Krek-krek,
also bei der Titelsuche fragst Du den Falschen. Ich hasse das auch jedesmal: der Text ist fertig und dann soll ein Titel her, der a.) nicht zu viel verrät, b.) den Leser aufmerksam macht, c.) trotdem etwas verrät und d.) nicht zu anspruchslos ist.
Ich bin ja kein Prinzipienreiter, aber dennoch sind es wohl Prinzipien, die mich davon abhalten, Titelvorschläge zu machen.
So, und jetzt das mit dem Tempus. Daher Vorsicht!, der Kajn probiert wieder, etwas grammatisch und semantisch zu erklären.
Zitat:
Die letzte Stunde dieser Welt
verweht gleich einem Flügelschlag,
der träg sich aus den Federn schält,
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das ist eine Aussage über die Gegenwart*.
Die "letzte" Stunde der Welt verweht. Dieser Zustand ist nicht mehr rückgängig zu machen.
Zitat:
wenn auch der Morgen vor uns lag
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Die Konjunktion "Wenn" leitet hier einen fiktionalen Gedanken ein, der in der Vergangenheit verortet ist. Sprich: Damals gab es noch die Hoffnung auf Veränderung. Das ist aber Geschichte, Pech gehabt.
Zitat:
und jedes Tor weit offen steht -
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Das Bindewort "Und" kann sich nur auf den fiktionalen Gedanken beziehen. Bezieht sich also auf die Wendung: "Wenn auch...". Was auch logisch ist, weil wir ja schon festgestellt haben, dass die letzte Stunde verweht, es also keine Chance mehr für die Rettung der Welt gibt. Hier kann es also keine "offenen Türen" mehr geben; die gab es, als es noch die Fiktion eines Morgens gab. Daher gehört auch das in die Vergangenheitsform.
Hui, ungefähr halbwegs verständlich ausgedrückt?
liebe Grüße
Kajn
*in meiner Interpretation lese ich die Gegenwart in Verbindung mit dem Titel zwar als Fiktion, die durch ihre Vergegenwärtigung Wirkung erzielt, aber das sollte man an dieser Stelle aussen vor lassen