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Thomas 12.02.2012 11:08

Das Herz des Poeten
 
Das Herz des Poeten

Hören Sie, ich habe,
die Uhren angehalten,
stille wie im Grabe,
so sollten diese alten
Räume nunmehr sein.
Doch nein,

deutlich dringt ein Pochen,
es kommt vom Bücherbord,
pocht und pocht seit Wochen
und geht nicht wieder fort.
Mir ist auch der Band
bekannt!

Sehen Sie, dort hinten,
das Buch, die goldnen Lettern
rhythmisch sich verwinden
auf längst vergilbten Blättern?
Ruhig soll es sein,
doch nein,

deutlich pochen Worte!
Das Herz des Dichters klingt
Pochen von der Sorte,
dem neues Lied entspringt.
Hören Sie die Weise?
Leise! –

Leise…

Inspiriert durch ein Gedicht mit gleichem Titel, welches 'Stimme der Zeit' unter den Distelchen im 'Virtuellen Schiller Salon' geschrieben hat – und durch noch etwas ganz anderes.

Chavali 13.02.2012 10:21

Lieber Thomas,

das Herz eines Poeten schlägt öfter mal flatterig und aufgeregt :)
Eine gute Idee, das so in dieser unruhigen, klopfenden Form in Worte zu fassen.
Vielleicht ist er in einer Bibliothek, in der alte und uralte Bücher zu ihm sprechen
und er seine Fantasie spielen lässt.

Und auch den neueren Dichtungen scheint er nicht abgeneigt zu sein.
Ein Poet, der im Alten und im Neuen Poesie findet und sich arrangiert.

Kann sein, dass ich mit meiner Interpretation vollkommen daneben liege,
aber so sehe ich deinen Text, lieber Thomas.


Hat mir gefallen - gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali

Thomas 13.02.2012 14:30

Liebe Chavali,

es freut mich, dass dich das Gedicht angesprochen hat. Es ist schön, wie unmittelbar du das pochende Herz empfindest und dir sogar einen lebendigen Dichter, der seine Fantasie spielen lässt, vorstellst. Das ist durchaus passend. Es könnte aber auch sein, dass das Herz des (vielleicht schon längst gestorbenen) Poeten in den Zeilen des Buchs weiterschlägt, und dadurch, für jemanden der so ernsthaft zuhört, wie die im Gedicht sprechende Person, aus Altem etwas Neues (Lied) entsteht. Ich bin davon überzeugt, das Poesie unabhängig von Zeitgeist und modernem Geschmack unsterblich ist.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Wobei natürlich nicht alles Poesie ist, was sich selbst so nennt, es muss schon 'schöne Kunst' (den Begriff verwunde ich im Sinne Friedrich Schillers) sein. Dieser Zusatz erscheint mir nötig, damit ich nicht zu naiv klinge.


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