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Walther 29.10.2010 17:47

So bescheiden
 
So bescheiden


Die Mitte ist nicht einfach medioker,
Sie ist dazu noch völlig überfüllt.
In Klumpen ist gepresst und fest verknüllt,
Was mittig wird im Fähigkeitenpoker

Und aus den Rändern der Verteilungsglocke
Des alten Gaus ins Zahlenzentrum treibt.
Wer hinten nicht am langen Zipfel bleibt,
Hockt jetzt mit mir, wo auch ich leider hocke:

Im unerkannten Mittelmaß, dem Grau,
Wo sich nicht mal die eitlen Geister scheiden:
Man ist im Nirgendwo, weiß nicht genau,

Wo man verortet ist, und muss beneiden,
Wer aus dem Ganzen ragt, dem Mittelstau:
Man muss sich, ewig leidend, so bescheiden.

Falderwald 01.11.2010 19:26

Guten Abend Walther

Das sind nicht Worte eines harten Richters,
vielmehr ist es ein kluger Überblick
ganz ohne Zorn aufs Lebensbild zurück.
So ist das Schicksal des modernen Dichters! ;)

Bei all den großen und den kleinen Lichtern
hilft nicht nur das persönliche Geschick,
denn Kirche, Bank und auch die Politik
versinkt in mittelmäßigen Gesichtern.

So ist es heute schon fast Tradition,
daß sich die Raffinierten schnell verflechten
und dann verschwinden in der Depression.

Am Ende bleiben nur die Selbstgerechten
in einer Abziehbilddemonstration:
Noch nicht mal Mittelmaß, das sind die Schlechten.


Man hat's nicht leicht heutzutage, mein lieber Walther, aber leicht hat's einen.

Manchmal täte etwas mehr Bescheidenheit ganz gut.

Das gilt natürlich nicht für uns Dichter...:D


Gerne gelesen und dichtend kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Walther 07.11.2010 20:07

Lb. Falderwald,

Du hast eine perfekte Erwiderung geliefert, touché! :D

In der Tat ist Bescheidenheit eine rare Währung heutzutage. Sie steht in direktem Zusammenhang mit Respekt. Auch dieser kommt immer mehr unter die Räder.

Danke und lieber Gruß W.

Dana 08.11.2010 20:29

Lieber Walther,

nur unter der Bedingung, dass wir Dichter darin nicht verklumpt sind, (:D)
schließe ich mich der Verdichtung und Sichtweise an.

Beim Lesen fiel mir ein: "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommst du ohne ihr."

In ernster Philosophie ist oft die Mitte entscheidend.
Hier aber kann man es sich grinsend leisten, ein Entweder oder Oder zu wählen.
Lieber ganz oben und lieber ganz unten - als in der Mitte grau und unerkannt. :D

Fein auf die Schippe genommen.

Liebe Grüße
Dana

Walther 08.11.2010 21:39

Lb. Dana,

Zitat:

auf die Schippe genommen
beschreibt die Absicht meines unmaßgeblichen Sonetts aus meiner mittleren Schaffensperiode (eine andere hatte ich nie :D).

Danke für Eintrag und lobende Gedanken.

LG W.

Herbstblatt 09.11.2010 19:23

Lieber Walter,
Es ist ein ambivalentes Hadern mit dem Mittelmaß, was ich da auch heraus höre.
Es ist ja durchaus gemütlich dort, wo sich alle drängen. Einerseits möchte man nicht unbedingt aus dem Rahmen fallen und ist dort auch gut geerdet. Aber manchmal ein kleines bisschen Besonderheit, wäre auch nicht schlecht.

mittelpächtige Grüße vom Herbstblatt

Walther 09.11.2010 20:08

Lb. Herbstblatt,

man nimmt stets an der mitte maß
drum ist man halt auch mitte.l.maß
denn schließlich würd man sehr bekrittelt
maß.nähm man anders - un.ver.mitte.l.t :D

LG W.


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