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Alt 17.05.2009, 12:34   #5
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asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
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hallo klatschmohn,


du hast jeden grund zur hoffnung, wenn ich deine villanelle hier so lese. aber auch das werk, das anlass zur "blamage" geliefert hat, fand ich nicht minder reizvoll.

daher sag ich:

man kann sich gar nicht wirklich bös blamieren
's ehrt der versuch schon den ernsthaften dichter
kein grund also sich länger zu genieren

schon gar nicht, schreibt man fern von starallüren
spielt niemals auf sich als gestrenger richter
man kann sich gar nicht wirklich bös blamieren

auch im nicht ganz perfekten ist zu spüren
was zaubert lächeln auf viele gesichter
kein grund also sich länger zu genieren

gedichte liest, wer sich lässt gern verführen
vom klang berührt, für poesie die lanze bricht er
man kann sich gar nicht wirklich bös blamieren

gelingt's dem dichter herzen anzurühren
wird manchen lesers seele leicht und lichter
kein grund also sich länger zu genieren

's wird perfektion allein ans ziel nicht führen
erst mit gespür vereint macht's wahre dichter
man kann sich gar nicht wirklich bös blamieren
kein grund also sich länger zu genieren



sieh es mal so: "deine" form hat auch ihren ganz eigenen reiz, den man ihr nicht absprechen kann. also "kann" sie auch was und "wirkt". vielleicht ein neuer weg? wer sagt, was alleingültig falsch oder richtig ist?

ich möchte damit nicht das fachkundige wissen einer medusa oder anderer in frage stellen, zu deren perfektion ich es (auch aus mangel an willen) wohl nie bringen werde. doch für mich hat auch das regel-abweichende, wenn es gut gemacht ist, gültigkeit.


lieber gruß,


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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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