Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 16.12.2009, 19:43   #8
Seeräuber-Jenny
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Ahoi Falderwald,

dadurch, dass die Geschäfte länger geöffnet sind, ist ja nicht mehr Kaufkraft vorhanden. Was machen also die Ladenketten? Sie beschäftigen Hilfskräfte in Billigjobs. Es kann doch nicht erstrebenswert sein, um jeden Preis Arbeitsplätze zu schaffen und das Lohnniveau zu senken. Guter Lohn für gute Arbeit, das muss meiner Meinung nach die Devise sein.

Die Notdienste und die Dienste, die der Aufrechterhaltung der Infrastruktur dienen, nehme ich natürlich aus. In diesen Bereichen ist es unumgänglich, auch sonntags zu arbeiten. Doch auch bei den normalen Ladenöffnungszeiten bleibt mir genügend Zeit, mir das zu besorgen, was ich brauche.

Du irrst, wenn du schreibst, hier würde an einem längst überholten Gesetz festgehalten. Artikel 140 Grundgesetz macht die sog. Kirchenartikel 136, 137, 138, 139 und 141 der Weimarer Reichsverfassung, in denen die Religionsfreiheit des Art. 4 GG näher geregelt ist, zum festen Bestandteil unserer heutigen Verfassung. Diese Artikel wurzeln in unserer religiös-christlichen Tradition. Der Schutz des Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 139 WRV ist jedoch nicht auf einen religiösen oder weltanschaulichen Sinngehalt der Sonn- und Feiertage beschränkt, sondern zielt auch auf die Verfolgung profaner Ziele wie die der persönlichen Ruhe, Besinnung, Erholung und Zerstreuung. Die von Art. 139 erfasste Möglichkeit seelischer Erhebung soll allen Menschen unbeschadet einer religiösen Bindung zuteil werden. (So ähnlich steht es im BVG-Urteil.)

Wenn du die Weimarer Reichsverfassung aus dem Jahr 1919 als überholt betrachtest, die immerhin ein Kernstück deutscher Demokratie ist, dann müsstest du auch das Bürgerliche Gesetzbuch aus dem Jahr 1900 als veraltet ansehen und erst recht die Zehn Gebote, die über zweitausend Jahre alt sind. Eine tolerante Welt bedeutet für mich nicht, dass alle Traditionen, auch wenn sie sich bewährt haben, über Bord geworfen werden. Unsere Zivilisation ist nicht aus dem Nichts entstanden, sondern ist Produkt einer Jahrtausende alten Geschichte.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi Medusa,

dass man weltweit rund um die Uhr einkaufen kann, ist nicht richtig. Selbst im Moloch Mexiko-City gilt die Sonntagsruhe, auf den Hebriden kann man am Sonntag nicht mal ein Hotelzimmer buchen, und bestimmt sind in Israel am Sabbat die Läden geschlossen.

Im übrigen kann man in Berlin bereits seit langem abends und an den Wochenenden in sog. Spätverkäufen einkaufen. Doch das sind meist Familienbetriebe, die sich freiwillig für diese ungünstigen Arbeitszeiten entschieden und dafür tagsüber geschlossen haben.

Ich denke, eine Verkäuferin, die Kinder hat und an den Adventssonntagen arbeiten muss, kann über diese Regelung nicht glücklich sein. Im Advent erinnere ich mich immer an meine Kindheit. Es war sehr feierlich. Wir saßen beim Schein der Pyramide zusammen und sangen Lieder aus dem Erzgebirge. Der Advent sollte der Besinnung im Kreis der Familie dienen und nicht der Hektik.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi Lena,

für dich ist es sicher gut, wenn du ein bisschen dazu verdienen kannst. Doch bestimmt ist dein Einkommen weit geringer als das einer gelernten Verkäuferin und wahrscheinlich hast du auch kein Kind zu Hause, das den Adventssonntag alleine verbringen muss. Das sollte man bedenken.

Danke für dein Lob fürs Gedicht.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi larin,

du sprichst mir aus dem Herzen. Auch früher, als die Geschäfte an Werktagen bis 18 Uhr und an Samstagen bis 14 Uhr geöffnet waren, hatte ich genügend Gelegenheit zum Einkaufen.

Bei euch in Österreich sind die Beschäftigten dem Weihnachtsgeschäft ihrer Konzerne nicht so ergeben wie hier. Sie wenden sich bereits gegen die Dauerberieselung mit Weihnachtsliedern, was in Deutschland noch überhaupt kein Thema ist. Und auch der Aspekt des Arbeitsschutzes wird diskutiert, denn im Laufe des Tages können durch das Heben von Lasten bis zu einer Tonne an Gewicht zusammenkommen, was langfristig zu schweren Schäden des Stützapparats führen kann.

Versoffener Sonntag, verkaterter Montag? Nee, lieber nicht.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (16.12.2009 um 21:40 Uhr)
  Mit Zitat antworten