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Alt 07.07.2018, 21:15   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi BR!

Nicht jeder hat ein Problem mit strophenübergreifenden Enjambements - ich sicher nicht, schon gar nicht, wenn sie sprachlich so hoch elaboriert sich wie hier.
Und zu guter Lyrik gehört mehr als solche Enjambements, die ich hier übrigens gar keiner Erwähnung wert fand, weil sie keineswegs störend auf mich wirkten - eher im Gegenteil. Eine gekonnte Verbindung lyrischer Einheiten kann Sprachfluss und -dynamik eines Werkes sogar nachhaltig befördern!

Soweit es mein Verständnis betrifft, können Strophen durchaus auch mal nur rhythmische Einheiten sein, den Text optisch und nach Reimschema gleichmäßig bündelnd - dass mit jeder Strophe zwangsläufig immer auch eine Sinneinheit abgeschlossen werden MUSS, ist kein lyrisches Dogma - die gibt es nämlich zum Glück nicht. Zumindest nicht für solche, die wirklich kreativ arbeiten und bereit sind, eine Wirkung vor die behauptete Unverrückbarkeit einer Form zu stellen.

Dass du das heute nicht mehr machst und verwerflich findest, kannst du einem anderen Autor wohl kaum zum Vorwurf machen - ich sage das, weil es hier so formuliert wurde, dass es leider ziemlich genau danach klingt.
Aber subjektives Werturteil ist ja nicht verboten, auch wenn es bezüglich lyrischer Aufarbeitung nichts bringt.
Solche sinnlosen Wasserstandsmessungen persönlichen Gustos sind kontraproduktiv und ziehen, wenn sie so formuliert sind wie hier, letztlich nur den Angesprochenen runter, wenn er das zulässt, weil sie seinem lyrischen Schaffen eine bestimmte Wertigkeit einfach so absprechen, und das auf der Basis bloßen subjektiven Geschmacks.

Kann sein, dass ich selbst nicht ohne Fehl bin und des öfteren durchaus mal Ähnliches vom Stapel gelassen habe, ohne es bewusst zu merken - ich wollte nur festhalten, was mir hier aufgefallen ist.

LG, eKy
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