Hi Thomas!
Deiner "Moderne" in der letzten Zeile fehlt ein "n".
Viele Kluge Worte (originär von dir oder zitiert?), denen ich mich hauptinhaltlich anschließen kann.
Nur über den Wert der "gottlosen, sinnlosen Leere" bin ich anderer Ansicht. Ich umarme diese, da ich sie für wertiger und eines gereifteren Verstandes würdiger erachte als das verzweifelte Glauben an selbsterdachte Götter oder Sinnkonstrukte, die ein schwaches Ego stützen, eine Gemeinschaft oder Kultur definieren sollen (Je größer der diesbezügliche Minderwertigkeitskomplex, desto fanatischer die Auswüchse solcher "Gottesdiener" - siehe beispielsweise die rigiden Regeln und das zugleich unterwürfige wie selbstgefällige Gottesdienertum des wahabitischen Islam).
Keine Bedürftigkeit dafür mehr zu empfinden, halte ich sogar für die logische nächste Stufe der Evolution des menschlichen Geistes.
Von daher ist es kein "Verlust", wie in deinem Text postuliert wird, wenn man ohne Gott und Seinsgrund selbstdefiniert leben kann, sondern eine Erweiterung der intellektuellen Möglichkeiten.
Auch wahre Moral und ethisches Handeln werden nicht über starre Gesetze oder religiöse Regelwerke definiert, sondern erzieherisch über Vorbildfunktion vermittelt, zum Teil aber auch im jeweiligen Charakter mitgeformt durch Erlebnisse, Lebensumstände und emotionale Reifungsprozesse.
Denkt man den Prozess logisch zu Ende, steht am Ende die Überwindung der geistigen Unselbstständigkeit, der Bedürftigkeit nach diviner Vater- und Leitfigur und beruhigende Sinnstiftung, für deren Akzeptanz man zumeist jede Menge Universum ignorieren oder verdrängen muss, damit es Sinn ergibt.
Will sagen: Je mehr wir über alles lernen, desto unwahrscheinlicher erscheint die Existenz von Göttern und einem größeren Plan, der Sinn verleiht. Wer weiter glauben will, muss also das Lernen verweigern oder die Erkenntnisse ignorieren, um nicht mit der marginaler werdenden Wahrscheinlichkeit zu kollidieren.
Ich glaube, der nächste Schritt sollte die Überwindung der Bedürftigkeit nach Göttern und Sinn sein. Eine solche Existenz erachte ich nicht als leer - sondern als befreit und bereit, sie selbstbetimmt mit allem zu füllen, was ich mir selbst an Sinn verleihe oder an Freude erlaube, ohne damit andere zu beschädigen oder zu unterwerfen.
Als Beweis soll gelten, dass ich aus meiner angestrebten "Leere" heraus durchaus wertige Lyrik zu verfassen in der Lage bin. Frei von Gott und Sinn bedeutet ja nicht, damit zugleich frei von Meinung oder Moral zu sein.
Sehr gern gelesen!
LG, eKy