Thema: Hundstage
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Alt 04.06.2017, 09:41   #10
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Koko!

Nicht, dass du das Folgende als Kritik verstehst, es soll nur Denkanstoss sein - im besten Falle. Ich will niemandem dreinreden in seine Auffassungen, nur die meinen spezifizieren:


"Nur ein Alltagsgedicht" - das ist genau das Denkkonzept, das ich nicht verstehe. Wenn ich schon ein Gedicht schreibe, dann über etwas, das mich bewegt - und wenn mich etwas bewegt, würde ich dann nicht alles daransetzen, um das Gedicht so gut und stark wie nur irgend möglich wirken und werden zu lassen!?
Wann also schreibe ich ein "Sonntagsgedicht" und wann ein "Alltagsgedicht"? Und was genau heißt das? Dass ich "halt eben einfach so mal was" schreibe, ohne innere Regung und Beteiligung? Ein Achselzuckgedicht?

Ich sehe das so: Jedes Gedicht von uns könnte das sein, welches einem Leser als erstes unterkommt - und wenn er dann eins unserer "Alltagsgedichte" erwischt, wird er sich vielleicht nicht bemüßigt fühlen, Weiteres von uns zu lesen und uns verwerfen. Abgehakt und unter "Durchschnitt" eingeordnet. Stell dir vor, dieser Leser wäre genau der, welcher dir im anderen Falle zum Durchbruch in der deutschen Literaturszene verholfen hätte, weil er dort Einfluss hat und die "richtigen" Leute kennt!

Ich weiß, höchst unwahrscheinlich - aber mit genau diesem Hintergedanken gehe ich an jedes "offizielle" Gedicht von mir heran: JEDES GEdicht hat es verdient, ein Sonntagsgedicht zu werden, zumindest so sonntäglich, wie ich eben nur kann! Das hat allein schon die Thematik verdient, der ich mich widme, denn was ich gering schätze, mag einem anderen viel bedeuten.

Dichten sozusagen "auf Halbmast" - zumindest in einem eigens dafür eröffneten Faden für mich ein unverständlicher Gedanke ...


LG, eKy
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