,
sie verliert das Gleichgewicht.
Schmerzhaft müssen wir erkennen
ohne Mutter geht es nicht.

Chavali 10.06.2010 20:04

Liebe ruhelos,

auf dieses tragische Gedicht kam bisher kein Kommentar, vielleicht, weil sich jeder zu berührt fühlte.
Du hast das Leben und die Krankheit der Mutter so anschaulich beschrieben, dass ich fast fürchte,
die Worte stammen aus Selbsterlebtem.

Mütter leben für ihre Kinder bis zur Selbstaufgabe und wollen selbst dann nicht ausruhen,
wenn der Körper klare Signale sendet.

Man kann den Betroffenen nur viel Kraft wünschen, um der Mutter, so lange es geht, beizustehen.

Hier ein kleiner Schreibfehler:
Zitat:

Leiider ist sogar inzwischen

Schmerzlich berührt gelesen hat
mit lieben Grüßen,
Chavali

Falderwald 21.06.2010 23:05

Liebe ruhelos,

ein Gedicht an die Mutter ist stets etwas Besonderes.

Bei solchen Texten fällt es dem Kommentator allerdings immer schwer, so weit wie möglich objektiv zu bleiben, da er nicht weiß, inwiefern der Autor selbst involviert ist, also aus persönlicher Betroffenheit heruas geschrieben hat.

Sind die ersten beiden Strophen noch relativ allgemein gehalten, so tritt spätestens in Strophe drei eine spezielle Wendung ein, ab der ein persönliches Schicksal geschildert wird.
Dafür Worte zu finden fällt sehr schwer.
Das Gedicht macht betroffen, traurig und auf die Situation bezogen auch nachdenklich.

Eine kleine Anmerkung zur letzten Zeile sei mir aber noch erlaubt:
"Ohne Mutter geht es nicht."
Wenn alles normal verläuft, müssen Mütter immer vor ihren Kindern diese Welt verlassen. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.
Das ist schmerzhaft, aber leider die Wahrheit.

Sollte hier eine persönliche Betroffenheit vorliegen, so kann ich dem Lyrischen Ich nur viel Kraft und Mut wünschen, auf daß es der schwerkranken Mutter so gut wie möglich beistehen kann.


In diesem Sinne habe ich dein Gedicht gerne gelesen und kommentiert, auch wenn es mich traurig zurück lässt...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

ruhelos 25.06.2010 12:00

hallo ihr beiden!

Vielen Dank für euren ausführlichen Kommentar und euer Mitgefühl. Aus euren Kommentaren entnehme ich, dass ihr davon ausgeht, dass das Wort "Mutter" buchstäblich zu verstehen ist. Diese Interpretation ist natürlich nachvollziehbar und logisch. Doch Mutter ist in diesem Fall ein Synonym.

hallo chavali!

Es freut mich sehr, dass dich dieses Gedicht berührt hat. Es ist wie du aus dem Text oben entnehmen kannst, kein Selbsterleben oder persönliches Schicksal in dem Sinne, wie du es verstehst, da Mutter und die Krankheitssymtome nicht wörtlich zu verstehen sind. Es ist unsere Mutter. ich denke du verstehst nun, worauf ich hnaus will. Sie gibt uns ein gutes Beispiel, in dem sie bereit ist zu geben und für uns zu sorgen, ohne zu fordern. Den Tippfehler habe ich behoben.

hallo falderwald,

wie du dem Text oben entnehmen kannst, handelt es sich hier nicht um die Mutter des lyr. ichs. Mutter ist ein sinntragendes Wort und so übertragbar. Glaube mir ohne jede Mutter geht es wirklich nicht. So sind auch die ersten beiden Str. die dir allgemein erscheinen, nicht allgemein, sondern betreffen uns alle. Auch die Krankheitsanzeichen sind hier Symbole, aber auch eindeutige Symptome, die wir begreifen sollten.Eine buchstäbliche Mutter stirbt meist vor ihren Kindern, doch ohne diese Mutter, könnten wir nicht leben. Nicht nur das lyr. ich ist betroffen, sondern wir alle. Ich denke du verstehst jetzt, was gemeint ist.

Viele Grüße
ruhelos

Falderwald 25.06.2010 21:45

Liebe ruhelos,

aha...;)

Jetzt hab ich es auch, natürlich.
Du meinst unsere Mutter Erde.

Da hast du natürlich vollkommen Recht, ohne diese Mutter geht es nicht.

Mit diesem Hintergrund liest sich dein Gedicht natürlich auch ganz anders.

Manchmal ist man halt auf dem Holzweg...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Dana 25.06.2010 23:32

Liebe ruhelos,

wir zwei haben selten oder gar nie unsere Gedichte unkommentiert gelassen.
Für mich ist das inzwischen ein Anliegen geworden, das ich gern und interessiert wahrnehme.
Wir sind uns auch einig, dass wir keine "Gefälligkeiten" austauschen wollen, sondern stets ehrlich sagen, was wir von unserer "Kunst" gegenseitig halten.

Hier war ich zum ersten Mal "ausgebremst" und zögerte die Antwort hinaus.
Der Grund war, dass ich zu "dramatischen Muttergedichten" einen sehr unsicheren Zugang habe. Ein Thema, das fast ein Gedicht verdient, aber nicht unbedingt zur Diskussion gehört.

Deine Antwort und Faldis Rückmeldung haben mir sehr geholfen.

Mutter Erde - natürlich passen die Verse in die Nachdenklichkeit.
Und ich komme drum herum das Muttersein mit weniger Tragik zu betrachten.;)
(Dazu gehören meiner Meinung nach immer zwei. Es gibt weder schlechte Mütter noch schlechte Kinder. Beide können Gutes und weniger Gutes ergeben.)

Ich habe es beim ersten Lesen eher ähnlich wie Chavali verstanden und hätte wohl auch eine Betroffenheit ausgedrückt und mich zurückgenommen. Ich hätte das Gedicht so nicht gemocht.

So aber, meine Liebe, treffen wir uns wieder.:)
Wir alle sollten erkennen, dass es ohne Mutter nicht geht.
Für diese Mutter unterstreiche ich jeden Vers und bescheinige der Dichterin einen tiefen lyrischen Sinn, der bei mir, trotz Verzögerung, angekommen ist.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 28.06.2010 10:25

Liebe ruhelos,

jetzt erst lese ich deine Antwort zu unseren Beiträgen und ich muss sagen, dass auch ich erst aus
deiner Rückantwort erfahren habe,
dass es sich um die Mutter ERDE handelt.

Natürlich bekommt man durch dieses Wissen eine andere Sichtweise auf diese Dinge.
Unter diesem Aspekt entpuppt sich dein Gedicht mit diesem aktuellen und brisanten Thema als
noch lesenswerter, als es vorher schon war, als ich noch dachte, es ginge um eine private Mutter.

Gerade jetzt in Zeiten der Ölkatastrophe finde ich es unverantwortlich und skandalös,
dass sich die Verantwortlichen so viel Zeit lassen, um diese zu stoppen.


Liebe Grüße,
Chavali

ruhelos 30.07.2010 11:47

hallo falderwald,

es freut mich, dass du mit dem richtigen Hintergundwissen mir nun zustimmen kannst.

hallo dana,

ich stimme dir zu. Es geht hier nicht um Schmeicheleien, sondern um Ehrlichkeit und konstruktive Kritik, wie ich sie stets von dir erhalte. Ich dachte, ich hätte mit der blauen Farbhinterlegung eindeutig gezeigt, worum es in Wirklichkeit geht. Leider war dem nicht sol An deiner Stelle hätte ich in diesem Fall so wie du reagiert. Mir liegt es aber völlig fern mich über so nahe stehende Personen in einer derartigen Art und Weise zu äüßern. Es freut mich jedoch sehr, dass du mir mit dem richtigen Hintergrundwissen nun zustimmen kannst.

hallo chavali,

danke für deine nochmalige Rückmeldung und dein Lob darüber, dass du mit dem richtigen Wissen mein Gedicht noch lesenswerter findest. Ja, die Geschichte mit dem auslaufenden Öl hätte auch noch irgendwie reingeppasst. Es macht Mutter nicht gerade gesünder.

Viele Grüße
ruhelos


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