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Alt 03.05.2017, 20:33   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Fee!

Ein schönes, fast schon verbal zu schwelgerisches Plädoyer für die "kleinen Dinge" im Leben!

Erinnert mich an eine "oide Hadern" von mir (Ich füge sie unten bei).

Deine Version gefällt mir, man muss sich Zeit nehmen für die reiche Sprachlichkeit deiner Zeilen.

Ein paar Kleinigkeiten:

Ich mag bescheidne Dinge, die nichts scheinen,
was sie nicht sind und nicht zu sein erstreben;
die sich begnügen, Zauber dort zu weben,
wo jemand hinsieht, um im Winzigkleinen

sich Welten zu erschließen; Universen, Warum ein Strichpunkt? Ein Komma wäre passend. Und am Zeilenende kein Komma, es folgt ja ein Bindestrich.
- der Tropfen Tau am Rand des Tulpenschlundes,
das Funkeln aus dem Grün des Brunnengrundes -
mit feinstem Sinn solch Wundern auf den Fersen!

Ich brauche kein Getöse, kein Gepränge!
Bleibt mir vom Leib mit Prunk um Prunkes Willen,
mit Protzigem aus edlen Protzdestillen!
Viel lieber hört mein Ohr sanfte Gesänge Auf "sanfte" habe ich ein Betonungsproblem, will ich im Rhythmus bleiben.

und sieht mein Aug, was sacht mit warmem Funkeln
nicht drängt, dass es auch recht gesehen werde,
was Wunder sich nicht wähnt auf dieser Erde,
doch Wärme um mich breitet leis im Dunkeln.

Nicht Glorienschein brauch ich, um zu erhellen,
nicht Paukenschlag, der mich vom Hocker reißt, Wechsel im Kadenzenschema. Ab hier wmmw, davor wwww.
auch nichts, dass Ruhm und Reichtum mir verheißt, "dass" ist hier falsch, es muss ein "das" sein.
nichts, um es mir in mein Regal zu stellen!

Für Glück mit Überhebung zu bezahlen -
wie eitel und auch dumm, wer dies versucht;
zu ewig falschem Trachten auch verflucht
erkennt er nie der wahren Schönheit Strahlen.


Die Kadenzen der beiden letzten Strophen würde ich angleichen, der Wechsel und die "härteren" Enden sind doch spürbar. Das "vom Hocker reißt" kommt ohnehin nicht sonderlich lyrisch daher, das ist eine sehr gemeinsprachliche Wendung.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy


(PS: Die "oide Hadern":

Das Leben der Wunder

Ich fliehe die Tempel der Atemlosen
und ihrer Gesänge unsägliches Schrein.
Du findest mich, Suchender, dort wo die losen,
vom Lichte verlassenen Blätter der Rosen
noch selig sich klammern an Blüte und Sein.

Ich fliehe die Münder der Unentwegten
und ihre Geschichten von Größe und Tat.
Ich lausche, ein Liebender, all den bewegten
Gespielen der Winde, und was sie mir legten
ans horchende Herz, wenn ich je darum bat.

Ich suche die Stille, in die ich mich webe,
um leis durch ein Leben der Wunder zu gehn,
und messe die Tage, die ich mich erhebe
daran, wie zutiefst ich ihr Werden erlebe,
bis alles gelebt ist und alles gesehn.)
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